Diana Schott - Warum sollte ich weinen

  • Hinweis: Womöglich Eigenvorstellung des Autors/Verlags!


    Die Geschichte von Anna findet ihren Anfang an einem Herbsttag, den die Dreijährige unbeschwert mit ihrem älteren Bruder genießt.
    Der erste Teil erzählt von einer Kindheit, die geprägt ist von der Gewalt des Vaters gegen den Bruder, der nicht sein leiblicher Sohn ist und letztlich in die Obhut der Großmutter gegeben wird. Während Anna noch um den Verlust trauert, wird ihre Schwester geboren.
    Mit einer Mutter, die sich selbst als Opfer erlebt und einem Vater, der seine Hilflosigkeit durch aggressive Dominanz ausdrückt, findet Annas Entwicklung keinen gesunden Nährboden.
    Als Anna schreiben lernt, notiert sie ihren ersten Tagebucheintrag. Ihre Tagebücher begleiten Anna auf ihrem gesamten Lebensweg und spiegeln all ihre Gedanken, Ängste und Erkenntnisse.
    Einige Geschichten der Menschen, die in Annas Leben eine Rolle spielen, entwickeln sich zu eigenständigen Erzählungssträngen. Wie finden Annas Geschwister als die unsichtbaren Kinder der Familie ihren Weg? Und welche Rolle spielt Gregor in Annas Leben?
    Der Roman berichtet von Annas Bemühen um Begreifen und Bewältigung.
    Und obwohl in dem Roman vor allem Annas Biographie erzählt wird, behandelt er Probleme, Schicksalsschläge und Erfahrungen, die auch andere Menschen erlebt haben können. In dieser Übertragbarkeit kann er Möglichkeiten aufzeigen, wie ein Mensch trotz belastender Kindheit und Jugend negative Erfahrungen so verwandeln kann, dass er nicht aus der Vergangenheit heraus bestimmt handelt, sondern der Zukunft zugewandt lebt.

    Es gibt wohl Unzählige, überall
    und immer, die wie Anna das Leben als "anstrengend" bezeichnen würden
    statt als es als ein Geschenk zu betrachten.

    Ihre Geschichte bleibt damit
    übertragbar, auch in der Ignoranz der handelnden Figuren, deren Liebe
    und überhöhten Erwartungen, ihrem Mißbrauch und ihrer Gewalt, ihrer Wut
    und Hilflosigkeit.

    Anna will nicht kaputt gehen an
    dem, was Kindheit und Jugend ihr hinterlassen haben. Sie will dem
    entwachsen, enfliehen, weil sie trotz der ständigen Gegenwart des Todes,
    der ihr vermeintliche Freiheit vom Leiden verspricht, daran glaubt,
    dass es gelingen kann.

    "Noch immer bin ich verwundet,
    verwundbar, haltlos und sehnend und werde trotzdem ein gutes Leben
    haben", schreibt Anna ins Tagebuch. "Ich werde versagen und verletzen,
    aber dann sagen können: Ich kann und ich werde es niemals sein: eine
    perfekte Heilige. Ich akzeptiere mich selbst mehr als je zuvor in meinem
    Leben. Und auf diese Weise werde ich meinen Weg finden, einen Weg, den
    ich zu gehen im Stande bin und deshalb wird es mein Weg sein! Dies ist
    eine schwere Bürde. Und weil es so ist, darf niemand beurteilen, was ich
    bewältigen kann und was nicht. Also warum sollte ich weinen?"

    Gelingt es Anna, sich für das Leben zu entscheiden?
    Es gibt keine Einseitgkeiten in der Schuldfrage, sondern nur Achtung vor dem Schicksal im Leben anderer.
    Es geht um die Vergebung, nicht nur sich selbst gegenüber, entgegen aller Schuldgefühle, die niemals Heilung versprechen.
    Und Heilung braucht es, denn Anna weiß um die Verantwortung gegenüber denen, die einem in ihrer
    Schutzlosigkeit anvertraut und ausgeliefert sind.