Lilach Mer - Der siebte Schwan

  • Klappentext:


    In jeder Spieluhr schläft ein Geheimnis. Wenn die alte Melodie erklingt, erwachen Schatten und Träume...


    Schleswig-Holstein im Jahr 1913: Die vierzehnjährige Mina lebt mit ihren Eltern auf einem einsamen Gutshof. Ihr liebster Zeitvertreib ist es, auf dem Dachboden zur Melodie einer halbzerbrochenen Spieluhr zu tanzen. Diese Uhr jedoch birgt ein Geheimnis, das Minas Welt für immer auf den Kopf stellt und sie auf eine Reise schickt, auf der die Sagen des Nordens und die Magie der Freundschaft lebendig werden.



    Über die Autorin:


    Lilach Mer, Jahrgang 1974, wuchs in Berlin und Schleswig-Holstein auf. Sie ist Juristin und ausgebildete Fachjournalistin und arbeitet an der Universität. Daneben gibt sie sich der Fabulierlust hin, wann immer sie die Zeit dafür findet. »Der siebte Schwan« ist ihr erster Roman.



    Allgemeines zum Buch und dessen Aufbau:


    „Der siebte Schwan“ ist mit seinen 556 ein schön umfangreiches Buch, das der Geschichte Platz bietet, sich zu entfalten. Es gliedert sich in mehrere Kapitel, die alle recht umfangreich sind. Zum einfacheren Lesen sind sie daher zusätzlich in Abschnitte unterteilt, die das Einlegen von bequemen Lesepausen ermöglichen. Eingeleitet wird jedes Kapitel von einem verspielten Ornament und auch die einzelnen Absätze werden von diesen Zeichnungen eingeleitet. Diese Ornamente haben eine bestimmte Bedeutung, die im Laufe des Buches klar wird. Zusätzlich geht die Autorin am Ende des Buches in ihrem Nachwort auf diese Zeichnungen ein.


    Auch äußerlich ist das Buch wunderschön gestaltet – Cover und Buchrücken gefallen mir sehr gut und strahlen etwas Magisches und Zauberhaftes aus.


    Das erste Kapitel des Buches liest sich wie ein Prolog, der die Geschichte einleitet. Das letzte Kapitel bildet ein Gegenstück dazu, eine Art Epilog, in dem sich ein abschließendes Ende für die Geschichte bildet und zudem die Bedeutung des Prologs erkennbar wird.


    Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Vergangenheitsform.



    Inhalt:


    Da der Klappentext sehr kurz ist und nur wenig vom Inhalt der Geschichte preisgibt, möchte ich mich hierzu kurz ergänzend äußern:


    Hauptcharakter des Buches ist die vierzehnjährige Mina, die große Freude dabei empfindet, heimlich auf dem Dachboden des Gutshauses ihrer Eltern zur Musik einer Spieluhr zu tanzen. Doch diese Spieluhr birgt eine geheime Schublade, in der Mina ein Medaillon entdeckt, das die Fotos zweier Jungs beinhaltet, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Beim Anblick dieser Fotos spürt Mina ein seltsames Ziehen und Verlangen in ihrer Brust und somit macht sie es sich zur Aufgabe, mehr über diese Jungen herauszufinden. Sie flieht aus ihrem Elternhaus, schlägt sich nachts durch einen dunklen Wald und findet schließlich Zuflucht bei den Tatern – Zigeuner, die im Wald ihr Lager aufgeschlagen haben. Dass ihr Kater plötzlich mit ihr spricht, ist nur der Anfang, denn Mina ist in eine Welt voller Magie und Fantasie geraten. Ihr steht eine abenteuerliche Reise bevor und einige Rätsel hat sie dabei zu lösen sowie Gefahren zu überstehen. Doch Mina ist dabei nicht allein.



    Meine Meinung zum Buch:


    Mit ihrem Buch „Der siebte Schwan“ nimmt Lilach Mer ihre Leser mit auf eine Reise. Eine Reise in eine Welt, in der Farben wie „sommernachtsviolett“ oder „traumblau“ anzutreffen sind, in der sich ein kleines Mädchen zu dem Einszweidrei einer Spieluhrmelodie dreht und dabei mit ihren „Herzschlägen die Zeit in Stücke schlägt“ während „Steine schweigend Staub atmen“ und „Wolkenlichtstreifen an ihr vorbei brausen in einem Schwall von Violinen“.


    Diese Zitate sollen einen Eindruck vom Stil der Autorin geben, denn es fällt mir schwer, ihn zu beschreiben und in Worte zu fassen. Er ist voller Poesie und Bildern. Die Autorin versteht es, mit Worten zu spielen und ein farbenprächtiges und imposantes Kopfkino vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen. Sehr poetisch und wortgewandt vermittelt Lilach Mer ihren Lesern eine märchenhafte und fantasievolle Geschichte. Magisch, verträumt, zauberhaft – mit diesen Worten lässt sich beschreiben, welchen Eindruck das Buch bei mir hinterlassen hat. Dabei ist der Schreibstil der Autorin jedoch anspruchsvoll und verlangt Aufmerksamkeit von den Lesern des Buches. Deshalb ist „Der siebte Schwan“ auch kein Buch, das man nebenbei lesen kann. Sondern man sollte sich Zeit dafür nehmen, um sich auf die Geschichte und die Erzählweise einlassen zu können.


    So einzigartig der Stil der Autorin ist, so außergewöhnlich ist die Geschichte, die sie erzählt. Es ist eine Geschichte, in der Legenden und Sagen wahr werden. Als Leser muss man sich darauf einlassen können und ein gewisses Maß an Fantasie aufbringen. Man muss bereit sein, in eine Welt abzutauchen, in der sich nicht alles mit den Regeln der Physik oder Logik erklären lässt. Es ist eine Welt, in der Tiere sprechen können, Nixen im Wasser lauern und Geister Häuser besetzen. Und es ist eine Welt, in der die Natur dem Menschen noch am Herzen liegt. Das hat mir besonders gut an dem Buch gefallen: Es spielt in einer Zeit, in der die Technik noch nicht das Leben des Menschen bestimmt, sondern in der die Natur den Lebenskreislauf vorgibt. Es tauchen viele Tiere in der Geschichte auf und Mina lernt, mit den Naturgewalten zu leben und sich nach ihnen zu richten. Sie lernt die Sprache der Blumen sowie die Kraft des Wassers kennen, freundet sich mit dem Wind und den Bäumen an. Und nicht umsonst trägt das Buch zudem den Titel „Der siebte Schwan“. Doch hierzu möchte ich an dieser Stelle nicht mehr verraten.


    Die Stimmung des Buches ist sehr durchwachsen: Es gibt Szenen, die sehr freundlich und farbenfroh sind, aber diese können auch schnell in ihr komplettes Gegenteil umkehren. Dann dominiert urplötzlich eine Düsternis die Grundstimmung des Buches. Denn es gibt viele Szenen, in denen es spannend und auch unheimlich wird. Der Stil der Autorin ist auch in diesen Szenen so lebendig, dass sich mein Herzschlag dem wilden und pochenden Rhythmus von Minas Herzschlag angepasst hat und ich wie gebannt gelesen und gelesen habe. Dies macht ebenfalls eine Besonderheit des Buches aus: Die Charaktere gewinnen das Herz des Lesers, allen voran Mina, und nehmen ihn völlig für sich ein. Ich habe so oft mit Mina gebangt und gehofft, bin vor Gefahren geflüchtet oder habe mich in dunklen Ecken versteckt. Dabei wurden die Emotionen des kleinen Mädchens zu meinen Emotionen, weil sie greifbar, authentisch und nachvollziehbar beschrieben wurden.


    Das Buch lebt insgesamt von seinen ausführlichen Beschreibungen und Darstellungen. Viele Kapitel kommen mit wenigen Dialogen aus, und dennoch wirkt die Geschichte nicht langatmig. Auch in ihren umfangreichen und detaillierten Beschreibungen schafft es die Autorin, die Handlung voranzutreiben und den Lesefluss aufrecht zu erhalten.


    Während die Charakter und die Handlungsorte ausführlich beschrieben werden, hat mir im Bezug auf die Handlung teilweise die Ausführlichkeit gefehlt. Oft deutet die Autorin die Geschehnisse nur an, ohne genauere Erklärungen dazu abzugeben. So habe ich teilweise nur bruchstückhafte Bilder vor Augen gehabt, die sich erst später zu einem Ganzen zusammengefunden haben. Auch deshalb ist das Buch recht anspruchsvoll. Man muss es aufmerksam lesen, um keine Erklärung zu verpassen und man muss zwischen den Zeilen lesen, wenn Lilach Mer mal wieder nur wenige Andeutungen bzw. Erklärungen preisgibt.


    Mir fällt es sehr schwer, das Buch einem bestimmten Genre zuzuordnen. In die Kategorie „Jugendbuch“ würde es zwar aufgrund der vierzehnjährigen Protagonistin passen, allerdings ist mir der Stil der Autorin für ein Jugendbuch zu anspruchsvoll. Jüngere Leser hätten sicherlich Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen.
    In das Genre „Fantasy“ würde das Buch wegen seiner fantastischen und magischen Elemente passen, aber im Vergleich zu anderen Büchern dieses Genres erscheint es doch in dieser Kategorie nicht gut aufgehoben.
    Daher habe ich es nun der Kategorie „Romane“ zugeordnet.



    Mein Fazit:


    „Der siebte Schwan“ ist ein zauberhaftes und poetisches Buch, das den Leser in eine Welt voller Magie entführt.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Wunderschöne Rezi gaensebluemche, danke :friends:

    "Neue Bücher rochen nach Druckerschwärze, nach Leim, nach Erwartungen. Alte Bücher dufteten nach Abenteuern, ihren eigenen und jenen, von denen sie erzählten. Und gute Bücher verströmten ein Aroma, in dem das alles steckte, und dazu noch ein Hauch von Magie."
    Kai Meyer


  • Danke für die sehr schöne Rezi, gaensebluemche. Ich hatte das Buch auch schon in den Hand, aber da ich wußte, dass du es liest..... :wink:
    Ich denke mal es ist weniger was für mich, aber dafür hat mir deine Rezi enormen spaß gemacht! :applause:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Alex Capus, Léon und Louise

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Wirbelwind, spontan hätte ich es auch eher nicht deinem Buchgeschmack zugeordnet. Aber freut mich, dass ich dich immerhin mit meiner Rezi begeistern konnte. :wink:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Es ist zwar überhaupt nicht mein Genre, aber die Rezi ist ganz hervorragend und sehr plastisch beschrieben. Vielen herzlichen Dank gaensebluemche. :applause:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Mein Genre ist es eigentlich auch nicht wirklich. Trotzdem musste ich das Buch gestern unbedingt erwerben. Ein bisschen ist da auch diese wundervolle Rezi schuld. :wink:

    "Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler" (Philippe Dijan)


    Tauschgnom

  • @ Helga: Gern geschehen! :wink:


    @ Fandorina: Die Schuld nehme ich gerne auf mich. 8) Kannst dann ja mal berichten, wie dir das Buch gefallen hat! :bounce:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Die Rezension ist wirklich sehr schön und es macht Spaß sie zu lesen :)


    Nach den von dir aufgeführten Zitaten erinnert es mich ein wenig an den Stil aus Tintenherz oder täusche ich mich? Das Buch klingt sehr träumerisch und farbenfroh, was mir sehr gut gefällt.

    Liebe ist nicht stark. Sie ist so verletzlich wie nur irgendwas. Und wenn wir nicht achtgeben, dann zerbricht sie wie Glas.


    Arkadien brennt

  • @ Julia:


    Tintenherz habe ich vor Jahren mal gelesen, kann mich deswegen nicht mehr so gut an den Stil von Cornelia Funke erinnern. Spontan würde ich den Stil von Lilach Mer jedoch nicht mit dem von Cornelia Funke gleichsetzen wollen, da die Funke schon eher für Jugendliche schreibt, während "Der siebte Schwan" schon doch recht anspruchsvoll geschrieben ist. Wie du aber schon sagst, ist "Der siebte Schwan" wirklich sehr träumerisch und märchenhaft. In dem Punkt kann man es wohl mit "Tintenherz" vergleichen.

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich habe das Buch rein zufällig beim Internet-Stöbern entdeckt und mir hat es spontan gefallen, deshalb habe ich es mir bestellt. Heute kam es an und ich freue mich schon es zu lesen und jetzt noch mehr, da ich deine tolle Rezi gelesen habe geanseblüemche. Vielen Dank noch einmal. :thumleft:

  • Also ich muss sagen ein sehr schönes Buch, super schönen Cover, das märchenhaft und magisch wie die Geschichte ist ...
    Wer magisches, märchenhaftes und Spannung mit etwas Romantik liebt, :love: für den ist das Buch genau richtig. :thumleft:
    Besonders schön find ich auch die Zinken am Anfang jedes Kapitels, auf den letzten Seiten erfährt man auch einige InformationsQuellen, wie die Zinken welche Bedeutung sie haben, über die Sprachen der Zigeuner( Tater), Die Märchenwesen in Nordeutschland, Zu den Tatern, die Forschungen des Doktors wie es um 1871- 1914 so war , Entwicklungen auf dem Gebiet der Psychiatrie ...

  • gaensebluemche,


    auch von mir noch vielen Dank für die tolle Rezension! Ich lese das Buch gerade und kann dem nur zustimmen. Eine wundervolle, poetische und märchenhafte Sprache. Irgendwie magisch. :drunken:

  • @ Hermia:


    Freut mich, dass dir das Buch gefällt. :D Und du hast Recht: Die Sprache ist wirklich magisch. Sehr außergewöhnlich. Bislang ist mir noch in keinem Buch ein solcher Stil begegnet. :-k

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Mittlerweile habe ich das Buch beendet und muss meine anfängliche Begeisterung zurücknehmen:


    Die vierzehnjährige Mina flüchtet sich immer wieder auf den Dachboden des Gutshauses in dem sie aufwächst. Dort gibt sie den Träumen hin, betrachtet ein geheimnisvollen Medaillon und spielt mit einer alten Spieluhr.
    Kurz vor ihrer Konfirmation hört sie ein Gespräch des Hausarztes der Familie mit ihren Eltern - er hält sie für verrückt und will sie in eine "passende" Einrichtung bringen. Plötzlich spricht ihr Kater mit ihr und sie flüchtet mit ihm in den Wald.


    Zeitlich spielt der Roman im Jahre 1913, also kurz vor den ersten Weltkrieg. Davon ist aber nichts zu merken - Mina wächst wie jede junge Dame sehr behütet auf. Trotzdem macht sie sich einfach so auf, in den Wald. Sie lernt die Tatern kennen und lebt bei ihnen. Doch eigentlich muss sie ihre Brüder finden - die beiden Jungen, die in dem geheimnisvollen Medaillon abgebildet sind.


    Am Anfang scheint die Welt von Mina noch sehr real zu seien. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto fremder und phantastischer wird es aber. Viele alte Sagen und Märchen aus Norddeutschland hat die Autorin in die Handlung mit eingeflochten.


    Ein besonderes Merkmal in dem Buch ist die Sprache. Die ist sehr poetisch, blumig:

    Zitat

    "Auf dem kleinen Friedhof, wo die hohen Grabsteine ein fahles Gänsehautdunkel warfen. (S. 154)

    Zitat


    "Als sie ausatmete, flog etwas davon auf und legte sich wie Feenpuder auf ihre Haut." (S. 201)

    Zitat

    "[...] und wenn ihre Stimme eben noch zart über Kieselsteine geplätschert war, [...]" (S. 282)

    Zitat

    "Das Haus stand ein gutes Stück entfernt, sauberes Weiß hinter zartem Rasengrün." (S. 409]

    Einerseits ist es schön zu lesen, erfordert aber einiges an Konzentration. Leider rückt dabei die eigentliche Handlung in den Hintergrund. Es werden zu viele Personen eingeführt, zu viele Nebenhandlungen, die dann eigentlich für die Geschichte selbst gar nicht von Bedeutung sind. Dafür geht es bei der eigentlichen Handlung oft seitenweise nicht voran. Stattdessen liest Mina in ihrem Blumenbuch, obwohl sie weiß, das die Lektüre sie kein bisschen weiterbringt.


    In mancher Hinsicht hat mir das Buch gefallen. Es ist schön zu lesen. Aber obwohl ich bildhafte und ellenlange Beschreibungen mag, war es mir dann teilweise doch zu viel. Zu übertrieben, zu viel Gefühl.
    Mir wäre es lieber gewesen, wenn sich Lilach Mer zeitweise ein bisschen bei der Beschreibung zurückgenommen hätte und dafür der Handlung etwas mehr Pfeffer gegeben hätte.
    Was mir aber sehr gut gefallen hat, das war der Aufbau des Romans. Am Anfang und Ende erscheint Mina als eine alte Frau, die ihrer Tochter und Enkelin von den Ereignissen in dem Sommer, als sie den Tatern folgte berichtet.


    "Der siebte Schwan" ist ein Buch mit einer poetischen Sprache - die wichtiger erscheint als die eigentliche Handlung.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • @ Hermia:


    Schade, dass dich das Buch insgesamt doch nicht ganz begeistern konnte. Aber du hast Recht: Stellenweise legt die Autorin mehr Wert auf Sprache als auf Handlung.

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Wilhelmina, genannt Mina, ist ein junges Mädchen zur Zeit des deutschen Kaiserreichs. Sie wächst auf einem Gutshof in Schleswig-Holstein in sehr behüteter Umgebung auf. So oft sie kann, schleicht sie sich auf den Dachboden und tanzt zur Musik einer alten Spieluhr. Dabei vergisst sie alles um sich herum und versinkt in ihrer eigenen Welt.


    Eines Tages belauscht sie ein Gespräch zwischen ihren Eltern und dem befreundeten Doktor, den sie seit ihrer Kindheit kennt. Es ist die Rede von einer Krankheit, vom Wegbringen und auch von früheren Kindern, denen nicht geholfen werden konnte. Hatte sie Brüder? Mina erinnert sich nicht, aber sie fühlt, dass da etwas war und macht sich auf die Suche. Der sprechende Kater Tausendschön bringt sie zu den im Wald lebenden Tatern (Zigeuner), die Mina weiterhelfen. Aber weite Strecken des Weges muss Mina alleine zurücklegen und dabei schwere Prüfungen bestehen.


    Auf wunderschöne Art und Weise, in märchenhafter Sprache, wird Minas Weg geschildert. Am Anfang hatte ich etwas Probleme, mich auf diese Art der Geschichte einzulassen. Zu lange her sind die Märchen und Sagen, die ich als Kind gelesen habe.


    Ich hatte allerdings das Glück, das Buch in einer autorenbegleiteten Leserunde zu lesen und Lilach hat so viele Hinweise und Erklärungen gegeben, die ich sonst überlesen hätte. Dadurch hat sich noch einmal ein völlig anderer Blick auf das Buch eröffnet.


    Ganz sicher ist „Der siebte Schwan“ ein Buch, das man mehrmals lesen kann und wobei man immer wieder neue bezaubernde Kleinigkeiten entdecken wird!

  • Ich habs in Rahmen der Challenge gelesen und hier nun meine Wertung.


    Um es gleich ganz unverblümt zu sagen: Ich kann mich meine Vorrednerinnen ganz und gar nicht anschliessen. Ich fand dieses Buch ganz schrecklich. Viel zu viele Nebensächlichkeiten und Abschweifungen und viel zu viele, viel zu genaue Details, die zwar das Buch dicker machen, aber den Lesefluss massiv erschweren. Ausserdem gibt es in diesem Buch nichts, was nicht schon in irgendeinem anderen Buch vorgekommen ist.
    Es kam mir wirklich so vor, als wäre dieses Buch ein Flickwerk aus den unten angeführten Büchern oder Märchen/Fabeln/Sagen.
    Alice im Wunderland
    Die sieben Raben
    Die sechs Schwäne
    Die geheime Welt der Polly Flint
    Der Wizard von Oz
    die eine oder andere nordische Sage oder Fabel.


    Hat mir überhaupt nicht gefallen :bewertungHalb:

  • Ein Mädchen aus gutem Hause begibt sich Anfang des 20. Jahrhunderts auf eine Suche nach einem unbekannten und entdeckt dabei die Magie der Natur. Ist das eine neue Idee, eine ganz außergewöhnliche Geschichte? Wohl eher nicht, aber mit der Zeit wird die Geschichte auch öfter zur Nebensache, denn was außergewöhnlich ist, ist die Sprache.
    Alles scheint in dem Buch sehr wage, wird ausschweifend beschrieben, aber nie explizit. Die Autorin schreit förmlich nach individuellen Leserinterpretationen und lässt den Leser in ihren Worten nach dem Sinn und Inhalt suchen. Mal kann ich ich in der Sprache verlieren, tauche ein in einen wunderbaren und vertrauten Wald; mal verlässt mich meine Konzentration und ich finde gar nicht, was mir die letzten Seiten sagen wollten. Ich stocke, wenn Gedanken, Beschreibungen und Handlungen seltsam ineinander verworren sind und letzlich ist es nur die Geschichte, die darunter leidet. Eigentlich ist sie sehr simpel und nur mit einem Hauch Magie und kleinen Nebenhandlungen gespickt, die das Buch in die Länge ziehen und der Sprache mehr Raum geben. Und vor allem ist es anstrengend, sie erstmal zu finden. Durch diese nebligen Worte gibt es einige Stellen und Handlungen Minas, die sich mir nicht erschließen und vor allem das Ende lebt vom Lesen zwischen den Zeilen.


    Es ist ein anstrengendes Buch, weniger vom Inhalt als von der Arbeit, die das Verstehen der Sprache macht. Bis zu einem gewissen Punkt gefällt es mir, aber ein wenig präziser, ein bisschen logischer und ich könnte es mit gutem Gewissen weiterempfehlen. So möchte ich nicht direkt davon abraten, aber zumindest an zukünftige Leser die Frage stellen, ob sie wirklich für eine solche Sprache bereit sind.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."