Lisa See: Der Seidenfächer

  • Lisa See: Der Seidenfächer


    Das Buch, Klappentext:


    Lilie wird 1823 als Tochter einer armen Bauernfamilie in der chinesischen Provinz Hunan geboren. Die Familie begegnet dm Mädchen zunächst mit Härte und Gleichgültigkeit, denn Töchter bedeuten nichts als Last. Im Alter von sieben Jahren, wenn Mädchen traditionell die Füsse gebunden werden, ändert sich für Lilie jedoch alles: Ihre Füsse scheinen besonders dazu geeignet, dem Ideal der Lotusfüsse zu entsprechen. Ihr zukünftiger Wert als Frau würde dadurch steigen, und für ihre Familie gäbe es durch eine mögliche günstige Heirat Aufstiegschancen in bessere Kreise. Wochenlang erduldet Lilie die Schmerzen des Füssebindens, denn sie hat bereits verinnerlicht: In China muss man als Frau gehorchen, um später ein gutes Leben zu haben, und man muss um der Schönheit willen Schmerzen erdulden. Um Lilie noch interessanter zu machen, empfiehlt eine Heiratsvermittlerin, dass sie in Nushu unterrichtet werden soll - einer über 1000 Jahre alten Geheimschrift zu der nur Frauen Zugang haben. Eines Tages erhält Lilie einen Brief von Schneerose, einem Mädchen aus wohlhabendem Haus. Beide wurden zur gleichen Zeit geboren und sind damit traditionell für eine lebenslange Freundschaft, einem laotong-Bund, geeignet. Diese Verbindung eröffnet Lilie erstmals die Möglichkeit, aus ihrer engen Welt herauszukommen. Über Jahre schreiben sich die Mädchen Briefe in Nushu, und Schneerose besucht Lilies Familie. Zu besonderen Anlässen schreiben sich die Freundinnen Gedichte auf einen Seidenfächer, der zwischen ihnen hin und her wandert. Mit siebzehn heiratet Lilie in eine angesehene Familie. Und erst jetzt stellt sie entsetzt fest, dass Schneerose, ihre engste Vertraute, ihr die ganze Zeit ein schreckliches Geheimnis vorenthalten hat....



    Die Autorin:


    Lisa See, Amerikanerin chinesischer Abstammung, ist Journalistin und Kuratorin mehrerer grosser Ausstellungen, die sich mit interkulturellen Beziehungen zwischen Amerika und China beschäftigen. Mit ihrem ersten Buch "On Gold Mountain". einer Geschichte über ihre Familie, schrieb sie einen internationalen Bestseller.



    Mein Tipp: Für eine Buchlänge schlüpfte ich in die Frauen-Gemächer eines traditionellen chinesischen Palastes. Ich kann immer noch die leicht gewellten Tränenspuren der beiden Schwurschwestern auf den Buchseiten erahnen.

  • Danke für deine Rezi
    Ich hab das Buch auch im Regal stehen konnte mich aber noch nicht dazu durchringen es zu lesen
    Aber nach deinem Tip werd ich es wohl bald mal in angriff nehmen :D

    Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war
    -Bertholt Brecht-


    Gelesene Bücher 2012:2
    Gelesene Seiten: 798
    SUB-Stand: 328
    :pale:
    :study:
    Birgit Fiolka - Blutschwestern. Die Legende von Engil
    :study: Nina Blazon - Zweilicht

  • Mir hat schon "Die Geisha" gut gefallen, aber das Buch übertrifft es. Wahnsinnig einfühlsam geschrieben bietet es einen tollen Einblick in die Geschichte des alten Chinas, in die "Frauenwelt". Wo sich Frauen per Geheimschrift verständigen und sich die Füße brechen lassen, um eine gute Partie für einen Mann zu sein. Es ist ein Buch über die Liebe zwischen zwei Frauen in dieser grausamen Welt, wo eine Frau nicht mehr wert ist als ein Hund.


    Ich kann es nur weiterempfehlen! 5 Sterne!

    Gelesen 2014: 23

    Seiten 2014: 12161
    SUB Anfang 2014 / Aktuell: 129 / 139

  • 1823 wird Lilie in einem kleinen chinesischen Bauerndorf als drittes Kind ihrer Familie geboren, in einer Zeit, in der sich die chinesische Bevölkerung stark von ihren alten Traditionen leiten lässt und Mädchen nichts wert sind.


    Als es Zeit wird, der Siebenjährigen nach althergebrachtem Brauch die Füße zu binden, damit sie so winzig werden, wie es dem Schönheitsideal der Zeit entspricht, entdeckt die Heiratsvermittlerin, die das "Potential" des Mädchens beurteilen soll, Anzeichen dafür, dass Lilie für eine gute Partie bestimmt ist und nicht, wie üblich, mit mehreren "Schwurschwestern" einen Freundschaftsbund schließen soll, der bis zur Ehe dauert, sondern eine lebenslange Verbindung mit einem anderen Mädchen eingehen soll.


    So begegnen sich Lilie und Schneerose, das Mädchen aus dem reichen Dorf Tongkou, zum ersten Mal und schließen augenblicklich Freundschaft. Gemeinsam erdulden sie die grässliche Tortur des Füßebindens, die Lilies jüngere Schwester nicht überlebt, verbringen viel Zeit miteinander in bei Lilies Familie, erlernen die geheime Nushu-Schrift, die nur Frauen lernen, und schreiben sich, wenn sie nicht zusammen sein können, geheime Botschaften auf einen Seidenfächer, den sie hin und her schicken.


    Der Tradition entsprechend werden die Mädchen im Teenageralter verheiratet. Während Lilie wie vorhergesehen einen Sohn aus höchst angesehener Familie ehelicht, muss sich Schneerose mit einem Metzger begnügen, dem niedersten aller Berufe.


    Und Lilie erfährt, dass Schneerose ihr nie die ganze Wahrheit über sich und ihre Familie erzählt hat. Schwer enttäuscht wendet sie sich von der Freundin ab ...


    Ein wunderschön erzähltes Bild dieser längst vergangenen Zeit mit ihren überkommenen Traditionen, denen man blind folgte. Lilie ist keine Protagonistin, wie es sie in historischen Romanen und gerade in Zeiten großer Unterdrückung der Frau häufig gibt, keine, die sich beherzt über die Sitten und Gebräuche ihrer Gegenwart hinwegsetzt, sondern sie ordnet sich den Traditionen unter, ist ganz ein Kind ihrer Zeit und genau deshalb so authentisch.


    Im zweiten Teil verliert der Roman leider ein wenig an Schwung. Während die Kindheit, insbesondere die Zeit des Füßebindens und der keimenden Freundschaft zwischen den beiden Mädchen, mit vielen Details geschildert ist, wird später vielleicht etwas zu stark gerafft und gesprungen, doch zum Ende hin holt das Buch wieder auf.


    Auf jeden Fall lesenswert.


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