Franziska Franke - Sherlock Holmes und die Büste der Primavera

  • Franziska Franke: Sherlock Holmes und die Büste der Primavera; KBV Hillesheim 2009; 270 Seiten; ISBN: 978-3-940077-66-0


    Wir schreiben das Florenz des Jahres 1891. Nach dem Tod seines Erzfeindes Professor Moriarty und seinem eigenen spektakulären Verschwinden an den Schweizer Reichenbachfällen wähnt sich Sherlock Holmes im selbstgewählten italienischen Exil in Sicherheit. Erst als er dem englischen Buchhändler David Tristram begegnet, lüftet er sein Inkognito.


    Tristram hat nämlich ein Problem. Sein Schwiegervater ist ein talentierter florentinischer Bildhauer, der auf unerklärliche Weise den Tod fand. Holmes nimmt sogleich die Ermittlungen auf. Sein Weg führt ihn in die Villa des zwielichtigen Kunsthändler Mortimer Hopper. Dort erhält Holmes einen zweiten Auftrag: Er soll für Hopper eine verschwundene Büste wiederbeschaffen.


    Franziska Franke wurde in Leipzig geboren. In Essen, Schwetzingen und Wiesbaden aufgewachsen, studierte sie in Mainz und Frankfurt Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Kunstpädagogik. Franke ist verheiratet, lebt inzwischen wieder in Mainz und arbeitet dort in der Erwachsenenbildung.


    Der Autorin gelingt hier eine Alternative zu den Original-Holmes-Geschichten. Was schon daran zu erkennen ist, daß der Text keine Kurzgeschichte, sondern ein vollendet ausgearbeiteter Roman ist. Inhaltlich sich eng an die Doyle`schen Vorgaben haltend, findet Franke doch schnell ihren eigenen Erzählstil. Die Geschichte ist rasant und actionreich erzählt und dabei gut lesbar geraten. Auch wenn Franke kein offensichtlicher Fehler unterlaufen ist, so ist die zeitliche Distanz zu Doyles Lebzeiten doch deutlich zu spüren. Das Flair und die Atmosphäre des Italien im ausgehenden 19. Jahrhundert kommt nur ansatzweise herüber. Alles in allem gefällt mir die Geschichte aber trotzdem. Wozu auch beiträgt, daß Holmes hier nicht als snobistischer Besserwisser dargestellt wird, der Polizei und seinen Adlatus Dr. Watson an der Nase herumführt..

  • Momentan scheine ich etwas im Sherlock Holmes Fieber zu sein – auch wenn es immer nur „Fälschungen“ sind die ich lese. Das Buch von Franziska Franke knüpft an den Fall der Schweizer Reichenbachfälle an und führt die Geschichte weiter. Ich muss gestehen: zum Anfang habe ich Dr. Watson vermisst. Für mich neben Sherlock Holmes in den letzten Bücher eine wichtige Figur gewesen, tauchte sie hier leider überhaupt nicht auf. Aber dafür gibt es Tristam, der Sherlock anheuert und dann, von der Leidenschaft des Ermittelns gepackt, nicht mehr von seiner Seite weicht. Sherlock versucht zuerst, sich zu verstecken, aber trotz seiner Verkleidung fällt er doch auf. Und seine Verkleidungen behält er bei – besonders als er sich als Inder verkleidet hat, musste ich schmunzeln. Was sich als scheinbar einfacher Fall entpuppt und nach 1/3 des Buches scheinbar aufgeklärt war, entpuppt sich dann doch als kniffliger und noch lange nicht gelöst. Zusammen mit Holmes und Tristan reisen wir weiter durch Italien und jagen dem Dieb hinterher.
    Der Schreibstil der Autorin gefällt mir richtig gut und auch ihr gelingt es, sich an dem Stil von Doyle anzupassen. Dennoch behält sie auch ihren eigenen Stil bei und zieht mich damit in eine Vergangenheit, in der ich doch ganz gern mal dabei gewesen wäre.
    Die Figuren sind glaubhaft, detailiert und charaktervoll. Eine Gemeinsamkeit zwischen Tristam und Dr. Watson habe ich festgestellt – beide essen sehr gern. Genuss steht bei beiden sehr hoch im Kurs.
    Auch von Franziska Franke werde ich mit Sicherheit mal wieder ein Buch lesen – ihr Stil hat mir ausgesprochen gut gefallen.


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  • Wie jeder Sherlock Holmes Leser weis gibt es eine große Lücke in der Biografie des Meisterdetektives, von der niemand weis was in dieser Zeit wirklich geschehen ist, nämlich die Zeitspanne zwischen dem "Reichenbach Fall" bis zum wieder auftauchen. Immer wieder haben sich die verschiedensten Autoren daran versucht diese Lücke zu schließen, so nun auch Franziska Franke.


    Florenz 1891: nach dem Tod seines Erzfeindes Professor Moriarty und nach seinem eigenen spektakulären Verschwinden glaubt sich Sherlock Holmes in Norditalien unerkannt und in Sicherheit. Als ihn allerdings der in Italien lebende englische Buchhändler David Tristram sein Idol erkennt und ihn so gleich darum bittet den Tod seines Schwiegervaters zu untersuchen, ist sein Spürsinn wieder geweckt. Der Fall führt Sherlock Holmes und seinen neuen Begleiter zunächst zu dem zwielichtigen Kunsthändler Mortimer Hopper, dieser erteilt wiederum Holmes einen weiteren Auftrag. Er soll die verschwundene Büste der Primavera wieder finden. Nach einem weiteren Todesfall scheinen alle Spuren nach Rom und Venedig zu führen.....


    Ich muss sagen "Sherlock Holmes und die Büste der Primavera" hat mich sehr gut unterhalten. Zwar gibt es zwischendurch auch ein paar Längen, diese werden aber sogleich wieder mit rasanten Sequenzen ausgeglichen. Ebenso wie Doyle Dr. Watson, lässt die Autorin Tristram in der Ich-Perspektive von den Abenteuern erzählen, die er zusammen mit dem Meisterdetektiv erlebt hat. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Und wenn einmal Fragen aufkommen wenn Holmes oder Tristram von der Geschichte der Italienischen Bauten erzählen, finden sich einige Fussnoten die diese näher erklären. Die Charakterisierung der Figuren ist ebenfalls sehr gelungen. Sherlock Holmes ist zwar etwas zurück haltender als sonst. Dennoch verständlich wenn man bedenkt das er Incognito ermittelt.
    Tristram ist ein schmechtiger Mann der ganz eindeutig unter der Fuchtel seiner italienischen Frau steht, aber es dennoch versteht sich gegebenen Falls durchzusetzen. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, sind die Beschreibungen der Umgebung, die das Italien des 19. Jahrhundert sehr lebendig erscheinen lassen.


    Wer "Sherlock Holmes" mag sollte Franziska Franke unbedingt eine Chance geben. Ihre Variante "der unbekannten Jahre" ist erfrischend zu lesen. Und könnten durchaus so geschehen sein. Ich lese auf jeden Fall weiter.


    4 von 5 Sternen

    Gelesene Bücher 2015: 73 :mrgreen:
    Gelesene Bücher 2016: / Kann mich nicht erinnern O:-)
    Gelesene Bücher 2017: 121 :wink:
    Gelesene Bücher 2018: 78 :(

    Gelesene Bücher 2019: 119 :wink:

    Gelesene Bücher 2020: 121 :wink:

    Gelesene Bücher 2021: 63 :wink:

    Gelesene Bücher 2022: 6 ~ :study:

  • Leider kann ich mich den guten Meinungen nicht anschließen. Mir hat es überhaupt nicht gefallen.


    Die Ermittlungen erschienen mir unstrukturiert und basierten oftmals nicht auf Holmes' Methoden. Es gibt einige Handlungslöcher, während an anderen Stellen die Handlung durch sinnloses herumsitzen in Cafés oder beim Essen in die Länge gezogen wird. Holmes wrid als neurotischer Besserwisser dargestellt, der sich darin gefällt, seine Erkenntnisse zurückzuhalten, seinen Ersatz-Watson bloßzustellen und irrwitzige Verkleidungen anzulegen. Mir kam er vor wie eine bornierte Karikatur.
    Sein neuer Helfer, ein englischer Buchhändler, tappt wie ein dummer August hinter dem Meister her und ärgert sich alle paar Seiten, dass Holmes ihn - einen Fremden (!) - nicht in seine Pläne einweiht, sondern nur benutzt, um selber besser dazustehen.


    Dazu kamen ein paar eklatante Fehler. So hieß z.B. der Sohn von Kaiserin Elisabeth von Österreich (besser bekannt als Sisi) "Leopold" statt "Rudolf", und Brieftauben überbrachten Post im Schnabel (!), noch dazu an einen Empfänger, den sie gar nicht kannten. In beiden Fällen hätte ein kurzer Blick in die Wikipedia genügt, um die Fakten zu überprüfen. Von den vielen Schreibfehlern, die manchmal sogar den Sinn entstellten, will ich gar nicht reden.


    Am meisten ärgerte mich aber, dass der Buchhändler immer wieder die Identität von Holmes verrät, obwohl dieser nach seinem Abenteuer an den Reichenbachfälle inkognito reist und unerkannt bleiben möchte.


    Da es sich um einen Erstling handelt, hoffe ich jetzt mal, dass die Nachfolgebände besser sind.

    Verführung Volljähriger zum Bücherkauf sollte nicht unter 5 Jahren Stadtbibliotheksmitgliedschaft bestraft werden!