Andreas Eschbach - Ein König für Deutschland

  • Kurzmeinung

    Lunara
    Habe nach Klappentext etwas anderes erwartet. Geschichte zieht sich, Charaktere sind langweilig.
  • Kurzmeinung

    SirPleasant
    Ein spannungsgeladener Roman, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
  • Autor


    geboren 1959 in Ulm; verheiratet, ein Sohn; schreibt seit seinem 12. Lebensjahr; studierte Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete als Softwareentwickler; lebt seit 2003 als freier Schriftsteller in der Bretagne


    Schriftsteller in der Bretagne.


    Inhalt


    Wir schreiben das Jahr 2009. Im Dom zu Aachen soll ein neuer deutscher König gekrönt werden. Und niemand versteht, wie es soweit kommen konnte.


    Einmal König sein - die Macht haben, Dinge zu verändern. Mit gesundem Menschenverstand die Welt geraderücken. Was wäre, wenn man tatsächlich plötzlich die Möglichkeit dazu hätte?


    Könnten Sie der Versuchung widerstehen?


    Kann Simon König es? Die Frage stellt sich ihm, als er in den Besitz eines Computer-Programmes kommt, mit dem sich die Resultate von Wahlmaschinen manipulieren lassen. Was dann geschieht, hätte er sich in seinen wildesten Träumen nicht vorzustellen gewagt ...


    Meine Meinung


    Vincent ist hochbegabt im Umgang mit Computern und deren Programmierung, was ihm schon früh einen Aufenthalt im Gefängnis beschert. Doch auch später landet er wieder auf der kriminellen Seite, als er ein Programm entwerfen soll, mit dem man Wahlen manipulieren kann. Es dauert nicht lange und Vincent entdeckt, wie viel Macht er mit seinen Fähigkeiten hat. Doch ehe er selbst aktiv werden kann, kommt der Zauberer Zantini in sein Leben, der ihn mit einer netten Bewachung ausstattet und dazu bringt, ein Programm zu schreiben, dass die Wahlen in Deutschland manipulieren kann. Nach einer kurzen Zeit, in der Vincent genau dies tut, dämmert es ihm, dass das möglicherweise seine letzte Tat sein könnte: In seiner Verzweiflung flieht er aus dem Haus und schickt das Programm an seinen Vater, der in Deutschland lebt: Simon König.


    Anfangs war ich doch etwas enttäuscht von dem Buch, den von dem eigentlich angegebenen Inhalt war nichts zu finden. Stattdessen lernt der Leser Vincent kennen und seine Arbeit. Das führt dann langsam auf Wahlbetrug in den USA hin, wo Vincent lebt. Es wird wirklich lange und ausführlich berichtet, wie Vincent arbeitet, wo er das tut, was er da tut, was ihm schon alles passiert ist, welchen unheimlichen Gestalten er begegnet und dazu gibt es noch lauter Spekulationen zu den USA-Wahlen. Der Großteil des Romans hat etwas von einem Verschwörungsroman und nur der kleinste Teil wird von dem Klappentext wiedergegeben.


    Natürlich ist der Roman in dieser Hinsicht unglaublich gut recherchiert, es werden sogar die Quellen des Autors im Text angegeben, doch hier muss ich zugeben, dass ich zum Einen eine Abneigung gegen Wikipedia als Quelle habe - oft zu unseriös - und zum Anderen hat das meinen Lesefluss doch beeinträchtigt. Wenn ich eine wissenschaftliche Arbeit lese, dann sehe ich mir so Quellen gerne auch mal während des Lesens an, doch hier in diesem Fall möchte ich meinen Roman lesen und nicht dauernd Quellenangaben sehen. Ich hätte es besser gefunden, wenn diese am Schluss gesammelt gewesen wären. Mich persönlich hat es wirklich ein irritiert.


    Man merkt auch, dass Andreas Eschbach definitiv Erfahrungen mit Vincents Arbeit hat, denn oft wird er für mich - als absoluter Laie - zu genau und meine Gedanken schweifen ab. Hätte ich gewusst, dass gut ein Drittel des Buches sich nur mit der Entwicklung dieser speziellen Software beschäftigt, hätte ich das Buch vermutlich nicht gekauft, sogar sehr wahrscheinlich nicht.


