Nagib Machfus: Die Midaq-Gasse

  • Kurzbeschreibung (Amazon)
    Onkel Kamil, der Bonbonverkäufer, al-Hilu mit seinem Friseursalon, der alte Dichter, den keiner mehr hören will, seit es das Radio gibt - jeder sucht seinen eigenen Weg in die Zukunft. Umm Hamida, wandelndes Lexikon aller Missetaten, hat täglich mehr zu erzählen über die Geheimnisse der Gasse, denn eine Welt ist in Unordnung geraten.



    Meine Meinung
    Kairo, Anfang der 1940er Jahre: In der Midaq-Gasse gehen die Bewohner ihrem alltäglichen Leben nach. Der Krüppelmacher schleicht durch die Gasse, die schöne Hamida träumt von einem reichen Mann, der ihr Einfluss, Macht und schöne Kleider verleiht. Ihre Pflegemutter arbeitet als Heiratsvermittlerin und kennt den Klatsch in der Gasse genau. Der Zahnarzt, der kein richtiger Zahnarzt ist, aber dessen Aufgaben erfüllt. Am liebsten verkauft er Gebisse aus Gold.
    Die jungen Männer in der Gasse freuen sich über den Krieg, den der verschafft ihnen Arbeit bei den Engländern. Und der Krieg soll noch möglichst lange dauern, das wünschen sie sich hier.
    Die jüngeren Bewohner der Gasse sehnen sich nach Strom und fließenden Wasser. Die älteren Bewohner dagegen können das gar nicht nachvollziehen, was ist denn so schlecht am Brunnen? Am schlimmsten trifft es den alten Geschichtenerzähler. Seine Geschichten sind nicht mehr gefragt, stattdessen läuft in den Cafés nun das Radio.


    Ich habe bisher noch nie etwas von einem arabischen Schriftsteller gelesen und ich war recht gespannt auf das Buch von Nagib Machfus. Immerhin hat er als einziger arabischer Schriftsteller bisher den Nobelpreis für Literatur bekommen. Leider hat er es mir auch ziemlich schwer gemacht.


    Es gibt in dem Buch keinen Hautcharakter. Alle Personen in dem Buch sind gleich wichtig, und es sind viele Personen. Viel mehr, als ich hier am Anfang aufgezählt habe. Wer mit wem in Verbindung steht und wieso ist recht schwierig heraus zu lesen.
    Abwechselnd wird aus der Sicht der unterschiedlichen Bewohner berichtet. Das ist zwar recht aufschlussreich, weil man so einen Einblick in das unterschiedliche Leben aller Bewohner bekommt, aber man erfährt auch vieles nicht, weil in der Zwischenzeit von anderen Bewohnern berichtet wird.
    So liest man am Ende eines Kapitels, das einer der Bewohner erkrankt ist, doch dann springt die Handlung in den nächsten Kapiteln zu anderen Bewohnern und wenn man dann irgendwann wieder zurück kehrt, dann erfährt man nur, das er fast gestorben wäre, nun aber wieder arbeiten kann.
    Da wäre es mir viel lieber gewesen, wenn das Buch doppelt so dick gewesen wäre und ich mehr hätte erfahren können.


    In gewisser Hinsicht ist das kein Buch über eine Stadt, sondern wie es der Titel schon sagt, geht es um eine Gasse. Viele Bewohner scheinen die Gasse nie zu verlassen und wissen kaum, was um die herum passiert. Theoretisch könnten die Ereignisse sich auch in einem kleinen Dorf abspielen.


    Fazit: Einerseits fand ich das Buch recht interessant. Gleichzeitig fand ich es auch etwas mühsam zu lesen und ich bin mir nicht sicher, ob nochmal ein Buch von Nagib Machfus lesen würde.




    Autorenportrait (Amazon)
    Nagib Machfus, geboren 1911, ist einer der bedeutendsten arabischen Autoren der Gegenwart. 1988 wurde ihm der Nobelpreis verliehen.