Inhalt (Cover):
"Zu der Zeit, da mein Großvater Louise Janvier kennelernte, war er siebzehn Jahre alt. Ich stelle ihn mir gern als ganz jungen Mann vor, wie er im Frühling 1918 in Cherbourg seinen Koffer aus verstärkter Pappe aufs Fahhrad band und das Haus seines Vaters für immer verließ", so beginnt Alex Capus eine Liebesgeschichte, die erst am 16. April 1986 mit LéónLeGalls Trauergottesdienst in Notre-Dame enden sollte. Als geheimnisvolle Zeugin der Vergangenheit taucht an jenem Morgen jene kleine, weißhaarige Dame auf,die sich mit resolutem Schritt ihren Weg durch die Familienmitglieder zum offenen Sarg bahnt.
Alex Capus hat einen großen Roman über das zwanzigste Jahrhundert geschrieben, und erzählt zugleich eine wunderbare Geschichte: achtundsechzig Jahre im Leben zweier Menschen, die nie zusammenkamen und doch ein hinreißendes Liebespaar geworden sind.
Autor:
Alex Capus. geboren 1961 in der Normandie, lebt heute in Olten. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählband "Diese verfluchte Schwerkraft", dem seitdem neun weitere Bücher mit Kurzgeschichten, Romanen und historischen Reportagen folgten.
Kurze Zusammenfassung, meine Meinung und Bewertung:
León und Louise, zwei junge Leute, verlieben sich in den Wirren des 1.Weltkriegs. Doch ein Fliegerangriff beendet diese junge Liebe. León ist schwer verletzt, Louise, so sagt man ihm, sei tot. Nach 10 Jahren erweist sich diese Nachricht als falsch, sie begegnen sich wieder. León ist inzwischen verheiratet und Vater, Louise hingegen liebt ihre Unabhängigkeit. Wieder zieht sie das Gegensätzliche an. Nach einer gemeinsamen Nacht beschließen sie jedoch sich nicht wiederzusehen. Der 2.Weltkrieg naht, Paris wird von den Deutschen besetzt, León und seine Frau Yvonne arbeiten Hand in Hand um die Sicherheit der Familie zu gewähren, erleben harte Zeiten. Louise arbeitet bei einer Bank und wird quasi über Nacht mit anderen Mitarbeitern und einer Menge Gold im Gepäck nach Afrika verfrachtet. In ihrer Einsamkeit schreibt sie León. Sie fühlt sich ihm näher, je weiter sie von ihm weg ist. Nach Ende des Krieges, führt Louises Weg sofort zu Léon. Dieser hat inzwischen ein kleines Hausboot, das für sie eine Oase, ein Liebesnest wird. Seine Tage sind geteilt zwischen Familie und Liebe bis Yvonne eines Tages...........
Immer wieder erschallt der Ruf nach einem kitschfreien Liebesroman. Alex Capus schafft dafür Grund und Boden. Trotzdem macht mich dieser Roman nicht glücklich. Sicher das ist Capus Sprache und Schreibstil wie man ihn in seinen bisherigen Romanen kennt mit genialen Sätzen wie "Gelächter ist die Waffe der Machtlosen. Macht lacht nicht." Auch liest sich der Roman leicht, flüssig und sehr unterhaltsam, aber es gibt viele Situationen denen ich kritisch gegenüber stehe, die mir nicht unter die Haut wollen. Was ist das für eine Ehe? Léon ist teils offen, teils doppelzüngig. Yvonne läßt sich erstaunlich leicht zufriedenstellen. Wo bleibt ihre Selbstachtung, ihr Selbstbewußtsein? Die Demonstration von Dummheit ist halbherzig, ihre kleine Rache, die ihr noch nicht mal spaß machte, bedrückt sie bis ins Totenbett. Die Ehe erscheint mir eher als Zweckgemeinschaft. Yvonne akzeptiert die Geliebte als Geist im Hintergrund über all die Jahrzehnte hinweg. Und León führt sein Doppelleben, hat eigentlich alle Vorteile. Ich schwanke stets zwischen Sympathie und Unverständnis. Nur zum Träumen bleibt mir als Leser kein Raum. Vielleicht bin ich doch romantischer als ich dachte. Probleme und Alltag in Léons Arbeitsleben während der beiden Kriege, Yvonns Überlebenskampf für die Familie finde ich dagegen großartig, fesselnd beschrieben, mit dem Ende gebe ich mich zufrieden.
Fazit: Ein ungewöhnlicher Liebesroman bei dem ich nicht alles nachempfinden konnte, der aber in seiner Gesamtheit sehr unterhaltend zu lesen war. Er macht es sich nun kuschelig in meinem Alex Capus Regal.
Meine Bewertung:
Liebe Grüsse
Wirbelwind
Stefanie Zweig, Die Kinder der Rothschild-Allee