Der Autor (Informationen der Verlagsseite und der Info aus dem Roman entnommen):
Vincent Kliesch wurde in Berlin geboren. Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und arbeitete danach mehrere Jahre in der Gastronomie. Dabei entstand auch die Idee zu seinem ersten Thriller „Die Reinheit des Todes”.
Wenn Vincent Kliesch nicht schreibt, steht er als Moderator und Stand-Up-Comedian auf der Bühne. Der Filmpark Babelsberg, in dem er täglich das Publikum unterhält, sowie der legendäre Quatsch Comedy Club sind nur zwei Stationen seiner Laufbahn als Entertainer. Für Kliesch liegen die Berufe des Comedian und des Thrillerautoren auch gar nicht so fern voneinander. Zitiert wird er auf der Buchinnenseite seines Erstlings so: „Lachen und Grauen liegen eng beieinander, denn man erzeugt beides mit den gleichen Mitteln. Die Auflösung geht nur in die entgegengesetzte Richtung.“
Wer Interesse hat, kann sich ja auch mal das Facebookprofil des Autors anschauen!
Klappentext:
Was würdest du tun, wenn dein größter Feind deine letzte Hoffnung ist?
Ein geheimnisvoller Serienmörder stellt das LKA Berlin vor scheinbar unlösbare Rätsel. Sein drittes Opfer, eine ältere Dame, wird in einem weißen Leinenhemd aufgebahrt auf ihrem Esstisch gefunden. Spuren gibt es keine, denn die Wohnung ist klinisch rein geputzt – ein Albtraum für die Ermittler. Die letzten Hoffnungen ruhen auf Julius Kern, der Jahre zuvor einen grausamen Massenmörder fassen konnte. Doch Kern ist daran fast zerbrochen. Während er nur langsam zu seiner alten Form zurückfindet, hat sein Gegner bereits das nächste Opfer im Visier …
Der Inhalt:
Sie haben ihn nicht ernst genommen. Haben ihn kritisiert, ihn wie einen Untergebenen behandelt, haben behauptet, der Wein schmecke korkig, das Essen käme zu spät… und sie haben sich aufgespielt, getan, als seien sie die besseren Menschen, als gehöre ihnen die Welt. Tassilo Michaelis, Oberkellner im Berliner Nobelrestaurant Lohengrin, reicht es. Er lockt einige der schrecklichsten Gäste, die er je bewirten musste, an einen geheimen Ort, und bringt sie auf grausame Weise um. Fast haben die Ermittler, allen voran Hauptkommissar Julius Kern, ihn schon hinter Gittern, da geschieht das Unfassbare und Tassilo wird freigesprochen… Kern kommt damit überhaupt nicht klar, und während der ehemalige Oberkellner zum Medienstar wird und an einem Buch über die Taten schreibt, zerbricht das Leben des Kommissars, er zieht sich zurück und arbeitet in Brandenburg auf einem ruhigeren Posten.
Drei Jahre später geschehen wieder rätselhafte Morde in Berlin, und Kerns alter Freund Quirin Meister bittet ihn um Hilfe: drei Menschen sind bislang schon dem von der Polizei „Putzteufel“ genannten Mörder in die Hände gefallen: aufgebahrt und in weiße Hemden gekleidet liegen sie in ihren blitzblank geputzten Wohnungen, sodass die Spurensicherung absolut keine Chance hat, etwas zu finden. Man braucht einen Ermittler wie Kern, der frische Ideen und unkonventionelle Herangehensweisen mitbringt, um weiterzukommen. Und Kern selbst kann die Ablenkung gut gebrauchen, denn noch immer denkt er viel zu viel über den Fall Tassilo Michaelis nach. Ausgerechnet der sucht jetzt auch noch die Aufmerksamkeit des Hauptkommissars – und liefert einen entscheidenden Hinweis im Fall „Putzteufel“… obwohl der Name, den die Beamten dem Täter gegeben haben, diesem ganz und gar nicht schmeicheln würde, wenn er davon wüsste. Denn der Mörder ist nicht der Teufel, im Gegenteil, er ist ein Engel…
Meine Meinung:
Ich habe „Die Reinheit des Todes“ innerhalb eines Tages gelesen. Das Buch ist unheimlich spannend und die 318 Seiten fliegen nur so an einem vorbei. Aufgeteilt ist die Handlung in 65 kurze Kapitel, bei denen nicht nur die Perspektive häufig wechselt, sondern auch die Zeit, von der erzählt wird. Mal ist man in der Kindheit des „Engels“, mal mit Tassilo oder Kern an verschiedenen Schauplätzen der Vergangenheit, mal (und natürlich meistens) ist man in der Gegenwart unterwegs – und das nicht nur mit Kern, sondern mit vielen verschiedenen Charakteren des Buches, was mir sehr gut gefallen hat. Diese Perspektivwechsel waren sehr spannend, weil sie die Ereignisse von den unterschiedlichsten Standpunkten aus beleuchtet haben. Die Kürze der Kapitel trägt natürlich auch dazu bei, dass man beim Lesen immer denkt: „Eins noch, nur eins…“ – und dann hat man doch schon wieder das ein oder andere mehr gelesen! ;)
Der Ermittler Julius Kern war mir sehr sympathisch. Obwohl er mit seiner gescheiterten Beziehung, einem leichten Hang dazu, bei Problemen zum Whisky zu greifen und so weiter erstmal wirkt wie der problembeladene Ermittler, den man schon aus so vielen Krimis kennt, wirkt Kern nicht wie ein gebrochener Mensch. Er verbeißt sich so in seiner Arbeit, dass er gar nicht anders kann, als diese über alles andere zu stellen – und er muss erst noch lernen, dass man im Leben andere Prioritäten setzen kann. Kern ist aber nicht lethargisch und ein Eigenbrötler, wie man es nun erwarten würde, sondern schlagfertig und ehrgeizig, und in den Gesprächen mit seinem Freund Meisner oder auch in den Szenen mit Frau und Kind, von denen er seit der Trennung nicht allzu viel sieht, wirkt er sehr menschlich, authentisch und sehr sympathisch.
Die Idee des Autors, Tassilo, den nie verurteilten Mörder, sozusagen an Kerns Seite zu stellen, finde ich interessant. Gerade dieser Handlungsstrang gibt dem Thriller das Besondere. Tassilo ist darüber hinaus eine Figur, die sehr spannend angelegt ist. Man mag ihn nicht gerade, aber gleichzeitig versteht man die Faszination der Menschen, die ihm Briefe schreiben, und die auf sein Buch warten. Es gibt durchaus im Roman Szenen mit dieser Figur, die absolut nicht „sympathisch“ sind (ganz im Gegenteil!), aber trotzdem ist er auch nicht der klassische mordende Psychopath, der einem durchweg unsympathisch ist und den man als Leser sofort hinter Gittern sehen will.
Ganz im Gegensatz zu dem „Putzteufel“, der wenig Menschliches hat. Auch dieser Handlungsstrang ist spannend und gut erzählt, nachvollziehbar und durchaus glaubwürdig.
Das Ende hat mir ebenfalls gut gefallen, weil es einiges für den nächsten (oder übernächsten…) Band offen lässt, andere Geschichten aber zu einem Ende gebracht werden, und zwar durchaus mit Showdown (was ich ja eigentlich nicht so mag), aber der Autor hat es in dem Fall nicht übertrieben und so blieb alles absolut stimmig.
Fazit: Ein spannender Thriller, bei dem ich jetzt schon weiß, dass ich den nächsten Band um Julius Kern unbedingt auch lesen muss…