Johan Theorin - Blutstein/ Blodläge

  • Frühling zwischen Elfen und Mord


    Originaltitel: Blodläge
    3. Band der Krimireihe, die auf Öland spielt
    aus dem Schwedischen übersetzt von Kerstin Schöps
    72 Kapitel auf 444 Seiten + Dank des Autors


    Zum Autor: Johan Theorin wurde im Jahre 1963 in Göteborg geboren. Er verbringt seine Sommer auf der Insel Öland, deren mythische Landschaft ihn zu seiner Krimireihe anregte (hier kopiert und leicht verändert)


    Klappentext:
    Rot wie Blut schimmert die Gesteinsschicht im Steinbruch von Stenvik. Jeder auf Öland kennt die Legenden von den Bluttaten, die diesen Stein gefärbt haben sollen. Auch Per Mörner kennt sie, und dennoch beschließt er, mit seinen Kindern im Frühjahr nach Stenvik zu ziehen. Nach einem gescheiterten Brandanschlag auf seinen Vater Jerry sieht Per sich gezwungen, auch ihn zu sich auf die Insel zu holen. Doch Per kann nicht verhindern, dass Jerry schon kurz darauf vor seinen Augen getötet wird. Der Vater schien seinen Mörder gekannt zu haben - wer aber könnte ihn so gehasst haben, dass er das Risiko einging, ihn in aller Öffentlichkeit zu töten? Per Mörner lässt die Frage keine Ruhe. Und was er herausfindet, erschüttert ihn zutiefst.


    Per besitzt ein Sommerhaus in Stenvik auf Öland, wo er sich ab April mit seinen Zwillingen, der schwerkranken Nilla und dem verschlossenen Jesper, niederlässt. Von der Mutter der Kinder ist er geschieden, aber sie pflegen vor allem während Nillas Krankenhausaufenthalten freundschaftlichen Kontakt.
    Pers Vater Jerry, der seinen Lebensunterhalt mit Pornozeitschriften und -filmen bestritt, schlüpft nach dem Brand seines Haus bei dem Sohn unter. Dennoch kann Per den Mord an seinem Vater nicht verhindern.


    Der alte Gerlof verlässt das Seniorenheim, in dem er bisher lebte, um in seinem Haus auf der Insel seinen Lebensabend zu verbringen.


    Weitere Nachbarn sind Vendela und ihr despotischer Ehemann Max, der Möchtegern-Schriftsteller und -Psychologe, die sich ihrem Geldbeutel entsprechend eine Villa an den Strand gebaut haben. Vendela wuchs als Kind auf der Insel auf, glaubt an Trolle und Elfen, denen sie am geheimnisvollen Elfenstein kostbare Geschenke hinterlässt, damit die Zauberwesen ihre Wünsche erfüllen.



    Rund um diesen Personenkreis und im Umfeld zwischen schmutzigen Pornogeschäften, Elfenzauber und Inselfrühling baut Theorin sein Buch auf, das nach skandinavischer Sitte mehr ist als ein Krimi: Ein Blitzlicht auf schwedische Zeitgeschichte, ein Stück persönliche und/oder Familien-Geschichte eines Protagonisten und malerische Landschaftsschilderung.
    Trotz der schmutzigen Hintergründe des Mordes und trotz Pers Ekel vor der Vergangenheit des Vaters wird die Krimihandlung wohltuend unaufgeregt und wenig reißerisch erzählt. Der Wechsel der Perspektiven zwischen den Nachbarn und die Ausflüge in Pers und Vendelas Kindheit (sie sind im Präsens geschrieben, die fortlaufende Handlung in den Vergangenheitsformen) hält das Interesse des Lesers gleichbleibend hoch und fesseln durch die ruhige Spannung, die erst in den Schlusspassagen das Tempo beschleunigt, wenn der Faden des ersten prologartigen Kapitels "Walpurgisnacht" aufgenommen und zu Ende gebracht wird.


    Nach "Öland", das im Herbst spielt, und "Nebelsturm" aus dem Winter ist "Blutstein" der dritte Band von Theorins auf vier Bände parallel zu den Jahreszeiten konzipierten Krimireihe, der Frühlingsband also. Man muss die Vorgängerbände nicht gelesen haben, um in diesen dritten Band zu finden; wer aber mit "Blutstein" in die Reihe einsteigt, bekommt Appetit auf Band 1 und 2.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



    2 Mal editiert, zuletzt von Marie ()

  • Was das Buch gibt es schon,hätte es jetzt fast verpasst.Kommt sofort auf meine WL.Die vorgänger besitze ich schon,und da darf dieses natürlich nicht fehlen :lechz:

  • @ Cassim,
    ich habe das Buch von vorablesen gewonnen. Laut Amazon ist es seit vorgestern auf dem Markt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Laut Amazon ist es seit vorgestern auf dem Markt.


    Und ich habe es vorgestern gleich ins Wunschbuch der Bücherei geschrieben, weil ich es nicht bei vorablesen gewonnen habe: das einzige Mal, dass es mich richtig genervt hat, ein Buch nicht zu gewinnen!

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Die Geschichte spielt auf der Insel Öland zum Frühlingsbeginn. Hauptperson des Buches ist Per, der auf der Insel ein Sommerhäuschen besitzt, in dem er das Jahr weitestgehend verbringen möchte. Gleich zu Beginn des Buches wird eine Szene aus der Walpurgisnacht beschrieben, in der Per mit Benzin überschüttet wird und verbrannt werden soll. Diese Szene liest man dann jedoch erst zum Ende des Buches komplett. Man arbeitet sich also kapitelweise vor bis zur besagten Walpurgisnacht. Per lebt von seiner Frau getrennt und über die Frühlingsferien sollen seine beiden Kinder Nilla und Jesper bei ihm im Sommerhaus wohnen. Nilla ist jedoch sehr krank. Die Ärzte finden lange keine Antworten auf die Fragen, wieso es dem Kind so schlecht geht und was dagegen getan werden kann. Daher verbringt Nilla viel Zeit im Krankenhaus auf dem Festland. Es gibt nur wenige Nachbarn auf der Insel. Über den Winter ist man dort für gewöhnlich alleine. In diesem Frühling zieht jedoch Gerlof aus dem Altenheim aus und auf die Insel, da er seine letzten Tage, wie er sagt, in seinem Sommerhäuschen auf der Insel verbringen will. Dann reisen noch die Vendela und Max an. An einer Tankstelle kommt es fast zu einem Drama, als Max die Kontrolle des Wagens verliert und beinahe Jesper anfährt. Die Kontaktaufnahme zwischen Per und Max gestaltet sich daher etwas schwierig. Per´s Vater, zu dem er seit seiner Kindheit den Kontakt größtenteils vermieden hat, meldet sich jedoch sehr oft bei ihm im Frühling. Seit seinem Schlaganfall kann er nicht mehr richtig sprechen. Per plagt das schlechte Gewissen und so will er seinen Vater auf die Insel holen. Als er ihn abholt ist sein Vater verletzt, Per muss ihn aus dem Haus retten, da dieses in Flammen aufgeht. Das Haus diente seinem Vater auch gleichzeitig als Filmstudio, da dieser mit seinem Kollegen Bremer jahrelang in der Erotikbranche tätig war. Nach diesem Anschlag ist sein Vater mit auf der Insel. Dort dreht sich vieles um Elfen und Trolle, die auf der Insel leben sollen. Vor allem Vendela, die ihre Kindheit auf der Insel verbracht hat, fühlt sich sehr stark zu den Elfen hingezogen und bittet diese oft um Hilfe. Ihre Ehe mit Max war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er war ihr Psychiater und mit ihrem labilen Wesen passt sie einfach nicht zu ihm und seinem besserwisserischen und fast herrischen Wesen. Auf der Insel eskaliert die Situation zwischen den beiden zunehmend. Zwischenzeitlich stellt Per fest, dass in die Privatwohnung seines Vaters eingebrochen wurde und es wurden wichtige Dokumente gestohlen. Die Gesichte zieht sich ein bisschen schleppend dahin, Ermittlungsarbeit ist relativ wenig beschrieben in dem Buch und die Gefühlslage der Menschen auf der Insel wechselt stetig. Das Ende des Buches will ich nicht verraten, aber zum Ende hin wird es dann doch noch recht spannend und alles geht sehr schnell. Man gelangt zum Ende hin zu der Stelle, als Per angegriffen wird. Vendela hat sich kurze Zeit vorher in den Wald zu den Elfen begeben und dort zu viele Beruhigungstabletten genommen. Es gibt Verletzte, Tote, Retter und Helfer und die anfänglich beschriebene Situation um Per wird auch beschrieben.
    Alles in allem war es ein gutes Buch, verständlich geschrieben, die Kapitel waren übersichtlich und klar und man konnte sich ein sehr genaues Bild von den Personen der Geschichte und auch der Insel machen. Die Bezeichnung Kriminalroman trifft es ganz gut denke ich, denn ein reiner Krimi ist das Buch nicht, dafür gibt es etwas wenig Ermittlungsarbeit der Polizei, zu wenige kriminelle Tatschen und etwas zu viele Informationen über Trolle und Elfen. Ich vergebe 3 Sterne.

  • Ich habe den ersten Teil der Reihe "Öland" gelesen und möchte auch den zweiten und den hier erwähnten dritten Teil lesen. Vielen Dank für die Rezi! Und gerade eben habe ich festgestellt, dass meine Ausgabe von "das andere Kind" von Charlotte Link genau dasselbe Cover hat. :scratch: Das Mädchen steht bei mir nur etwas weiter rechts und der Himmel wurde etwas aufgehellt. Ich finde es auf jeden Fall lustig, zwei verschiedene Bücher mit dem gleichen Cover im Regal stehen zu haben! :totlach:

  • Originaltitel: Blodläge
    442 Seiten


    3.Teil "Frühling" des Jahreszeiten-Quartetts


    Meine Meinung:
    Die Geschichte spielt im Jahr 1998 in dem kleinen Ort Stenvik auf der Insel Öland in Schweden, die mit alten Legenden von Elfen und Trollen behaftet ist. Eine eigenartige Mischung von Pornogeschäft und Elfen in welche die Bewohner von Stenvik teilweise verwickelt sind. Und dann geschieht auch noch ein Mord.


    Von dem Buch habe ich mir leider weit mehr versprochen. Kriminalroman ist es eigentlich keiner, sondern eher eine Familiengeschichte, besser noch eine Geschichte über die Bewohner von Stenvik, die alle irgendwie ihre Vergangenheit aufarbeiten.


    Der Prolog erzählt, wie jemand Per Mörner verbrennen will und im Buch erfährt man dann, wie es dazu gekommen ist. Es werden die einzelnen Bewohner sehr detailliert vorgestellt, der 84 jährigen Gerlof Davidsson, der das Altersheim wieder verlässt und in sein Haus in Stenvik zieht. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Tagebücher seiner verstorbenen Frau zu lesen. Per Mörner, der ein altes Haus geerbt hat, geschieden ist und dort einzieht, weil seine 13-jährige Tochter Nilla schwer erkrankt ist und die Klinik in der Nähe ist. Außerdem wird er mit seinem Vater konfrontiert, den er immer mied, weil er Pornos herstellte. Da nun ein Brandanschlag auf ihn und das Studio verübt wird, holt Per ihn zu sich nach Stenvik und will unbedingt den Täter finden, da es auch noch zwei Leichen in dem abgebrannten Haus gibt. Max und Vendela Larsson sind gerade erst nach Stenvik gezogen, wobei Vendela auf Öland aufgewachsen ist. Sie glaubt an Elfen und rollt in Rückblenden ihre ganze unschöne Kindheit auf.


    Es ist zwar flüssig geschrieben, für mich aber doch sehr langatmig und Spannung kommt auch nicht auf, bis auf die letzten paar Seiten. Die Personen sind mir, trotz detaillierter Darstellung, nicht ans Herz gewachsen, irgendwie sind sie für mich immer farblos geblieben. Schade, ich habe mir einen spannenden Krimi erhofft, stattdessen haben sich mir menschliche Abgründe aufgetan, die mich aber nicht wirklich berühren. Aus diesem Ort und deren Geschichte hätte man sicher mehr machen können, auch aus den Kapitelüberschriften, die alle denselben einfallsreichen Titel haben „Vendela und die Elfen“.

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Zum Inhalt (Klappentext)


    Rot wie Blut schimmert die Gesteinsschicht im Steinbruch von Stenvik. Jeder auf Öland kennt die Legenden von den Bluttaten, die diesen Stein gefärbt haben sollen. Auch Per Mörner kennt sie, und dennoch beschließt er, mit seinen Kindern im Frühjahr nach Stenvik zu ziehen. Nach einem gescheiterten Brandanschlag auf seinen Vater Jerry
    sieht Per sich gezwungen, auch ihn zu sich auf die Insel zu holen. Doch Per kann nicht verhindern, dass Jerry schon kurz darauf vor seinen Augen getötet wird. Der Vater schien seinen Mörder gekannt zu haben wer aber könnte ihn so gehasst haben, dass er das Risiko einging, ihn in aller Öffentlichkeit zu töten? Per Mörner lässt die Frage keine Ruhe. Und was er herausfindet, erschüttert ihn zutiefst.


    Eigene Beurteilung


    "Blutstein"(Originaltitel "Blodläge")ist nach den Vorgängerromanen "Öland" und "Nebelsturm" der dritte Band aus Theorins Jahreszeitenzyklus, die Handlung spielt sich wieder auf Öland abund ist diesmal im Frühling angesiedelt.
    Im Mittelpunkt des Romans steht der geschiedene Per Mörner, der auf Öland das Sommerhaus eines Verwandten geerbt hat und jetzt dort den Frühling mit seinen dreizehnjährigen Zwillingen Jesper und Nilla verbringen möchte. Per hat viele Probleme: seine Tochter ist an einer seltenen Krebsart erkrankt und verbringt die meiste Zeit im Krankenhaus, außerdem wird Per von seinem Vater Jerry, zu dem er nie ein gutes Verhältnis hatte, um Hilfe gebeten. Jerry hatte Per und seine Mutter verlassen und als gutverdienender Zeitschriftenproduzent in der Erotik- ,bzw. Pornobranche in Saus und Braus gelebt, ohne sich um seine Familie zu kümmern. Jetzt fühlt er sich bedroht und erwartet Hilfe von Per.
    Dieser ist zunächst unwillig, lässt sich aber doch in die Sache verwickeln, nachdem auf das Fotostudio des Vaters ein Brandanschlag verübt wird, bei dem zwei Menschen umkommen.
    Außer Per gibt es noch andere neue Nachbarn in der Siedlung am alten Steinbruch: ein junges Ehepaar mit Baby sowie der Schriftsteller Max Larsson und seine Frau Vendela haben sich dort Häuser gebaut. Zwischen Max und Vendela bestehen Spannungen, die immer stärker werden.
    In den normalen Romantext sind alternierend im Präsens geschriebene Kapitel aus der Kindheit von Vendela eingefügt, die ihren Charakter und ihre gegenwärtigen Probleme erklären. In ihrer unglücklichen Kindheit hatte sich Vendela vor der tristen Realität in eine Phantasiewelt geflüchtet, in der sie mit den Elfern, die auf Öland hausen sollen, Kontakt aufzunehmen versuchte. Als Erwachsene sucht sie eher bei Beruhigungsmitteln Zuflucht, gerät aber auch wieder in den Bann des Elfenglaubens.
    Als Verbindungsglied zu den beiden Vorgängerromanen ist auch wieder der alte Gerlof Davidsson mit von der Partie. Er hat das Altersheim verlassen, wohnt wieder in seinem Sommerhaus am Steinbruch und ist trotz seiner körperlichen Gebrechlichkeit geistig rege. Er hilft Per gern bei seinen Nachforschungen.


    "Blutstein" beginnt im Prolog mit einer spektakulären Szene: der schwer verletzte Per Mörner wird mit Benzin übergossen und soll angezündet werden. Der Hauptteil des Krimis schildert die Ereignisse, die zu dieser Szene geführt haben. Dabei lebt die Handlung von einer subtilen Spannung, kommt aber ohne Brutalitäten und Blutvergießen aus. Durch den Wechsel der Perspektiven (Per Mörner, Vendela Larsson) und der Erzählzeiten (Gegenwart , Vergangenheit: Vendelas Kindheit ) bietet die Romanhandlung Abwechslung. Bei den Enthüllungen über die zwielichtigen Berufspraktiken von Jerry Mörner werden gesellschaftskritische Töne angeschlagen. Der Schluss des größtenteils ruhig erzählten Krimis bietet dann wieder Hochspannung.


    Wie schon in den beiden ersten Romanen empfinde ich die weitgehend unblutige Art der Spannungserzeugung bei Theorin als äußerst wohltuend, dadurch unterscheidet sich dieses Buch von den immer brutaleren Thrillern, die derzeit den Markt überschwemmen. Auch durch die Einbeziehung mystischer Elemente (Elfen, Trolle) - ohne dabei den Boden der Realität zu verlassen - heben sich Theorins Krimis von der breiten Masse ab.


    Für mich bilden alle drei Öland-Romane Highlights meiner Lektüre, für die ich gern :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: vergebe.

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    2 Mal editiert, zuletzt von €nigma ()

  • Danke, €nigma, für diese wunderbare Rezi. Empfiehlt es sich, die drei Krimis in der richtigen Reihenfolge zu lesen, oder kann man sich auch einfach einen herausgreifen - je nach Verfügbarkeit :wink: ?

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Man kann die Reihe auch in der falschen Reihenfolge lesen, das tut der eigentlichen Krimihandlung keinen Abbruch, weil es sich jedesmal um einen neuen, in sich abgeschlosssenen Fall handelt.
    Ich bin trotzdem froh, sie in der richtigen Reihenfolge gelesen zu haben, weil man dann die Geschichte des alten Gerlof besser versteht, sofern man daran interessiert ist.

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  • @ Hirilvorgul,
    ich hatte "Blutstein" bei vorablesen gewonnen, Band 1 und 2 kannte ich nicht. Ich hielt Gerlof für eine der Nebenpersonen wie andere auch. Man beurteilt seine Handlungen vielleicht anders, wenn man die Vorgeschichte dazu kennt.
    Ganz besonders gespannt bin ich jetzt natürlich auf den vierten Teil, den Sommerband.

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  • Als Ende des vergangenen Jahres auf einer meiner Lieblingsseiten im Netz Vorableseexemplare des dritten Teils des Jahreszeiten-Quartetts, „Blutstein“ von Johan Theorin ausgeschrieben wurden, konnte ich schon nach der Ankündigung die Veröffentlichung der Leseprobe kaum erwarten. Hatte ich doch schon vor geraumer Zeit mit großer Begeisterung den ersten Teil „Öland“ gelesen. Das inzwischen erschienene Taschenbuch von Teil zwei „Nebelsturm“ steht auch schon lange im SuB.


