Alex Capus - Léon und Louise

  • In den vorhergehenden Beiträgen wurde eigentlich schon alles gesagt.
    Auch mir hat das Buch gut gefallen, etwas besser als das von mir erstgelesene Buch dieses Autors. Ich mag seinen flüssigen Schreibstil, Humor, Ironie, Fantasie und bildhafte Redewendungen.


    Hier musste ich laut loslachen, einfach zu köstlich



    Was die Protagonisten betrifft, mag ich Louise am liebsten. Auch ihre Briefe an Léon finde ich schön. Yvonne verstehe ich nicht so ganz und einige ihrer Charakterzüge gefallen mir nicht besonders. Bei Léon in ich zwiegespalten, er verhält sich manchmal ziemlich machoartig, ein bisschen naiv und eher wie ein grosser Junge als ein erwachsener Mann.


    Trotz der zwei Weltkriege strahlt das Buch keine grosse Traurigkeit aus, es ist angenehm zu lesen und sehr unterhaltsam. Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    @pralaya, Du fandest ja « Eine Frage der Zeit » zu langweilig. Wenn ich versuche, Dir das nachzuempfinden, würde ich sagen, dieses hier ist einen Deut weniger langweilig :wink:

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Im letzten Jahr des ersten Weltkriegs begegnen sich Léon und Louise zum ersten Mal, als der siebzehnjährige Léon sein Heimatdorf in der Normandie verlässt und die Stelle eines Morseassistenten in einem Örtchen an der Marne eintritt. Woher Louise kommt, weiß keiner so genau, sie ist eines Tages einfach im Dorf aufgetaucht, und mittlerweile kennt jeder das junge Mädchen mit dem quietschenden Fahrrad.


    Nach einer Phase der langsamen Annäherung verbringen die beiden ein wundervolles Wochenende am Meer, doch auf dem Rückweg geraten die beiden mit den Fahrrädern unversehens mitten in die Kampfhandlungen und werden getrennt, Léon wird schwer verletzt und glaubt wie alle anderen, Louise sei ums Leben gekommen.


    Vergessen kann er sie nicht, doch er ist noch jung und sagt sich, dass das Leben weitergehen muss, zieht nach Paris, beginnt als Chemiker bei der Polizei zu arbeiten und heiratet Yvonne, mit der er eine vielköpfige Familie gründet. Alles geht seinen geregelten Gang, Léon ist damit auch gar nicht unglücklich ... doch dann erblickt er eines Tages in der Métro eine Frau, die aussieht wie Louise, und setzt alles daran, sie zu finden.


    Es fällt mir nicht leicht, meine Meinung zu diesem Buch in Worte zu fassen. Ich bin mir auch gar nicht so sicher, wie es mir nun eigentlich gefallen hat.


    Capus versteht es meisterhaft, Menschen zu beobachten, Charakterzüge einzufangen und kleine ulkige Eigenheiten zu schildern, in einem leicht ironisch-distanzierten, aber durchaus liebevollen Tonfall. Manchmal haftet seinen Beschreibungen fast etwas Märchenhaftes an, und Léons Abnabelung vom Elternhaus, die Tücken seines ersten echten Jobs und natürlich der verwirrend-schöne Zauber des Verliebtseins ist wunderbar dargestellt.


    Mit Léons Erwachsenwerden, der Begegnung in der U-Bahn, der erneut aufflammenden Sehnsucht nach Louise und allem, was danach passiert, kam für mich aber ein Bruch in der Geschichte - ich vermag es aber nicht so recht zu konkretisieren, was mich genau gestört hat außer dem Verhalten der Ehefrau, das mir unrealistisch vorkam.


    Es ist nicht uninteressant, was dann noch alles geschieht, vor allem, als die Deutschen in Paris einmarschiert sind, die Polizei den Nazis untersteht und der eigentlich eher unpolitische Léon sich plötzlich in einer Art Widerstandsrolle wiederfindet, aber den Zauber des ersten Drittels hatte das Buch dann verloren. Vielleicht, weil es wirkt, als habe sich der Autor nicht so recht entscheiden können, was für eine Geschichte er eigentlich schreiben will, und dann keiner der Aspekte so richtig ausgereift wirkt, vor allem nicht die Fortführung der Liebesgeschichte.


    Definitiv kein schlechtes Buch, vor allem von der Sprache her, aber es hat mich auch nicht 100% überzeugen können.

  • Definitiv kein schlechtes Buch, vor allem von der Sprache her, aber es hatmich auch nicht 100% überzeugen können.

    Das ging mir genauso, ohne dass ich genau einkreisen könnte, woran es liegt. Es ist jetzt auch zu lange her, als dass ich in meinem müden Hirnkasterl noch groß kramen könnte, aber den Begeisterungsstürmen konnte ich mich auch nie anschließen. :wink: