Elizabeth von Arnim - Elizabeth auf Rügen / The Adventures of Elizabeth in Rügen

  • Elizabeth von Arnim - Elizabeth auf Rügen (The Adventures of Elizabeth in Rügen, 1904)



    Elizabeth hat es sich in den Kopf gesetzt, auf die Insel Rügen zu fahren. Wandern will sie, einmal um die Insel herum. Am liebsten alleine, aber das geht aus Anstandsgründen nicht. Ihre Freundinnen lehnen eine solche Reise alle entsetzt ab:



    Zitat

    Nacheinander forderte ich die geeignetsten meiner Freundinnen auf - mindestens ein Dutzend -, mit mir zu wandern. Alle miteinander gaben nur zur Antwort, das würde sie ermüden, auch sei das einfach langweilig. Wenn ich versuchte, den ersten Einwand zu entkräften, indem ich ihnen sagte, wie enorm gesund es für die deutsche Nation sein würde und besonders für den Teil davon, der erst geboren werden sollte -, wenn die Frauen öfter um Rügen herumwanderten, sahen sie mich mit großen Augen an und lächelten. (Seite 7)


    Und so muss sie sich geschlagen geben - und fährt stattdessen mit der Kutsche, dem Fahrer August und ihrer Jungfer Gertrud.
    Sie hat sich die Reise im Vorfeld schon wunderschön ausgemalt - einsame Spaziergänge im Wald und Baden in der Ostsee - natürlich mit einem Badekarren.
    Allerdings ist es Hochsommer und auch schon damals war Rügen ein beliebtes Reiseziel. Dummerweise sind manche der Gäste sehr anhänglich. Und selbst, wenn man ihnen aus den Weg gegangen ist - so groß ist die Insel dann doch nicht.
    Und so kommt es, das sich ihr auch noch eine Cousine anschließt, die sie zufällig getroffen hat - und die sich leider so gar nicht abschütteln lässt.
    :wink:
    Trotzdem gelingt es Elizabeth dann doch immer wieder, für einige Stunden den Trubel zu entfliehen und die Insel zu geniessen.


    Die Reise dauert insgesamt 11 Tage, jedem Reisetag ist ein Kapitel gewidmet. Und auch wenn das Buch schon vor über 100 Jahren zum ersten mal erschienen ist, wirkt es trotzdem nicht verstaubt. Natürlich fährt man heute nicht mit der Kutsche herum und badet mit Hilfe einer Badefrau und eines Badekarrens. Aber lästige Mitreisende, unbequeme Unterkünfte, schlechtes Essen zu überteuerten Preisen gibt es auch heute noch.


    Die Ereignisse im Buch werden immer sehr ironisch dargestellt, egal ob es um ihre Kutsche geht, die sie mitsamt Fahrer und Gepäck verloren hat, oder um nachmittägliches Tee trinken in der (Urlaubs)Gesellschaft. :lol:



    Über den Autor (Amazon)
    Elizabeth von Arnim hat über 20 Romane veröffentlicht, die zu einem großen Teil im Ullstein Verlag erschienen sind, darunter auch der Bestseller Elizabeth auf Rügen.
    Die als Mary Anette Beauchamp in Neuseeland geborene Engländerin (1866 – 1941), Cousine von Katherine Mansfield, heiratete in die preußische Familie von Arnim. Sie galt als eine der amüsantesten und geistreichsten Frauen ihrer Generation und war in zweiter Ehe mit einem Bruder Bertrand Russells verheiratet.

  • Die Autorin (lt. Suhrkamp Verlag):
    Elizabeth von Arnim wurde am 30. August 1866 bei Sydney als Mary Anette Beauchamp geboren und wuchs in England auf. Sie war eine Cousine von Katherine Mansfield, mit der sie in späteren Jahren bis zu deren Tod 1923 auch eine enge Freundschaft verband.
    Mit 24 Jahren heiratete Elizabeth den preußischen Grafen Henning August von Arnim-Schlagenthin und lebte in Berlin und auf dem Familiengut Nassenheide in Pommern, wo auch ihr erster Roman Elizabeth und ihr Garten (1898) entstand. Als die Familie in finanzielle Schwierigkeiten geriet, mußte das Gut verkauft werden. 1908 trennte sich das Ehepaar. Elizabeth von Arnim kehrte mit den Kindern nach England zurück. Die darauffolgenden Jahre bis 1913 verbrachte Elizabeth von Arnim meist in der Schweiz und in Großbritannien an der Seite von Herbert George Wells. 1916 ehelichte sie Frank Russell, 2. Earl Russell, und Bruder von Bertrand Russel. Die Ehe dauerte bis 1919. Elizabeth von Arnim lebte fortan in Großbritannien; Italien und schließlich in Südfrankreich, 1939 emigrierte sie in die USA. Sie starb am 9. Februar 1941 in Charleston / South Carolina.

    Inhalt (lt. gekürztem und leicht veränderten Klappentext):
    Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erzählen, nicht immer nur Erfreuliches - so ergeht es auch Elizabeth. Und dabei hatte alles so wunderschön begonnen. Den Worten eines Reiseführers kann sie nicht widerstehen und so macht sie sich ohne ihren Gatten auf die Reise. Da das geplante Wandern ausfällt, weil ihre Freundinnen so gar keine Lust auf so ein Unternehmen haben, reist sie mit ihrer Jungfer Gertrud in der Kutsche rund um die Insel. Sie streift durch die Wälder, genießt die Schönheiten der Natur und fällt beim Baden buchstäblich auf ihre Cousine Charlotte, die sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ihr und ihren emanzipatorischen Thesen kann Elizabeth nicht mehr entgehen. Eine schrullige Engländerin mit ihrem Sohn taucht auf und schließlich auch Charlottes Ehemann auf der Suche nach seiner Frau: Die Ruhe der Natur ist nun endgültig dahin. Elizabeth tritt die Flucht an - doch man kann sich auf dieser Insel nicht aus dem Weg gehen. Wo immer man hinkommt, die anderen sind bereits da, falls nicht, kann es sich nur noch um kurze Zeit handeln, bis auch sie diesen Ort aufsuchen.


    Mein Eindruck:
    Viel zu lange -ca. zwanzig Jahre- hat das Buch auf meinem SuB gelegen. Ich hatte es zwar immer wieder mal in die Hand genommen, aber irgendwie hatte ich eine doch langweiligere Reisebeschreibung erwartet. Vor ein paar Tagen habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und einfach mal mit dem lesen begonnen und konnte nicht mehr aufhören. Das Buch habe ich regelrecht verschlungen. Elizabeth von Arnim hat einen köstlichen ironischen Humor. Sie beschreibt zutreffend und mit einem großen Augenzwinkern ihre Reisegefährten. Und sie hat mir Appetit auf eine Reise nach Rügen gemacht. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man das Buch als Grundlage für eine eigene Erkundung Rügens nehmen könnte. Allerdings würde ich auf ähnliche Erlebnisse bei den Unterkünften dankend verzichten und dann doch lieber im voraus buchen.
    Ich habe mich beim lesen blendend amüsiert und mehrmals laut aufgelacht.


    Eine wunderbar kurzweilige Lektüre und für mich wohlverdiente :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Meinung:

    Elizabeth von Arnim schreibt über einen 11tägigen Aufenthalt auf Rügen. Einzelne Orte werden erwähnt. Aber so eine gewisse Reiseroute gibt es nicht. Eher aus Büchern beschriebene Details. Somit beginnen die Pannen, was ich aber sehr amüsant finde. Als erstes verliert der Kutscher seine beiden Fahrgäste Elizabeth und Gertrud. Zum Anfang fand es Elizabeth lustig. Auf Kopfsteinpflaster laufen eher nicht. Dann sind die Orte nicht so ganz ihr Geschmack. Zu voll. Sie liebt es ruhig. Naja, man sollte nicht in den Ferien reisen. Dann trifft sie noch ihre Cousine Charlotte. 10 Jahre nicht gesehen. Diese Frau fand ich nervig. Charlotte war laut und machte Elizabeth ständig Vorwürfe über ihre Lebensweise. Ich war froh, daß der Professor Nieberlein, welcher der Ehemann von Charlotte ist, nach Stubbenkammer kam. Da die Ehe nicht mehr gut läuft, ist Charlotte ausgebüxt. Somit hatte Elizabeth den Professor auf den Hals. Der war genauso schwierig. Ich hatte den Eindruck, das dieser ein wenig verpeilt war und hinter den jungen Damen her ist. Den Professor fand ich nicht ganz so schlimm wie seine Frau Charlotte. Der Spaziergang Elizabeth mit dem Professor hat mir gut gefallen. Sie geniessen die Landschaft und Natur. Das fand sehr schön. Dann gab es da noch die Frau Bischöfin. Sehr aufdringlich, gesellschaftlich höher gestellt natürlich und bestimmend. Auf die Reisegesellschaft hätte Elizabeth verzichten können. So abrupt wie sie in Bergen in den Zug gestiegen ist, vermute ich, das sie endlich nach diesem ganzen Tohuwabohu nach Hause wollte. Schade eigentlich.


    Fazit: Ich habe das Buch gerne gelesen. Die Landschaftsbeschreibungen und die damit verbundenen Gefühle von Elizabeth haben mir gefallen. Ich hätte ihr nur eine bessere Reisegesellschaft gewünscht. Ihr Verhältnis zu ihren Angestellten Gertrud und Kutscher August war warmherzig und verantwortungsvoll.

    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich bin gerade mit Lesen fertig geworden und habe das Buch sehr zufrieden zugeklappt. Mir hat der Schreibstil sehr zugesagt, obgleich er an manchen Stellen etwas altmodisch war.

    Die Landschaftsbeschreibungen finde ich grandios und gerade im richtigen Umfang eingestreut. Da ich Rügen von Urlauben kenne, habe ich vieles wiedererkannt, manchmal auch mit Bedauern, da die Natur heute nicht mehr so unberührt wie damals ist.

    Die Schilderungen der sehr unterschiedlichen Menschen sind im Grunde äußerst liebevoll, selbst wenn sie sich manchmal ganz schrecklich verhalten. Manche Charaktere sind fast überspitzt dargestellt.

    Immer wieder werden Szenen mit einem Augenzwinkern beschrieben. Man kann sich das Reisen in der Kutsche oder auch zu Fuß genauso lebhaft vorstellen wie die mal herrschaftliche mal widrige Unterkunft in den unterschiedlichen Herbergen.

    Der damaligen Zeit geschuldet, ist die Protagonistin vom emanzipatorischen Gedankengut und Verhalten ihrer Cousine, die sie zeitweilig begleitet, geradezu entsetzt. Auf der anderen Seite führt sie diese Reise sehr selbständig und selbstbewusst durch.Ihre Gedankengänge sind nachvollziehbar, auch wenn ich sie sicherlich in vielen Punkten nicht teile.

    Ich habe fünf Sterne :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: vergeben.

    Danke an *Katrin* , die mir ihr Exemplar zugeschickt hat.

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