Akif Pirincci - YIN

  • Inhalt:
    Die Gesellschaft wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Ein heimtückischer Virus hat sich in die Chromosomen der Menschen eingenistet und binnen kurzer Zeit alle Männer vernichtet. Zurück bleiben die Frauen, in einer Welt zwischen neuen Gesetzen und alten Spielregeln. Sieben von ihnen werden die Zukunft maßgeblich beeinflußen: Helena, die Journalistin, Margit, die ewig Benachteiligte, Lilith die Hure, Viola das Model, Vanessa die Politikerin, Cora, die Bomberpilotin und Angela, die Ärztin.


    Das besondere am Buch:
    1. Es gibt fast keinen direkten Dialog - es wirkt mehr wie ein Bericht oder eine Nacherzählung. Vor allem das Leben der sieben Frauen davor wird sehr genau beschrieben
    2. Das Buch ist überraschend fair geschrieben, ich meine damit: Frauen überleben - das Buch ist weder bösartig (Frauen sind dumm und kriegen nichts auf die Reihe) oder beschönigend (Frauen brauchen niemanden und schaffen alles ...) - sondern wirklich gut durchdacht. Und das hat mich zum Grübeln angeregt. ZB eine These: Natürlich gibt es schon Frauen in Männernberufen, aber es gibt ca 0 % im Straßenbau, 0 % im Bergbau oder Erdölabbau. Was nützt es also, ein Auto reparieren zu können, wenn es keine Ersatzteile gibt (Maschinen = Strom = Kraftwerk = Energie woher?) oder Benzin (wie?was?).
    3. Nichts desto trotz ein Roman - ein sehr sehr guter. Was wäre in so ener Zeit wichtig? Was unwichtig?
    4. Leider gibts trotzdem ein paar hypothetische Fehler, über die ich gerne diskutieren würde - aber nicht hier und nicht jetzt :-)

  • Danke für die interessante Rezi! Ich werd das Buch gleich zur Wunschliste hinzufügen.


    Edit: Frl_smilla, du hast dich beim Thread-Titel vertippselt - der Autor schreibt sich mit cc. Kannst du das bitte ändern, damit es bei der Suchfunktion dann nicht "verloren" geht? Danke :!:

    Liebe Grüße,
    Azrael


    Aktuelles Buch: "Schwarz zur Erinnerung" von Charlene Thompson

  • Danke, Azrael, für den Hinweis mit dem CC - hab es sofot geändert (das kommt davon, wenn man "einfach so" lostippselt, ohne auf die Schreibeweise zu achten)

  • Auch dieses Buch steht schon auf meiner "Muss-ich-unbedingt-haben"-Liste! ;)


    Bin ein Fan von Akif Pirincci seit ich alle Romane der Felidae-Reihe verschlungen habe. :cat:
    Da mir seine Ansichten und auch die Schreibweise sehr gut gefällt (Francis ist einfach klasse!!! :thumleft: ) werde ich mich nun auch an die anderen Romane von ihm wagen!
    "Yin" klingt schon mal sehr gut, mein Interesse hat´s geweckt, danke frl_smilla für die Vorstellung!


    Liebe Grüße, Nathalie! :cherry:

  • Leider ein mißglücktes Epos



    Vier Jahre hatte sich Akif Pirincci Zeit gelassen, um einen Roman zu schreiben, von dem er hoffte, damit endgültig den internationalen Durchbruch zu schaffen. (Obwohl er ihn ja eigentlich mit "Felidae" schon geschafft hatte.) Aber Pirincci zielte auf ein größeres, auf ein reiferes Publikum: den weiblichen Leser.
    Wenn statistisch erwiesen ist, dass die meisten Belletristikleser Frauen mittleren Alters sind; wenn man seine Zielgruppe nicht nur im Voraus kalkulieren, sondern manchmal auch treffen kann (bei "Felidae"/ Katzenbesitzer funktionierte es, bei "Der Rumpf"/ Behinderte dagegen weniger); dann schrieb Pirincci diesmal gleich für die dankbarsten Abnehmer seiner Romane: für die Frauen. Leider ist das Projekt gründlich daneben gegangen.
    Die eigentliche Handlung gerät ohnehin zur Nebensache, eine mühsam konstruierte Idee für einen Thriller. Ein weltweiter Virus muss herhalten für den Plot (die Idee erinnert an Stephen Kings "Das letzte Gefecht"). Aber Pirincci geht es ohnehin nicht um Suspense, ihn interessieren Biographien. Eine Lebensgeschichte nach der anderen wird in Rückblenden aufgerollt, sechs grundverschiedene Frauen portraitiert. Pirincci hatte viel recherchiert, der Erscheinungstermin von "Yin" musste immer wieder verschoben werden. Ursprünglich mit 500 Seiten geplant, schwoll der Roman an auf 800 Seiten.
    Die Recherche-Wut des Autors ist im fertigen Werk zu spüren, der Roman überladen mit Details, die zur Handlung wenig beitragen. Über viele Seiten ähnelt "Yin" einem Dokumentarbericht über Frauenschicksale, denn einer Dramaturgie.
    Einziger Lichtblick, die Episode um die naive Nutte Lilith. Das Milieu eines Edelbordells, die Ängste der Frauen, die Nöte ihrer Freier. Der Einblick, den der Autor hier gibt, wäre eine eigene Idee wert gewesen, hätte getragen eine ausführliche Kurzgeschichte oder einen kurzen Roman.
    Das Epos "Yin" dagegen, der Versuch, den ultimativen Frauenroman zu schreiben, war vom Autor leider nicht zu stemmen.