Marie-Sabine Roger - Das Labyrinth der Wörter / La tête en friche

  • Das wird es sein. 8)


    ich war grad auf der Suche nach der ersten Rezension von Conor, aber hab nicht bewußt verschoben - keine Ahnung was da im Hintergrund dann passiert ist :) Aber es passt ja alles :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Ups, nicht schlimm, es war meine erste Rezi, und ich hatte lange probiert, wie ich das einstelle, und wohl selber einen Fehler gemacht und es doppelt gepostet. Sorry, ich muss mich hier erst einleben. Nun ist es ja in Ordnung und steht an richtiger Stelle. Danke für euer Helfen, tut mir leid für die Verwirrung, euch allen einen schönen Sonntag noch.

  • Originaltitel: La tête en friche


    Zum Autor:
    Marie-Sabine Roger (*1957 in Bordeaux, Frankreich) ist eine französische Roman- und Kinderbuchautorin. Roger entdeckte bereits als Schülerin ihren Hang zum Schreiben, ergriff jedoch zuerst den Beruf der Lehrerin in einer Vorschule. Ende der 1980er Jahre wurde ihr erstes Kinderbuch veröffentlicht. Die Schriftstellerin lebt heute im Süden Frankreichs.


    Der erste Satz:
    "Ich habe beschlossen, Margueritte zu adoptieren."


    Inhalt:
    Germain ist Mitte 40, hat keinen Schulabschluss, keine Ausbildung, Gelegenheitsarbeiter. Er wohnt auf dem Grundstück seiner Mutter in einem Wohnwagen und sein Alltag besteht darin, dass er Holzfiguren schnitzt, Tauben im Park zählt, sich um seinen Gemüsegarten kümmert und sich hin und wieder mit Anette trifft, mit der er eine Art Sex-Beziehung pflegt. Eines Tages geht er in den Park, um erneut die Tauben zu zählen, als eine ältere Dame namens Margueritte auf "seiner" Bank sitzt. Germain setzt sich zu ihr und nach und nach kommen die beiden ins Gespräch. Margueritte sitzt oft im Park und zählt die Tauben, doch die beiden haben sich vorher nie getroffen. Nach und nach lernen sich die beiden besser kennen. Margueritte ist eine passionierte Leserin und fängt an, Germain die Welt der Bücher näher zubringen, indem sie ihm vorliest. Dies eröffnet Germain eine völlig neue Welt und er fängt an, über sich, sein Leben und die wichtigen Fragen im Leben nachzudenken...


    Meine Meinung:
    Ein sehr bewegendes Buch. Leider ist es so kurz!
    An sich hatte ich das Buch nur gekauft, weil ich bei einer Challenge die Aufgabe bekam ein Buch zu lesen, welches um Bücher geht. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie von diesem Buch gehört, obwohl es scheinbar sehr bekannt ist und auch verfilmt worden ist, mit Gérard Depardieu als Germain. Warum hab ich das Buch denn nicht schon viel früher gefunden?!


    Jetzt erst einmal zu den Personen, bevor ich noch in Selbstmitleid versinke:
    Germain ist ein ungehobelter Kerl. Er ist 45 Jahre alt, hat die Schule abgebrochen und nie eine Ausbildung abgeschlossen. Er kann nicht besonders gut lesen und schreiben, es fällt ihm schwer und es bereitet ihm Kopfschmerzen. Er hält sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser, die er von Zeit zu Zeit annimmt. Sein größten Hobbies sind das Schnitzen von Holzfiguren, welchem er sich leidenschaftlich widmet, das Zählen der Tauben im Park, sein Gemüsegarten und das allabendliche Bier mit seinen Freunden in der Kneipe. Germain hatte kein leichtes Leben: Seine Mutter hasste ihn, er wurde als Kind von misshandelt und beschimpft. In der Schule hatte er es sehr schwer und wurde von den Lehrern schikaniert, weil diese ihn für einen Dummkopf hielten. Mit 18 zog er von zuhause aus und zog in den Wohnwagen, welcher auf dem anderen Ende des Grundstücks seiner Mutter steht. Seitdem lebt er dort und kümmert sich aufopferungsvoll um seinen Gemüsegarten. Germain hat nie über sein Leben nachgedacht, sondern es einfach als gegeben hingenommen, dass es sich so ereignet hat.
    Margueritte ist eine zierliche, ältere Dame von 86 Jahren und eine passionierte Leserin. Sie hat in ihrem Leben schon viel erlebt, ist lebensklug und tolerant. Die beiden haben sich durch einen Zufall kennen gelernt, als Margueritte auf Germains Bank im Park saß und Tauben zählte. Zudem leidet sie an einer unheilbaren Krankheit, welche ihr nach und nach das Augenlicht nimmt. Im Laufe der Geschichte fängt sie an, Germain aus Büchern vorzulesen, welche sie selbst liest. Auch reden beide über ernstere Themen als Germains Kneipenrunde es tut.


