Gayle Forman - Wenn ich bleibe/ If I Stay

  • Klappentext (www.randomhouse.de):


    Bleiben oder gehen, lieben oder sterben?


    Mia muss sich entscheiden: Soll sie bei ihrem Freund Adam und ihrer Familie bleiben – oder ihrer großen Liebe zur Musik folgen und mit ihrem Cello nach New York gehen? Was, wenn sie Adam dadurch verliert?


    Und dann ist von einer Sekunde auf die andere nichts mehr, wie es war: Auf eisglatter Fahrbahn rast ein Lkw in das Auto, in dem Mia sitzt. Mit ihrer Familie. Sie verliert alles und steht vor der einzigen Entscheidung des Lebens: Bleiben oder gehen?


    „Wenn ich bleibe” ist ein außergewöhnliches, ein berührendes Buch über die Liebe, über Freunde, Familie und das Leben. Es gibt wenige Bücher, die man nie vergisst. Dieses ist eines! Unsentimental, bewegend, tröstlich und wunderbar weise.



    Über den Autor (www.randomhouse.de):


    Gayle Forman arbeitete als Journalistin, u. a. für „Cosmopolitan”, „Seventeen”, „The Nation” und „Elle”. Ihr erstes Buch schrieb sie über ihre einjährige Weltreise mit ihrem Mann Nick, dem inzwischen weitere preisgekrönte Bücher gefolgt sind. Sie lebt mit ihrer Familie in New York.



    Inhalt und Aufbau:


    Mia, die Protagonistin des Buches, ist gleichzeitig auch die Ich-Erzählerin. Sie berichtet in der Gegenwarts-Form, in die jedoch auch Rückblicke in die Vergangenheit eingestreut sind. In diesen wird das Verhältnis von Mia zu ihrer Familie, ihrer Freundin Kim, ihrem Freund Adam und ihrem Cello erklärt.


    Das Buch erzählt auf seinen 268 Seiten das Ereignis des tragischen Unfalls und die darauf folgenden 24 Stunden, die Mia gefesselt an ein Krankenhausbett, umgeben von ihren Großeltern und ihren Freunden, verbringt. Dabei trägt jedes Kapitel als Überschrift eine Uhrzeit, was den Verlauf der Ereignisse sehr leicht nachvollziehen lässt.


    Die Handlung beginnt am frühen Morgen des Tages, an dem sich der alles verändernde Unfall ereignen soll. Aufgrund eines leichten Wintereinbruchs werden alle Schulen im Staat Oregon geschlossen und so kommt es, dass Mias Familie spontan beschließt, einen Familienausflug zu unternehmen. Der Einblick, den wir im ersten Kapitel in Mias Familienleben bekommen, ist zwar nur kurz, dafür umso intensiver. Die Leidenschaft der Musik verbindet die Familienmitglieder, aber auch sonst verstehen sie sich prächtig.


    Umso drastischer ist der Einschnitt, der durch den Unfall erfolgt. Die liebevoll beschriebene Familienidylle wechselt gnadenlos in ein dramatisches Unfallszenario. Schonungslos werden die Folgen des Unfalls berichtet. Diese Szenen stehen im kompletten Gegensatz zu den Szenen, in denen die Autorin beschreibt, wie sich die Beziehung zwischen Mia und Adam leise und sanft entwickelt hat.


    Mia erlebt etwas, das mich an „Solange du da bist“ von Marc Levy erinnert hat: Ihr Bewusstsein löst sich von ihrem Körper. Sie nimmt von außen war, was mit ihrem Körper passiert: Wie er von Rettungssanitätern versorgt und schließlich in den Krankenwagen getragen wird. Denn Mia liegt im Koma, und keiner der Ärzte kann sagen, ob sie jemals wieder erwachen wird.


    Während Mias Körper an das Krankenhausbett gefesselt ist, bewegt sich ihr Bewusstsein durch das Krankenhaus, das nun den einzigen Handlungsort darstellt. Mia folgt so allen sie liebenden Personen durch das Krankenhaus: Den Großeltern, die im Warteraum verzweifelt auf eine Besserung ihres Zustands hoffen, Adam, der keinen Zutritt zu ihr gestattet bekommt, da er kein naher Angehöriger, Kim, die für regelmäßigen Kaffeenachschub sorgt.


    Die entscheidende Wendung in der Erzählung erfolgt schließlich durch Mias Großvater, der nach einem Besuch an Mias Krankenbett ihrer Großmutter die scheinbar harmlose Frage stellt: „Wie, glaubst du, wird sie sich entscheiden?“ Mias Großmutter scheint nicht zu verstehen, wovon er redet, doch Mia ist es umso deutlicher bewusst. Sie hat die Kontrolle darüber, aufzuwachen und zurückzukommen, oder für immer zu gehen.


