Harry Wu Hongda - Nur der Wind ist frei. Meine Jahre in Chinas GULAG

  • ZUR PERSON: Harry Wu Hongda wurde 1937 in einer gehobenen Mittelschichtsfamilie in einem beschützten Viertel von Shanghai geboren und erlebte das Kommen der „Befreiungsarmee“ Maos als Kind. Er verbirgt nicht anfängliche Faszination für gewisse Facetten des neuen Regimes und macht auch in gewisser Weise verschiedenste Dinge mit. Doch 1960 wurde der Geologie-Student als „konterrevolutionärer Rechtsabweichler“ verhaftet und 19 Jahre ohne Anklage in Arbeitslagern, den so genannten Laogai, festgehalten. Seine Familie und Freunde wenden sich von ihm ab, sind zur Denunziation gezwungen. Seine sich dem verweigernde Mutter begeht Selbstmord. Erst 1979wird er befreit und kann 1985 in die USA ausreisen und wird Gastdozent an der University of California, Berkeley. Als leitender Direktor der „Laogai Research Foundation“ in Washington (D.C.) informiert er über Arbeitslager und die dort hergestellten Produkte. Er kehrt mehrmals heimlich nach China zurück und erstellt Filmmaterial über die Realitäten der Laogai. Er wird dabei 1995 erneut verhaftet, für 66 Tage festgehalten und zu 15 Jahren Haft verurteilt, bevor er unter dem Druck der USA freigelassen wird. (Quellen: Wikipedia, franz. +deutsch, Buch).


    ZUM BUCH: Was oben die Vita in einigen Worten zusammenfasst, nimmt im Buch mehrere Hundert Seiten ein: das Leben Harry Wus im beschützten Elternhaus der 30iger und 40iger Jahre in Shanghai, die Machtübernahme durch Mao und dann die ideologische Verhärtung, die ihn wegen einer Banalität ins Lager brachte. Die Lagererfahrungen nehmen dann aber bei Weitem den größten Platz ein. Dies ist dann nichts für zarte Herzen: diese Beschreibungen der Realitäten im Lager gehen bis an die Grenzen des Menschlichen. Ja, ohne seine eigene Rolle zu beschönigen, wird Wu auch vom Animalischen sprechen, das wie von selbst als Selbsterhaltungstrieb hochkommt. Es sind dunkle Zeiten und man fragt sich, was dann einen Menschen durchhalten lässt. Harry Wu hat ein Schlüsselerlebnis, das ihn in der Überzeugung stärkt, überleben zu müssen, um eines Tages Zeugnis abzulegen für das Erlebte und zum Gedächtnis an seine Kameraden. Wie jemand, der Menschen, sich eingeschlossen, in größter Demütigung und Leiden, am Todesrand, erlebt hat, sich eine Nüchternheit und gewisse Einfachheit bewahren konnte, in der sehr wenig Bitterkeit rüberkommt, grenzt für mich schon ans Unglaubliche. Ich stelle ihn dann irgendwo in die Nähe von anderen Zeitzeugen, wie zum Beispiel eines Primo Levi.


    Dieses Buch ist eine wirkliche Referenz aus erster Hand sein über die grausame Realität der Laogai in China, teils hinein bis in heutige Zeit. Wie einige Kommentatoren sagten ist Harry Wu der Solschenizyn Chinas in der Offenlegung dieser Lager.
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    Werke:
    Laogai - The Chinese Gulag, 1993, ISBN 081331769X
    Nur der Wind ist frei. Meine Jahre in Chinas GULAG, 1994, ISBN 3550070624
    Troublemaker: one man's crusade against China's cruelty, 1996, ISBN 0970402996
    Wer schweigt, macht sich schuldig. In Chinas Arbeitslagern leiden acht Millionen Menschen, 1996, ISBN 3785708629
    Donner der Nacht: Mein Leben in chinesischen Straflagern, 2009, ISBN 386744109X
    (Quelle: Wikipedia)

  • Ich bin mir nicht ganz sicher über die Sprache der Originalfassung. Verstehe ich aber die chinesische Wikipediaseite richtig ( http://zh.wikipedia.org/wiki/%E5%90%B3%E5%BC%98%E9%81%94 ), dann erschien das Buch also zunächst auf Englisch: