Dies ist eine überarbeitete Übersetzung der bereits 1970 auf Deutsch erschienenen Fassung dieses Romans aus dem Jahre 1966. Und selbst im Jahr 2011 sind viele der in ihm gegebenen Ideen zur Intelligenzforschung und dem Umgang mit so genannten Retardierten noch bedenkenswert – besonders, da die Diskussion darüber, was genau ein Intelligenztest misst immer noch nicht für alle Forscher in diesem Bereich zufrieden stellend beantwortet ist und das Wort „Intelligenz“ immer noch einer abschließenden Definition harrt.
Charles Gordon ist mittlerweile 32 Jahre alt und arbeitet als Putzkraft in einer Bäckerei, die einem Freund seines Onkels gehört, der versprochen hatte, dem jungen Mann einen Job zu geben, damit er auf Grund seiner Geistesschwäche nicht ins Heim muss. Charly ist ziemlich zufrieden mit seinem Leben, weil die Leute bei der Arbeit gern mit ihm lachen und er seit einigen Monaten auch ein wenig zu lesen lernt. Seine Lehrerin – Mrs. Kinnian – ist sehr nett und hilfreich und ermutigt ihn immer wieder.
Eines Tages bringt sie ihn mit einigen Professoren zusammen, die eine Methode gefunden haben, bei Tieren die Intelligenz durch einen Eingriff und Hormonangaben zu erhöhen. Nun planen sie das Gleiche mit einem Menschen und da Charly in der Schule eine sehr hohe Motivation bewiesen hat, wird er für dieses Verfahren ausgewählt.
Aus der Sicht Charlys erleben die Leserinnen und Leser an Hand der Fortschrittsberichte, die er bereits vor der Operation schreiben soll, wie er zunächst die Umgebung in der Klinik, verschiedene Testverfahren und auch einen Intelligenzwettkampf gegen Algernon wahrnimmt. Algernon ist die Maus, bei der die Behandlung am Besten angeschlagen hat und die dadurch dreimal intelligenter wurde als andere Mäuse. Die Berichte sind in ihrer Unschuld und Naivität bedrückend, da man als Leserin oder Leser schnell mehr hinter dem Beschriebenen vermuten kann, als dies Charly zu diesem Zeitpunkt möglich ist.
Nach der Operation ist es den Leserinnen und Lesern dann viel schneller als Charly möglich, die Veränderungen in seinem Denken wahrzunehmen und mit der intellektuellen Entwicklung auch die emotionale, die ein wenig langsamer verläuft. Dabei stellt sich für Charly sehr schnell heraus, dass viele der „Freunde“ mit denen er früher gerne gelacht hatte meist über ihn lachten und sehr bald wird er von diesen, die ihm intellektuell schnell nicht mehr gewachsen sind – offen abgelehnt. Charlys Intelligenz verstärkt sich mehr und mehr, genau wie sein Wissensdurst und da er innerhalb des Versuchsumfelds ziemlich isoliert bleibt, entwickelt er sich in sozialere Hinsicht zunächst kaum weiter – und irgendwann hat er auch kein Interesse mehr daran. Doch dann sieht er, wie Algernon langsam beginnt, seine Problemlösefähigkeiten zu verlieren und eine neue – schreckliche – Zeit beginnt für ihn.
An einigen Stellen stellen Nebenfiguren die Frage, ob man so ein Experiment überhaupt durchführen dürfte und sie berufen sich dabei in der Regel auf den Sündenfall – und zu einem bestimmten Zeitpunkt ist Miltons „Paradise Lost“ sogar Charlys Lieblingsbuch. Seine Antwort ist sicherlich in diesem Zusammenhang positiv, denn das Verlieren seiner intellektuellen Fähigkeiten bedrückt ihn zunächst sehr. Der Hunger, zu lernen ist enorm.
Ein überaus spannendes und nachdenklich stimmendes Buch, das man vor weiteren Debatten zur Gentherapie nicht vernachlässigen sollte.