Klappentext (Auszug): London, 1757. Soeben aus dem schottischen Zwangsexil zurückgekehrt, wird Lord John mit einem äußerst heiklen Auftrag betraut. Und gerät unversehens in ein gefährliches Netz aus Mord, Intrige, Erpressung - und verzweifelter Liebe ...
Der grandiose Auftakt zur historischen Saga um den Helden Lord John Grey - brillant erzählt, temporeich, sinnlich und von gewohnt hinreißendem Humor.
Meine Meinung: Zunächst einmal: ich liebe Lord John! Ich erlebe es ganz selten, dass man mit einer Romanfigur so mitfiebert und sie einem dermaßen sympathisch ist, dass man sich fast schlecht dabei fühlt ... Lord John ist halt ein Held, wie er im Buch steht - groß, blond (ohne die damals obligate Puderquaste auf dem Kopf), gutaussehend, geheimnisvoll und trotz seiner Vorliebe für das eigene Geschlecht ungeheuer männlich.
Allerdings hatte ich zuvor den zweiten Teil der Saga gelesen und war nun vom ersten Band etwas enttäuscht. "Sinnlich", wie der Klappentext verspricht, geht es hier nicht zu; es sei denn, Mrs. Gabaldon hält käuflichen Sex und nächtliche Transvestitenparties dafür.
Zum Inhalt:
Lord John entdeckt beim öffentlichen Wasserlassen zufällig eine verräterische Wunde auf dem besten Stück von Joseph Trevelyan, dem Verlobten seiner Cousine Olivia. Nun gilt es, die Verlobung so diskret wie möglich zu lösen, ohne beide Familien in Verruf zu bringen. Er heftet sich auf Trevelyans Fersen und findet heraus, dass dieser in einer Verschwörung um verschwundene Militarpapiere und einem grünen Samtkleid verstrickt ist ... auf geht's ins Bordell, ins berüchtigte "Lavender House" und schließlich um ein Haar nach Indien.
Die Story ist verglichen zum zweiten Teil "Die Sünde der Brüder" recht simpel, aber unterhaltsam. Was mich gestört hat, waren die zum Teil recht deftigen Ausdrücke, zu viele Satzwiederholungen und der väterliche Freund der Familie Grey, Harry Quarry, der sich von einer abstoßenden Oszönität zeigt.
Fazit: Lesenswert, wenn man wie ich dem Lord verfallen ist. Ich kann es kaum erwarten, bis es einen dritten Teil gibt, in dem John Grey hoffentlich mal wieder ein bisschen Herz und nicht nur seinen Verstand einsetzen darf. "Das Meer der Lügen" ist eine solide Kriminalgeschichte im historischen London.
Von mir gibt's und ein halber.