Marion Zimmer-Bradley - Die Nebel von Avalon / The Mists of Avalon

  • Himmel, war Gwenhwayfar schon immer so furchtbar?
    Ich könnte ihr auf jeder zweiten Seite mit Lust und Laune ein paar hinter die Ohren geben...

    :totlach: Ja, war sie. Und ich kann dich gut verstehen, ich hätte auch am liebsten immer auf sie eingeprügelt.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Gerade eben habe ich das Buch beendet und musste wieder einmal feststellen, dass ich wohl tatsächlich unter Literaturalzheimer leide.
    Da habe ich doch glatt vergessen, dass...


    8-[


    Dieses Buch ist wirklich etwas ganz Besonderes, auch nach dem dritten mal. Schade, dass meine Reise nach Avalon nun schon wieder vorbei ist. :cry:

  • Das Buch stand jetzt fast ein ganzes Jahr ungelesen in meinem Regal, aber jetzt wurde es endlich gelesen.
    Ich war anfangs unsicher, ob es mir denn gefallen würde (es war auch mein erstes Buch von der Autorin) und dazu kam auch noch, dass es nicht gerade dünn ist.
    Schlussendlich muss ich aber sagen, dass ich froh bin, das Buch gelesen zu haben.
    Ich liebe die Geschichte, die gut ausgearbeiteten Charaktere und diese malerische Welt, welche man sich so gut bildlich vorstellen kann.
    Mir hatte es auch gut gefallen, dass keiner der Charaktere in dem Buch wirklich perfekt ist, was für mich die Charaktere nur noch menschlicher wirken lässt. Fast jeder Charakter hatte Momente, in denen man ihn mochte, gleichzeitig aber auch Momente, in welchen man manche Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen konnte (was nichts Schlechtes heißen soll).
    Selbst Gwenhwayfar, welche ich doch sehr nervig fand, hatte ihre Momente, in denen ich sie dennoch mochte und in denen ich Sympathie für sie empfunden hatte.
    Besonders gut gefallen hatte mir aber Morgaine. Ich fand sie einfach schon immer sehr interessant und ihre Darstellung in diesem Buch hatte mir sehr gut gefallen.
    Das Buch ist zwar teilweise sehr ruhig, aber das empfand ich auch nicht als störend. Dennoch muss ich sagen, dass ich am Anfang ein paar Probleme damit hatte, mich in die Geschichte hinein zu finden. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatte mich das Buch jedoch emotional so sehr mit sich gerissen, dass ich es überhaupt nicht mehr aus den Händen legen konnte.
    Ich bin mir sicher, dass ich dieses Buch auch noch mehrmals lesen werde - Ich liebe diese Geschichte :)

  • Von diesem Buch habe ich eigentlich nur Gutes gehört, und auch meine Tante hat es mir mit strahlenden Augen und dem Satz "Du liest doch so gerne Artus-Geschichten" überreicht. Das war schon vor ein paar Wochen, und seitdem lese ich immer wieder ein Stück, ohne dass der Funke wirklich überspringt. Mittlerweile bin ich beim vierten Teil (der letzte), und frage mich, was an dem Roman so Besonderes sein soll. Immerhin zählt er mittlerweile ja zu den Klassikern im Fantasygenre.


    Die Handlung wird hauptsächlich aus Morgaines Sicht geschildert, wobei ihre Erziehung in Avalon und ihr Hin und Her zwischen dem alten heidnischen und dem neu aufkommenden christlichen Zeitalter im Fokus steht.

    Dazwischen schwankt sie zwischen ihrer Liebe zu Cousin Lancelot, der ihr im Jugendalter einen Korb gibt, findet sich hässlich und unwürdig der großen Göttin und zweifelt an sich selbst, während sie sich in besseren Tagen zum Vamp und zur Nachfolgerin der Herrin vom See aufschwingt, nachdem Viviane, ihre überdimensionale Ziehmutter und Mutter von Lancelot, hinterhältig an Artus' Hof ermordet wurde.


