Originaltitel: The tenth Circle
Über die Autorin (amazon.de):
Jodi Picoult, geboren 1967 auf Long Island, lebt nach ihrem Studium in Princeton und Harvard zusammen mit ihrem Mann und drei Kindern in Hanover, New Hampshire. 1992 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. 2003 wurde sie für ihre Werke mit dem National England Book Award ausgezeichnet. Sie gehört zu den erfolgreichsten amerikanischen Erzählerinnen weltweit – ihr Roman »Beim Leben meiner Schwester« wurde in Hollywood verfilmt. Zuletzt erschien von ihr auf Deutsch »Schuldig«.
Inhalt (freie Übersetzung der Originalausgabe):
Trixie Stone ist eine phantasievolle, aufmerksame 14jährige, deren Welt zusammenfällt, als Jason Underhill - der Star der Hockey-Mannschaft der Bethel-High School - mit ihr Schluss macht und eine Leere hinterlässt, die Trixie nur noch mit dem eigenen Blut füllen kann, dass durch ihre Selbstverletzungen hervor tritt. Während Trixie's Vater Daniel die Veränderung in ihrem Verhalten bemerkt, kehrt er ihnen den Rücken zu, genauso wie der Affäre seiner Frau Laura, eine College-Professorin, die sie kaum zu verbergen versucht. Als Trixie auf einer Party ihrer Freundin vergewaltigt wird, sind Daniel und Laura nicht nur gezwungen sich dem emotionalen und physischen Trauma ihrer Tochter zu stellen, sondern auch den eigenen Problemen. Für Daniel bedeutet dies, auf seine längst verdrängte Vergangenheit zurück zu blicken, die er als Außenseiter und einziges weißhäutiges Kind in einem Dorf in Alaska verbringen musste und ihn fast zerstörte, wäre da nicht seine Frau Laura gewesen, die ihn zu neuem Leben erweckte. Laura, die das Zerütteln ihrer Familie sich und ihrem Egoismus in die Schuhe schiebt, muss sich entscheiden wie ihre persönlichen Wünsche und Sehnsüchte mit denen ihrer Liebsten vereinbar sind.
Eigene Meinung:
Zunächst einmal möchte ich mich mal wieder in aller Deutlichkeit bei den Menschen beschweren, die zuständig für den deutschen Klappentext des Buches sind (zumindest für die Inhaltsangaben, die im Internet kursieren, schließlich kann ich nicht mit Sicherheit sagen, dass es am Verlag liegt, da das deutsche Buch offiziell noch nicht erschienen ist). Ich finde es einfach nur unglaublich dumm, wenn man in den Kurzbeschreibungen Dinge bereits vorweg nimmt, die erst gegen Ende im Buch passieren! Oder auch einfach mal spannende Twists schon vorab erwähnt. An dieser Stelle mal etwas nachzudenken, kann doch nicht so schwer sein, oder? Während der Originalklappentext das Ganze ziemlich treffend beschreibt und neugierig macht, werfen die Deutschen mal wieder mit einer emotionslosen Inhaltsangabe um sich, die m.M. einfach zuviel verrät! Sowas kann ich einfach nicht nachvollziehen und daher habe ich hier den Originalklappentext einfach mal frei übersetzt.
Nun aber mal zum Buch an sich: Dieses Exemplar hier ist mir zunächst wegen dem schönen Cover ins Auge gefallen, dann las ich den Klappentext, der mich ebenfalls neugierig machte, und schwupps lag das Buch schon an der Kasse. Nach „Beim Leben meiner Schwester“ ist dies das zweite Buch, was ich von Jodi Picoult lese und es unterscheidet sich vom Erzählstil und Aufbau kaum. Picoult ist ja mittlerweile dafür bekannt, heikle Themen innerhalb der Familie anzusprechen, und daher hat sie auch in diesem ein Thema gewählt, bei dem man nicht der Frage ausweichen kann: „Was würde ich tun?“
Trixie Stone ist ein 14jähriges Mädchen, dass bis dato in einer gut behüteten Familie aufgewachsen ist. Ihr Vater Daniel ist Comiczeichner, der von zu Hause aus arbeitet und somit Trixie durch ihr ganzes Leben hindurch auf Schritt und Tritt begleitet hat. Ihr Mutter Laura arbeitet am örtlichen College und unterrichtet dort. Von ihrer Affäre mit einem Studenten, weiß bislang noch niemand etwas. Auch Daniel Stone’s Vergangenheit in Alaska, dem Ort an dem er aufgewachsen ist, bleibt lange ein Geheimnis. Die Ereignisse überschlagen sich allerdings, als Trixie von einer Party nach Hause kommt und unter Tränen ihrem Vater mitteilt, dass sie gerade vergewaltigt wurde.
