Zum Inhalt: Franz war mal Polizist in München, doch ein Vorfall mit seinem Freund und Kollegen Rudi und einem Kinderschänder hat dazu geführt, dass man ihn an einen Ort versetzt hat, an dem der Franz arbeiten und sich gleichzeitig regenerieren kann. Dieser Ort ist Niederkaltenkirchen, ein kleines Dorf, in dem eigentlich nichts los ist und in dem Franz eigentlich auch nichts falsch machen kann.
Und so führt er als Dorfpolizist eigentlich ein recht beschauliches Leben. Im ehemaligen Saustall auf dem Hof seiner Oma, wo er mit der Oma und seinem Vater lebt, hat er sich häuslich eingerichtet, zum Essen kommt er immer heim zur Oma – und die kocht einfach zu gut. Praktisch, dass der Weg von der Polizeistation (schon fast eine Übertreibung) im Rathaus zur Oma nicht so weit ist.
Aber dann trifft Franz eines Tages auf Mercedes, eine ziemlich attraktive Frau, die sich im Haus der Familie Sonnleitner einquartiert hat. Zuerst findet Franz Mercedes sehr unsympathisch, vor allem, weil er ihretwegen nachts zu einem Einsatz raus muss und das kann Franz mal so gar nicht leiden, aber schnell wickelt sie den Beamten um den Finger – und dabei kann der jetzt eigentlich gerade einen klaren Kopf gebrauchen, denn es scheint so, als habe Franz nun doch endlich mal einen echten Fall zu lösen, denn ihm fällt auf, dass da mit den Neuhofers im Dorf irgendwas nicht stimmen kann. Denn der Hans hat jetzt gerade ziemlich schnell nach dem Tod seiner Mutter, die sich im Wald erhängt hat, und nach dem Tod des Bruders und des Vaters, die ebenfalls durch mysteriöse Unfälle ums Leben kamen, das alte Grundstück verkauft, auf dem nun eine Tankstelle steht. Fünfzigtausend Euro soll der Neuhofer Hans bekommen haben – und das ist in Niederkaltenkirchen nun wirklich ein Vermögen. ;) Und Franz macht sich ans Ermitteln in diesem Fall, freilich nicht zur Mittagszeit, da wär ja die Oma beleidigt, aber vor- und nachmittags, da passt es ihm meistens ganz gut.
Meine Meinung: Ein Regionalkrimi eben, dachte ich. Ist ja immer mal wieder ganz nett zu lesen, kann man ja mal machen. Und dann fing ich an zu lesen. Und es ist doch was Anderes. Erstmal ist das Ganze eine Ich-Erzählung aus der Sicht von Franz. Der ist genauso, wie man sich so einen Dorfpolizisten vorstellt (ja, Vorurteile wollen ja auch gepflegt werden!) und er erzählt auch so. Umgangssprachlich, nicht immer hochdeutsch (man versteht ihn zwar auch, wenn man ein Nordlicht ist, aber zur Not gibt’s hinten im Buch auch noch ein Glossar), manchmal ganz schön frech. Man muss sich erstmal ’reinlesen, aber dann ist es wirklich ein einzigartiges Erzählerlebnis.
Der Fall ist ziemlich unspektakulär und vorhersehbar, aber ehrlich gesagt tut das dem Lesevergnügen keinen Abbruch, denn es geht in diesem Buch um so viel mehr als um den Kriminalfall. Da wäre Franz’ blöder Bruder Leopold, der immer alles besser weiß, der Papa, der immer nur Beatles hört, die Oma, die ständig auf Schnäppchenjagd ist oder am Herd steht, dann der Flötzinger und der Simmerl und der Wolfi, alles Freunde vom Franz (und ähnlich skurrile Typen), … das Buch lebt von den Charakteren, die es darstellt.
Mir hat’s richtig gut gefallen, auch die Rezepte der Oma im Anhang klingen vielversprechend. Allerdings ist das Buch sehr schnell gelesen, da die Schrift sehr groß ist und die broschierte Ausgabe nur 235 Seiten hat. Schade eigentlich, ich hätt gern noch mehr vom Franz gelesen.