    Die Geschichte ist sehr kurz, das muss man sagen. Ich habe das Buch ohne irgendwelche Erwartungen gekauft und bin sehr positiv überrascht worden.
    Die Story an sich ist ziemlich oberflächlich, eher märchenhaft und naiv erzählt. Doch die Geschichte ist schön geschrieben, verständlich und anschaulich. Und sie hat eine Art moralischen Kern, der zum Denken anregen könnte. Man merkt, dass die Geschichte der Unterhaltung dienen soll und nicht der Belehrung. Erzählt wird die Story aus Germains Sicht, deswegen erfährt man viel über diesen Charakter, während Margueritte eher der "gute Engel" ist und eher im Hintergrund bleibt, jedoch in die Entwicklung eingreift.
    Auch ist die Geschichten vorhersehbar. Aber mich hat es nicht gestört. Ich fand es zur Abwechslung echt mal angenehm, nicht nur auf Spannung getrimmt Bücher zu lesen, die eine ach so unerwartete Wendung beinhalten sollen. Es ist einfach nur interessant zu Lesen, wie Germain sich verändert und anfängt, nachzudenken. Es ist insgesamt eine unterhaltsame, leichte Lektüre für Zwischendurch!


    Viel gibt es eigentlich nicht zu berichten, weil das Buch wirklich kurz ist und es an sich nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus dem Leben zweier Personen zeigt. Es beinhaltet keine wirklich große Storyline, sondern spielt sich in erster Linie gedanklich in Germains Inneren ab.
    Ich bin jedenfalls sehr angetan von dem Buch und gebe ihm 5 Sterne. Alleine schon, dass ein bisschen mit Klischees gespielt wird: Germain als grobschlächtiger Idiot ohne Abschluss und Arbeit, der nicht die Oma von der Bank haut, sondern sich anfängt, mit ihr zu unterhalten, weil er an sich keiner Fliege was zu Leide tun kann. Es ist mal erfrischend, so etwas zu lesen.
    Vielleicht lag es wirklich daran, dass ich komplett ohne Erwartungen angefangen habe zu lesen. Aber an die, die etwas ganz Großes erwartet haben, bitte: Wer erwartet auf 270 Seiten eine herzergreifende, tiefsinnige, tiefgreifende, psychologisch korrekte Beschreibung der geistigen Entwicklung, die sich normalerweise über Jahre oder Jahrzehnte hinzieht, oder gar nicht? Unrealistisch, oder?


    Bewertung:
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    *~* Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. (Friedrich Nietzsche) *~*


    :study: tbc


    Gelesen 2023: 0 (0): 0 Seiten


    Punktechallenge 2023: 0,00 Punkte

  • Ich finde diese Geschichte ganz wunderbar und wünsche mir, dass so eine unglaubliche Freundschaft zwischen 2 so unterschiedlichen Menschen wenigstens manchmal auch "in echt" in unserer Welt passieren würde :wink:

  • Die DVD liegt seit Jahren ungesehen herum und nun dachte ich, dass ich vielleicht doch eher mal das Buch lese.
    Mir erging es wie @Conor, ich bin ebenfalls enttäuscht. Immer wieder lese ich zwischen den Zeilen den moralisch erhobenen Zeigefinger heraus, als ob die Autorin die Leser unterrichten möchte. Zwar nie wenn Margueritte sprach, sondern fast immer in Germains Gedanken. Bei Margueritte hätte ich es ja noch verstanden, doch sie reagierte jeweils gelassen. Trotzdem blieb mir die Interaktion zwischen den beiden zu oberflächlich.
    Deshalb von mir nur :bewertung1von5::bewertung1von5: Punkte.

  • Meine Meinung:
    Die DVD liegt seit Jahren ungesehen bei mir herum und nun dachte ich, dass ich vielleicht doch eher mal das Buch lese, weil Bücher ja eigentlich immer besser sind als der Film. Nach der Lesen frag ich mich, ob ich mir den Film überhaupt ansehen soll...


    Der 46jährige Germain trifft im Park auf die 86jährige Margueritte. Mit einer Plauderei über das Zählen der Tauben beginnen die Tage ihrer Freundschaft. Er: gross und breit. Sie: klein und gebrechlich. Sie liest ihm vor, und plötzlich beginnt er sich für Worte und Geschichten zu interessieren. Germain verändert sich langsam, auch seinen Freunden fällt es auf.


    Doch diese schnelle Verwandlung nehme ich der Autorin nicht ab, zumindest nicht alles. Der grösste Teil der Geschichte spielt sich in Germains Gedanken ab, er ist der Erzähler. Einerseits soll er der ungebildete, dumme und naive Typ sein, andererseits passen seine Gedankengänge nicht wirklich zu solch einem Typen. Er wirft mit vulgären Ausdrücken um sich herum, nur um in der nächsten Minute eine Metapher loszulassen. Das wirkt viel zu künstlich auf mich.


    Dazu lese ich immer wieder zwischen den Zeilen den moralisch erhobenen Zeigefinger heraus, als ob die Autorin die Leser unterrichten und belehren möchte. Zwar nie wenn Margueritte spricht, sondern fast immer in Germains Gedanken. Bei Margueritte hätte ich es ja noch verstanden, doch sie reagierte jeweils gelassen und nett. Die Interaktion zwischen den beiden empfand ich zu oberflächlich.


    Das Buch hat mich enttäuscht. Es ist eine langweilige um einen grobschlächtigen Mann, dem eine alte Frau vorliest. Aus diesem Thema hätte man viel mehr rausholen können. Ja, auch bei nur 272 Seiten.


    Fazit:
    Mit nur einigen wenigen netten Zeilen kann der Roman bei mir nicht punkten. Zu phrasenhaft und ohne jegliche Tiefe fehlt mir vor allem der Erzählcharme und die subtile Poesie, die man sonst oft bei französischen Autoren findet.
    2 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5: