Inhalt laut Amazon:
Alle Einwohner Aleras können Magie wirken und die mächtigen Geister der sechs Elemente zu Hilfe rufen – nur der junge Tavi nicht. Doch als Intrigen und Bügerkrieg das Reich zerreißen und die bösartigen, nichtmenschlichen Marat die Grenzen von Alera überschreiten, ruhen alle Hoffnungen auf Tavis Schultern. Denn nur wenn der junge Mann nicht seinen Mut und seine Entschlossenheit verliert, haben seine Familie und alle, die Tavi liebt, eine Chance zu überleben …
Das Königreich Alera ist in Gefahr – von außen durch barbarische Invasoren, die seine Grenzen bedrängen, und von innen durch einen hochrangigen Verräter in den eigenen Reihen. Wie gut, dass sich seine Bewohner auf die Macht der Elementare verlassen können, die über die Elemente Wasser, Erde, Luft, Feuer, Holz und Metall herrschen. Doch wie fest ist die Verbindung zwischen Menschen und Elementaren wirklich ...?
Meine Meinung:
„Die Elementare von Calderon“ ist der spannende Auftakt zur Codex Alera-Reihe, die im Englischen bereits sechs Bände umfasst [womit sie meines Wissens auch abgeschlossen ist].
Die Protagonisten sind zum einen die auszubildende Kursorin Amara, die zu Beginn des Romans gerade ihre Abschlussprüfung macht, sowie der 15-jährige Tavi, der mit seiner Tante und seinem Onkel auf einem Wehrhof außerhalb der Städte lebt und dort Schafe hütet.
Die Einwohner Aleras bedienen sich der Elemente, um Magie anzuwenden. Ihr jeweils eigener Elementar, den sie zu sich rufen können, hat auch einen eigenen Namen. Sie können nicht nur mit ihrem Elementar Schaden anrichten – beispielsweise ruft ein Wasserwirker in der Nähe eines Teiches eine Überschwemmung herbei – sondern sie haben auch je nach Elementar noch andere spezielle Fähigkeiten. Bei einem bereits erwähnten Wasserwirker ist es die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen zu spüren, teilweise jedoch so extrem, dass es bereits an ein starkes Hindernis grenzt, weil einen die Gefühle zu überschütten drohen. Zusätzlich haben Wasserwirker die Begabung, andere Menschen zu heilen.
Bei ihrer Mission, welche die Windwirkerin Amara mit ihrem Ausbilder Fidelias zusammen übernimmt, entdeckt sie einen Komplott gegen den Ersten Fürsten ihres Reiches. Sie muss ihn warnen!
Der junge Tavi, welcher als scheinbar Einziger über kein eigenes Elementar verfügt, muss sich auf seinen ausgeprägten Verstand verlassen, um diesen Mangel auszugleichen. Tavi sollte am Vorabend die Schafherde hereinholen, hat sich dann jedoch ablenken lassen, sodass er es nicht vor Einbruch der Dunkelheit mehr geschafft hat. So geht er am nächsten Tag mit seinem Onkel die Schafherde suchen und trifft dabei unerwartet auf Marat – Wilde, die zwar menschenähnlich sind, jedoch wesentlich größer und stämmiger, sie nutzen keine Elementare, gleichen das jedoch mit ihrem Kraftpotential wieder aus. Tavis Onkel wird bei diesem Angriff schwer verletzt und die beiden werden getrennt. So ist Tavi ohne jegliche Elementarhilfe in dem riesigen Tal auf sich allein gestellt.
So beginnt die Geschichte um die Einwohner Aleras, die zunehmend spannender wird. Die Idee, auf Grundelemente zurückzugreifen, ist sicherlich alles andere als neu, jedoch muss man den Autoren auch lassen, dass es schwer ist, etwas komplett Neues zu erfinden, das noch keinem vorher eingefallen ist. Irgendwie hat es ja doch fast alles, wenn auch in etwas veränderter Form, schon einmal gegeben. Dennoch hat mir persönlich die Idee mit den Elementaren gut gefallen. So haben alle Elementare eigene Namen, können zwar nicht direkt sprechen, doch der jeweilige „Besitzer“ kann auf eigene Art von ihnen kommunizieren. Die Elementare haben auf mich den Eindruck eines sehr persönlichen, liebevollen Schutzengels gemacht, der bemüht ist, seinem Schützling zu helfen, wo es nur geht.
Die vielen Charaktere haben alle sehr verschiedene Eigenschaften, jeder ist anders, denkt anders. Die Geschichte wird auch nicht nur aus Amaras und Tavis Position erzählt, sondern auch aus der Sicht von Fidelias sowie Bernard und Isana – Tavis Onkel und Tante.
