Nicolas Barreau - Du findest mich am Ende der Welt

  • Kurzmeinung

    Studentine
    Das war mir zu schmusig, schmachtend, schmalzig und viel zu dick aufgetragen mit der Romantik.
  • So schön. Soooo schön! Haaaach ach ach! Den Autor dieses Buches möchte ich am liebsten auf der Stelle heiraten.
    Angelockt von dem wunderschönen Cover, von dem ansprechenden Klappentext, der Ich-Erzählform (ist mir die liebste) und dem Versprechen eines Rezensenten, das Buch sei ähnlich wie Gut gegen Nordwind, habe ich mich regelrecht darauf gestürzt. Und ich wurde nicht enttäuscht!


    Mit Gut gegen Nordwind ist es tatsächlich vergleichbar: Beides sind Briefromane mit einem gewissen Prickeln, da sich zwei Menschen zueinander hingezogen fühlen, die sich ausschließlich über diese Korrespondenz kennen und ansonsten zunächst wenig voneinander wissen. Allerdings erzählen bei Du findest mich am Ende der Welt nicht die Briefe allein für sich die Geschichte, sondern sind von langen Erzählpassagen unterbrochen, in denen der Held Jean-Luc sich den Kopf zerbricht über die Identität der mysteriösen Briefschreiberin „Principessa“, die so selbstbewusst und vertraulich auftritt, was sie so interessant und begehrenswert macht.


    Jean Luc – von Freunden „Duc“ genannt und somit scheinbar das perfekte Gegenstück zu einer Principessa – ist kein Kind von Traurigkeit, und somit kommen so einige Frauen infrage als Urheberin der Briefe, in denen die Principessa angibt, dass Jean-Luc sie kennt und doch wenig von ihr weiß. Das macht es natürlich spannend, denn von der Bäckereiverkäuferin bis zur verschmähten Exfreundin kann beinahe jede Frau aus Jean-Lucs direktem Umfeld die Principessa sein. Eine nach der anderen wird gedanklich abgehakt, bis zum Schluss vermeintlich gar keine mehr übrig bleibt. Meine persönliche Wunschkandidatin war leider letztlich nicht die Principessa. Teilweise hatte ich Angst, das Buch zu ende zu lesen und enttäuscht zu werden. Und obwohl der von mir erhoffte Ausgang ausblieb – der Schluss ist so wie das gesamte Buch: Wunderschön!


    Zentraler Punkt dieses wunderbar leichten und geistreichen Romans: Die Macht der Worte. Jean-Luc fühlt sich augenblicklich zu der Frau hingezogen, die ihm solche Briefe schreibt. Ohne etwas von ihr zu wissen. Ohne eine Vorstellung, ein Bild von ihr zu haben. Befürchtet er teils, die Principessa könnte hässlich sein, wird auch dies schlussendlich unwichtig. Schön ist das, was sie ihm schreibt, was sie in ihm auslöst.
    Gleichzeitig haben die ausgetauschten Briefe beider auch in mir ein warmes Bauchgefühl ausgelöst, und ich war ganz wehmütig bei dem Gedanken, dass die Geschichte früher oder später zu Ende sein würde. Anders als in Gut gegen Nordwind schleichen die beiden Protagonisten jedoch hier nicht so ewig lange um ein Treffen herum. Die Geschichte ist sehr stringent erzählt und wirkt gut durchdacht, jedoch keinesfalls vorhersehbar. Jean-Luc unternimmt in seiner grenzenlosen Neugierde und Ungeduld so manchen überstürzten Versuch, die Principessa zu treffen und zu enttarnen. Natürlich gelingt es ihm nicht, denn die Principessa ist klug und vor allem: Sie ist die, mit der der „Duc“ vielleicht am wenigsten gerechnet hätte…


    Mit diesem Buch bin ich augenblicklich zu einem Fan von Nicolas Barreau geworden. Die Frau meines Lebens liegt schon bereit, und ich erwarte mit Spannung seinen im September erscheinenden dritten Roman!


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  • Das hört sich so gut an. Ich bin ein absoluter Fan von Daniel Glattauers "Gut gegen Nordwind" und daher muss ich das Buch ganz noch oben auf meine Wunschliste setzen. Das muss ich lesen.


    Danke für den Tipp.

    :flower: Das Leben findet immer einen Weg und blüht pötzlich da wieder auf, wo man es am wenigsten erwartet.

  • Dieses Buch wurde schon von einigen Bloggern himmelhochjauchzend besprochen, so dass mich dann irgendwann auch die Neugierde gepackt hat und ich das Buch mal lesen musste. Sowohl Cover als auch Umfang haben mir sofort zugesagt. Die Bücher Barreaus haben was die Covergestaltung angeht einen gewisse Wiedererkennungswert und mit das Frankreich Thema passt da aus gegebenem Anlass perfekt dazu.


    Die Übersetzung scheint etwas freier gewesen zu sein, denn die sonst recht komplizierten französischen Sätze sind nicht zu finden. Im Gegenteil: ich mochte den Schreibstil sehr; der Text liest sich locker flockig und gut weg. Leider jedoch nur die Geschichte an sich. Die Liebesbriefe sind dann schon etwas anders gestrickt. Vielleicht bin ich einfach nur kein Fan von mittelalterlicher Sprache, die viel redet, aber im Endeffekt nichts sagt, jedenfalls waren die Briefe für mich weder soooo schöööön noch unheimlich romantisch noch zauberhaft, sondern wirkten auf mich wie gewollt und nicht gekonnt, so dass ich irgendwann nur noch drübergelesen habe.


    Ansonsten fand ich die Geschichte um den liebeskranken Duc, der seine Principessa sucht, toll geschrieben. Besonders gefallen hat mir, wie Barreau es schafft, das Savoir Vivre der Franzosen und die frühlingshafte Stimmung in Paris rüberzubringen und der Leser das Gefühl hatte, bei jeder Gauloises und jedem Café au Lait dabei zu sein. Die Charaktere fand ich sehr sympathisch und lebensecht – außer die Principessa (die fand ich nämlich wirklich doof und auf die bin ich auch recht schnell gekommen).


    Insgesamt für mich ein kurzweilig schönes Buch, das ohne die schnulzigen Briefe noch besser gewesen wäre, was mich jedoch erst recht darin bestärkt, noch einen Barreau zu lesen um mich dann hoffentlich endgültig zu überzeugen, dass seine restlichen Bücher er sooooooo schöön und unheimlich romantisch ist, wie überall behauptet wird!


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  • Nicolas Barreau ist der neueste Eintrag auf meiner Liste von Lieblingsautoren. So wie mich erst vor kurzem Das Lächeln der Frauen vollkommen um den Finger gewickelt hatte, genauso haben mich Charaktere und Geschichte in diesem Roman aufsaugen können! Allen voran ist das Barreaus einzigartigem und unglaublich schönen Schreibstil zu verdanken. Seine Geschichten zu lesen ist einfach ein Genuss, dem ich mich gern über tausend Seiten hinaus hingegeben hätte. Dies ist wohl der erste Autor, dem ich begegne, bei dem der eigentliche Inhalt zweitrangig erscheint. Viel mehr freut man sich darüber, wie er die Dinge schreibt. Selbst die langweiligsten Vorgänge des Alltags schafft er charmant und interessant darzustellen und man fühlt sich die kompletten Seiten hindurch in die schönsten Pariser Straßen versetzt.


    Aber auch dieses Mal hat Barreau es geschafft seinen schönen Schreibstil mit einer herzerweichenden Liebesgeschichte zu kombinieren. Der Leser findet zu Beginn des Buches zusammen mit Jean-Luc, der uns seine persönliche Geschichte auf 240 Seiten erzählt, einen Liebesbrief von einer Unbekannten, die sich “Principessa” nennt und mit Ihren Worten den überaus sympathischen Protagonist direkt verzaubert. Von da an ist es sein Ziel, herauszufinden wer die Frau mit den betörenden Worten bloß sein könnte. Der Hinweis “Du kennst mich und kennst mich doch nicht” bringt ihn während seiner Suche fast um den Verstand, ganz besonders in den Momenten, in denen er sie nur um Haaresbreite verpasst. Die Principessa weiß anscheinend ganz genau, wie sie ihn perfekt an der Nase herumführen kann, ohne dabei arrogant oder unsympathisch zu wirken. Ganz im Gegenteil: man möchte zusammen mit Jean-Luc endlich wissen, wer die liebevolle Briefeschreiberin ist, die zudem einen erfrischenden Sinn für Humor hat. Sie schafft es tatsächlich den Weiberheld Jean-Luc den Kopf derart zu verdrehen, dass er an anderen Frauen vollkommen das Interesse verliert.


    Die vielen Nebencharaktere im Buch peppen die Liebesgeschichte mit erheiternden Dialogen zusätzlich auf und das Rätselraten über die geheimnisvolle Frau weitet sich in Jean-Lucs Freundeskreis aus. Vielen Frauen, denen er in der Vergangenheit begegnet ist, wirken plötzlich allesamt verdächtig, egal wie unwahrscheinlich es bei so mancher Dame auch sein mag. Leider blieb mir das Rätselraten während dem Lesen zum Großteil aus, denn ich wusste schon so ziemlich zu Beginn wer die Briefeschreiberin war. M.E. hatte der erste Hinweis in dieser Richtung bereits zu viel verraten und nicht nur einmal hatte ich das Gefühl, dass Jean-Luc vor lauter Aufregung die offensichtlichsten Dinge übersah. Doch das tat dem Lesespaß überhaupt keinen Einbruch! Wie gesagt: Nicolas Barreau hat eine solch gefühlvolle und charmante Art zu erzählen, dass es schon fast egal ist, über was er schreibt. Einfach schön!


    Fazit
    Obwohl ich i.d.R. kein Fan geschwollener Sprache und poetischen Metaphern bin, stellt Nicolas Barreau eindeutig eine angenehme Ausnahme dar! Er schreibt einfach so liebevoll, dass man ganz leicht in der Stadt der Liebe versinkt und die 240 Seiten viel zu schnell vorbei sind. Selbst ein Weiberheld wird dadurch zu einem sympathischen und charmanten Protagonisten, dem bisher einfach nur nicht die richtige Frau begegnet ist. Oder vielleicht doch? :wink: Wer Nicolas Barreau noch nicht kennt und sich gern mal für einige Stunden im Pariser Liebesleben wieder finden möchte, der sollte diesen Autor unbedingt genauer unter die Lupe nehmen!


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    "The worth of a book is to be measured by what you can carry away from it."

    - James Bryce