Herbert Rosendorfer - Der Mann mit den goldenen Ohren (ab 17.08.2009)

  • Ich-Erzähler ist Felix Mahr, ein eher erfolgloser Münchner Maler, der seit einigen Jahren auf der Insel Zompara lebt.
    Mir gefällt der Schreibstil Rosendorfers - leicht, ironisch und durchaus amüsant.
    Im 1. Kapitel beschreibt der Ich-Erzähler, warum er von einem Mord absieht - es ist der Zustand der italienischen Gefängnisse.
    Auch ein Grund ist, dass er der einzigste Galerist auf der Insel ist und Mahr ihn deshalb braucht.
    Mahr schreibt auch über die Person Caesar, eigentlich Albert Zürner. Dieser hat Mahr dazu gebracht, die Geschichte mit Kasparian und der Insel niederzuschreiben. (S.10)


    Im 2. Kapitel befasst sich Mahr mit seiner 1. Frau Annelore, die "kofferte" - also, passiv ist und nur schön sein möchte.
    Zitat: " Annelore konnte einfach dasitzen und nichts tun, nicht einmal denken." (S.15) Das Ehepaar bekommt zwei Kinder und Annelore verändert sich und ihr Äußeres - statt schicker Kleidung jetzt sogar in Strickkleidern.
    Die Ehe geht schief und die Art, wie Mahr über seine Ehe erzählt, ist einfach amüsant, finde ich.
    Ich habe schon mehrfach schmunzeln müssen. :wink:


    Pate des Buches ist " Axel Munthe - Buch von San Michele


    Ich bin noch nicht sehr weit gekommen - gestern lief im Fernsehen der Film "Long walk home - Der lange Weg nach Hause" und den wollte ich mir schon länger mal ansehen.


    Liebe Grüße
    Conor

  • Pate des Buches ist " Axel Munthe - Buch von San Michele


    Das Buch werde ich mir auf jeden Fall irgendwann auch noch zulegen. :lol:
    Die völlige Überforderung des Inselarztes zeigt sich am Beispiel von Victoria. Die Zustände der italienischen Krankenhäuser insbesondere ein Provinzkrankenhaus schildert Rosendorfer erschreckend. Die Szene des Diebstahl brachte mich aber dann doch zum Lachen "Das Krankenhaus konnte das Beatmungsgerät aber relativ günstig zurückkaufen". Angezeigt wurden die Diebe nicht (Seite 30).


    Mahrs erste Ehefrau Annelore kofferte - diesen Ausdruck habe ich auch noch nie gehört. Was ich nicht so ganz verstehe ist die Veränderung von Annelore. Erst total herausgeputz, dann nur noch Braun- und Grautöne.


    Jetzt bin ich auf Seite 37 - die erste Jacht mit Hubschrauber - liegt im Hafen.


    Mein erster Eindruck:
    Ein ungewöhnliches Buch. Die Sprache auf hohem Niveau, die Gedankengänge manchmal sprunghaft und zunächst auch etwas wirr, die Kommentare bissig und doch verschmitzt. Ich schwanke ständig zwischen lautem Lachen, Schmunzeln und Stirnrunzeln. Eines ist jetzt schon gewiss, das Buch hat Pfiff. Ich versuche langsam zu lesen damit mir nur ja nichts entgeht. Deshalb wurden es gestern nur diese 37 Seiten, die es zu verdauen galt.
    Also ich amüsiere mich und denke es war eine gute Entscheidung dieses Buch als LR zu wählen und ich ahne es geht dir genauso Conor, stimmt's?
    Heute Abend lese ich weiter und freu mich schon. :D


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Das Wort "koffern" war mir auch unbekannt, wird aber benutzt. S.18


    Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Was ich nicht so ganz verstehe ist die Veränderung von Annelore. Erst total herausgeputz, dann nur noch Braun- und Grautöne.


    Vielleicht hat Annelore das Gefühl, ausgesorgt zu haben, sodass sie sich nicht mehr anstrengen muss, was Aussehen und Kleidung anbelangt - was meinst du?
    Köstlich, wie Mahr sagt: "Auch sie war zehn Jahre älter geworden; innerlich zehn und äußerlich, behaupte ich, zwanzig Jahre"


    Mir geht es auch so - lieber langsam lesen, dafür nichts überlesen.
    Und ja - das Buch ist eine gute Wahl für unsere Leserunde - ich freue mich schon, wenn ich weiterlesen kann. Aber jetzt kommen erst mal die Pflichten..


    :winken:

  • Das Wort "koffern" war mir auch unbekannt, wird aber benutzt. S.18


    Ja das ist schon klar, aber ich wollte damit die oft ungewöhnliche Ausdrucksweise von Herbert Rosendorfer unterstreichen. Er spielt sozusagen mit der Sprache.


    Amüsant fand ich auch sein Auseinanderdividieren von Protestanten und Katholiken, die tiefe Religiösität der Italiener und deren Heiligenverehrung - siehe Beerdigung von Victoria.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









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  • Ja das ist schon klar, aber ich wollte damit die oft ungewöhnliche Ausdrucksweise von Herbert Rosendorfer unterstreichen. Er spielt sozusagen mit der Sprache.


    Amüsant fand ich auch sein Auseinanderdividieren von Protestanten und Katholiken, die tiefe Religiösität der Italiener und deren Heiligenverehrung - siehe Beerdigung von Victoria.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    Wirbelwind -ist schon klar, dass es dir klar ist. :wink:
    Da habe ich wohl nur an die heimlichen Mitleser gedacht - so als Erklärung, nicht dass Missverständnisse auftauchen.
    Das Wort könnte man schön in den Thread: "Interessante Wortschöpfungen" aufnehmen.


    Das mit der Religiösität fand ich auch sehr amüsant.


    Liebe Grüße
    Conor

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Die Szene des Diebstahl brachte mich aber dann doch zum Lachen "Das Krankenhaus konnte das Beatmungsgerät aber relativ günstig zurückkaufen". Angezeigt wurden die Diebe nicht (Seite 30).


    Eine wunderbare Szene! Ich konnte sie mir bildlich vorstellen und musste lachen.
    Ob die Italiener auch lachen können über die Berichte bezüglich Gefängnis-, Krankenhauszustand und dem Auseinanderdividieren von Katholiken und Protestanten?
    Ob sie es witzig finden, wenn sich der Monsignore wundert, warum der Pabst nicht einfach verkündet, dass jedes Gebet eines Mafioso (die ja bigott bis zum Aberglauben seien) sich gegen ihn (den Mafioso) richtet, dass sozusagen die Heiligen die Hilfe verweigern und somit wäre es mit den Gaunern aus. (S. 31) :-k


    Im 4. Kapitel bedient Rosendorfer ja eigentlich ein typisches Klischee, so wie man sich Italien und das Meer vorstellt:
    Eine Bucht, Mondschein, dann eine edle Yacht mit reichem, wenn auch altem Mann.


    Das Schiff heißt Atalante
    Ob das wohl eine Bedeutung hat?

  • Eigentlich wollte ich erst morgen wieder etwas schreiben, aber das Gelesene war zu köstlich und so unterbreche ich mal kurz.
    Habe mir inzwischen eine kleine Liste mit Rosendorfers Wortschöpfungen erstellt z.B. ein handgewebter Typ, handrückisch, Salatgurkistin, Verpackismus, Minnedienst etc.


    Caesars Tipps für ein erfolgreiches Buch - sehr fraglich. Leser mögen keine dünnen Bücher - eine Behauptung, die man so nicht stehen lassen kann. Ich habe nichts gegen dünne Bücher, solange der Inhalt nicht darunter leidet und sich der Preis nicht den "Großen" anpasst. Oftmals schrecken Leser eher vor zu dicken Schinken zurück. (ich sehe mich da als Ausnahme) Kapitel sollten immer gleich lang sein - was soll das bewirken? Zum Glück zeigt Rosendorfer/Mahr nicht diese sture Haltung und er beweist, dass ein gutes Buch keine vorgefertigten Anleitungen bedienen muß, sondern Experimentierfreudigkeit durchaus lebhaft sein kann, hauptsache geistreich. :wink:


    Der "Erzähldrang" ist sprunghaft, aber wer sollte sich darüber beklagen, wenn Witz und Ironie nach allen Seiten sprüht. Das chaotische Krankenhaus, Mahrs Geburt und eventuelle Verwechslung - dramatisch bedenklich und doch so erheiternd. Später die Wahl seines Studiums. Ich muß schon sagen sehr gezielt, sein Freund wird Professor für Ägyptologie (nur weil`s die kürzeste Schlange war :loool: ) und er entschließt sich für Jura. Hat den Vorteil, dass ich nun endlich die genaue Bedeutung des Wortes Vorlesung kenne und mit der Vasenwissenschaft Bekanntschaft mache. Für eventuelle Mitleser - Mahr äußert sich kritisch, spöttisch über einzelne Professoren.
    Tja aber dann kehrt Mahr doch der Juristerei den Rücken und widmet sich der Kunst. Hier bedient er absichtlich viele Klischees. Franz K. schickt ein Bild auf die Documenta, gut in Sackleinen eingenäht und in eine maßgezimmerte flache Kiste verpackt. Er bekam den ersten Preis. Die Ausstellungsleitung hatte nur die Kiste geöffnet, die Sackleinwand für das Kunstwerk gehalten und es an die Wand gehängt. Und preisgekrönt. :P
    Natürlich ist diese Wiedergabe extrem zynisch, trotzdem ich habe Tränen gelacht.


    Ach es gibt so viele Szenen, die schreiend komisch sind, manche auch recht boshaft. Mehr erzähl ich hier aber nicht, denn nachfolgende Leser sollen auf ihre Kosten kommen.
    Ich bin inzwischen auf Seite 74 und beginne jetzt das VIII. Kapitel. Morgen mehr.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind: Eigentlich wollte ich erst morgen wieder etwas schreiben, aber das Gelesene war zu köstlich und so unterbreche ich mal kurz.


    So geht es mir auch - eigentlich wollte ich bis morgen warten... Ich könnte mir ja eigentlich auch eine Liste erstellen :-k
    Da sind ein paar nette Wortspielereien/Worterklärungen:
    Fast food - S. 23
    Vorlesung - S. 63


    Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Caesars Tipps für ein erfolgreiches Buch - sehr fraglich. Leser mögen keine dünnen Bücher - eine Behauptung, die man so nicht stehen lassen kann


    Es gibt sehr gute dünne Bücher, finde ich. Damit bin ich anderer Meinung wie Caesar.


    Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Der "Erzähldrang" ist sprunghaft, aber wer sollte sich darüber beklagen, wenn Witz und Ironie nach allen Seiten sprüht. Das chaotische Krankenhaus, Mahrs Geburt und eventuelle Verwechslung - dramatisch bedenklich und doch so erheiternd. Später die Wahl seines Studiums. Ich muß schon sagen sehr gezielt, sein Freund wird Professor für Ägyptologie (nur weil`s die kürzeste Schlange war :loool: ) und er entschließt sich für Jura. Hat den Vorteil, dass ich nun endlich die genaue Bedeutung des Wortes Vorlesung kenne und mit der Vasenwissenschaft Bekanntschaft mache. Für eventuelle Mitleser - Mahr äußert sich kritisch, spöttisch über einzelne Professoren.
    Tja aber dann kehrt Mahr doch der Juristerei den Rücken und widmet sich der Kunst. Hier bedient er absichtlich viele Klischees. Franz K. schickt ein Bild auf die Documenta, gut in Sackleinen eingenäht und in eine maßgezimmerte flache Kiste verpackt. Er bekam den ersten Preis. Die Ausstellungsleitung hatte nur die Kiste geöffnet, die Sackleinwand für das Kunstwerk gehalten und es an die Wand gehängt. Und preisgekrönt. :P
    Natürlich ist diese Wiedergabe extrem zynisch, trotzdem ich habe Tränen gelacht.


    Mit dem Tränen lachen bist du nicht alleine - ich kann mich uneingeschränkt anschließen.


    Ob Rosendorfer den Maler Franz K. (S. 66/67), den virtuosen Zauberer des Pinsels, den Giganten an Feinheit seiner Malerei absichtlich so genannt hat? :-k


    Ebenso amüsant sind die vielen Ausreden, die Felix benutzt, um seine Eltern nicht vorstellen zu müssen, bzw. seinen Eltern nichts von seiner Verlobung erzählen zu müssen. (S. 69/70)


    Ich bin auf S. 80 - damit sind wir in etwa gleich schnell ;)
    Liebe Grüße
    Conor

  • Ebenso amüsant sind die vielen Ausreden, die Felix benutzt, um seine Eltern nicht vorstellen zu müssen, bzw. seinen Eltern nichts von seiner Verlobung erzählen zu müssen. (S. 69/70)


    Ja und das zeigt doch auch die Einfältigkeit von Annelores Eltern (der Apfel fällt nicht weit vom Stamm :wink: ) Buh aber der Kannibalismus ist doch etwas zuviel des Guten. Unverfroren die Mutter bei der Hochzeit dann wieder auftauchen zu lassen und als plemplem zu stempeln, na danke. :lol:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Ja und das zeigt doch auch die Einfältigkeit von Annelores Eltern (der Apfel fällt nicht weit vom Stamm :wink: ) Buh aber der Kannibalismus ist doch etwas zuviel des Guten. Unverfroren die Mutter bei der Hochzeit dann wieder auftauchen zu lassen und als plemplem zu stempeln, na danke


    Bei der Sache mit dem Kannibalismus stimme ich dir zu - obwohl ich aber trotzdem schmunzeln musste.
    Nett war das nicht, die Mutter so abzustempeln, aber trotzdem - ich musste lachen.


    Wie treffend, als Rosendorfer über die steigenden Grundstückspreise schreibt und auch über den Promi-Friseur, der für die Reichen eingeflogen wird.
    Mit Jenny Ürgend-Ürgendwiesen hat er doch bestimmt Jenny Elvers-Elbertzhagen gemeint.
    Ebenso treffend die Schreibe über die Modeerscheinung "wellnessen" :lol:


    Als was erkennst du auf dem Bild dieses komische Gebilde? Sieht aus wie eine Birne.., ist bestimmt das Haus von Kasparian.


    Was musste ich lachen über Prinz Spulfried von Wurmingen und seiner unechten Begleitung mit Verfallsdatum!
    Ihr Verflossener hatte ja den richtigen Beruf.


    Die Kunstszene wird ja auch schön hopps genommen - was Horadam mit seinem Hemd macht und dafür auch noch viel Geld verdient, ist doch komisch, oder?
    Ich meine, mich zu erinnern, dass vor etlichen Jahren ein Kunstwerk von Joseph Beuys von einer Putzfrau als Müll angesehen wurde und von ihr entsorgt wurde..


    Ebenso witzig ist das Erscheinen von Frau Thesa und ihres bis zur Imbezilität geschrumpften Philosophen, Gelehrten und Hochmillionärs, der sich ohne letzteres die Gelehrsamkeit nicht hätte leisten können.
    Gegen Ende "hegelte" er nur noch... :lol:

  • Wie treffend, als Rosendorfer über die steigenden Grundstückspreise schreibt und auch über den Promi-Friseur, der für die Reichen eingeflogen wird.
    Mit Jenny Ürgend-Ürgendwiesen hat er doch bestimmt Jenny Elvers-Elbertzhagen gemeint.


    Ja der Gedanke kam mir auch gleich. :wink:


    Ebenso treffend die Schreibe über die Modeerscheinung "wellnessen"


    Wellnessen erinnert ihn an bettnässen. :lol::bounce:


    Als was erkennst du auf dem Bild dieses komische Gebilde? Sieht aus wie eine Birne.., ist bestimmt das Haus von Kasparian.


    Das futuristisch anmutende Haus würde zu Kasparian passen.Ob sich da etwas bei Google finden läßt? Mal sehen.



    Was musste ich lachen über Prinz Spulfried von Wurmingen und seiner unechten Begleitung mit Verfallsdatum!
    Ihr Verflossener hatte ja den richtigen Beruf.


    Na klar doch ein Schönheitschirurg, wie passend - Ganzkörpergeliftete Society-Wachtel :lol::cheers:
    Die spätere Bezeichnung - abgehangenes Wildbrett - für ältere Jahrgänge. Dazu sag ich nur vertrocknete Gockel. :mrgreen:



    Auch witzig das Thema Musik - Katzensteiner Hosenpinkler - und die eigentliche Funktion von Musikinstrumenten (z.B. Arkkordeon). Rosendorfer/Mahr läßt aber wirklich nichts aus.
    Goldig der Japaner Knödl, der aber ein trauriges Ende fand. :( Amüsant die Hochzeit mit seiner zweiten Frau Freda, die ihn um einiges überragt. :)




    Die Kunstszene wird ja auch schön hopps genommen


    Das verbrannte Hemd - köstlich! Erinnert in der Tat an Joseph Beuys


    Ach das Buch ist einfach herrlich! Doping fürs Gemüt. :lol:
    Am Abend lese ich weiter. Jetzt ruft der Alltag, leider.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Dazu sag ich nur vertrocknete Gockel.


    Genau! :lol::lol:


    Ich musste kurz ran - bin gerade im Garten am lesen -aber das hier muss ich sofort loswerden:


    Zitat S. 92:
    Caesar zu Felix Mahr:
    "...schriftstellern kann jeder.Es ist überhaupt nichts dabei , und es bedarf keines Talents."
    Ich glaube, da nimmt Rosendorfer sich selbst auf die Schippe. :wink:
    Laut Klappentext hat Rosendorfer ja auch erst Bildende Künste studiert, bevor er nach dem Jurastudium mit dem Schreiben begonnen hat.
    Auch laut Amazon drängen sich Parallelen auf:
    (Aus der Amazon.de-Redaktion)
    "Nichts nervt Romanciers mehr als die ewig gestellte Frage, ob ihre Hauptperson sie selbst widerspiegele. Natürlich steckt ein Stück ihrer eigenen Erfahrungswelt im geschaffenen Held, niemand lebt und schreibt im luftleeren Raum. Dennoch bleibt die Figur immer Fiktion, denn sonst läge kein Roman, sondern Autobiografisches vor.
    Trotzdem: Bei Der Mann mit den goldenen Ohren drängen sich Parallelen zwischen Ich-Erzähler Felix Mahr und Autor Herbert Rosendorfer außerordentlich auf. Denn nicht nur wenn Protagonist Mahr bissig wie witzig über „furzdumme Mittelmajuskeln“ oder „trottelhafte Anglizismen“ herzieht, scheint der alte Meister selbst zu zetern.Da sind auch noch die Vitae – Mahr brach ein Jurastudium ab und wurde Maler, Rosendorfer studierte zunächst an der Akademie der bildenden Künste und wurde Jurist (vielen nur als Schriftsteller bekannt, arbeitete Rosendorfer lange Jahre als Richter und schreibt in seinem Roman Anmerkungen wie diese ebenso in Klammern). Auch durch die Art und Weise, wie der Titel des Buches erklärt wird, rücken der 1934 in Bozen geborene Literat und sein ähnlich alter Held eng zusammen.
    ."

  • schriftstellern kann jeder.Es ist überhaupt nichts dabei , und es bedarf keines Talents."


    Diese Aussage ist heftig daneben. Obwohl wenn ich mir einige Bücher genauer ansehe :roll: , kommt der Verdacht auf.
    Nee jetzt aber mal ernsthaft. Rosendorfer bedient damit wieder ein Klischee. In manchem Kopf existiert dieser Gedanke. Meist ist es aber so, viel Arbeit für wenig Geld. Nur die ganz Großen können davon leben. Erarbeiten kann man sich vieles, aber ohne Talent wird es selten was. Tja und ein Quentchen Glück, den Lesergeschmack zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, den eifrigen Agenten bzw. den optimalen Verlag zu finden, gehört auch dazu.
    Erfahrungen, Erlebtes spiegeln sich in den meisten Romanen wieder. Bei Rosendorfer entdeckt man einige Parallelen. Aber nicht immer bin ich mir sicher ob Rosendorfer selbst die geschriebene Meinung vertritt oder nur einfach Mahr benutzt um zu provozieren. Ich denke das macht er gerne und gekonnt. :wink:
    Ich sehe mir gerade Herbert Rosendorfers Foto an - wer hätte gedacht,dass hinter diesem ernsten fast mürrischem Gesichtsausdruck so viel Spitzfindigkeit und Humor steckt. Gut ich habe vor einigen Jahren die chinesischen Briefe gelesen. Auch das Buch war ungewöhnlich und doch ganz anders. Es wäre Blödsinn die beiden Bücher miteinander zu vergleichen.
    So ich hatte den ganzen Tag keine Zeit zum Lesen, aber das hole ich nun nach. Melde mich dann wieder. Auf ins Vergnügen! :D


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Auch witzig das Thema Musik - Katzensteiner Hosenpinkler - und die eigentliche Funktion von Musikinstrumenten (z.B. Arkkordeon). Rosendorfer/Mahr läßt aber wirklich nichts aus.
    Goldig der Japaner Knödl, der aber ein trauriges Ende fand. :( Amüsant die Hochzeit mit seiner zweiten Frau Freda, die ihn um einiges überragt. :)


    Da kann ich mich auch nur anschließen.


    Sehr witzig auch die Szene, wo Mahr zur Polizei gegangen ist:
    "Meine Frau ist verschwunden"
    "Gratuliere!" (auch wenn es nur die erdachte Antwort war)


    Hast du gewußt, dass der Dentist bis 1952 neben den Zahnärzten existiert hat? Das war mir neu.


    S. 107 - 109:
    Hier bekommt die Kirche ein wenig ihr "Fett" weg.
    Zum einen erhält die Gebetsgemeinschaft zur Seligsprechung Papst Pius XII einen vernichtenden Schlag, als Rolf Hochhuts Werk "Christliches Trauerspiel: Der Stellvertreter erschien und uraufgeführt wurde.
    Der Anhang, wo dokumentiert ist, wie Pius XII die deutschen Waffen segnete, brachte die Gemeinschaft allerdings mehr in Verzweiflung.
    Widersprüchlich und durchaus komisch finde ich Folgendes:
    Zum einen soll Pius XII von Papst Benedikt XVI den Status des "heroischen Tugendgrades" erhalten, eine Vorstufe zur Seligsprechung.
    Gleichzeitig soll der ein gewisser Franz Jägerstetterseliggesprochen werden -ein einfacher Mann aus Österreich, der sich aus religiösen Gründen geweigert hat, die Waffen in die Hand zu nehmen, die Pius gesegnet hat.


    S. 110:
    "Diplomalkoholiker" - ich glaube, da braucht man nicht viel dazu sagen :lol:
    Das Ende von Frau Dirlböck ist tragisch, passt aber.


    Ob Rosendorfer mit der Südtiroler Autorin, der Name so ähnlich wie Lasagne (S. 117) eine ganz bestimmte Autorin gemeint hat?

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Bei Rosendorfer entdeckt man einige Parallelen. Aber nicht immer bin ich mir sicher ob Rosendorfer selbst die geschriebene Meinung vertritt oder nur einfach Mahr benutzt um zu provozieren. Ich denke das macht er gerne und gekonnt.


    Das denke ich so auch. :wink:


    Dass die Aussage: "Jeder kann schriftstellern, ..., und es bedarf keines Talents" so nicht stimmt, ist klar; wobei es schon Schreiber gibt, die des schriftstellerns nicht mächtig sind.
    Da wird dann vielleicht nur der momentane Zeitgeist getroffen.
    Aber Rosendorfer gehört da ganz bestimmt nicht dazu - er hat Talent und ja, du hast Recht, wenn man sich das Photo betrachtet, so kann man nicht unbedingt Humor und Ironie erkennen. :wink:
    Ich denke auch, dass man Talent braucht zum schreiben.


    Für mich ist es das erste Buch von Rosendorfer - sind die chinesischen Briefe auch so lesenswert?


    :winken:

  • Hallo Ihr Zwei,


    ich habe Eure posts jetzt mal gelesen und, in Erinnerung schwelgend, wieder mehrfach laut gelacht :D . Es gibt einfach unzählige Stellen in dem Buch, die sehr pointiert und bissig geschrieben sind. Und Rosendorfer nimmt sich mit dem "Schriftstellern" ja auch nur selbst auf die Schippe.


    Vor gaaanz langer Zeit habe ich mal Briefe in die chinesische Vergangeheit gelesen. Aber außer, dass es mir sehr gut gefiel, weiß ich leider nicht mehr viel.


    Noch viel Spaß beim Lesen :winken: .

  • Hallo Sigrid,
    schön, dass du mitliest. :D Schließlich warst du es (deine Rezi), die uns zu dieser MiniLR inspiriert hat. Ein prima Tipp!
    Es gibt so viele witzige Stellen im Buch, man kann nur einige herausgreifen.
    Rosendorfers Briefe in die chinesische Vergangenheit hat mir damals auch gut gefallen. Ungewöhnlich die Briefform und der Zusammenprall von zwei Zeitebenen. Ebenfalls sehr humorvoll. Ansonsten nicht unbedingt vergleichbar.
    Conor, es gibt im Index eine Rezi mit Kommentaren.
    Inzwischen habe ich mich langsam, genießerisch im Buch "fortbewegt". Bin nun auf Seite 137 und kann nun auch deinen letzten Beitrag beantworten.
    Ich kann mich erinnern, dass man früher die Bezeichnung Dentist viel häufiger las, dass es da einen Unterschied gibt, wußte ich auch nicht.
    Wieder mal sehr erheiternd die Eigentümerin des Hauses, in dem Mahr mit Freda wohnte - Fr. Dirlböck, eine wandelnde Schnapsleitung. So kann man also auch sein Haus verlieren. Der Gipfel, sie gossen den letzten Schnaps ins Grab :lol::bounce: . Na denn Prost.
    Zum Thema Kirche schreib ich nichts, grinse nur, für Protestanten sind Selig- u. Heiligsprechungen stets ein Absurdum. Also halte ich besser die Klappe. :-#
    Eine Autorin, deren Name Ähnlichkeit mit Lasagne hat. Ich befürchte da stehe ich auf der Leitung. Ich komm nicht drauf. Nun ja vielleicht kommt die Erleuchtung noch. :roll:
    Annelores Verschwinden und die Erklärung dafür finde ich ein wenig flau, aber Mahrs Vermisstenmeldung bei der Polizei gelungen.
    Mahr, der Hundehasser - Rosendorfers Meinung? Sorry da kann ich nicht lachen. Jedes Tier hat Bedürfnisse und der Mensch ist schließlich auch alles andere als pflegeleicht. Es gibt Augenblicke in denen ich den Vierbeiner(und das beschränke ich nicht nur auf Hunde) dem Zweibeiner vorziehe. Ok, so hat er Freda verloren, die Pferde mehr liebt als Ehemänner, laut Mahr.
    Und dieser "Freund" Caesar. Für mich ist er nur ein arrogantes A.....Seine defekte Schreibmaschine, seine Texte immer futuristischer. :-? Ich frage mich ob es da eine "echte" leibhaftige Person gibt, der Rosendorfer ein Dekmal setzt. "Brecht ein überschätzter Dramatiker" schon wieder die pure Provokation.
    Was halte ich von Statistiken - in der Regel nicht viel. Beweis - 45% aller Frauen verrichten ihre Hausarbeit stets nackt. :-, =; :-s Wenn die Temperaturen weiterhin so steigen, überlege ich es mir mal. :lol::mrgreen:
    Eigentlich gäbe es noch einiges Töchter, die Mode, mit 85 Klavier spielen lernen :cyclops: , aber für heute reicht's mal. Ich lese noch ein paar Seiten.


    Liebe Grüsse :winken:
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Hallo, Sigrid!
    Ja, du bist "schuld" :wink: , dass wir dieses köstliche Buch in einer Mini-Leserunde lesen :mrgreen: Ein dickes Dankeschön an dich. :)
    "Die Briefe in die chinesische Vergangenheit" werde ich mir wohl auf die WL setzen - ich werde mir aber noch die Rezi im Index durchlesen.


    Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Annelores Verschwinden und die Erklärung dafür finde ich ein wenig flau, aber Mahrs Vermisstenmeldung bei der Polizei gelungen.


    Stimmt, das Verschwinden ist ein bisschen schnell abgehandelt - aber unter dem Aspekt, dass Annelore ja eher passiv war, also "kofferte", passt es vielleicht.


    Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Mahr, der Hundehasser - Rosendorfers Meinung? Sorry da kann ich nicht lachen. Jedes Tier hat Bedürfnisse und der Mensch ist schließlich auch alles andere als pflegeleicht. Es gibt Augenblicke in denen ich den Vierbeiner(und das beschränke ich nicht nur auf Hunde) dem Zweibeiner vorziehe. Ok, so hat er Freda verloren, die Pferde mehr liebt als Ehemänner, laut Mahr.


    Darüber konnte ich auch nicht lachen, bin mir aber auch nicht sicher, ob Rosendorfer es überhaupt komisch meinte.
    Rosendorfer/Mahr scheint kein Hundefreund zu sein, ist aber wohl der Meinung, dass Hunde (oder allgemein Tiere) kein Geschenk sein sollten, zumindestens keins, das nicht vorher abgesprochen wurde. Zumindestens der Satz "Von vornherein ein Blödsinn, wie man weiß" bringt mich zu dieser Annahme.
    Zuviele Tiere landen sonst im Tierheim, bzw. werden von gewissenlosen Menschen ausgesetzt - was ja leider Realität ist.


    Ob diese Anglizismen nicht ein wenig übertrieben sind?
    "Ich searche nach einer Galerie Veracci" "Wenn Sie diese Gasse hinaufwalken und dann leftschwenken, werden Sie sie discovern." Sie kaufte (byte)...S. 128
    -aber sicher ist die Übertreibung beabsichtigt.


    Ich habe mal geschaut nach Nemesis: (S. 137) und nach Phidias
    Das ist das Kapitel mit Caterina.
    Dazu schreibe ich später mehr. Ich bin jetzt auf S. 160 - aber jetzt drängt meine Zeit... :(


    Liebe Grüße
    Conor