Org. Titel: The Lazarus Project
Seitenzahl: 350
Inhalt (Cover):
Durch Zufall stößt der Schriftsteller Vladimir Brik in Chicago auf die Geschichte von Lazarus Averbusch, der 1908 während der Anarchistenunruhen erschossen wurde. Brik ist von Lazarus Schicksal tief berührt und beschließt, nach Osteuropa in die Heimat des jungen Einwanderers zu reisen. Kurz vor seinem Aufbruch läuft ihm Rora über den Weg, ein Jugendfreund aus Sarajewo - und Brik weiß, dass er den idealen Reisegefährten gefunden hat. Schon damals in Sarajewo war Rora das, wovon Jungs wie Brik nur zu träumen wagten: cool, charmant, verwegen. Brik und Rora machen sich auf, die Spuren des fremden Toten zu suchen. Doch im Grunde ihres Herzens wissen sie, dass diese Reise von der neuen in die alte Welt eine Reise zu den eigenen Wurzeln ist.
Autor:
Aleksandar Hemon wurde 1964 als Kind einer serbischen Mutter und eines bosnischen Vaters in Sarajewo geboren. Als Hemon sich 1992 in den USA aufhielt und von der Belagerung seiner Heimatstadt erfuhr, blieb er im Exil. Der Autor lebt heute in Chicago.
Meine Mewinung und Bewertung:
Ein tieftrauriges Schicksal. Lazarus, ein 19jähriger russischer Jude, Überlebender des Progrom in Kischinjow (Moldawien), schlägt sich zu seiner Schwester Olga nach Chicago durch.Er bekommt Arbeit in einer Fabrik, lebt dennoch in Armut und sieht sein Bild vom reichen, freien Amerika dahinschwinden. Eines Tages taucht er vor dem Haus des Polizeichefs auf. Dieser fühlt sich bedroht, hält Lazarus für einen Anarchisten und erschießt ihn. Seine Freunde werden verfolgt und seine Schwester Olga, die das alles nicht fassen kann, wird mehrmals verhört und überwacht. Bald muß sie erkennen, er war zur falschen Zeit am falschen Ort, aber warum?
Vladimir Briks ist ein erfolgloser Schriftsteller und von seiner amerikanische Ehefrau finanziell abhängig. Als er ein Stipendium erhält reist er mit seinem Freund zu Recherchen nach Europa.
Aleksandar Hemon erzählt ein ungewöhnliches Auswandererschicksal mit Vor-und Rückblenden, verknüpft die Aufklärung eines Mordes und eine Reiseschilderung. Dabei zeigen sich deutliche Paralellen zur Gegenwart, Angst, Hysterie und Fehleinschätzungen. Einige komische Situationen entstehen, aber auch viel nachdenkliches. Mal ist das Buch übersichtlich und nachvollziehbar, dann wieder total irre. Eine Geschichte von Verlust, Trauer und das Leben nach dem Überleben. Das Buch wirft viele Fragen auf, bietet aber nicht immer Antworten. Es läßt mich daher, obwohl es mich gefesselt hat, nicht ganz zufrieden zurück.
Meine Bewertung:
Liebe Grüsse
Wirbelwind
Claudia Ziegler, Die geheime Tochter