Agota Kristof - Die Analphabetin / L’analphabète

  • Originaltitel: L' analphabète: récit autobiographique
    1 CD gelesen von Hannelore Hoger


    Inhalt (von Amazon beim Buch kopiert):
    Mit diesem literarischen Kleinod erzählt Agota Kristof eindrücklich in elf kurzen prägnanten Kapiteln die Geschichte ihrer Herkunft. Die frühe und vorerst wohlbehütete, wenn auch bescheidene Kindheit im Kreis ihres Elternhauses in Ungarn, der Vater ein Dorfschullehrer mit mäßigem Einkommen, ihr Heranwachsen während und nach dem Zweiten Weltkrieg, als von einem Tag auf den andern in den Schulen nur noch russisch gesprochen und gedacht werden mußte, die Verhaftung des Vaters, ihre "Kasernierung" in einem staatlichen Internat, der Tod Stalins, anläßlich dessen die Zöglinge angehalten wurden, über den verstorbenen "Großen Freund der Werktätigen" zu schreiben, ihre Flucht im November 1956, als sie ihrem jungen Ehemann zusammen mit einer Handvoll Flüchtlingen ins Ungewisse folgte, schließlich die Ankunft in der Schweiz und damit für sie, wenn auch in Sicherheit, so doch in einer kulturellen Wüste, weil der Sprache nicht mächtig. Zur Analphabetin geworden, mußte sie, die doch mit vier Jahren bereits lesen konnte, mit ihren Kindern erneut lesen und schreiben und die für sie neue französische Sprache erlernen.


    Die gedruckte Version des Buches hat nur 75 Seiten, die Lesung dauert nur eine Stunde. Einen umfassenden biographischen Bericht darf man also nicht erwarten. Dennoch gelingt es der Autorin, in diesen elf kurzen Kapiteln die wesentlichen Abschnitte ihres Lebens zu schildern, so dass man als Leser / Hörer auch immer den Bezug zur geschichtlichen Epoche und zum Land bekommt.


    Warum nennt sie sich eine "Analphabetin", wo sie doch schon in der Grundschule jedes Buch verschlang, das ihr in die Hände geriet?
    Kristof hat zweimal ihre Sprache wechseln müssen: Sie wuchs als Ungarin mit ihrer Muttersprache auf, nach dem 2. Weltkrieg musste sie russisch sprechen, denken und fühlen. Dann endlich, nach ihrer Flucht in den französisch sprechenden Teil der Schweiz, als sie noch kein Wort dieser Sprache konnte, lernte sie sie von Grund auf. Und zwar so, dass sie in Französisch schreibt. Sie hat in dieser Sprache, in der sie sich als Analphabetin bezeichnet, ihre literarische Heimat gefunden.


    Besonders berührend sind die Kapitel über die Flucht - die Autorin und ihr Mann hatten die vier Monate alte Tochter bei sich - und die Aufnahme der ungarischen Flüchtlingsgruppe durch die Bewohner des Schweizer Dorfes, die sie mit Geschenken und Lebensmitteln empfingen, ihnen auf der Stelle Unterkunft und Arbeit gaben.


    Hannelore Hoger ist eine großartige Vorleserin dieser ungewöhnlichen Autobiographiegeschichten.


    Marie

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Agota Kristof war eine Schweizer Schriftstellerin ungarischer Herkunft, sie schrieb auf Französisch. Der Originaltitel von Die Analphabetin. Autobiographische Erzählung ist L’analphabète. Récit autobiographique. Die Erzählung erschien 2002 auf Französisch und 2005 in deutscher Übersetzung von Andrea Spingler.