John Ronald Reuel Tolkien: Das Silmarillion; Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1992; 404 Seiten; ISBN: 3-608-95804-5
"Das Silmarillion erzählt von den Ereignissen des Ersten Zeitalters - jener fernen Epoche von Mittelerde, auf welche die Helden des `Herrn der Ringe´ immer wieder in Ehrfurcht zurückblicken. (Und manche von ihnen, wie Elrond und Galadriel, aber auch Sauron, haben sie miterlebt.) Es ist die Zeit der Elben, der Langlebigen, deren Liebe zu den Dingen so weit ins einzelne geht, daß sie allem Namen geben. Die Menschen (die Kränklichen, die Nachtfürchtigen, die Unbegreiflichen) kommen eben aus den Wildnissen des Ostens hervor. In dieser Welt, wo noch alle Wege krumm sind, entwickelt sich auch die Erzählung in mächtigeren Bahnen, als wir es seither kennen. Melkor, der Meister des Verrats, raubt die Silmaril, in denen das Licht verschlossen liegt, das älter ist als Sonne und Mond; und Feanor und seine Söhne, um sie zurückzugewinnen, sagen einen hoffnungslosen Krieg ohne Ende an. Ein Erdteil von Geschichten kommt in Bewegung," verspricht die Inhaltsangabe.
Tolkien wurde am 3. Januar 1890 in Bloemfontein (Südafrika) geboren. Der Professor für Mediaevistik (in Oxford) starb am 28. August 1973 in Bournemouth (England).
Galten die Geschichte um den Herrn der Ringe lange Zeit als Geheimtip, wurden sie durch die Verfilmung äußerst populär. Der Inhaltsangabe kann ich entnehmen, daß das Silmarillion vor dem Herrn der Ringe entstand, aber erst nach dem Tod des Autors von dessen Sohn herausgegeben wurde. Und dafür wird es auch einen triftigen Grund geben. Dem vorliegenden Werk fehlt noch die erzählerische Kraft der späteren Bücher. Die Erzählweise ist sehr detailversessen, eher erklärend und handlungsorientiert. Orte werden genausowenig beschrieben wie Personen; die Charaktere werden eher durch ihre Taten gekennzeichnet. Man muß schon eine lebhafte Phantasie haben, um sich überhaupt in die Handlung einzufinden. Man kann den "Herrn der Ringe" oder den "kleinen Hobbit" auch lesen, ohne dieses Buch zu kennen. Ich kannte die beiden letztgenannten Bücher lange vor dem Silmarillion, habe sie mit Vergnügen gelesen und hatte dabei nie den Eindruck, etwas verpaßt zu haben, nur weil ich das Silmarillion nicht kannte.