Andreas Hoppert - Zug um Zug

  • Kurzbeschreibung von Amazon.de:
    Die Rechtsanwaltkanzlei Irene von Kleist kann sich ihre Mandanten nicht aussuchen: Die Chefin trinkt und der einzige Angestellte, Marc Hagen, ist wegen Betruges vorbestraft und hat keine Zulassung als Anwalt. Da ist es fast ein wenig verwunderlich, dass Hasso von Neuendorff gerade diese Kanzlei um anwaltliche Vertretung bittet. Ihm wird Wilderei vorgeworfen. Der Adelige möchte die Sache möglichst zügig vom Tisch haben und Gewehr und Jagdschein behalten. Und tatsächlich gelingt es Marc, das Beste für den Mandanten herauszuholen. Monate später benötigt von Neuendorff erneut juristischen Beistand. Aber nun lautet die Anklage: Mord. Irene von Kleist und Marc sehen ihre Chance gekommen, der Kanzlei zu neuer Reputation zu verhelfen. Dabei ahnen sie nicht, dass ihnen ein zermürbender Nervenkrieg bevorsteht.


    Über den Autor (von Amazon.de):
    Andreas Hoppert wurde 1963 in Bielefeld geboren. Nach dem Jurastudium war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni/GHS Siegen, seit 1990 ist er Richter an einem Sozialgericht in Ostwestfalen-Lippe. Mit dem Politthriller "Der Fall Helms" debütierte Hoppert im Jahr 2002 als Schriftsteller.


    Buchreihe um Marc Hagen:
    1. Der Fall Helms
    2. Erbfall
    3. Die Medwedew-Variante
    4. Zug zum Zug
    5. Menschenraub
    6. Der Thule Code


    Inhalt:
    Marc Hagen, der Bielefelder Ex-Anwalt ist mittlerweile ziemlich abgebrannt und hat einen Job als Gehilfe bei der Rechtsanwältin Irene von Kleist angenommen. Leider ist diese stark depressiv und zudem noch Alkoholikerin, so dass ein Großteil der Arbeit in der kleinen Kanzlei an ihm hängen bleibt.
    Eines Tages bekommt die Kanzlei Besuch von Hasso von Neuendorff, einem recht arroganten, aber reichen Finanzberater und Schachgroßmeister, dem Wilderei vorgeworfen wird und von Marcs Chefin vor Gericht vertreten werden möchte. Er ist geständig, in einem fremden Jagdgebiet auf Rehe geschossen zu haben, setzt aber alles daran, dass er sich persönlich vor Gericht verantworten darf und es nicht nur über einen Strafbefehl ablaufen soll. Da Frau von Kleist mal wieder unpässlich ist, bekommt Marc eine Sondergenehmigung um Neuendorff vor Gericht zu vertreten, was Marc schließlich zu dessen vollster Zufriedenheit erledigt.


    Kurze Zeit später wird Neuendorff festgenommen, da ihm vorgeworfen wird, seine Lebensgefährtin am selben Ort und zur gleichen Zeit, an dem er die Wilderei begangen hat, erschossen zu haben. Ein weiteres Mal wird nun die Anwaltskanzlei von Kleist beauftragt, den distinguierten Herrn zu verteidigen. Auch wenn immer mehr Fakten dafür sprechen, ist sich Marc Hagen sicher, dass Neuendorff den Mord nicht begangen hat und beginnt mit seiner unnachahmlichen Art mit Nachforschungen.


    Meine Meinung:
    Auch in seinem vierten Buch um den Bielefelder Anwalt Marc Hagen hat sich Andreas Hoppert im weitesten Sinne wieder an ein neues Genre gewagt. Nach Politthriller, Detektivgeschichte und Psychothriller haben wir es hier mit einem lupenreinen Gerichtsthriller zu tun. Das ist immer das Spannende bei diesem Autoren: Man weiß nie was man kriegt, die Bücher unterscheiden sich im Inhalt deutlich voneinander und mit jedem Teil dieser Reihe hatte ich ein absolutes Überraschungspaket vorliegen.
    Gut finde ich, dass sich der Autor anscheinend selbst nicht zu ernst nimmt und seine Geschichten mit einem irgendwie auf positive Weise naiven Unterton geschrieben sind. Auch sein Protagonist ist alles andere als ein Übermensch: er ist weder ein allzu scharfsinniger Ermittler noch hat er besonders herausragende Fähigkeiten. Vielmehr fährt er einen alten VW Golf, ist dauerpleite, hat schon lange seine Anwaltslizenz verloren und führt privat ein Langweilerdasein, aber sein eigenwilliger Charme und seine manchmal unfreiwillige Komik machen dies locker wett und gerade diese Punkte machen ihn so sympathisch.
    Leider bleibt gerade diese Komik, die ich gewohnt war, in "Zug um Zug" ein klein wenig auf der Strecke, da Marc Hagen dieses Mal viel engagierter und seriöser auftritt als sonst. Ein Großteil des Buches spielt sich im Gerichtssaal ab, was ich als alter Grisham-Liebhaber schon mal gut finde. Allerdings war es für meinen Geschmack an einigen wenigen Stellen ein bisschen zu trocken. Der Fall an sich hat mich aber sehr gefesselt. Man ist einerseits auf Marc Hagens Seite, der mit aller Macht für seinen Mandanten kämpft, andererseits kann man sich aber auch nie sicher sein, ob er nicht doch einen bösen Menschen vertritt, dem man eher ins Gefängnis wünscht.
    Wie gewohnt gibt es eine Menge Überraschungen, Rätsel und Wendungen und am Ende hat Andreas Hoppert wieder mal einen genialen Schachzug platziert, der einem mit einem fetten Grinsen im Gesicht das Buch zuschlagen lässt.


    Fazit: Zwar in meinen Augen der bisher schwächste Teil der Reihe, aber :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: ist mir "Zug um Zug" auf jeden Fall wert!

  • Andreas Hopperts Krimis sind wirklich etwas besonderes. Und genau wie Kapo habe ich auch ich Marc Hagen ins Herz geschlossen. Allerdings sehe ich ihn doch mit etwas anderen Augen.

    Leider bleibt gerade diese Komik, die ich gewohnt war, in "Zug um Zug" ein klein wenig auf der Strecke, da Marc Hagen dieses Mal viel engagierter und seriöser auftritt als sonst.

    Gerade dass Hagen in diesem Fall endlich mal wirkliche Intelligenz beweist, hat mich doch sehr für ihn eingenommen. :wink: Er kommt in diesem Fall nicht naiv daher und tragikomisch, sondern wirklich ernsthaft (zumindest überwiegend) und verantwortungsbewusst.

    Ein Großteil des Buches spielt sich im Gerichtssaal ab, was ich als alter Grisham-Liebhaber schon mal gut finde. Allerdings war es für meinen Geschmack an einigen wenigen Stellen ein bisschen zu trocken.

    Das ist auch mein einziger Kritikpunkt: stellenweise war es ein bisschen viel Paragraphenreiterei, aber da konnte der Anwalt wohl nicht aus seiner Haut. Aber das "Gespann" Staatsanwältig Dr. Gerland und Verteidiger Hagen, das sich da gegenübersteht, hat mich sehr gut unterhalten. Ein bisschen unglaubwürdig kam mir allerdings vor, dass Dr. Kleist ihre Zulassung nicht entzogen wird, wo doch allen ihr Alkoholproblem bekannt ist.

    und am Ende hat Andreas Hoppert wieder mal einen genialen Schachzug platziert, der einem mit einem fetten Grinsen im Gesicht das Buch zuschlagen lässt.

    Das Ende ist wirklich Klasse! :applause:
    Auch von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: und wieder einen Empfehlung an alle Krimifans.

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    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark