Antonia Michaelis - Die Nacht der gefangenen Träume

  • Frederic lebt bei Hendrik. So einsilbig der Satz hier steht, so einsilbig ist auch die Kommunikation zwischen den beiden. Hendrik hat vor ein paar Jahren seine Frau durch einen Unfall verloren und Frederic somit seine Mutter. Beide haben sich ab diesem Zeitpunkt in ihr Schneckenhaus zurückgezogen und leben nebeneinander her, statt zusammen.
    Frederic geht seit neuestem auf die St. Isaak Schule, eine Lehranstalt, die Banker, Geschäftsführer, Aufsichtsräte und lauter karrierelüsterne Menschen in die Welt spuckt. Alle bemühen sich viel zu lernen, gute Noten zu schreiben und sich viel Wissen anzueignen. Außer Frederic. Der scheint ein vollkommen normaler Schüler zu sein, der auch mal nicht vor einer Arbeit gelernt hat, der auch mal schlechte Noten schreibt.
    Ihn verwundert es schon, dass die Schüler auf St. Isaak so scharf darauf sind immer die besten zu sein, aber ihm werden die Augen erst durch ein spezielles Vitamin A geöffnet, das ihn in die Seele der Menschen sehen lässt. So wird ihm klar, dass der Herrdirektor Bruhns (eigentlich Bork mit Vornamen) die Fäden in der Hand hält und für die Zustände der Schüler verantwortlich ist. Denn der Herrdirektor (HD) hat die Träume der Schüler abgepumpt, denn sie stellen den Nährboden für Ideen dar. Und Ideen animieren zum Selbstdenken. Das geht ja nun mal gar nicht. Also versucht Frederic den Herrndirektor zu stoppen, was ihm allein aber nicht so recht gelingen mag. Er bekommt Hilfe von Änna, einer Schülerin, die wieder eigene Ideen entwickelt, von Lisa, der Seifenblasen aus den Haaren schweben und die selbst einige Zentimeter über dem Boden schwebt, von Kahlhorst, der irgendwie überhaupt keinen Vornamen hat und auch von Hendrik, denn zum Helfen kann man nicht zu spät kommen.
    Die Nacht der gefangenen Träume ist eine mit Liebe erzählte Geschichte, deren Hauptfiguren sich ganz heimlich in das Herz des Lesers schleichen. Eine sehr, sehr bildhafte Sprache versetzen den Leser direkt in das Geschehen hinein. Dadurch bleibt die Geschichte im Fluss, wird nicht langweilig oder -atmig und wirkt durchweg spannend.
    Alle Figuren, so unterschiedlich sie auch sein mögen, waren mir durchweg sympathisch. Selbst Josephine, die beißende Finger hat und auch der HD Bruhns, was ich mir damit erklären könnte, dass alle Gedankengänge nachvollziehbar erscheinen und logisch in die Handlung integriert sind. Jede Figur ist liebevoll charakterisert, selbst der alte Baum vor der Schule, dessen Blätter im Wind knispern.
    Leider hat sich ein logischer Fehler eingeschlichen (Frederic ist stehengeblieben. ... Und plötzlich bleibt er wieder stehen. Seite 54) und auch einige Kommata sind wohl im Text an die falsche Stelle gerutscht, was dem Buch seine eigentlichen inhaltlichen und erzählerischen volle Punktzahl kostet.

  • Ich habe das Buch heute ausgelesen und fand es auch sehr schön. Eine schöne Idee für ein Jugendbuch und vor allem die Erzählweise hat mir sehr gut gefallen.

    Alle Figuren, so unterschiedlich sie auch sein mögen, waren mir durchweg sympathisch. Selbst Josephine, die beißende Finger hat und auch der HD Bruhns, was ich mir damit erklären könnte, dass alle Gedankengänge nachvollziehbar erscheinen und logisch in die Handlung integriert sind.

    So ging es mir überhaupt nicht. Für mich waren die "Bösen" auch bis zum Schluss böse

    und ich fand nicht, dass man ihr Verhalten nachvollziehen konnte, weil man die Gründe ja auch erst am Ende präsentiert bekommen hat. (Aber ich gehöre auch nicht zu denen, die Snape in den ersten Harry-Potter-Bänden mochten, von daher scheint mir das immer so zu gehen, dass ich für die (vermeintlich) Bösen keine Sympathien aufbringen kann... ;)) Aber ich muss sagen, dass ich erstaunt war, dass es dann doch so ein recht vielschichtiges Ende gab, in dem die Beweggründe der Bösewichte klar wurden. Hatte ich nicht erwartet und fand ich gut. :)
    Was mir besonders an diesem Roman gefallen hat, ist, dass jedes Kapitel erstmal damit beginnt, dass Frederic, der Protagonist, und der "Autor" der Geschichte sich absprechen, was denn in dem Kapitel so vorkommen wird, und wie die Geschichte strukturiert werden sollte. Die Idee finde ich gut und ich musste bei einigen Gesprächen der beiden wirklich lachen.

    Zitat

    "Warum machst du eigentlich immer diese plötzlichen Kapitelenden?", fragt Frederic.
    "Ich weiß nicht. Irgendwo muss man ein Kapitel schließlich beenden."
    "Aber du kannst doch nicht einfach so abbrechen, wenn es am spannendsten ist! Die Leute wollen sicher alle wissen, wie es weitergeht."
    "Das nennt man Cliffhanger. Hab ich nicht erfunden. Das machen alle. Außerdem weißt du, wie es weitergeht. Du hast es selbst erlebt." (S.161)

    Ich gebe auch vier Sterne, den Abzug gibt es bei mir für den Anfang, der sich für meinen Geschmack etwas zu lang hingezogen hat. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Über das Buch:


    Format: Hardcover
    Preis: ?
    Seiten: 335
    ISBN: 9783789142611
    Erschien: 2008
    Originalsprache: Deutsch
    Genre: Fantasy / Kinderbuch
    Verlag: Oetinger


    Inhalt:


    Unheimlich findet Frederic seine neue Schule. Hier scheint es nur Musterschüler zu geben, ideen- und fantasielos. Und ist der Schatten des Schulleiters Bruhns nicht etwas zu dunkel für einen gewöhnlichen Schatten? Doch niemand außer dem Mädchen Änna scheint Frederic zu verstehen. Gemeinsam machen die beiden eine unglaubliche Entdeckung: Bruhns stiehlt den Kindern ihre Träume und hält sie in einer alten Fabrik gefangen. Frederic und Änna bleiben nur noch wenige Tage, um seinen schrecklichen Plan zu durchkreuzen: die Vernichtung aller Träume. Dazu müssen die beiden jedoch tief in den Schacht der Albträume hinabsteigen…


    Das Cover:


    Das Cover finde ich super. Es macht schon Spaß das Buch zu lesen, weil man viel Spannung erwartet.


    Die ersten 3 Sätze:


    "Du darfst mit nichts zu Unheimlichen anfangen", sagte Frederic. "Mit nichts zu Unheimlichen?", fragte ich. "Naja, du weißt schon. Was später kommt."


    Meine Meinung:


    In dieser Geschichte geht es darum, das Frederic auf St. Isaac kommt. Auf dieser Schule gibt es nur Musterschüler und gute Noten. Frederic versteht sich nur mit Änna und mit ihr versucht er auch das Geheimnis der Schule herauszufinden. Dafür hat er nur noch 8 Tage Zeit. Und was hat der unheimliche Direktor Bruhns mit der ganzen Sache zu tun?
    Die ganze Geschichte ist packend erzählt und gleich von Anfang an, ist man im Geschehen drin. Den immer wen ein neues Kapitel beginnt, sind dort zwei Schreiber die die Geschichte aufs Papier bringen und sich immer wieder erinnern, was als nächstes kam. Der eine Schreiber ist Frederic, aber wer der andere Schreiber ist, erfährt man erst am Ende des Buches.
    Ich fand es toll wie Frederic und Änna zueinander hielten. Ich fand es auch toll, das die Kapitel mit nen Cliffhanger endeten. So wollte man gleich weiter lesen.
    Manche Stellen sind richtig unheimlich. Ich könnte mir auch vorstellen, das man das Buch auch gut auf einer Übernachtungsparty vorlesen kann.
    Das Ende fand ich doch sehr überraschend, aber sehr gut gemacht.
    Was ich auch toll fand, war das Frederic nicht aufgegeben hat, das Geheimnis zu lüften, obwohl ihn so viele Steine in den Weg gelegt wurden.
    Auf jeden Fall ist es ein Buch, was ich wärmstens empfehle. Es ist so spannend und liebevoll geschrieben.


    Fazit:


    Ein super spannender Kinderbuch.


    Über die Autorin:


    Antonia Michaelis wurde in Kiel geboren und ist in Augsburg aufgewachsen. Sie hat in Greifswald Medizin studiert und unter anderem in Indien, Nepal und Peru gearbeitet. Heute lebt sie mit irehm Mann und ihren Töchtern gegenüber der Insel Usedom im Nichts, wo sie zwischen Seeadlern, Reet und Brennnesseln in einem alten Haus lauter abstruse Geschichten schreibt.


    Wie viele Sterne?


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
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