Seite 51-101 ab 19.05.05

  • Heidi Hof


    Zitat

    In einem Punkt muss ich dir Recht geben, > daß ein Elfjähriger zu Huren geht<, das habe ich umgekehrt schon bei „Die Geschichten meiner traurigen Huren“ kritisiert. Nur das es dort genau umgekehrt ist, ein alter Mann und ein 14 jähriges Mädchen.


    Tut mir leid, wenn Du da etwas mißverstanden hast: Ich kritisiere nicht, daß Momo zu den Huren geht. (Das Emoticon hätte Dir eigentlich sagen sollen, daß es sich um Ironie handelt.) Und ja, in manchen Kulturen ist es Brauch, daß ein Knabe als Initiationsritual Geschlechtsverkehr hat; ich wüßte allerdings von keiner Kultur, wo die Entscheidung, daß der Knabe jetzt zum Mann werden soll, allein vom Knaben selbst und seinem Sparschwein getroffen wird.
    Auch denke ich nicht, daß man Momos Besuche bei den Huren mit Sex zwischen einem erwachsenen Mann und einem jungen Mädchen (oder selbst ganz generell zwischen einem Erwachsenen und einem Kind/Jugendlichen) gleichsetzen kann.


    Abschließend möchte ich bemerken, daß mich Deine Offenheit anderen Glaubensüberzeugungen gegenüber sehr beeindruckt hat

    Zitat

    Ich hätte das Buch als vermessen angesehen, würde der Koran über die anderen Religionen gestellt, ich hätte es in die Ecke geworfen, oder gar verbrannt

    . Es geht doch nichts über eine freundliche Bücherverbrennung. :mrgreen:

  • Ich habe dieses Buch bereits im April gelesen (ich habe irgendwie zu spät mitgekriegt dass Herbstmilch gelesen wurde :oops:) und was ich dazu sagen kann: Es hat mich amüsiert. Nicht mehr und nicht weniger.
    Ich habe mir mehr erwartet, da das Buch sehr hochgejubelt wird, aber dieses "mehr" hat gefehlt.
    Ich will nicht unbedingt sagen dass ich auf Tiefe gewartet habe. Aber doch auf irgendetwas, was erkennbar macht, warum es so hochgejubelt wird.


    LG Shyloon

    Die Auswahl der Bücher welche wir lesen ist die bewusste oder unbewusste Biographie unserer Kindheit


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    Ich lese gerade: "Der Engländer" von Daniel Silva

  • Ich hab das Buch jetzt nochmal gelesen , aber ich bleibe bei meinem ersten Eindruck : Es ist eine hübsche, kleine Geschichte, bei der man am Besten den Kopf ausschaltet und nur die Stimmung auf sich wirken lässt, dann entfaltet sie durchaus einen gewissen Charme.


    Die Bezeichnug „Soziales Märchen“, wie Bonprix meinte, trifft es für mich am besten. Es zeigt die Welt in einer sehr naiven, vereinfachten Sichtweise.
    Man braucht sich nur ein paar mal im Kreis zu drehen, und schon ist man mit seiner verkorksten Kindheit ausgesöhnt? – Tja, wenn das so simpel ist . :wink:
    Oder Satz über die Chlochards zeigt auch diese romantisierende Sicht : „... Gott anvertraut. Ich habe gebettelt, und ich habe im Freien geschlafen,und auch das war ein schönes Geschenk“ Hmm, ob das die Obdachlosen, auf die ich täglich in den U-Bahnstationen treffe, auch so sehen?
    Vielleicht bin ich zu sehr Pessimistin, aber mit Ratschlägen a la „Es ist das Lächeln das glücklich macht“ konnte ich noch nie viel anfangen.
    So brachte mir die Lektüre dahingehend sicher keine neuen Erkenntnisse oder Denkanstösse.


    Das zentrale Thema ist für mich nicht die Auseinandversetzung mit dem Koran sondern einfach die Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Menschen bzw. die Aussage, dass Alter, Religion u. kultuelle Herkunft zweitranging sind, wenn man sich wirklich aufeinander einlassen will, (vorausgesetzt man ist sich menschlich sympathisch). Auch keine neue, aber eine wichtige Aussage.


    Ich habe gelesen, dass das Buch Teil einer Tetralogie über die großen Weltreligonen ist. Im Band „Das Kind Noah“ steht dann der jüdische Glaube im Mittelpunkt, in „Oskar und die Madame in Rosa“ das Christentum, in "Milarepa" der Buddhismus. Man hätte die 4 Erzählungen besser in einem Sammelband herausgeben sollen.


    Abschließend möchte ich noch sagen, dass mich persönlich das Buch emotional nicht wirklich berührt hat, obwohl der Stoff ja reichlich Potential dazu hätte, es ist zu luftig, zu flüchtig , es fehlte mir einfach die psychologische Tiefe.

    Gruß Bibliomana :cat:
    "Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!"

  • Ich habe noch ein tolles Zitat gefunden, was hierzu passt:


    „Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.“


    oder


    … was eines Menschen Schatz und Weisheit ist, dem andern immer wie Narrheit klingt.“


    (Hermann Hesse/Siddhartha)



    Wer wirklich viel "Weisheit" lesen möchte, der lese Siddhartha :wink:



    Heidi

  • Zitat

    Original von Heidi Hof


    Wer wirklich viel "Weisheit" lesen möchte, der lese Siddhartha :wink:


    Und so schlagen wir den Bogen vom derzeitigen König der Platitüden zum Altmeister selbiger. :mrgreen:


    Gruß
    Ute