Originaltitel: Panserhjerte
8. Band der Reihe um Harry Hole
aus dem Norwegischen übersetzt von Günther Frauenlob und Maike Dörries
95 Kapitel auf 699 Seiten
Zum Autor: Jo Nesbø wurde 1960 in Oslo geboren. Er war zunächst als Finanzanalytiker und Ökonom für die norwegische Handelshochschule in Bergen tätig, arbeitete aber nebenberuflich als Journalist, bevor er sich als Schriftsteller selbstständig machte. Schon für seinen ersten Kriminalroman – Flaggermusmannen (dt. Der Fledermausmann) bekam Nesbø 1997 den Preis für den besten Krimi des Jahres. Ebenfalls subtil, aber trotzdem volkstümlich ist die Pop-Band »Di Derre«. Frontmann, Vokalist und Komponist Jo Nesbø ist auch ein anerkannter Musiker, der nach Auskunft der Kritik gute Texte mit schwungvollen Popmelodien auf besondere Art verbindet. (bei Krimi-Couch kopiert)
Klappentext (von Amazon kopiert):
Hongkong: Im Dunst der Garküchen und Drogenhöhlen dämmert einsam ein Mann vor sich hin. Kommissar Harry Hole ist am Ende, er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen, die chinesische Mafia ist ihm auf den Fersen. Gleichzeitig erschüttert Oslo eine Serie grotesk-grausamer Morde. Die junge Kommissarin Kaja schafft es schließlich, Harry zurückzuholen. Schon bald wird er immer tiefer in den Fall hineingezogen. Der Täter erweist sich als äußerst unberechenbar und intelligent. Er arbeitet mit einem perfiden Mordwerkzeug, das lautlos und quälend langsam tötet. Die Spuren führen Harry von einer einsamen Hütte im norwegischen Hochgebirge bis nach Ruanda. Als er dem Killer gegenübersteht, muss er eine übermenschliche Entscheidung treffen.
In der Riege der melancholischen, grüblerischen und vereinsamten Ermittler ist Harry Hole der ungekrönte König: noch depressiver als Kurt Wallander, noch mehr mit seinem Alkoholismus ringend als John Rebus, noch verzweifelter in eine alte Liebesbeziehung verstrickt als Jean-Baptiste Adamsberg. Und als würden die beiden Kriegsschauplätze, an denen er kämpft, seine eigenen Schwächen und der Mörder, nicht reichen, hat er noch an zwei weiteren zu bestehen: Sein Vater liegt im Sterben, und der Chef des neu aufgebauten Kriminalamtes, Mikael Bellman, ist sein erklärter Gegner.
Weil die Tötungsmethode variiert, wird die Diagnose "Serienmörder" nur durch Harrys Intuition gestellt. Erst die Antwort auf die Frage, was die Opfer verbindet, gibt ihm recht. Aber noch sind nicht alle potentiellen Opfer bekannt, und der Mörder vertuscht seine Spuren geschickt, bzw. lenkt die Ermittler in eine falsche Richtung. Man arbeitet auf Hochtouren, zweigleisig konkurrierend: Harrys alter und neuer Chef Gunnar Hagen von der Mordermittlung und Mikael Bellman, der Amtsleiter des Kriminalamtes, das vom Justizministerium neu erschaffen wurde. Eine Art BKA, das die Fälle an sich zieht, von den Lorbeeren der anderen profitiert und politisch-strategisch die besseren Karten hat. Harry operiert unter Hagens Schutz im geheimen, doch bevor seine Behörde eingreifen kann, ist Bellman schon an Ort und Stelle: Irgendwo muss ein Maulwurf am Werk sein.
Ob ein Krimi fesseln und die Spannung über hunderte von Seiten halten kann, zeigt sich in den Passagen, in denen "nichts" passiert außer dem alltäglichen Kleinkram wie Konferenzen, Spurenanalyse, Theorienauswertung, usw. Das heißt: Sind die Personen und die Nebenhandlungen so tragfähig, dass sie das Interesse des Lesers auf dem gleichen Niveau halten wie der Kriminalfall?
Ein eindeutiges Ja. In keiner Phase bricht die Spannung ab. Man liest ebenso gebannt von Harrys Besuchen bei seinem Vater wie von seinen Streitigkeiten mit Bellman, bei denen er anscheinend den kürzeren zieht.
Nachdem der Mörder gefasst scheint, beginnt ein neues Verwirrspiel. Dennoch bricht auch hier der Spannungsbogen nicht ab.
Bis auf Bellman, Harrys karrierebesessenen, unkollegialen und stets auf seinen Vorteil bedachten Kontrahenten, sind die Personen individuell und mit wenig Klischee gezeichnet; einen Teil kennt man schon durch die Vorgängerbände.
Der Täter aus Band 7, der Schneemann, spielt auch diesmal eine Rolle. Man kann sich zwar in groben Zügen die Geschichtes dieses Buches zusammenreimen, dennoch würde es helfen, "Schneemann" vor "Leopard" gelesen zu haben. Vor allem, um zu wissen, welche Rolle Harrys große Liebe Rakel in diesem Zusammenhang spielte.
Hlfreich wären auch an manchen Stellen Fußnoten gewesen; in Deutschland ist man z.B. über Sendungen des norwegischen Fernsehens im allgemeinen nicht gut informiert.
Katzen sagt man nach, sieben Leben zu haben. Wenn das stimmt, hat Harry sieben mal sieben Leben. Und zwar pro Band. Zu oft gerät er in Lebensgefahr, in aussichtslose Situationen, in Todes Nähe und braucht Supermans Hirn und Kräfte, um zu entkommen. Hier hat der Autor es meiner Meinung nach übertrieben, vor allem hätte er es nicht nötig, mit ständigen Harry-in-Todesnot-Szenen die Spannung hochzutreiben.
Fazit: Ein rasend schneller, unglaublich spannender Krimi, aber von allem ein bißchen zu viel, zu dick, zu oft.
Marie