Olga und ihre Schwestern Adini und Mary, Töchter des Zaren Nikolaj und seiner Frau Alexandra, sind sehr unterschiedlich in ihrem Auftreten und Gemüt. Adini ist einfach die jüngste und verspielteste der drei Schwestern, Mary eine unbedachte, eigensinnige junge Frau, die ihre eigenen Interessen immer in den Vordergrund stellt und immer das bekommt, was sie möchte; und Olga, die von allen Olly genannt wird, ist ein Mädchen, das auch an die anderen denkt und etwas bewirken möchte. Olly sieht die Ungerechtigkeiten in Russkand: den Überfluss, in dem ihre Familie lebt, und die Armut, die in den Städten herrscht und viele Menschen unter unwürdigen Bedingungen leben lässt. Olly möchte etwas verändern und bewirken - doch das ist gar nicht so einfach in ihrer Position als Zarentochter.
Als die Mädchen heranwachsen, beginnt das einst so unbeschwerte Leben am Hof sie mit Macht einzuschnüren; schnell wird Olly und ihren Schwestern deutlich gemacht, dass ihre persönlichen Interessen und Gefühle unwichtig sind, wenn es um Zukunftspläne geht - der Vater hat die Geschicke Russlands im Sinn und ist nicht gewillt, eine seiner Töchter "unter Wert" zu verheiraten.
Dies bekommt auch Olly zu spüren, die sich auch aufgrund ihres Alters zunächst der Illusion hingegeben hatte, dass die Liebe alle Grenzen, Verbote und Regeln außer Kraft setzen würde. Die Realität holt die junge Zarentochter nur allzubald ein...
Doch trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge, trotz großer Enttäuschungen und seelischer Schmerzen, die Olly kurzfristig jeden Lebensmut nehmen, bleibt die Zarentochter sich selbst treu und schafft es - nicht zuletzt durch den Beistand ihrer Schwestern, ihrer Schwägerin und ihrer Kammerfrau -, ihren Weg zu gehen.
Von Petra Durst-Benning kannte ich bislang nur "Antonias Wille" (das ich schon mehrfach gelesen habe und richtig gut finde!) und deswegen war ich sehr gepannt auf den neuen Roman. Ich bin in keiner Weise enttäuscht worden. Der Roman ist spannend geschrieben und man fühlt sich der Protagonistin Olly schnell sehr nah. Der Autorin gelingt es sehr gut, aus der historischen Figur eine literarische zu machen, mit der man mitfühlen und zeitweise auch sehr mitleiden kann und muss.
Die Handlung ist gut erzählt, glaubwürdig und vor allem hat es mir gefallen, dass der Schauplatz, der nun mal zumeist Russland ist, mir nahegebracht wurde. Bislang kannte ich keinen historischen Roman, der dort spielt.
Die Aufmachung des Romans lässt vermuten, dass es sich um eine mehr oder weniger seichte Liebesgeschichte handelt, aber diese Annahme wird dem Roman meiner Ansicht nach nicht gerecht. Dieses Buch ist mehr. Man kann es wirklich nicht mehr aus der Hand legen, wenn man erstmal bestimmte Wendepunkte der Handlung erreicht hat...
Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung, auch wenn es bis dahin noch ein Jahr dauert!
Von mir gibt es