Hella Haasse – Die Teebarone

  • Original : Heren van de thee (1992, niederländisch)


    Ein historischer Roman über eine Familie beim Teeanbau in Holländisch-Ostindien


    ZUM INHALT: Nach einer Ausbildung im niederländischen Delft kehrt der junge Rudolf Kerkhoven als ältester Sohn 1871 ins heimische Niederländisch Indien (heutiges Indonesien) zurück um sich, wie seine Familie, dem Teeanbau zu widmen. Nach einiger Zeit bei verwandten Teebesitzern fängt er Anfang 1873 fast bei Null auf eigenem zu rodenden und bepflanzenden Gebiet in wilder, abgeschiedener, aber herrlicher Natur an und entwickelt sich dank seiner guten Wirtschaftsführung und immensen Opfern mit den Jahren zu einem angesehenen Teebaron. Er heiratet Jenny, die ihn in den ersten Jahren kräftig unterstützt, aber auch in innerem Widerstreit liegt mit manchen Gegebenheiten in dieser Wildnis und den damit verbundenen Opfern, wie der Einsamkeit und der anfänglichen Einfachheit. Langsam wächst eine Familie heran, die wir bis zu einem Lebensrückblick von Rudolf 1918 begleiten.


    BEMERKUNGEN:Ich habe dieses Buch als Pageturner gelesen, einen richtig guten historischen Roman, der aus zwei Gründen in der Realität verankert ist. Zum einen hat Hella Haasse eigene Wurzeln auf Java und man spürt dies insbesondere bei manchen beeindruckenden Naturbeschreibungen als auch den Gegenüberstellungen zwischen z.B. den fernen Niederlanden und dem Leben in der Kolonie oder dem Leben einer gewissen weißen Oberschicht in ihrem Umgang mit der ursprünglichen Bevölkerung.
    Zum anderen weist sie in einem Vorwort (in meiner französischen Ausgabe) ausdrücklich darauf hin, dass es sich nicht einfach um eine Fiktion handelt, sondern sie aus Archiven und Dokumenten reichlich geschöpft hat.


    So bekommt man einen guten Einblick in das Leben auf einer eher abgelegenen Teeplantage auf Java, im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20.
    Diese Epoche mag auch in manchem eine Übergangszeit gewesen sein, in der man sich z.B. schon fragte, wo die Rechte der Arbeiter sind. Dennoch bleibt hier schon die weiße „Besitzerschicht“ mit seinem Erleben im Vordergrund, und nur bei aufmerksamen Lesen wird man Informationen über das Leben der einfachen Menschen erlesen. Allerdings werden die Teeanbauer nicht einfach als Despoten dargestellt: die Abstufungen sind da weitaus feiner und das Engagement verschieden. Manchmal erfahren wir etwas über den verschiedenen Umgang mit Werten in der javanerischen bzw. Kolonialbevölkerung.


    Jedoch wird man gut etwas von den Lebensumständen der Frau herauslesen, zwischen (zu) zahlreichen Schwangerschaften und der Rolle als Ehe- und Hausfrau. Da ist die Kritik deutlich spürbar.


    Man erspürt zwischen den Zeilen eine gewisse Nostalgie für die Wildnis und Weite (in mehrerlei Sinne), die man in Holland wohl so kaum kennt!


    Sicherlich hätte mancher Schriftsteller gewisse Schlüsselereignisse noch farbiger und reißerischer dargestellt. Da erscheint Haasse manchmal wenn auch nicht nüchtern, so doch in gewissem Abstand. Sie zwingt sich sprachlich nicht durch eine Krassheit auf! Durch das Zitieren von Briefen und Tagebüchern bekommt das Buch einen fast objektiven Touch.


    Dieses Buch könnte manchem Büchertreffler gut gefallen, vielleicht besonders manchen Leserinnen, die an historischen Romanen interessiert sind!


    ZUR AUTORIN:Hella Serafia Haasse (* 2. Februar 1918 in Batavia) ist eine niederländische Schriftstellerin. Sie wuchs auf in Java, der ehemaligen niederländischen Kolonie (bis Ende 1949) Indonesien , später in Amsterdam. Viele ihrer Werke schildern das Leben in Indonesien, bzw. Niederländisch-Ostindien.


    Haasse wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter der P.C. Hooft-prijs (1983) und der Prijs der Nederlandse Letteren (2004). 1988 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Utrecht verliehen.
    Sie gehört zu den meistgelesenen niederländischen Autoren


    Gebundene Ausgabe: 350 Seiten
    Verlag: Wunderlich Verlag (Oktober 1998)
    ISBN-10: 3805205546
    ISBN-13: 978-3805205542

  • Es gibt mehrere Ausgaben auf Niederländisch. Hier eine davon (wenn es klappt):