Josef Wilfling - Abgründe

Ich bin auf Josef Wilfling letztes Jahr bei der Leipziger Buchmesse bei einer Autorenlesung aufmerksam geworden und habe es endlich in meiner Bibliothek gefunden.

Ich habe das Buch fast in einem Rutsch verschlungen. So wie der Kriminalkommissar a.D. erzählt, so kann man ihn sich leibhaftig vorstellen. Er beschreibt für jedes Mordmotiv (Habgier, Mordlust, Wolllust etc.) einen realen Fall und mich hat diese Ruhe und Gradlinigkeit begeistert, wie er die Arbeit beschreibt.

Besonders fansziniert hat mich die Frage, ob Frauen aus anderen Gründen morden wie Männer. Diese Frage hat er schon in der Autorenlesung aufgeworfen und die Antwort bewegt mich noch heute. Wer die Antwort wissen will, muss es nachlesen.

Josef Wilfling - Abgründe: Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Kurzbeschreibung:
Als der Leiter der Münchner Mordkommission Josef Wilfling Anfang 2009 nach 42 Dienstjahren in Pension ging, verabschiedete sich eine Legende: Der Star-Ermittler und Vernehmungsspezialist klärte den Sedlmayr- und den Moshammer-Mord auf, schnappte Serientäter und verhörte Hunderte Kriminelle. Rund 100 Fälle von Mord und Totschlag hat er während seiner Dienstzeit bearbeitet, und das mit einer Aufklärungsquote von nahezu 100 Prozent. Jetzt deckt er die spannendsten und erstaunlichsten seiner Fälle auf und geht der Frage nach, wie und warum Menschen zu Mördern werden. Doch er zeigt nicht nur, wo das Böse seinen Ursprung hat, sondern beantwortet auch Fragen wie: Töten Frauen anders als Männer? Wie verhält sich ein Unschuldiger? Woran erkennt man einen Lügner? Wahre Geschichten über die Abgründe der menschlichen Natur – atemberaubend erzählt und spannender, als es ein Roman je sein könnte.

Über den Autor
Josef Wilfling, Jahrgang 1947, war 42 Jahre lang im Polizeidienst tätig, 22 davon bei der Münchner Mordkommission. Der Vernehmungsspezialist klärte spektakuläre Fälle wie den Sedlmayr- und den Mooshammer-Mord auf, schnappte Serientäter wie den Frauenmörder Horst David und verhörte Hunderte Kriminelle. Josef Wilfling ist verheiratet und lebt in München. Meine Meinung:

Zum Inhalt des Buches: Das Vorwort von Herr Wilfing beschreibt wann man zum Mörder wird (laut Gesetz) und auch aus welchen Gründen. Die Gründe wie Habgier, Hochmut, Neid und andere gehören schon zu den 7 Todsünden in der Bibel. Auch hat er den § 211 - Mord erläutert.
Er beschreibt in 10 Kapiteln Fälle aus unterschiedlichen Gründen wie Habgier, Wollust, Mordlust, um nur einige zu nennen. Auch das Thema das Frauen anders töten als Männer wird erläutert. Was ich doch recht interessant fand.
Er beschreibt die Fälle mit sehr viel Geschick und man merkt an den Fällen und auch der Auflösung, das Herr Wilfling eine sehr erfahrene Legende auf seinem Gebiet ist und eine sehr gute Beobachtungsgabe hat. Von daher schon mal Hut ab. Herr Wilfling hat die Fälle sehr authentisch beschrieben und auch wie er die Täter überführen konnte. Dem Autor ist es in seinem Buch gelungen, den Lesern seinen Alltag als Ermittler näher zu bringen.So nah als wäre man mit vor Ort. In dem Buch geht es nicht um die Psychologie eines Täters, diese bleibt außen vor, sondern um den Mord und die Aufklärung, die Gründe selbst.
Ich bin zwar eine erfahrene Krimi- und Thrillerleserin, aber wenn man ein solches Buch liest muss man die einzelnen Geschichten doch etwas sacken lassen. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist einfach und es lässt sich sehr gut lesen. Spannender als so mancher Krimi. Das Schlimme an dem Buch ist, das einem Klar ist das man kein Hirngespinst eines Autores liest sondern die gnadenlose Wirklichkeit, die vor der Haustür statt findet. Und das fand ich sehr doch stellenweise doch sehr happig. Ich kann dieses Buch ausnahmslos jedem Krimiliebhaber empfehlen. Es zeigt einem, dass die Wirklichkeit manchmal skurriler und grausamer ist, als man es sich in seiner wildesten Phantasie vorstellen würde.
Von mir bekommt das Buch 5 Sterne

Herr Wilfling war gestern bei der hiesigen alljährlichen Kriminacht zu Gast und ich habe mir dieses Buch gekauft und signieren lassen.

Er hat nicht gelesen, sondern wurde interviewt, auch das Publikum bekam die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dieser Mann hat sich trotz der schockierenden Fälle, mit denen er sich in seinem Berufsleben beschäftigen musste, seinen trockenen Humor bewahrt. Seine Ausführungen waren hochinteressant und es gab - kaum vorstellbar - auch allerhand zu lachen.
Wenn jemand von Euch die Gelegenheit hat, zu einer Lesung, bzw. einem Auftritt von Josef Wilfling zu gehen, sollte er/sie das unbedingt tun.
Sehr beeindruckend!

Bücher dieser Art mag ich sehr gerne.
Ich finde es spannend über die Arbeit von Polizisten zu lesen, besonders im Hinblick auf die Justiz. Sei es Gericht oder Staatsanwaltschaft.

Den Einstieg finde ich sehr gelungen. Zuerst den § 211 StGB zu erklären ist durchaus sinnvoll. Der Vergleich mit den sieben Todsünden war mir neu, darauf sind wir in der Ausbildung gar nicht gestoßen aber er ist zutreffend und ziemlich verblüffend. Im Grunde haben sich die Motive gar nicht zu sehr geändert.
Der Autor bringt meiner Meinung nach auch gut rüber, dass es in der Realität nicht einfach ist, eine Tat aufzuklären und klar zu sagen ob es sich um Todschlag oder Mord handelt.

Die Fälle an sich sind aufwühlend und teilweise unbegreiflich. Wohl auch weil man weiß, dass zwar Namen usw. verändert wurden, die Taten selbst aber wirklich durchgeführt wurden.

Erschreckend ist, was die Protokollführer bei der Polizei aushalten müssen. Darüber habe ich nie nachgedacht. Das ist kein Vergleich zu Gerichten und es ist kein Wunder, wenn dort einige nervlich irgendwann nicht mehr können.
Gut finde ich, dass Wilfling seine Gefühle trotz langjähriger Erfahrung und guter Ausbildung nicht immer unter Kontrolle hat. Das macht ihn menschlich und nicht zu einem A...-Polizisten.

Ein sehr spannendes Buch, welches ich jedem empfehle der nicht nur über grausige Taten lesen möchte, sondern auch an ein bisschen mehr Input interessiert ist.