Schon während der Ereignisse, erkennt man schnell, dass es hier zu einigen Problemen kommen wird. Der Verdächtige ist Trixie’s Ex-Freund Jason, dem die 14jährige nun schon seit einiger Zeit hinterher trauert. Auf besagter Party tut sie Dinge, die mehr als fragwürdig sind, um Jason eifersüchtig zu machen und wieder für sich zu gewinnen. Es gibt es also genügend Zeugen, die bestätigen können, dass Trixie kein Unschuldslamm ist.
Das Geschehen wird abwechselnd aus den Sichtweisen von Trixie, Daniel, Laura, Jason und dem Ermittler Mike erzählt. Man erkennt schnell, dass es hier nicht nur um Trixie’s Schicksal geht, sondern plötzlich die ganze Familie unter einem neuen Licht erscheint. Laura gesteht ihrem Mann ihre Affäre, Daniel kann noch immer nicht fassen, dass Trixie mittlerweile längst nicht mehr das kleine Mädchen von damals ist und jeder einzelne muss erkennen, dass er sich über die Jahre unweigerlich verändert hat.
Mir hat das Lesen richtig Spaß bereitet, ich fand es spannend, interessant und ab und an regelrecht faszinierend. Man weiß selbst nie so recht, wem man glauben soll und was denn nun wirklich an diesem Abend auf der Party passiert ist. Zum Ende hin, hatte ich das Gefühl, dass es langsam etwas unglaubwürdig wird, doch dann klären sich Unstimmigkeiten auf, die dem ganzen wieder ihren Sinn verleihen. Am Ende der englischen Ausgabe findet man ein Interview mit der Autorin, dass mir persönlich sehr geholfen hat. Das Verhalten diverser Teenies an besagter Party kam mir so dermaßen absurd vor, dass ich mir sicher war, dass die Autorin hier maßlos übertrieben hat. Doch im Interview erklärt sie schließlich, dass sie das alles tatsächlich recherchiert hat. Sie hat an diversen Colleges und Schulen in Erfahrung gebracht, dass Mädchen in diesem Alter absolut realitätsfremd und zu all Möglichem bereit sind, nur um das Gefühl zu haben dazu zugehören. Sie sagt zum Schluss also ziemlich treffend: Man sollte das Thema Sexualität mit den (amerikanischen) Jugendlichen etwas deutlicher angehen und (wenn das alles der Wahrheit entspricht) kann ich da nur voll und ganz zustimmen!
Die Autorin hat in ihrem Buch zudem eine tolle Besonderheit eingebaut: Daniel arbeitet während des Geschehens an seinem neuen Comic „The tenth Circle“, wobei man Ausschnitte daraus nach jedem Kapitel vorfinden kann. Der Comic lehnt stark an das derzeitige Thema an, und passt daher sehr gut zum Buch.
Fazit: Ich fand die Geschichte wirklich gelungen. Sie war spannend genug, so dass ich unbedingt am Ball bleiben wollte. Zudem sind die Charaktere im Buch sehr detailliert dargestellt und verleihen dem Buch noch zusätzlich Würze. Die Comicauszüge zwischendurch machen zudem auch noch Spaß. Jodi Picoult greift hier Sachverhalte auf, die mich als Mutter in Amerika (ich glaube fest daran, dass das hier in Deutschland nicht zutreffen würde) ziemlich schockieren würden, von daher hat das Buch auch noch einen kleinen Aufklärungseffekt. Einen Stern Abzug gibt es dennoch, weil mir in der Gesamtschau einfach noch das gewisse Etwas gefehlt hat, dass es zu einem 5-Sterne-Buch machen würde.
Die deutsche Übersetzung erscheint im Februar 2011.