    Es gab ein, zwei Momente, da hatte ich sogar schon fast aufgegeben weiterzulesen, weil es mich nicht packen konnte, doch dann hat mich der Ehrgeiz gepackt und ich wollte wissen, wann denn nun endlich der eigentlich interessante Part kommt. Weit hinten. Das weiß ich jetzt. Ich will nicht mal sagen, dass der vordere Teil an sich uninteressant ist, aber meinen Geschmack trifft das nicht. Leider hat auch - obwohl deutlich besser - Simon Königs Geschichte mir nicht zu hundert Prozent zugesagt. Und doch fiel es mir da wieder leichter, mitzulesen - liegt vielleicht auch daran, dass Simon und ich ungefährt gleich viel vom Programmieren verstehen.


    Das bringt mich zur Charaktergestaltung: Hier rutscht jeder letzten Endes irgendwo in die falsche Richtung. Vincent will mittels Wahlbetrug Weltherrscher mit einer weißen Katze werden, Alex und Leo, die ungleichen Brüder, lassen sich auch packen und wollen schließlich regieren. Selbst Simon, der eigentlich beherrschte Lehrer wird von dieser Stimmung gepackt und arrangiert sich mit dem König werden. Die Grenzen in Richtung des falschen Handeln werden deutlich überschritten.


    Leo ist mir der sympathischste Charakter, ein unsicherer Bodyguard mit Interesse für Geschichte und Weinbau. Auch Simon finde ich eigentlich ganz gut angelegt.


    Doch überhaupt nichts anfangen konnte ich mit Sirona. Auch der Schluss ihrer Entwicklung im Rahmen der Geschichte war etwas seltsam und unsinnig. Die Gründe und Gedanken hier habe ich nicht so ganz verstanden und waren schlicht und einfach unnötig aufgebauscht - das rettet hier dann auch nichts mehr.


    Auch Simons Ex-aber-eigentlich-seit-zwanzig-Jahren-noch-Ehefrau fand ich nicht unbedingt gelungen. Ihre Handlungsweise war kein bisschen motiviert und hat ihren Charakter so widersprüchlich dargestellt, dass es sehr unnatürlich wirkte.


    Fazit


    Wenn man nur die Recherchearbeit und den Hintergrund des Wahlbetrugs betrachtet, ist dies sicher ein interessantes Buch. Vor dieser Genauigkeit habe ich großen Respekt. Doch bin ich hier vom Inhalt doch enttäuscht worden und auch die Charaktere konnten mir nicht viele Sympathiepunkte abringen. Und das ist es, was ein Buch ausmacht.
    Im Übrigen wird hier doch sehr gegen Wahlcomputer gearbeitet und sehr viel daran schlecht gemacht, man sieht hier also Eschbachs klare Meinung.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Mit dem Roman „Ein König für Deutschland“ hat Bestseller-Autor Andreas Eschbach eine deutsch-amerikanische Familiengeschichte geschrieben, in der Wahlcomputer und die Monarchie tragende Rollen spielen. Es ist ein spannendes Buch, in dem der junge amerikanische Computer-Experte Vincent Wayne Merritt in einen Strudel der Ereignisse gerät, wobei Eschbach Fakten und Fiktion geschickt miteinander vermischt.


    Der kriminelle Magier Zantini beauftragt Vincent, ihm bei einem Wahlbetrug in Deutschland zu helfen und Wahlcomputer zu manipulieren. Zwischen Machtfantasien und Ohnmachtsgefühlen lässt sich dieser auf den Deal ein. Als er merkt, dass Zantini ihn wie einen Gefangenen behandelt, steigt er aus und flieht. Über Umwege endet die Geschichte schließlich damit, dass Vincents Vater Simon fast zum König von Deutschland gewählt wird, mit Gattin Helene an seiner Seite.


    Andreas Eschbach bettet die Handlung geschickt in aktuelle gesellschaftspolitische Zusammenhänge ein. So sind die Florida-Wahl in den USA oder die kontroverse Hessenwahl 2008 ein Thema. Die Figuren äußern sich dazu, während Eschbach Faktenwissen einstreut und seine Quellen sogar mit Fußnoten belegt. Im Nachwort, warnt der Autor vor Wahlcomputern warnt. Und er spricht vom Zeitalter des digitalen Wahns, in dem digitale Geräte als Fetisch erscheinen, die viele lediglich bedienen könnten, ohne sie zu verstehen

  • Meine Meinung


    Der Klappentext greift hier schon etwas vor, denn eigentlich beginnt die Handlung im Jahr 2000 - und nicht in Deutschland, sondern in den USA: Der junge Amerikaner Vincent Wayne Merrit kommt mit 20 Jahren zum ersten Mal mit dem Gesetz wegen Betrügereien in Konflikt. Durch einen von ihm programmierten Trojaner konnten Kreditkartennummern geknackt und viele Menschen um ihr Geld betrogen werden. Er sitzt seine Haftstrafe ab und kommt danach an einen Job, den er sich immer erträumt hat.


    Die Herausforderungen als Programmierer sind sein Steckenpferd und so gerät er schon bald an den Auftrag eines Regierungsabgeordneten. Dass es darum geht, wie man ein Programm für die Präsidentschaftswahl, also die Wahlcomputer, manipulieren kann, bereitet Vincent dennoch ein schlechtes Gewissen, denn welche Auswirkungen das Ganze hat, wird ihm erst bewusst, als es schon zu spät ist. Seine Ängste, dass ihm oder seiner Firma jemand auf die Schliche kommt, scheint jedoch unbegründet – bis eines Tages jemand vor seiner Tür steht, der das Ganze groß aufziehen möchte; und zwar in Deutschland. Hier wird der Geschichtslehrer Simon König in die ganze Sache verwickelt und findet sich plötzlich als "Anwärter" auf den Thron von Deutschland wieder.


    Ich finde es immer unglaublich, wie Andreas Eschbach fundierte Tatsachen so geschickt in seine fiktiven Geschichten einflicht, dass man am Ende glaubt: Ja, das könnte tatsächlich so gewesen sein! Anfangs musste ich mich ein bisschen durchbeißen, weil es viele Infos zum Thema Wahlpolitik und vor allem dem Programmieren und Manipulieren von Daten geht, alle Quellen dazu findet man in den Fußnoten. Trotzdem war es nicht langweilig und ein guter Aufbau zur Geschichte, die in Teil 2 dann so richtig Fahrt aufnimmt.
    Die Handlung gliedert sich in vier Teile
    1 - Das Programm, das Vincent entwickelt
    2 - Das Spiel, das in Deutschland damit beginnt
    3 - Die Wahl, die das Programm herausfordert
    4 - Der König, der das Spiel gewonnen hat


    Kurze Kapitel und die schnörkellose Schreibweise trösten schnell über die Detailverliebtheit weg, die der Autor hier vor allem in der ersten Hälfte auslebt. Für PC-Freaks sicher interessant, für mich ein aufschlussreicher Einblick. Der komplette erste Teil wird aus Vincents Perspektive beschrieben, ab dann wechseln sich die Sichtweisen ab. Ein weiterer Hauptprotagonist ist natürlich Simon König, Mitte 50 und Geschichtslehrer eines Gymnasiums. Durch eine unbedachte Aktion steht er plötzlich im Mittelpunkt eines Wahlkampfes zum König für Deutschland, der eigentlich für ganz andere Zwecke ins Leben gerufen worden war. Zusammen mit einem bunt zusammen gewürfelten Haufen junger "Rebellen" lebt er plötzlich einen Traum, den er so nie erwartet hatte.


    Eschbach greift hier wieder sehr gekonnt gesellschaftliche und politische Probleme auf, die sich durch die ganze Entwicklung von Bildung, Computer und Machtspielchen ziehen. Mich hat es auf jeden Fall fasziniert, obwohl, oder vielleicht gerade weil ich mich damit bisher kaum beschäftigt habe.


    Fazit


    Ein gelungenes Gedankenexperiment über die Möglichkeiten der Manipulation und der Glaubwürdigkeit der Reformen. Mit sympathisch echten Charakteren und einem unglaublich glaubwürdigen Clou, über den man erstmal nachdenken muss.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer