Klappentext:
Wie lebt es sich in Birma? In einem Staat, über den Europa allenfalls Schreckensmeldungen von Unterdrückung und Willkür bekannt werden? Noch nicht einmal über den Namen herrscht Einigkeit … Birma, Burma oder Myanmar?
Einmal mehr lässt uns Guy Delisle teilhaben an seinem Einblick in den Alltag eines Landes, über dessen Menschen wir bislang nur wenig wissen.
Meine Meinung:
Aus aktuellem Anlass – der Freilassung von Aung San Suu Kyi – hier eine Rezension zu Guy Delisles „Aufzeichnungen aus Birma“, dem neuesten in deutscher Sprache erschienenen Comic des Kanadiers.
Wiederholt verschlägt es Delisle, durch die Tätigkeit seiner Frau für Ärzte ohne Grenzen, in politische Krisenregionen Asiens. So erschienen vor den „Chroniques Birmanes“ bereits die Bände „Shenzhen“ und „Pjöngjang“. In diesem, wieder in Tuschezeichnungen und verschiedenen Grauschattierungen gehaltenen, Comic erzählt der Autor von der Reise nach und dem Aufenthalt in Myanmar (oder Birma/Burma), in dem durch die seit 1962 regierende Militärjunta politische Ungerechtigkeit und Unterversorgung in all ihren Facetten an der Tagesordnung sind. Der Fokus Deliles liegt dabei allerdings nicht auf der Dokumentation der politischen Situation seines Gastgeberlandes (auch wenn diese unweigerlich immer wieder gestreift wird), sondern auf den meist willkürlichen Hürden, die Hilfsorganisationen dort immer wieder nehmen müssen, dem Alltag der Menschen mit denen er Umgang hat und natürlich seinem eigenen als Vater eines kleinen Jungen, Ehepartner einer engagierten Frau und als Comicautor und -zeichner.
So beschwört der Band in Delisles ganz eigener, reduzierter aber sehr charmanter Zeichenweise die kuriosesten Situationen herauf: Die Angst vor den Birmanischen Steckdosen (Babyanlockende Todesfallen ), den ulkigen Aufenthalt eines Westlers in einem Buddhistischen Kloster, oder der wiederholte Versuch einen Blick auf die unter Hausarrest stehende Aung San Suu Kyi zu erhaschen, der natürlich von den Wächtern des Militärs verhindert wird.
Ein unverhofft informativer Comic, der die Beschreibung einer ernsten und bisweilen bizarren Lebenswelt nicht selten mit einem selbstironischen Augenzwinkern verbindet. Mir hat der Band auf jeden Fall sehr viel Freude bereitet, was eben hauptsächlich an der recht eigenen Herangehensweise Guy Delisles liegt, der ohne den Anspruch einer durchlaufenden Wissensvermittlung oder den didaktischen Zeigefinger den Horizont seiner Leser erweitert.