    Meine Meinung:


    Gayle Forman behandelt in ihrem Roman eine sehr extreme Art des Zwischen-den-Stühlen-sitzens. Entscheidungen zu treffen, fällt oft nicht leicht. Zu viel gibt es zu beachten, zu viel gilt es abzuwägen. Rücksicht muss genommen werden, Interessen müssen hintan gestellt werden.


    Doch die Entscheidung, die Mia zu treffen hat, ist wohl die Schwerste, die man sich überhaupt vorstellen kann.


    Dabei sind es zunächst sehr offensichtliche Dinge, die für ein Gehen sprechen: Mia hat ihre Familie verloren und liegt schwer verletzt in einem Krankenhausbett. Niemand kann sagen, was ihre Zukunft bringen wird, denn sie hat schwere Gehirnverletzungen davongetragen.


    Genauso offensichtlich sind die Argumente, die für ein Bleiben sprechen: Mia bleiben ihre Großeltern, ihre beste Freundin Kim und Adam, ihr Freund, den sie liebt, und der sie liebt.


    Doch diese offensichtlichen Argumente werden durch Tatsachen ergänzt, die sich erst aus der Rückschau Mias in ihre eigene Vergangenheit ergeben.


    Der Stil der Autorin ist sehr angenehm. Sie hat eine unkomplizierte, aber doch fesselnde Art, zu schreiben. Ihr gelingt es sehr gut, das Gefühlschaos von Mia zu beschreiben. Doch auch die Gefühlswelt ihrer Mitmenschen wird dem Leser eindringlich vermittelt, und so bekommt man einen umfassenden Einblick davon, was es heißt, gehen zu müssen und gehen zu lassen.


    Das Ende des Romans war sehr emotional und bis zur letzten Seite stand nicht genau fest, wie Mia sich entscheiden wird.


    Besonders schön finde ich auch das Cover, das so schlicht ist, aber doch so viel ausdrückt.



    Mein Fazit:


    Ein unbedingt lesenswerter Roman, der Lust auf mehr Bücher der Autorin macht.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Scarlett, aber es macht doch gerade ein gutes Buch aus, wenn es schafft, dich zu Tränen zu rühren oder dich vor Begeisterung auflachen zu lassen. Ich fände es schade, wenn man ein Buch nur deshalb nicht lesen würde, weil man Angst hat, dass es zu emotional wird.


    Aber ich weiß was du meinst, mir geht es genauso. Ich bin auch sehr nah am Wasser gebaut, vor allem, wenn es um den Verlust eines Menschen oder eines Tieres geht. Aber ich lese solche Bücher trotzdem immer wieder, sie ziehen mich irgendwie an.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


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  • Vielen Dank für diese tolle Rezi! Hatte das Buch schon auf meiner Wunschliste und finde es schön mal eine Meinung hierzu zu hören! Dass Mia ihren "Körper verlässt" war mir durch die Zusammenfassungen im Internet nicht klar und das macht es für mich noch interessanter! :thumright:

    "The worth of a book is to be measured by what you can carry away from it."

    - James Bryce

  • Scarlett, so weit würde ich bei diesem Buch aber nicht gehen. :friends:


    Es zeigt unter anderem, was Mia vermissen würde, wenn sie geht, was ihr Leben doch eigentlich so lebenswert macht. Das Buch beschreibt schöne Szenen aus ihrer Vergangenheit, die sie glücklich gemacht haben. Und es beschreibt, wie wichtig der Rückhalt von Freunden und der Familie macht. Ich würde fast sagen, dass das Buch eher Mut macht, als Angst.


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


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  • Dass Mia ihren "Körper verlässt" war mir durch die Zusammenfassungen im Internet nicht klar


    Steffie, auch der Klappentext verrät darüber nichts und deswegen hatte ich auch etwas völlig anderes von dem Buch erwartet. Aber die Autorin hat es geschafft, die Geschichte nicht unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Ich als Leser habe mir über die Tatsache, dass Mia ihren eigenen Körper verlässt, gar keine Gedanken gemacht, so nach dem Motto "Das ist doch bloß Aberglaube" oder "So etwas gibt es doch gar nicht". Es war für mich völlig ok, die Geschichte nun aus der Perspektive einer im Koma liegenden Person erzählt zu bekommen.


    Das Cover der englischen Ausgabe finde ich übrigens auch ganz toll! :thumleft:


    :flower:

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  • Ich habe das Buch auch schon gelesen und es hat mir gut gefallen.


    Inhaltlich brauche ich ja nichts mehr dazu schreiben, dass hat gaensebluemche ja schon geschrieben.
    Die Autorin schreibt in einer sehr angenehmen Sprache - sehr einfühlsam und fesselnd.
    Die Erzählperspektive ist recht ungewöhnlich - die Ich-Erzählerin befindet sich außerhalb ihres Körpers; sie sieht, was mit ihrem Körper geschieht, in welchem Zustand er nach dem Unfall ist. Die Entscheidung:"Bleiben oder nicht" wird ihr nicht leicht gemacht.


    Das hellblaue Cover hat mich zugegebenermaßen etwas in die Irre geführt - ich hatte ein etwas kitschigen Roman erwartet :mrgreen: -zum Glück wurde es widerlegt.
    Der Roman ist kein bisschen rührselig und kitschig, sondern lesenswert.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    So many books so little time.

    (Zappa)

    Einmal editiert, zuletzt von Conor ()

  • Das hellblaue Cover hat mich zugegebenermaßen etwas in die Irre geführt - ich hatte ein etwas kitschigen Roman erwartet


    :lol: Stimmt schon, das könnte man erwarten. Aber da Blau meine Lieblingsfarbe ist, finde ich das Cover toll. Und es passt super in diese Jahreszeit. :wink:


    :flower:

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  • Das hört sich sehr interesant an, ich hab es gleich auf meine Wunschliste gesetzt und werde beim nächsten stöbern mal ausschau danach halten.

    Ich summe, also Bien ich!


    Meiner einer :study: im Moment:

    Skullduggery Pleasant Band 1
    Jennifer Armintrout - Besessen
    S. E. Phillips - Kein Mann für eine Nacht.


    2011 erst 02 Bücher gelesen (ich arbeite einfach zu viel)

  • Danke gänseblümche für die tolle Rezi.
    Ich hatte den Klappentext bereits bei buecher.de gelesen war mir aber nicht sicher ob das etwas für mich ist... ich dachte es könnte vielleicht etwas zu emotional und dadurch schnulzig sein.
    Aber deine Rezi hat mich überzeugt, meine Wunschliste hat Zuwachs bekommen :wink: .

  • @ Knuddeltiga und Nadine:


    Freut mich, dass meine Rezi euch für das Buch begeistern konnte. :friends:


    Nadine, bis auf den Schluss fand ich das Buch weder schnulzig noch übertrieben emotional. Aber der Schluss musste ja emotional sein, schließlich stellt er die Entscheidung dar, die Mia letztendlich trifft. Egal, wofür sie sich dabei entscheidet, geht es gefühlsmäßig hoch her. Aber der Weg dorthin ist sachlich und nüchtern, trotzdem aber liebevoll, geschrieben.


    :flower:

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  • Vielen Dank für die tolle Rezi gaensebluemche :thumleft:, und auch mich hast du SEHR neugierig gemacht. :)

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Suspiria, das freut mich ebenfalls. :wink: :friends: Falls ihr das Buch bald mal lesen werdet, bin ich sehr auf eure Meinungen dazu gespannt.


    :flower:

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  • Was für eine schöne Rezi gaensebluemche, vielen herzlichen Dank. :friends:


    Ich habe das Buch auf meine Liste gesetzt, bin allerdings im Moment nicht in der Stimmung dafür, da wir im Bekanntenkreis gerade so einen Fall haben. Aber später einmal. :winken:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Danke, Helga, für dein Lob. :friends:


    Ich kann verstehen, dass du diese Art von Buch im Moment eher meidest. Aber es läuft dir ja nicht weg, wenn du es dir auf deine Merkliste setzt. :wink:


    :flower:

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  • Ich habe das Buch nun auch gelesen und muss sagen, dass mir die Idee an sich schon ziemlich gefällt, weshalb ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden bin. Dennoch konnte mich die Umsetzung nicht recht überzeugen. Der Schreibstil war nicht das, was ich sonst kenne, so dass ich das Buch leider nicht flüssig lesen konnte. Schade, wirklich, denn dadurch konnte mich die Geschichte und die Erfahrungen der darin vorkommenden Charaktere nicht immer 100%ig fesseln, so dass ich immer ein wenig an der Oberfläche herumtrieb. Deshalb kann ich dem Buch leider nur ratingred3.png geben, war wohl einfach nicht meins.

  • Schade, FallenAngel, dass dich das Buch nicht so recht begeistern konnte. Aber die Geschmäcker sind eben verschieden. :wink:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


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