Jadetöchter - Hsu-Ming Teo

  • Nachdem ich dieses Buch im Gewinnspiel gewonnen habe, muss ich sagen, welch ein Glück, ich glaube, ich hätte es mir von selbst nie gekauft. So ist es ein Gewinn im doppelten Sinne. Ja, nach missmarples toller Rezi ist es schwer für mich noch etwas zu schreiben.


    Meine Meinung


    Auf gut 300 Seiten wird die Geschichte von drei Generationen chinesischer Frauen erzählt. Mei Ling, Pandora und Grace Tay öffnen dem Leser ein Fenster, durch das man das Alltagsleben der Familien in Singapur, Malaysia und Sydney miterleben kann. Interessant fand ich die Details, die die Besonderheiten des chinesischen Kulturkreises beschrieben, die Küchen (sowohl die in den Häusern als auch die Garküchen), die Bedeutung der Religion und die Familienhierarchie. Den tiefsten Eindruck hinterließ bei mir jedoch das Verhalten der Eltern ihren Töchtern gegenüber. Diese Kälte und Gleichgültigkeit, mit der die Mädchen durchs Leben geschubst wurden, hat mich tief erschüttert. Aber genau diese Mädchen behandelten Jahre später ihre eigenen Töchter und auch die Schwiegertöchter ebenso schlecht. Und auch bei den Söhnen zählt nur der Erstgeborene. Er ist der Stolz der Familie, für ihn ist kein Opfer zu gering. So sind alle auf der Suche nach Liebe. Nachfolgendes Zitat charakterisiert die Situation in der Familie sehr treffend:


    Zitat

    „Als Familie waren wir zu der tragischen Demütigung verdammt, um die Liebe und Aufmerksamkeit des einen Familienmitgliedes zu betteln, das sie uns versagte. Mum verlangte nach Sonnys, Sonny verlangte nach der des Patriarchen, der Patriarch verlangte nach der seiner Frau, und ich verlangte nach der meiner Mutter. Mein ganzes Leben lang drehten wir uns auf diesem Karussell, jagten der Liebe vor uns nach, die wir nie einholen konnten; und erst, wenn es zu spät war, warfen wir einen Blick hinter uns, um zu sehen, wer sie uns vielleicht anbot.“ S. 221


    Sehr gut hat mir der Sprachstil dieses Romans gefallen. Dieser schwankte je nach Situation von blumiger Umschreibung bis hin zu derber Direktheit. Aber alles in allem wird das Leben der drei Frauen gefühlvoll und sanft, eben einfach sehr menschlich mit der entsprechenden Situationskomik beschrieben. So schwankte auch ich zwischen Mitfühlen und Schmunzeln. Der Alltag wurde so lebensnah beschrieben, dass das Gefühl aufkommen konnte, man würde zu den Nachbarn gehören, die einen neugierigen Blick auf den Hof und in die Räume des Hauses werfen.


    „Jadetöchter“ ist mit dem bedeutendsten Literaturpreis Australiens, dem Vogel Award ausgezeichnet worden. Zu Recht, finde ich. Es hat auch bei mir trotz all der Tragik einen nachhaltig positiven Eindruck hinterlassen.

  • Nachdem ich die vielen tollen Rezensionen hier gelesen habe, wollte ich das Buch unbedingt auch lesen. Besonders hat es mich auch interessiert, weil ich recht viel Zeit in Malaysia und Australien verbracht habe und so vieles dieser Kultur aus erster Hand kenne.


    Auch mir hat das Buch richtig gut gefallen. Wie den anderen hier, hat es mich sehr berührt. Ich bin immer wieder geschockt, wenn ich über die Lebensverhälte in den asiatischen Ländern höre. Genau wie es Hsu-Ming Teo beschreibt, habe ich die Lebensgeschichte meiner "Ex-Schwiegermutter" gehört und zum Teil selbst erlebt.


    Hsu-Ming Teo hat mit einfacher und klarer Sprache eine erschreckende, aber typische Familiengeschichte geschrieben. Ich war bin sehr beeindruckt von diesem Buch und würde es jedem empfehlen, der mehr über asiatische Kulturen erfahren möchte.