englischer Originaltitel: Academ´s Fury
(derzeit existieren im Original bereits 6 Bände, 3 davon sind mittlerweile übersetzt und erhältlich)
Beim zweiten Teil der High-Fantasy-Saga „Codex-Alera“ ist es Jim Butcher tatsächlich gelungen bezüglich Spannung und Abwechslung im Vergleich zum Vorgängerband noch eine Schippe draufzulegen, was dazu führte, dass ich von „Im Schatten des Fürsten“ durchgehend gefesselt war und jetzt noch von der Entwicklung der Handlung begeistert bin.
Klappentext:
Zwei Jahre sind seit der gescheiterten Invasion der Marat vergangen. Und während Tavi, der noch immer keine Magie wirken kann, dem Ende seiner Ausbildung zum kaiserlichen Spion entgegenfiebert, droht Alera bereits neue Gefahr. Denn ausgerechnet als Kaiser Gaius Sixtus schwer erkrankt und das Reich ohne Führung ist, bewegen sich die Furcht erregenden Vord auf die Hauptstadt zu – uralte Schreckensgestalten, für deren Wiedererweckung nicht zuletzt Tavi mitverantwortlich ist …
Die zentrale Figur ist auch diesmal Tavi, der heranwachsende Hirtenjunge vom Lande, der dem Ruf seines Ersten Fürsten Gaius gefolgt ist und mittlerweile an der Akademie in der Hauptstadt ausgebildet wird. Dort hat er erfreulicherweise einige gute Freunde gefunden, obwohl er immer noch keine Elementarkräfte wirken kann, was ihn zu einem Außenseiter unter der Schülergemeinschaft macht, denn Tavi ist der einzige weit und breit, der sich dieser Kräfte nicht bedienen kann und sich somit auf seine Geistesgegenwart, Einfallsreichtum und (mittelmäßige) körperliche Kraft verlassen muss. Allerdings, und wie könnte es anders sein, lädt diese Benachteiligung fiese Mitschüler auch dazu ein, ihn zu terrorisieren und so ist er zum bevorzugten Opfer des adeligen Brencis und seinen Kumpanen geworden, die über erhebliche Elementarkräfte verfügen.
Generell kann man sagen, dass sich Tavi langsam zu einem außergewöhnlich mutigen jungen Mann entwickelt, der durch seinen wachen Geist auch in der großen bösen Stadt gut zurechtkommt und zielstrebig seinen Weg findet.
Tavi´s Tante Isana, die von Gaius zur Wehrhöferin ernannt wurde, wird derweilen vom Ersten Fürsten ebenfalls in die Stadt berufen und gerät dort aufgrund ihrer bedeutenden Stellung sofort in die Schusslinie politischer Intrigen und in arge Bedrängnis. Als sie bei einem Attentat verletzt wird und vom Tatort entführt wird, versucht Tavi alles in seiner Macht stehende, um seine geliebte Tante wiederzufinden und geht dabei höchst gefährliche Wege. Der junge Mann wird wirklich extrem belastet, schließlich muss er sich nebenher noch um seine fortschreitende Ausbildung kümmern und obendrein steht er noch dem Ersten Fürsten höchstpersönlich zu Diensten, was zu einem echten Verantwortungsproblem wird, als Fürst Gaius vorübergehend… nun sagen wir mal, seine Pflichten als Herrscher nicht wahrnehmen kann.
Tavi trifft übrigens auch Kitai wieder, seine Marat-Kumpanin wider Willen aus dem ersten Band. Und da die beiden inzwischen auch ein wenig herangewachsen sind, gibt es ein paar nette, anrührende Momente, über die ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten möchte. ;)
Es gibt außerdem eine überaus spannende Parallel-Handlung in Alera, wo die Kursorin Amara (inzwischen zur Gräfin avanciert) zusammen mit ihrem Liebsten, dem ehemaligen Wehrhöfer Bernard (ebenfalls zum Grafen befördert) und dem „barbarischen“ Stammeshäuptling Doroga entdeckt, dass das Land vor einer unmittelbaren Bedrohung durch die kriegerischen Vord-Wesen steht (im Ansatz bereits bekannt aus Teil 1 – die heimtückischen „Viecher“ aus dem Wachswald-Kroatsch). Diese brutale Invasion führt schrittweise dazu, dass die Menschen von den spinnenartigen Vord entweder durch brutales Abschlachten ausgerottet oder aber aus taktischen Gründen besessen werden. Die drei Helden sind fest entschlossen, die Vord zusammen mit ihrer stetig schrumpfenden Legion aufzuhalten und zu besiegen, was zu einigen faszinierenden und spannenden Kampfszenarios führt.
Nebenbei muss Amara ihre eigentlich beglückende Beziehung zu Bernard überdenken, weil die Pflicht ruft und die Zukunft der beiden nicht gerade ideal aussieht. Aber die Liebesgeschichte ist nur stellenweise eingeflochten und steht der voranpreschenden Handlung nicht im Wege.
Eigene Meinung:
Wie gesagt, mir hat dieser Teil noch besser gefallen als der erste. Das liegt vor allen Dingen an der flotten Erzählweise und den erfrischenden Dialogen. Jim Butcher versteht es meisterhaft, jede Haupt- bzw. Nebenfigur mit einprägsamen charakterlichen Eigenarten auszustatten und so manche einer nimmt kein Blatt vor den Mund, was den Lesespaß deutlich fördert. Am besten gefallen mir der Marat-Häuptling Doroga, der mit seiner eigentümlichen Sprache die Dinge überraschend treffend auf den Punkt bringt, und Tavi´s umtriebiger Freund Max.
Ich persönlich habe bei vielen Fantasy-Büchern öfter mal Mühe mit den langwierigen Erklärungen zu den politischen Hintergründen .
Auch bei Butcher gibt es politische Intrigen, deren Zusammenhänge allerdings nicht allzu ausschweifend, aber einleuchtend erläutert werden, was ich sehr begrüße! Man kann der Story also leicht folgen, ohne von ausufernden Auflistungen von Namen, Häusern, Provinzen oder sonstwas Kopfschmerzen zu bekommen.
Was mir noch sehr gut gefallen hat im zweiten Teil ist die Einführung der wölfischen Canim, einer Rasse, die über einen charismatischen Botschafter am Hofe verfügt, der Tavi einige Male ziemlich ins Schwitzen bringt.
Außerdem finde ich die Vord als Gegner sehr interessant gestaltet. Es lässt sich prima darüber rätseln, wo diese Kriegerrasse eigentlich ursprünglich hergekommen ist, was sie planen, wie sie organisiert sind usw. Dass sie aussehen wie Spinnen und über hohe Intelligenz verfügen, macht sie schön unheimlich.
Ich kann´s kaum erwarten, den dritten Teil der Reihe („Die Verschwörer von Kalare“) in Händen zu halten (ist seit August 2010 erhältlich) und meine, dass durch die Lesespaß-Steigerung mit viel Action und tollen Charakteren diesmal fünf Sterne fällig sind: