Jana Frey - Ich, die Andere

  • Zum Inhalt:


    Kelebek ist Deutsche. Und sie ist Türkin. Sie will mit ihren Freundinnen Spaß haben und gleichzeitig mit ihrer Familie den Ramadan begehen. Sie liebt die Blaue Moschee in Istanbul – und sie liebt Janosch. Ihre Gefühle sind zu kostbar, als dass sie jemandem davon erzählen könnte, zu zerbrechlich. Doch Sercan, ihr Bruder, mit dem sie früher alle Geheimnisse geteilt hat, merkt sofort, dass Kelebek plötzlich anders ist. Er beginnt, sie zu kontrollieren, eindringliche Fragen zu stellen. Als er endlich Gewissheit hat, ist Sercan voller Hass. Hass auf Janosch, Hass auf Kelebek – Hass, der außer Kontrolle zu geraten droht...


    Meine bescheidene Meinung:
    Eines der besten Bücher, das ich in den letzten Monaten gelesen habe! Ich kannte bereits ein anderes Buch von Jana Frey, das meine damalige Nachhilfeschülerin im Unterricht gelesen hatte und welches mir auch richtig gut gefallen hatte.


    Die Autorin hat einen wunderbaren, wenn auch manchmal etwas eigenwilligen Schreibstil (den scheinbar sprunghaften Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart hat mich das ein oder andere Mal schon irritiert), der sich unheimlich flüssig lesen lässt. Frey schreibt aus der Sicher Kelebeks und so ist der Leser ganz nah an der Protagonistin „dran“. Freude, Leid, Hoffnung; ich habe mit Kelebek von Himmel hochjauchzend bis zu Tode betrübt fast alles erlebt und es wirkte so realistisch wie ein Bericht eines türkischen Mädchens. Die Handlung kam sehr authentisch und ehrlich ‘rüber. Dazu muss man sagen, dass Jana Frey was den Islam, türkische Traditionen, etc. sehr gut recherchiert hat, was man an jedem geschriebenen Wort erkennt – da passt einfach alles – es wirkte auch nichts gestellt oder künstlich.



    Der leider in der muslimischen Gesellschaft sehr offen betriebenen Doppelmoral steht Jana Frey äußerst kritisch gegenüber – sie zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ich für mich kann sagen, dass ich diese Art, Jungen und Mädchen in Hinblick auf Sexualität, Ehre, etc. so unterschiedlich zu behandeln, aus tiefstem Herzen verabscheue und die Menschen, die diese betreiben (in den meisten Fällen handelt es sich hierbei um die Herren der Schöpfung), werde ich wohl nie verstehen. Einerseits möchten sie, dass sich ihre Schwestern, Cousinen, etc. gemäß dem Islam, bzw. dem, was sie dafür halten, verhalten; sich selbst nehmen sie jedoch das Recht heraus, außereheliche Beziehungen mit allem, was dazugehört, zu hegen und zu pflegen, um irgendwann eine jungfräuliche Muslima zu heiraten.



    Dies wird jedoch nicht einmal – wie oben erwähnt - unter einem Deckmantel verhüllt, sondern völlig offen praktiziert, denn Jungs müssen sich ja austoben. Dabei könnte ich wortwörtlich an die Decke gehen. Entweder gleiches Recht für alle oder gar nicht! Im Islam ist die Frau dem Mann, was Keuschheit, Treue, vorehelichen Verkehr etc. angeht, völlig gleichgestellt; von dahergesehen ist es absolut nicht verständlich, weshalb Kelebek bestimmte Dinge verwehrt bleiben, die Sercan sehr wohl darf.


    Kelebeks Entwicklung zu verfolgen hat, war sehr ereignisreich und mich überaus berührt – schon alleine, weil man weiß, wie viele Mädchen da draußen sind, die lediglich ein normales Teenager Leben führen wollen und zwar im Einklang mit dem Islam, was meiner Meinung nach (wenn auch mit Einschränkungen) möglich ist. Trotz der traurigen Thematik, hat dieses Buch auch viele positive Töne, die einem Hoffnung geben.



    Ein wunderbares Buch, der einen großen Beitrag zum interkulturellen Dialog leistet, wenn auch nur alle Parteien auch mal ihre Ohren aufsperren.



    Volle Punktzahl und damit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: dafür :thumleft: .