Grandes, Almudena - Das gefrorene Herz

  • Dieses Buch ist ein wahrer Page-turner, eine wunderbare leichte Sommerlektüre, und es zeigt Europa im 20. Jh. aus einer anderen Perspektive.

    Ignacio Fernández Muñoz ist eine der Hauptfiguren im Werk, anhand derer ich die Handlung skizzieren möchte, um nicht zu viel zu verraten.


    Ignacio ist der Sohn eines Republikaners, die in Spanien im Bürgerkrieg gegen die Falangisten kämpften. Als Franco Madrid mit Hilfe der Nazis einnimmt, flieht die Familie nach Frankreich und hinterlässt in Spanien all ihre Ländereien und Häuser.
    Viele Rote treten auch in die Blaue Division ein, mit der Hoffnung im stalistischen Russland aufgefangen zu werden.
    Die Familie Muñoz muss in dieser Zeit sehr viele Verluste hinnehmen. Einige ihrer Verwandten werden vom Franco-Regime umgebracht, doch vor allem werden sie von einem entfernten Verwandten um ihr Hab und Gut betrogen! Und darum dreht sich die ganze Handlung.
    Ignacios Enkelin Raquel deckt in der Jetztzeit die Verflechtungen der beiden Familien Stück für Stück auf. Sie kommt mit dem jüngsten männlichen Spross der Familie Otero zusammen. Diese Ebene ähnelt ein wenig der Romeo und Julia Situation. Álvaro, unser Romeo, ist der Ich-Erzähler, der nach dem Tod seines Vaters ebenfalls seine eigene Familiengeschichte durchforscht um zu sich selber zu finden und findet Raquel.


    Trotz seiner Länge von knapp 1000 Seiten ist dieses Buch niemals langatmig. Man liest es genüsslich durch wie man auch eine gute Tafel-Schokolade wegisst.


    >>Almudena Grandes hat mit „Das gefrorene Herz“ ihr Opus magnum geschrieben, den großen Spanien-Roman – tiefsinnig und leidenschaftlich, ein unvergessliches Porträt einer bis heute zerrissenen Gesellschaft. (Klappentext)<<


    Schon das Buch „Die wechselnde Winde“ von ihr hat mir gut gefallen, aber dieser Roman setzt den vorangegangenen noch in den Schatten. Ich bin rundum zufrieden, besser kann man einen guten und interessanten Wälzer nicht schreiben.


    Almudene Grandes, 1960 geboren, studierte Geographie und Geschichte in Madrid. Ihre Romane sind in über 20 Sprachen übersetzt. Für ihr bisheriges Gesamtwerk wurde sie mit dem Premio Julián Besteiro ausgezeichnet; der Roman „Das gefrorene Herz“ erhielt u. a. den begehrten Preis der Fondación Lara für das beste Buch des Jahres 2008 sowie den Prix Méditerranée Étranger 2009. Zuletzt erschienen von ihr die Romane „Die wechselnden Winde“ und „Luftschlösser“.

  • Auf meiner WL steht es auch - wollte ich nur mal mitteilen. :)


    hasewue
    zum Thema fallen mir folgende Bücher ein:
    Ignacio Martinez de Pison, Milchzähne (dazu gibt es auch eine MiniLR, aber erhielt nur :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: ) ich kann es nicht unbedingt empfehlen
    dafür aber:
    Jaume Cabré, Die Stimmen des Flusses
    Maria Barbal, Wie ein Stein im Geröll


    beide :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.


  • Du hast das Buch mit :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: bewertet. Aus deiner Rezi hätte ich die volle Sternezahl erwartet. Was hat dir nicht so gut gefallen?


    Das liegt an meinem Bewertungsstil, 5 Sterne erhalten nur Bücher, die einfach super Spitze sind, und ich irgendwann noch einmal lesen möchte. "Das Geforene Herz" ist mir dafür zu kurzweilig, ich bin mir sicher, dass ich die Handlung von den Figuren in schnellster Zeit wieder vergessen habe. Was bleibt sind wohl die Eindrücke über den Bürgerkrieg ect.