Was mir jedoch so im Nachhinein auffällt, da ich ja vor kurzem gerade erst eine Rezension zu „Der Weg in die Schatten“ von Brent Weeks geschrieben habe, ist, dass die Charaktere alle relativ einseitig sind. Das klingt jetzt viel negativer, als ich es beabsichtigt hatte, aber mir fällt gerade kein besseres Wort ein. Ich beschreibe es mal etwas: Die wirklich Guten in diesem Roman sind auch wirklich gut, sie haben immer gute Absichten, handeln guten Gewissens und entsprechend den Taten guter Menschen. Die Bösen in diesem Roman überraschen teilweise etwas mehr, da gibt schon eher mal Ansätze für innere Zwiespältigkeiten. Dennoch ist es bei weitem nicht so ausgearbeitet, wie ich es in „Der Weg in die Schatten“ entdeckt und so wunderbar gefunden habe. Das finde ich etwas schade. Wahrscheinlich wäre es mir gar nicht aufgefallen, wenn ich nicht durch die Rezension letztens so stark über Durzo Blints Charakter nachgedacht hätte, aber so ist es mir doch nicht verborgen geblieben.
Allerdings sollte das kein Grund sein, den Roman nicht zur Hand zu nehmen. Er hat mir wirklich gut gefallen. Die guten Charaktere sind vielleicht einfach ein bisschen zu gut, aber davon abgesehen sind sie sehr sympathisch und es macht Spaß über sie zu lesen. Das ist schließlich die Hauptsache!
Auch die Marat, die anfangs nur als Wilde dargestellt werden, lernt man im Laufe des Buches noch besser kennen, was mir auch sehr gut gefällt. In der Hinsicht gibt es auch die eine oder andere überraschende Erkenntnis.
Was die Spannung angeht, ist der Roman top! Es folgt relativ lückenlos ein Ereignis auf das nächste, sodass einem nicht langweilig wird. Da das bei allen meinen zuletzt gelesenen Büchern so war, hege ich die Befürchtung, dass ich beim nächsten Roman, der das nicht so hinbekommt, einschlafen werde °lach° Besonders gut hat mir auch hier wieder gefallen, dass sich das finale Gerangel nicht auf fünfzig Seiten beschränkt hat, sondern schon eher beginnt. Daran könnte ich mich doch glatt gewöhnen!
Es gibt allerdings auch etwas, das mich zu Beginn wirklich sehr doll gestört hat. Und zwar wird in dem Roman nur geduzt. Das klingt einfach… falsch! Ich habe das vorher auch noch NIE in einem Fantasyroman so gelesen. Ich nenne mal Beispiele zur Veranschaulichung:
„Hoheit, ich rate dir zu einem rascheren Vorgehen.“
Wenn man jemanden mit Hoheit anspricht, dann duzt man ihn doch daraufhin nicht. Eigentlich müsste es doch heißen: „Hoheit, ich rate Euch zu einem rascheren Vorgehen.“
Oder:
„Du hast gesagt, ich solle die Knollen schälen, Herr.“
Müsste heißen: „Ihr habt gesagt, ich solle die Knollen schälen, Herr.“
Ich habe die deutsche Version, das Original ist auf Englisch, also gehe ich davon aus, dass es einfach an der Übersetzung liegt. Ich weiß nicht, wie das mit „Euch“ und „Ihr“ im Englischen gehandhabt wird, ich kenne nur das übliche „you“ als Anrede. Es wird also wahrscheinlich (?) einfach ein – leider dauerhafter… - Übersetzungsfehler sein. Falls jemand die englische Version besitzt und weiß, dass es auch im Englischen besondere königliche/hoheitliche Anreden gibt und sie im Original trotzdem unterlassen wurden – es also bereits im Original falsch/merkwürdig klingt – bitte ich um Berichtigung.
Ich spiele übrigens mit dem Gedanken, mir die restlichen Teile auf Englisch anzuschaffen [falls meine Kenntnisse fürs Verständnis ausreichen], da ich kürzlich entdeckt habe, dass die englischen Bände bereits alle veröffentlicht sind, was im Deutschen wohl noch gut anderthalb bis zwei Jahre dauern dürfte [bei noch fehlenden 4 Veröffentlichungen!] und zudem die deutschen Ausgaben 14 bis 15 Euro kosten, während die englischen Versionen bereits für 5,70 € bis knapp über 7 Euro zu erhalten sind.
Ich kann den Roman wirklich nur empfehlen, möchte die Bewertung damit erklären, dass den guten Charakteren etwas mehr Tiefe gut getan hätte, dann wären es mindestens 4 Sterne geworden. Die Duzerei stört mich persönlich auch immens, das ist auch ein halber Stern Abzug. Aber so etwas muss schließlich jeder selbst entscheiden.
Meine Bewertung:
+1/2