    Der Klappentext


    „Rot wie Blut schimmert die Gesteinsschicht im Steinbruch von Stenvik. Jeder auf Öland kennt die Legenden von den Bluttaten, die diesen Stein gefärbt haben sollen. Auch Per Mörner kennt sie, und dennoch beschließt er, mit seinen Kindern im Frühjahr nach Stenvik zu ziehen. Nach einem gescheiterten Brandanschlag auf seinen Vater Jerry sieht Per sich gezwungen, auch ihn zu sich auf die Insel zu holen. Doch Per kann nicht verhindern, dass Jerry schon kurz darauf vor seinen Augen getötet wird. Der Vater schien seinen Mörder gekannt zu haben – wer aber könnte ihn so gehasst haben, dass er das Risiko einging, ihn in aller Öffentlichkeit zu töten? Per Mörner lässt die Frage keine Ruhe. Und was er herausfindet, erschüttert ihn zutiefst…“


    versprach mir einen eigenständigen Kriminalroman, den ich auch ohne Kenntnis der Geschehnisse in „Nebelsturm“ lesen könnte, die Leseprobe (http://www.piper-verlag.de/media/0000465278.pdf) bestätigte mir dies dann auch. So formulierte ich den für die Teilnahme an der Verlosung notwendigen Leseeindruck und fieberte dieser regelrecht entgegen. Die Glücksfee hatte ein Einsehen, ich bekam die erlösende Email und kurz vor dem Jahreswechsel traf das Buch bei mir ein.


    Frühling auf Öland


    Eine Hauptfigur des Romans, Per Mörner, zeigt mir der Autor schon in seinem kurzen aber spannungsgeladenen Prolog. Da befindet er sich in einer akuten Gefahrensituation, deren Ausgang mir natürlich noch nicht verraten wird.


    Unmittelbar darauf mache ich die Begegnung mit alten Bekannten. Gerlof Davidson und seine Tochter Julia, waren die Hauptprotagonisten in „Öland“. Gerlof hat Todesahnungen und erinnert sich an Situationen aus seinem Leben. Der 85-jährige Mann möchte seine letzten Tage nicht mehr im Seniorenheim verbringen. So verlässt er dieses und lässt sich von Julia zurück in sein Haus nach Stenvik bringen. Auch dort kommen aufgrund einiger Dinge, die sich verändert haben, Erinnerungen an die Vergangenheit hoch.


    Dann lerne ich Per Mörner besser kennen. Per ist Vater von 13-jährigen Zwillingen. Von der Mutter der Kinder geschieden, versucht er es trotzdem besser zu machen, als sein eigener Vater. Er liebt seine Kinder und kümmert sich auch regelmäßig um sie. Derzeit ist ein Kurzurlaub in das von ihm geerbte Sommerhaus auf Öland geplant. Leider geht es seiner Tochter Nilla derzeit nicht so gut. Sie liegt zu Untersuchungen wegen ihres schlechten Allgemeinzustandes im Krankenhaus. So muss er erst einmal allein mit seinem Sohn Jesper auf die Ferieninsel aufbrechen. Bei einer kurzen Rast geschieht etwas, was das bisher etwas angespannte Verhältnis zwischen Vater und Sohn bessert (ich würde es als Glück im Unglück bezeichnen) und beiden die Bekanntschaft mit Max und Vendela Larsson beschert.


    Später müssen sie dann feststellen, dass sie auf Öland sogar Nachbarn sind. Während Max sich als ein sehr egoistischer und cholerischer Mensch entpuppt, verarbeitet die anfangs sehr unsichere, Tabletten abhängige und Allergie geplagte Vendela mit Hilfe der Sagen von Elfen und Trollen ihre schreckliche Kindheit, die sie auf der Insel verlebte.


    Noch einen Protagonisten möchte ich nicht unerwähnt lassen. Jerry Morner, ein ehemaliger Pornokönig, der mit bürgerlichem Namen eigentlich Gerhard Mörner heißt und der leibliche Vater von Per ist. Obwohl er seinem Sohn nie ein guter Vater war, kann Per nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Er hilft ihm und gerät dadurch selbst in große Gefahr...


    Schon zum zweiten Mal hat es der 1963 in Göteborg geborene und auch heute dort lebende Autor


    Johan Theorin


    geschafft, mich von Anfang bis Ende an eines seiner Bücher zu fesseln. Seit seiner Kindheit verbring Theorin jeden Sommer auf Öland. Die mystische Landschaft inspirierte ihn zum Schreiben seiner Öland-Romane. Der erste Teil (der Herbstroman) wurde, ausgezeichnet mit dem „Glasschlüssel“ für den besten skandinavischen Kriminalroman des Jahres, ein internationaler Erfolg. „Nebelsturm“ (spielt im Winter) erhielt in Schweden den Preis für den besten Kriminalroman des Jahres und wurde mit dem Dagger Award für den besten internationalen Kriminalroman prämiert.

    Preisverdächtig


    Und auch „Blutstein“ muss sich meiner Meinung nach, keinesfalls verstecken. Ebensolche Auszeichnungen wären für mich jetzt nicht direkt verwunderlich. Wie schon damals nach „Öland“ bin ich fasziniert. Dabei geht es auch hier wieder eher ruhig, aber eben sehr, sehr stimmungsvoll zu. Der Autor erzeugt eine unglaublich atmosphärische Spannung. Dabei füttert er mich mit einer Vielzahl von Informationen, die auf mich jedoch nie langatmig wirken, aber permanent auf falsche Fährten führen. Interessiert und neugierig verfolgte ich jeden Handlungsstrang. Selbst die fantastisch anmutenden Erfahrungen Vendelas mit den Elfen wirkten realistisch auf mich.



    Für den Leser ohne die Vorkenntnisse aus den Vorgängerromanen, sind die Gedanken, die sich Gerlof Davidson bei seiner Entscheidung das Altenheim zu verlassen und bei seiner Rückkehr in Stenvik macht, sicher einfach nur die Erinnerungen eines alten Mannes. Vielleicht machen diese und die auf der hinteren Rückklappe des Schutzumschlages zu lesenden Informationen ihm Lust auf mehr. Mir persönlich brachten sie die Erinnerung an die Geschehnisse im ersten Buch zurück. Ich empfand sie jedoch nicht als störend und sie waren auch der einzige Bezug darauf, dass es vorher schon einmal etwas gab. Die Veränderungen die in Julias Leben inzwischen eingetreten sind, waren später auch nur wie nebenbei erwähnt und lassen mich hoffen, im zweiten Teil demnächst vielleicht mehr darüber zu erfahren. Meiner Meinung nach könnte man mit „Blutstein“ auch problemlos in das Jahreszeitenquartett einsteigen. Von mir gibt es für das Buch jedenfalls eine 100%ige Empfehlung. Schon jetzt freue ich mich auf den Sommer.



    Übersetzung Kerstin Schöps


    444 Seiten

  • Trotz der schmutzigen Hintergründe des Mordes und trotz Pers Ekel vor der Vergangenheit des Vaters wird die Krimihandlung wohltuend unaufgeregt und wenig reißerisch erzählt.

    Und genau das ist es, was ich an vielen schwedischen Kriminalromanen so sehr schätze. Abseits von amerikanischen Serienkillern und deutschen Psychopathen tauche ich zwischendurch sehr gerne in die "ruhige" schwedische Krimiwelt ein und wenn es für mich jemand gibt, der diese Atmosphäre genau trifft, dann ist das Johan Theorin. "Blutstein" war wieder ein wunderbarer Roman mit hervorragenden Charakteren wie Per Mörner, der die Vergangenheit seines ungeliebten Vaters aufarbeitet oder dem schon liebgewonnenen Gerlof. Wieder war alles sehr ruhig und still ohne viel Getöse, aber trotzdem so spannend und interessant, dass man das Buch kaum weglegen kann.
    Perfekte Krimiunterhaltung: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ui, was für ein spannendes, kurzes Buch! Johan war meine Neuentdeckung des letzten Jahres und ich bin extrem traurig, nun nur noch Inselgrab vor mir zu haben :-? Dieses Buch zeigte mir wieder einmal, weshalb ich skandinavische Thriller so mag: viele überraschende Wendungen, dabei aber niemals völlig unrealistisch oder übermäßig brutal. Die Beschreibung der Landschaft ist der Hammer: auch wenn ich niemals auf Öland war, irgendwie ist es mir trotzdem vertraut.


    klare fünf Sterne von mir.