    Das Buch wird auf der Rückseite als die "wunderbarste Artus-Interpretation" gepriesen, aber ganz ehrlich, ich habe schon bessere gelesen. Die Protagonistin ist mir unsympathisch, und eigentlich auch alle weiteren Charaktere im Buch. Wahrscheinlich soll Morgaine eine emanzipierte Frau sein, aber für mich wirkt sie ebenso schwach und oberflächlich wie die hyperfromme Gwynhwyfar (was für eine Schreibweise!), der bisexuelle Lancelot (eine recht mutige Interpretation) und Artus selbst. Ihr weltlicher Alltag als Herrscherin von Nordwales und Kammerzofe auf Camelot besteht aus Spinnen, Weben, Waschen, Verkuppeln und Hofklatsch, also nichts Aufregendes, und das oft seitenlang. Da war ich versucht, querzulesen. Sie verurteilt das Christentum mit krassen Worten, die ihr die Autorin in den Mund und die Gedanken legt, und das ist ein Punkt, der mich bei Romanen, in denen Religion thematisiert wird, über die Maßen stört. Besonders, da ihre eigene Religion um die große Göttin und Mutter Erde irgendwie auch eine ziemliche Enttäuschung ist, die ihren ständig fastenden Priesterinnen Verbote auferlegt und ihnen vorschreibt, was sie tun müssen, um der Göttin zu gefallen. Denn obwohl Morgaine im Sinn von der Göttin handelt, tut sie es nicht ohne ständige Zweifel und Bedenken, auch wenn sie dafür über Leichen geht.


    Allerdings muss ich dem Buch zugute halten, dass es verflixt gut geschrieben ist. Ich hätte schon längst abgebrochen, wenn die Geschichte mich aufgrund des schnörkellosen aber bildreichen Stils nicht sofort irgendwie gefangen genommen hätte. Ich lese es noch zu Ende und lasse dann eine Bewertung da. Ich glaube, eine ausführliche Rezension würde mich bei dem Umfang von über 1100 Seiten ein bisschen überfordern... :wink:

  • @Yael jetzt sitzt dein Beitrag im bestehenden Thread :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier


  • Und wie es zu jeder guten Geschichte aus früheren Zeiten gehört: Intrigen! Allen voran ist hier Morgause zu nennen. Sie tut alles daran, dass ihre Söhne besser darstehen als andere, und schreckt selbst vor Kindesentführung nicht zurück, um ihren Willen durchzusetzen.


    Von allen Charakteren, die im Buch erscheinen, ist mir Morgause noch am verständlichsten. Sie kommt mir auch nicht wirklich skrupellos vor, sondern kümmert sich um Gwydion / Mordred bis zu seiner Ausbildung in Avalon, weil Morgaine ihn ohnehin nicht haben wollte.

    Geltungssucht scheint mir (bisher) nicht ihr vorrangiges Ziel zu sein, obwohl sie - wie alle Frauen im Buch - eitel und sehr um ihren Ruf bemüht ist, eine kluge, mächtige und begehrenswerte Frau zu sein. Aber Morgaine toppt sie mit ihren Intrigen bei Weitem. Ich denke da an Elaine und Lancelot und Avalloch auf der unseligen Wildschweinjagd.


  • Habe das Buch nun zu Ende gelesen und möchte meine Bewertung von :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: gern noch begründen. Wie bereits gesagt, war das Thema nicht so meins, obwohl es sich immerhin um König Artus dreht. Der kam mir allerdings zu kurz im Schatten seiner machtvollen weiblichen Verwandtschaft, ebenso wie die Tafelritter nicht viel mehr als Staffage sind - meist simpel gestrickt obendrein. Lancelot hat als einziger noch ein wenig Potential, doch aus der Interpretation, er sei in Artus verliebt und daher in Gwenhywfar, hätte man m. M. nach mehr herausholen können...



    Na gut, es ging in erster Linie um die Frauen, die Mystikerinnen und Zauberinnen und ihr Glaube an die Fruchtbarkeit, Mutter Erde und die Reinkarnation bzw. den Kreislauf der Göttin. Und das war irgendwie der Knackpunkt, denn das war mir doch zu penetrant. Ich würde nicht sagen, dass der Roman männerfeindlich oder feministisch ist, aber stellenweise kam mir der Roman vor wie ein pysychedelischer Trip in die tiefste Esoterik. Den letzten Teil fand ich konfus und das Ende irgendwie übereilt und wenig spetakulär - immerhin stehen sich Vater und Sohn im Kampf gegenüber, da fehlte mir die Dramatik, wenn ich auch froh war, dass keine ausgiebigen Schlachtszenen geschildert wurden. Stattdessen Geschwurbel über Visionen und Gesichte, die auf dem Rücken von Figuren prickeln, die mich genauso kalt gelassen haben wie der verpuffte Showdown.


    Schade, aber immerhin bin ich jetzt um einen Klassiker belesener...:wink:

  • Ich habe das Buch nach 46 Seiten schon abgebrochen. Das ganze Gerede um das unumgängliche Schicksal ging mir gewaltig auf die Nerven. Und Liebesdramen sind auch echt nicht so meins. Den Schreibstil mag ich wohl, aber irgendwie passiert kaum etwas? Ich habe bei Wikipedia gelesen, dass die Autorin selber an diesen ganzen esoterischen Kram glaubt, was meine Lust am Lesen erheblich gemindert hat. Meine Eltern haben mir dann erzählt, dass es auch nicht besser wird – sie haben den Roman beide schon ganz gelesen – und ich mir das Buch nicht antun soll. Also befolge ich jetzt ihren Rat und wende mich einer anderen Lektüre zu. Das hier ist leider nicht mein Fall. :)

  • Es gibt unzählige Romane und Erzählungen der verschiedensten Genres und Autoren, die sich mit der Sage um König Artus und seine Tafelrunde befassen. Und selbst wenn man sich der ursprünglichen Geschichte annimmt, findet man eine Vielzahl von Abwandlungen. Denn die Überlieferungen variieren und so steht der Phantasie nichts im Wege, sich frei zu entfalten.


    Marion Zimmer Bradley, die in all ihren Büchern stets die weibliche Sicht der Dinge hervorhebt, nimmt sich auch in ihrem Roman „Die Nebel von Avalon“ der Frauen um die Ritter der Tafelrunde an. Sie spielen die Hauptrollen und lenken direkt und indirekt die Geschickte von König Artus und seinen edlen Mitstreitern. Geht man nach der Autorin, so ist sämtliches Handeln am Hofe Camelots, anders als bei den sonst ausschließlich aus Sicht der heldenhaften Ritter erzählten Epen, einzig und allein beeinflusst von Morgaine, Gwenhwyfer, Igraine, Viviane und Morgause. Die hingegen lassen sich leiten von ihrem Glauben, dem sie, ob sie wollen oder nicht, in gewisser Weise ausgeliefert sind.


    >> Eine bekannte Geschichte


    Die Nebel von Avalon“ umspannt in einer vielschichtigen Erzählung die Artus-Legende über drei Generationen. Sie beginnt mit Igraine, die zunächst unglücklich mit dem alten und herrschsüchtigen Gorlois, Herzog von Cornwall, verheiratet ist, dann aber Großkönig Uther verfällt. Der tötet Gorlois in der Schlacht, weil dieser sich gegen ihn stellt, und heiratet Igraine. Denn sie erwartet von ihm ein Kind – Artus.


    Im zweiten Teil des Buches steht Morgaine, die leibliche Tochter von Igraine und Gorlois, im Mittelpunkt.

    Die dritte Generation, zu der auch Gwydion gehört, ist am Ende nicht mal mehr in der Lage, die Scherben der elterlichen Intrigen zu beseitigen. Statt dessen stellen die Nachkommen fest, dass sie nichts weiter waren, als Spielbälle ihrer Eltern und Vorfahren, die mit allen Mitteln ihre Überzeugungen und ihren Glauben durchsetzen wollten.


    >> Schwermütiges Epos mit religiöser Botschaft


    Es fällt mir schwer, dieses komplexe Werk zu beurteilen. Daher ist diese Rezension auch bereits der zweite Versuch, nachdem ich mich beim Ersten heillos in den Tiefen der vielschichtigen Bedeutungen und Handlungsstränge verheddert hatte.


    Die große Überschrift über allem was in Camelot und Avalon geschieht ist die Religion. Alles erfolgt im Namen der Göttin oder bei den Christen im Namen Gottes. Stets fragen sich die Akteure, ob ihr Handeln im Sinne ihres Glaubens richtig ist. Insbesondere bei Morgaine und Gwenhwyfer führt das über weite Strecken zu schwermütigen Gewissenskrisen. Dabei hat Morgaine noch eine recht entspannte Haltung ihrer Religion gegenüber, vor allem aber, da die Göttin ihren Anhängern weitgehende Freiheiten lässt. Schnell wird deutlich, dass Marion Zimmer Bradley erhebliche Sympathien für diese Art der Glaubensausübung hegt. Zwänge und Strafen, wie sie das Christentum – oder zumindest dessen irdische Vertreter – auferlegen, kann sie nichts abgewinnen. So ist es auch Morgaine, die trotz harter Auseinandersetzungen mit Artus und Gwenhwyfer am Ende versöhnliche Töne anschlägt.

    Den Kampf der Religionen erzählt die Autorin recht schwermütig und mit viel Pathos und Einblicken in das Innenleben der Charaktere. Die Handlung um die Ritter der Tafelrunde dient dabei eher als Rahmen für eine teils unterschwellige, teils aber auch sehr deutliche Kritik an religiösen Zwängen, Zeremonien und Geboten. „Die Nebel von Avalon“ ist keinesfalls leichte Kost, obwohl es durchaus interessant ist, die Artus-Legende aus Sicht der Frauen zu betrachten. Mit viel Detailreichtum dringt MZB in das Leben am Hofe Camelots ein, beschreibt das Treiben der Adligen, deren Gepflogenheiten und verwandtschaftlichen Verhältnisse. Die Atmosphäre wird in jeder Szene spürbar und man dringt ein in die Zeit der Ritter und Helden. Doch dies alles macht das Buch keineswegs zu einer flüssigen Lektüre. Man muss sich einlassen auf die vielen Diskussionen über den Glauben, auf unendliche, teils trübsinnige Gedankengänge der Handelnden und auf Akteure die Entscheidungen treffen, die man als moderner Leser nicht unbedingt nachvollziehen kann.


    >> Fazit


    Ich habe recht lange gebraucht, bis ich mich eingelesen hatte, bis die Geschichte begann, mich zu fesseln. Doch dann war es, wie es bei einem richtig guten Roman sein sollte: Ich musste mich zeitweise zwingen, das Buch beiseite zu legen, um wenigsten noch ein wenig Schlaf zu finden. Doch bis es soweit war, hat es etwa 300 anstrengende Seiten gedauert. Empfehlen kann ich den Roman all jenen, die vor mehr als 1.000 Seiten nicht zurückschrecken, sich auch von literarischer Schwermut nicht beeinflussen lassen und die sich für die Sagen der Ritterzeit begeistern können. Wer sich dann noch gerne mit Gedanken zur Glauben und Religion befasst, der hat in diesem Bestseller sein Lieblingsbuch gefunden. Freunden der leichteren Kost würde ich eher davon abraten. Ich werde mich auf jeden Fall nun erst einmal wieder einer leichteren Lektüre zuwenden. Das wird sicher erholsam.

  • HarryF Ich hab einen Spoiler nachgetragen, da Du wichtige Teile der Handlung verrätst. Darauf solltest du bitte etwas mehr achten. Danke. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier