Ruth Rendell - Was die Schatten verbergen / The Monster in the Box

  • Kurzbeschreibung bei amazon:


    Als Wexford ein junger Polizist war, wurde er in einen Mordfall
    verwickelt, der nie aufgeklärt wurde. All die folgenden Jahre stellte er
    erfolglose Mutmaßungen über den Täter an, bis dieser nach Kingsmarkham
    zurückkehrt und eine neue Mordserie beginnt.
    Ruth Rendell nimmt den
    Leser mit auf eine Zeitreise, nicht nur um ein Verbrechen aufzuklären,
    sondern auch um Wexford als jungen Mann und seine Entwicklung zu dem
    methodischen Ermittler zu zeigen, den man kennt.





    Eigene Beurteilung


    Eines Tages sieht Inspektor Wexford in Kingsmarkham zufällig Eric Targo wieder und damit begegnet er seinem persönlichen Alptraum, den er während der letzten Jahrzehnte wie ein "Monster in einer Box" in einer Schublade seines Gedächtnisses eingeschlossen, aber nie vergessen hatte. Seit Jahrzehnten hält er Targo für (mindestens) zwei alte Mordfälle verantwortlich, aber er konnte nie Beweise erbringen, sondern nur sein "Bauchgefühl". Seiner Meinung nach hat Targo ihn gestalkt, ihm bedeutungsvolle und zynische Blicke zugeworfen und sich durch sein Verhalten quasi absichtlich selbst entlarvt, jedoch hatte er kein Motiv. Wexford konnte trotz aller Ermittlungen nichts gegen ihn unternehmen. Als er nach dem neuerlichen Auftauchen Targos einem Kollegen von der Geschichte erzählt, nimmt dieser ihn zuerst nicht ernst, bis ein Mord in Wexfords Umfeld geschieht...


    In einem zweiten Handlungsstrang spielt die schon aus vorherigen Bänden bekannte Polizistin Hannah Goldsmith die Hauptrolle. Sie befasst sich als selbsternannte Vorkämpferin gegen Rassismus mit Vorliebe mit Fällen, die Ausländer involvieren und merkt nicht, dass sie selbst voller Vorurteile ist. Im vorliegenden Buch verdächtigt sie die pakistanische Familie Rahman, ihre Tochter zwangsverheiraten zu wollen, bzw. sie aus Gründen der Ehre ermordet zu haben. Gegen Ende des Romans verflechten sich die beiden Handlungsstränge miteinander.


    Dieses Buch ist kein typischer Krimi nach dem Muster "Mord - Ermittlung - Auflösung". Während der ersten zwei Drittel passiert so gut wie gar nichts, vielmehr ergeht sich Wexford in Erinnerungen an seine Zeit als Polizeianwärter. Auch sein Liebesleben als junger Mann wird minutiös aufgerollt. Der Leser gewinnt Einblick in die gravierenden Veränderungen, die die englische Gesellschaft in den letzten vier oder fünf Jahrzehnten durchlaufen hat. Dieser Mangel an "Action" ist meiner Einschätzung nach der Grund dafür, dass "The monster in the box" (bei amazon) keine sehr guten Kritiken bekommen hat. Fans hochspannender Krimis a là Karin Slaughter, Tess Gerritsen & Co würde ich vom Kauf dieses Buchs abraten.
    Wer allerdings auch ruhigere Krimis und solche mit Rückblenden in frühere Zeiten (wie z.B.die Serie um Alan Banks von Peter Robinson) mag, könnte sich angesprochen fühlen. Mir persönlich hat das Buch gut gefallen, lediglich zum Ende hin wirkten ein paar Handlungsabläufe etwas konstruiert.
    Von mir gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: ,5 .



    Auf eine deutsche Übersetzung konnte ich keinen Hinweis finden. Im Juni kommt erst (nach 3 Jahren! :roll: )die deutsche Übersetzung von "The water´s lovely " auf den Markt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

    Einmal editiert, zuletzt von €nigma ()

  • die deutsche Übersetzung von "The water´s lovely " auf den Markt.


    So sieht es aus.


    Ein unbekannter Rendell-Roman! Ich habe natürlich sofort nach der deutschen Übersetzung gegoogelt und ein paar bekannte Seiten angesehen. Aber sogar Krimi-Couch kennt nicht einmal die englische Originalausgabe "The Monster in the Box". Dort habe ich weitere Bücher gefunden, bei denen die deutsche Übersetzung hinterherhinkt: "Portobello" von 2008 und "Not in flesh" von 2007.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • "Die Unschuld des Wassers" gehört nicht zur Wexford-Serie.


    Bei der krimi-couch habe ich vorhin auch nachgesehen, die sind aber hoffnungslos mit ihren Informationen im Rückstand. Dabei haut RR jährlich mehrere neue Bücher raus, die dort nicht mal im englischen Original gelistet sind. :(


    Bis "The monster in the box" ins Deutsche übersetzt wird, dürfte wohl schon der Kalender für 2013 an der Wand hängen...

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  • "Die Unschuld des Wassers" gehört nicht zur Wexford-Serie.


    Ich weiß. Es ist eher ein Vine-typisches Buch, zumindest wenn man den Klappentext und Deine Rezension liest.

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  • Es ist eher ein Vine-typisches Buch,

    Hast Du schon "The blood doctor" ("Königliche Krankheit"), unter dem Pseudonym Barbara Vine gelesen? Das subbt bei mir schon seit Jahren rum, jetzt sehe ich gerade, dass es auf der krimi-couch mit 92° bewertet ist.

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  • "Königliche Krankheit" und "Aus der Welt" ("The Minotaur") sind die beiden einzigen Vine-Bücher, die ich noch nicht gelesen habe. Bevor ich aber bei TT oder booklooker suchen gehe, warte ich lieber den morgigen Tag ab. :tongue:

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  • warte ich lieber den morgigen Tag ab. :tongue:

    Viel Spaß und viel Erfolg bei der Jagd! :flower:

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  • Klappentext:
    Chief Inspector Wexford hatte eigentlich gehofft, dass ihm Eric Targo nie wieder unter die Augen treten würde. Doch nun ist er zurück in Kingsmarkham – klein, muskelbepackt und so arrogant wie eh und je. Als Wexford noch ein junger Polizist war, fand man eine Frau namens Elsie Carroll erwürgt in ihrem Schlafzimmer. Kurz darauf starb eine zweite Frau. Sein Instinkt sagte Wexford, dass Eric Targo der Mörder war – ein Psychopath, der immer wieder zuschlagen würde. Nur die Beweise fehlten.Nun, während der Ermittlungen in einem neuen Fall, fühlt Wexford sich zurückversetzt zu den Anfängen seiner Karriere als Kommissar. Und Targo ist nicht der einzige Geist aus der Vergangenheit, der zurückgekehrt ist, um ihn im Hier und Jetzt zu verfolgen. (von der Verlagsseite kopiert)


    Zur Autorin:
    Ruth Rendell wurde 1930 in South Woodford/London geboren. Sie arbeitete als Journalistin, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Romanen widmete. 1997 wurde sie mit dem Grand Master Award der Crime Writers' Association of America, dem renommiertesten Krimipreis, ausgezeichnet und darüber hinaus von Königin Elizabeth II. in den Adelsstand erhoben. Ruth Rendell, die auch unter dem Pseudonym Barbara Vine bekannt ist, lebt in London.


    Allgemeine Informationen:
    Originaltitel: The Monster in the Box
    Erstmals erschienen 2009 bei Hutchinson, London
    Aus dem Englischen übersetzt von Eva L. Wahser
    22. Band der Wexford-Kingsmarkham-Serie
    Personale Erzählperspektive aus Wexfords Sicht
    349 Seiten


    Eigene Meinung / Bewertung:
    Was machte Ruth Rendell zu einer der besten Krimiautoren der Gegenwart?
    Ihre Art, Personen zu charakterisieren, war unvergleichlich; mit viel Phantasie stattete sie die Figuren mit speziellen Macken, Spleens oder Eigenheiten aus (Mintys Waschzwang in „Der Liebesbetrug“ oder, in „Urteil in Stein“, Eunices Analphabetismus, durch den eine Familie ausgelöscht wird).
    In diesem Buch sucht man vergeblich nach solchen „Typen“. Falls man nicht Wexford selbst mit seiner kaum nachvollziehbaren Obsession dort einreihen will, was aber dem Bild widerspricht, das Rendell bisher von ihm zeichnete.


    Das zweite, das Rendell beherrschte, war der Aufbau ihrer Bücher. Meistens begannen sie leise, mit alltäglichen Situationen, in die etwas Unerwartetes hereinplatzte, und steigerten sich bis zum Ende konstant. Manchmal mit einer Spannung, dass man es als Leser kaum aushielt und bis zur letzten Seite im Buch festhing. Der Einbruch des Schrecklichen in die Alltagswelt – dadurch wurden ihre Krimis bestimmt.
    Hier dümpelt eine müde Handlung behäbig vor sich hin. Kein Spannungsbogen, keine Ermittlung, keine direkte Beteiligung des Lesers an einem Verbrechen. Gegen Ende kommt bei der Suche nach einem vermissten Mädchen etwas Spannung auf, aber sie kann nicht über die fehlende Handlung der ersten beiden Drittel hinwegtrösten.


    Wexford ist nicht der einzige Besessene. Burdens Ehefrau glaubt, eine junge Muslima würde, weil diese nach ihrem guten Schulabschluss keine weiterführende Schule besucht, sondern jobbt, demnächst zwangsverheiratet. Damit steckt sie Wexfords Kollegin Hannah an, die die Familie des Mädchens mit ständigen Befragungen verfolgt. Das Konstrukt, beider Obsession in einen anscheinend gemeinsamen Fall münden zu lassen, wirkt sehr bemüht.


    Mit literarischer Obsession, Manie oder Besessenheit kennt Rendell sich aus; verschiedene Spielarten machte sie zum Thema mehrerer Krimis, vor allem die Besitzgier, die sich als Liebe tarnt und die den Leser zum Komplizen entweder des Opfers oder des Täters macht. Doch hier bleibt man außen vor.
    Auch wenn man gegen Ende doch noch eine Überraschung erleben darf, gehört das Motiv des Mörders zum hanebüchenen und dürftigsten, was Rendell je erdacht hat.


    Das Buch, für sich allein betrachtet, bietet die Rückschau eines älteren Mannes auf verflossene Liebschaften, berufliche Fehlschläge und glückliche Momente, verbunden mit der Suche nach einem Mörder. Im Gesamtwerk der Autorin entspricht es nicht den Erwartungen auf einen spannenden und verzwickten Rendell-Fall.
    Darf man noch mal auf eine Steigerung in Rendells Krimis hoffen, nachdem sie schon mit den letzten Werken nicht an die großen ihrer umfangreichen Schriftstellerlaufbahn anknüpfen konnte?

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ist dieses Buch jetzt erst übersetzt worden? :shock:

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    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Vor drei Tagen erschienen.


    Dann kommt das Buch, das ich mir vor 2 Wochen in London gekauft habe, bestimmt nicht vor 2020 in deutscher Übersetzung raus. 8-[

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
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