A. Roger Ekirch: In der Stunde der Nacht

  • Eine Geschichte der Dunkelheit.


    Originaltitel: At Day's Close: Night in Past Times



    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Ehefrau und Ehemann des Nachts im Bett – Zeit für Zärtlichkeiten. Aber da liegen noch die fünf Kinder und zwei Gäste mit unter der Decke. Ganz normal in früheren Zeiten. Was taten die Menschen nachts, in den Zeiten vor der Industriellen Revolution? Das Königreich der Nacht hatte seine eigenen Gesetze und eine reichhaltige Kultur; es war vom Tag strikt getrennt. Die Nacht war heilig und sagenumwoben, aber auch gefährlich und bedrohlich für Leib und Seele. Sie bot Raum für persönliche Freiheiten, wurde aber durch Sperrstunden und Nachtwächter eng begrenzt. Staat und Kirche nahmen das niedere Volk an die Kandare. Nach dem ersten Schlaf folgte oft eine Phase der Wachheit. Man stand auf, um zu urinieren, zu rauchen, zu arbeiten, sogar um Nachbarn zu besuchen. Unsere moderne 24-Stunden-Gesellschaft wurde viel früher eingeleitet, als bisher angenommen. Ein faszinierendes Panorama der Sozialgeschichte, ein wichtiger und hochinteressanter Beitrag, um unsere moderne Gesellschaft zu verstehen.



    Meine Meinung
    Aufgeteilt ist das Buch in vier Teile: Todesschatten, Die Gesetze der Natur, Im Schutze der Dunkelheit und Private Welten. Dazu kommen noch ein Prolog und ein Epilog.


    Im ersten Teil, "Todesschatten", geht es um die Gefahren der Nacht selber. Hier werden Hexen, Feen, Kobolde usw. angesprochen, die die Nacht in den Augen der Menschen bevölkerten und gefährlich machten. Aber es werden auch ganz irdische Gefahren wie ungesicherte Brunnen angesprochen, in die so mancher Kneipengänger ertrank.
    Im zweiten Teil, "Die Gesetzte der Natur", geht es um die Maßnahmen, die ergriffen wurden, um sich vor dem Gefahren der Nacht zu schützen. Dazu gehörten das Verschließen der Stadttore bei Einbruch der Nacht und die Einführung von Sperrstunden.
    In "Im Schutz der Dunkelheit" werden die Vorteile der Nacht angesprochen. Unerkannt konnte man sich durch die Nacht bewegen, ein deutlicher Vorteil für Diebe. Aber auch für untreue Ehegatten. :wink: Und es werden die Berufe genannt, die Nachtarbeit erforderten. Aber auch die Vergnügungen, die sich zumindest die Mittelschicht mit Kartenabenden im Familienkreise leisten konnte.
    Und im letzten Teil, "Private Welten", werden der Schlaf und seine Störungen angesprochen. Störungen, ausgelöst durch dünne Wände und Ungeziefer. Aber auch von Bettgenossen wird berichtet und wie sich ganze Familien ein Bett teilen mussten und in welcher Reihenfolge die Menschen da im Bett lagen.


    Zeitlich und Örtlich beschränkt sich der Autor hauptsächlich auf das West- und Mitteleuropa sowie die amerikanischen Kolonien in der Zeit zwischen 1500 und 1750. England bildet dabei den Schwerpunkt.


    Ich fand das Buch sehr interessant. Es ist leicht verständlich geschrieben und bot mir doch einige neue Erkenntnisse, die ich vorher noch nie gehört hatte. Gleichzeitig wurden mir auch die Gefahren, die sich in der Nacht boten, nochmal verdeutlicht. Wenn ich heute am Abend über einen gut befestigten Bürgersteig im Licht der Straßenbeleuchtung, dann kann ich mir eigentlich nicht mehr vorstellen, wie gefährlich so was früher sein konnte.

  • Hermia, vielen Dank für das Vorstellen dieses Buches! Das klingt wirklich total interessant! Ich bin ja eher ein Tag-Mensch, sobald es dunkel wird, werde ich müde und fühle mich nur noch drinnen wohl. Aber dieses Buch ermöglicht bestimmt eine ganz andere Sichtweise auf diese Tageszeit! Ich setze es mal auf meine Merkliste!


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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