  • Den Roman habe ich nun auch beendet und er hat mir insgesamt gut gefallen.
    Die vielen Rückblicke und die vielen Personen erfordern ein wenig Konzentration. Zum Glück beinhaltet das Buch zwei Familienstammbäume - sonst wäre ich vielleicht durcheinandergekommen. Schließlich gibt es Personen mit denselben Vornamen.
    Ein wenig zu ausgedehnt waren mir die Beschreibungen der Liebesbeziehungen - da hätte eine Kürzung sicher gut getan.
    Auch fand ich den Plan Raquels ein wenig unglaubwürdig.
    Der Roman bietet einen guten Einblick in die spanische Geschichte, ich habe diesbezüglich auch gegoogelt.


    Zitat

    Zitat Buchkrümel:
    eine wunderbare leichte Sommerlektüre


    Als solche empfinde ich diesen Roman aber nicht -unter Sommerlektüre verstehe ich doch was anderes. :wink:
    Dafür ist das Thema hier auch zu ernst.


    Liebe Grüße

  • Auf jeden Fall ein sehr interessantes Buch! Bis auf einige kleine Kritikpunkte,die Conor hier bereits beschrieben hat, hat es mir gut gefallen. Näheres auch in unserer MiniLR.
    Als "leichte Sommerlektüre" würde ich es allerdings auch nicht bezeichnen, denn darunter verstehe ich etwas völlig anderes. Das Buch ist tiefgründig und man muß konzentriert dabei sein, kein locker, leichtes Entspannungsbuch, aber fesselnd und sehr informativ.
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Michael Tietz, Rattentanz

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Ach, wenn es nur die leichte Sommerlektüre ist, denn das ist ja total Ansichtssache :wink: , dann bin ich zufrieden :thumleft: Die stark betonte Liebesbeziehung hat dabei den Ausschlag gegeben, ein wenig unrealistisch scheint mir die ganze Handlung auch zu sein, deshalb ein wenig verträumt für den Sommer halt. Kurzweilig ist der Roman auch, denn ich habe von dem ganzen Drum und Dran nur noch sehr wenig gewusst, nur die Dinge die ich nach recherchiert habe, sprich Krieg, Bürgerkrieg, Russland und die blaue Division usw. die sind wirklich hängen geblieben.

  • Nun was davon auf Dauer hängen bleibt wird sich zeigen. :wink: Wenn ich darauf nur Einfluß hätte! Manchmal merke ich mir die unmöglichsten Dinge, und anderes, Wichtiges eben, vergesse ich, was mich dann echt ärgert. :lol:
    Liebe Grüsse :winken:
    Wirbelwind


    :study: Michael Tietz, Rattentanz

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • So, ich habe es auch geschafft.
    Ein sehr interessantes, sehr ergreifendes Buch! Mir war es vor allem im Mittelteil zu langatmig, die vielen Kriegsszenen empfand ich als anstrengend. Ich könnte jetzt nicht behaupten, dass mir die Liebesszenen zu schwülstig waren, Geschmacksache. Die unglaubliche Anzahl von Personen hingegsen, die in die Handlung verknüpft sind, hat mir trotz der zwei Stammbäume alles abverlangt! Wäre hier nicht weniger mehr gewesen. Nicht jeder Handlungsschlenker erschien mir unbedingt notwendig. Uff, das nächste Buch wird etwas ganz Leichtes sein....
    Obwohl Raquels Plan strenggenommen etwas unrealistisch war, ermöglichte er eine tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Thema "Schuld" über Generationen hinweg. Wie unberechenbar werden Menschen, wie brüchig sind Freundschaften in Zeiten der Diktatur. Viele Fragen werden mir noch sicher einige Zeit durch den Kopf schwirren: Z.B. Inwieweit muss man sich mit der Vergangenheit (Schuld) seiner Ahnen identifizieren? Wie schwer muss es sein, sich von Menschen (Eltern) loszusagen, wenn Unglaubliches ans Tageslicht kommt?
    Nachdem ich die letzte Seite zugeklappt habe (auf ein Nachwort der Autorin hatte ich keine Lust :roll: ) verfestigte sich in mir einmal mehr der Gedanke: Wir müssen jederzeit so leben, dass wir vor unserem Ende unseren Kindern Rechenschaft ableisten könnten, und noch immer Vorbild sind. In unserer Zeit ist es zweifellos einfacher als in Zeiten des Bürgerkrieges, aber dennoch.


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti