Ignacio Martínez de Pisón - Milchzähne (ab 01.07.2009)

  • Jetzt habe ich erstmal ein wenig gegoogelt:
    Der erste link könnte schon ganz brauchbar sein:


    http://de.wikipedia.org/wiki/G…uren_und_B.C3.BCrgerkrieg
    http://www.faz.net/s/Rub4A285C…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    Eigentlich ist das Cover schon ziemlich erschreckend:
    Ein kleiner Junge in Uniform, die Hand zum faschistischen Gruß erhoben - auch wenn er sicher nicht weiß, was er da eigentlich tut.

  • Der Roman fängt mit einem Foto und seiner Entstehung (ca 1974) an. Großvater Raffaele besteht darauf, dass sein kleiner Enkel Juan eine faschistische Uniform anzieht und ihn auf die Gedenkfeier zu Ehren der gefallenen Italiener im Spanischen Bürgerkrieg begleitet. Diese Gedenkfeier (Sacrario Militare Italiano) findet jedes Jahr am 2. November statt.
    Juans Vater regt sich auf und Elisa, die Mutter, ist der Meinung, dass man die faschistische Verkleidung nicht so wichtig nehmen solle.
    Die Haltung der Mutter kann ich nicht so ganz verstehen. :-k
    S.14:
    Großvater Raffaele erzählt seinem Enkel Kriegsgeschichten, die von Juan mit Begeisterung trotz der Wiederholung angehört werden. Es entsteht dabei sogar ein Spiel - wenn Raffaele was vergisst, erinnert ihn Juan daran.
    Dass ein 4-jähriger Junge gerne Geschichten hört, die spannend und aufregend sind, ist verständlich.
    So haben Großvater und Enkel ein gutes und liebevolles Verhältnis.
    Raffaele erfährt von seiner Frau und auch von seinen 3 Söhnen gegen Ende Verachtung und auch das Verhältnis zu seinem Enkel Juan wird sich ändern.
    S.21:
    Die Gedenkfeier wird mit der Zeit immer weniger von Italienern besucht, dafür kommen immer mehr Spanier. 1975 sind es über 20 Falangisten und deren Zahl steigt von Jahr zu Jahr. Gegen später sind es dann nur noch wenige Italiener.
    Falangist= Mitglied der Falange
    Raffaele singt die Hymne der Falange begeistert mit, weil es ihn auch an seine Jugend erinnert.(S, 22)


    Mein erster Eindruck:
    es lässt sich gut lesen und ich bin gespannt, wie es weitergeht.


    :winken:

  • Ich habe noch was vergessen:
    S. 25:
    Juan wird kritischer gegenüber der Gedenkfeier zu Ehren der gefallenen Italiener im Spanischen Bürgerkrieg.
    Er will nicht mehr mitgehen, hat aber Probleme, es seinem Großvater zu beichten.
    Als sein Anzug zu klein wird, hätte er die Chance, auszusteigen; aber leider verpasst er diese.
    Das Verhalten der Eltern bleibt mir unverständlich - sind nicht sie die Erziehungsberechtigten? Hat der Großvater soviel Einfluss?
    S.27:
    Wie der neue Anzug anprobiert wird und Juan und Raffaele für das alljährliche Foto posieren, sieht Juan sich im Spiegel.
    Im Gegensatz zu früher, wo die Abbildung von Großvater und Enkel etwas von einer Karikatur hat (S. 13), sieht er jetzt ein Abbild von einem Faschisten neben einem Faschisten.
    Juans Haltung hat sich geändert, schon allein aus Altersgründen, denke ich. Beim ersten Bild ist er ca. 4 Jahre alt und jetzt ist er 14 Jahre.
    Jetzt wagt es Juan, seinem Großvater zu sagen, dass er nicht mehr mitgehen mag. Raffaele ist enttäuscht.

  • Einen 4jährigen in eine Uniform zu stecken, damit habe ich auch erhebliche Probleme. Für den kleinen Jungen ist es ein Spiel, er versteht noch nicht worum es geht, bewundert den Großvater und die Aufmerksamkeit, die er erzielt. Ist irgendwie stolz auf ihn. Der Vater erzürnt sich jedes Jahr wegen dieses "Ehrentages", aber seine wirkliche Meinung dazu erfährt man nicht. Die Mutter versucht zwischen ihrem Mann und dem Großvater zu vermitteln. Hat sie überhaupt eine eigene Meinung dazu oder läßt sie den Opa einfach walten? Verstehen kann ich die Reaktion von beiden Elternteilen nicht. Ich verabscheue Kinder in Uniformen egal aus welchem Grund auch immer, es ist eine Vergewaltigung ihrer Harmlosigkeit und Unwissenheit. Endlich mit 14 weigert sich der Enkel mitzugehen. Er wird kritischer, sieht alles aus einem anderen Winkel. Trotzdem hat er ein schlechtes Gewissen den Großvater im Stich zu lassen.
    Deine Links habe ich leider noch nicht gelesen, aber das hole ich nach. Alle Kriege sind irrsinnig, aber wenn sich Landsleute gegenüberstehen finde ich das noch eine Spur entsetzlicher. In den Pausen tauschen sie Schnapsflaschen, zeigen sich Bilder der Familie, erzählen über gemeinsame Bekannte und dann bringen sie sich wieder um. Wie unglaublich makaber. Und was machen die Italiener bei diesem internen Krieg?! Raffaele zum Beispiel hat sich nur gemeldet, um Geld nach Hause schicken zu können,also aus Armut und später auch aus einem gewissen Stolz heraus. Nein das kann ich auch nicht nachvollziehen. Im Krankenhaus prahlen die Verwundeten mit ihren Heldentaten und es spinnt sich so manche Lügengeschichte oder mildern wir es ab, es wird alles ausgeschmückt. Als Dank einen Orden. War es das wert? Viele Leichen, unendliches Leid, ich habe den Eindruck Raffaele steckt das relativ unbeeindruckt weg. Auch seinen möglichen Tod nimmt er doch fast gelassen hin. Er kämpft schließlich auf der richtigen Seite - es ist eine Ehre. Ziemlich verbrettert. Mich ärgert sowas!!!
    Als nächstes erfährt man wie er Isabelita kennenlernt. Bei ihr ist es keine Liebe auf den ersten Blick. Die zum Teil Schwerverletzten tun ihr leid und sie glaubt so eine Art Liebe zu empfinden, doch Raffaele gehört nicht dazu. Für ihre Begriffe ist er noch gut davongekommen. Auf Drängen des Vaters geht sie mit Raffaele aus, bleibt aber auf Distanz. Dass Raffaele in Italien eine Frau und eine Tochter zurückließ, weiß sie ja nicht.
    Ich bin schon sehr gespannt wie Raffaele sich selbst gegenüber dies rechtfertigen will oder streicht er die beiden einfach aus seinem Gedächtnis?
    Da gibt es nur eines - weiterlesen. Einige Seiten werde ich wohl heute noch schaffen.
    Das Buch lässt sich gut lesen, auch wenn ich die Personen nicht begreife, verstehe, und meine Neugier ist gepackt. Morgen mehr. (Ich bin auf Seite 66)


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









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  • Ich denke auch, dass die Eltern von Juan sich gegen Raffaele hätten durchsetzen müssen, schließlich ist es ihr Sohn.
    Mit Teil 1 bekommt der Leser einen Rückblick auf das Leben Raffaeles als junger Mann.
    Er lässt sich für den spanischen Krieg anwerben, um der Armut zu entgehen.Eigentlich schlimm, dass man sein Leben riskieren muss, damit Frau und Kind überleben können.
    Raffaele bewegen die Vorträge über die Soldatentugenden wie Mut, Disziplin und Männlichkeit. Auch er möchte einen Einsatz miterleben und meldet sich bald freiwillig.
    Der Krieg wird recht grausam beschrieben.

    Zitat

    Zitat wirbelwind:In den Pausen tauschen sie Schnapsflaschen, zeigen sich Bilder der Familie, erzählen über gemeinsame Bekannte und dann bringen sie sich wieder um. Wie unglaublich makaber.


    Dem kann ich mich nur anschließen.
    Raffaele, der in Italien noch kein Faschist ist, wendet sich nun diesem zu, singt die Lieder mit Begeisterung mit und gibt seinem Soldatenleben auch einen Sinn, bringt sogar Tugenden wie Kühnheit zum Vorschein.
    Sicher ist da auch das Gemeinschaftsgefühl dran schuld, er möchte zu den Anderen gehören und möchte von ihnen anerkannt werden.


    Raffaele verliebt sich in Isabelita, eine Krankenpflegerin, die Mitleid mit den Soldaten hat, allerdings wohl nicht soviel für Raffaele. Trotzdem geht sie mit Raffaele aus.
    Ihr Bruder ist von den Falangisten getötet worden und auch ihr Vater wurde verhaftet von den Falangisten und kann nur durch einen Trick von Raffaele befreit werden.(S.71)
    Ob das der Grund ist, warum Isabel Raffaele heiratet - aus Dankbarkeit?
    Und es scheint sie wohl nicht zu stören, dass Raffaele Falangist ist.
    Raffaele gehört einer Kommission an:
    Diese Kommission möchte ein Mausoleum bauen, ein Turmgrabmal.
    Ihr gehört auch ein Kapuzinermönch an, der den Gefallenen als Faschist und vor allem als Kapuziner den letzten Segen erteilt hat. S. 78: "..hat sie ermutigt,im Kampf gegen den Feind ihr Blut zu lassen."
    Ob der kirchliche Segen unbedingt auf das Schlachtfeld gehört?
    Krieg hat nichts mit Glauben oder Nächstenliebe zu tun, finde ich. Damit habe ich immer ein wenig Schwierigkeiten.


    ich habe nochmal gegoogelt:
    Auf S. 81 werden zwei Bilder erwähnt, die die zwei Politiker zeigen.
    José Antonio Primo de Rivera - faschistischer spanischer Politiker
    http://wapedia.mobi/de/Jos%C3%A9_Antonio_Primo_de_Rivera
    Franco:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Francisco_Franco


    Man könnte wirklich meinen, dass Raffaele seine italienische Frau und seine Tochter aus dem Gedächtnis gestrichen hat.


    Liebe Grüße und später mehr
    Conor

  • Ob der kirchliche Segen unbedingt auf das Schlachtfeld gehört?
    Krieg hat nichts mit Glauben oder Nächstenliebe zu tun, finde ich.


    Dem stimme ich zu, aber immer, ganz gleich bei welchem Krieg, war die Kirche stets vertreten. Beide Seiten beteten zu Gott für den Sieg. Das würde heißen Gott wäre parteiisch - ein totaler Widerspruch.


    Ob das der Grund ist, warum Isabel Raffaele heiratet - aus Dankbarkeit?


    Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt scheint das so zu sein. Keine gute Basis für eine Ehe.


    Deine beiden Links kenne ich, weil ich bereits wegen anderer Bücher, die in Spanien spielen, damals gegoogelt habe und das Francoregime konnte ich noch als Tourist im wahrsten Sinne des Wortes "erleben". Erzähl ich dir mal bei Gelegenheit. :wink:


    Später mehr - ich lese noch ein paar Seiten. Bis dann.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

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  • Durch die Hochzeit kann sich Raffaele auch in der Fabrik La Confianza einbringen und wird sie später führen, als sein Schwiegervater Modesto ins Sanatorium kommt.
    Raffaele trifft sich regelmäßig mit dem Falangisten Amadeo Serrano, die Vorwände sind Auslieferung des von den spanischen Faschisten herausgegebenen Amtsblatt oder die Symphatisantentreffen mit den Falangisten.
    Der Hauptgrund ist aber die Beschaffung von Mehl, welche sonst sehr problematisch wäre.
    So bekommt aber auch der Falangist Einfluss auf die Fabrik.(S.87) Durch diese Gefälligkeit, die Serrano Raffaele erweist, bekommt er vierzig Prozent der Einnahmen und somit unterstützt Raffaele die Falangisten.
    S.88/89: Isabell vermutet Untreue von Raffaele, weil er ihr nicht sagt, wo er sich aufhält.
    Was sie nicht weiß: Raffaele ist Helfer bei der Aufgabe des Ausfindigmachens und Transportierens der Leichen zum Mausoleum. Die Toten sollen in der Fabrik zwischengelagert werden.
    Was für ein gruseliger Job!
    Raffaele ist erst dagegen, aber ihm wird gesagt:" Als guter Faschist sollte man es nicht als Opfer, sondern als Ehre betrachten!"
    Als Isabel erkennt, dass er ihr nicht untreu ist, ist sie erleichtert. Sie lacht sogar.
    Was ich ein wenig merkwürdig:-k finde: Zwar stutzt sie, wie sei den schwarzen Falangisten-Transporter sieht, aber es löst nicht wirklich eine Reaktion von ihr aus. Sie muss zwar an den Abtransport ihres ermordeten Bruders und des Vaters denken -aber es löst keine tiefschürfenden Fragen auf. Sie setzt sich nicht mit Raffaele auseinander, sie hinterfragt nicht.
    Stattdessen ist die Ehe wieder in Ordnung.
    Die Familie besucht Modesto - die Tante verhindert, dass Modesto seinen Enkel umarmen/berühren kann und beim Abschied weiß Isabel, dass sie ihn nicht wiedersehen wird. Sehr traurig für einen Großvater, seinen Enkel nicht umarmen zu dürfen. :(
    Traurig ist auch, dass sich Raffaele von seinem jüngsten Sohn, Francisco (Paquito genannt), abwendet, wie er erfährt, dass der Kleine zurückgeblieben ist.
    Wie Isabel und Raffaele es erfahren, muss Raffaele an seine behinderte Tochter denken -sicher das erste Mal seit langer Zeit.
    ab S.111:
    Beim Kinobesuch wird Raffaele klar, wie sehr sich das Leben geändert hat und er wird übelgelaunt.
    Was mich erstaunt ist, dass Raffaele die Sache mit dem ermordeten Bruder nicht gewußt hat. (S. 115) Isabel hat es ihm verschwiegen.
    Raffaele lernt es, sich zu verstellen, sodass man vorteilhafte Geschäfte tätigen kann - Geschäfte, die Diskretion brauchen, die heimlich getätigt werden.
    Er weiß von dem Penicillin-Geschäft, will aber nichts genaueres wissen, sich raushalten.
    Da ist er nur auf seinen Vorteil bedacht und akzeptiert die Ungerechtigkeit, die mit dem Penicillionverkauf einhergeht.(Solche Geschäfte werden sicher auch in der heutigen Zeit getätigt.)
    S. 124:
    Isabel fängt an sich zu verändern. Sie sammelt die Milchzähne ihrer Söhne und hat einen Ordnungszwang. Sie macht sich Gedanken über die Vergänglichkeit.
    S. 128:
    Sie ziehen in die neue Wohnung, Raffaele hat eine gewisse Vorstellung und würde am liebsten überall Spiegel aufstellen. Es wird aber nur ein Spiegel aufgestellt -das ist der Spiegel, wo später jedes Jahr das Photo aufgenommen wird von Großvater Raffaele und Enkel Juan.
    S. 135:
    Rafael besitzt ein Buch über spanische Sklaven in Russland. Als Raffaele mit seinen Söhnen Rafael und Alberto an einer Demo gegen die Sowjetunion teilnehmen, erzählt Rafael im Bus von Schauergeschichten aus dem Leben in der Sowjetunion.(S.140)
    So fängt der Faschismus, das rechte Denken schon im Kindesalter an....


    Das Schiff "Semiramis" hat es gegeben:http://wissen.spiegel.de/wisse…-28956078.pdf&thumb=false


    Liebe Grüße
    Conor (bin auf S. 144)

  • Ist gar keine Demo :roll: , sondern sie fahren zur Ankunft des Schiffes Semiramis, um die Heimkehrer zu begrüßen.
    Da brauchte ich nur wenige Seiten weiterlesen ...Jetzt bin ich auf S.174, ich glaube, ich warte noch ein wenig mit dem Beitrag (bis morgen) :wink:


    Liebe Grüße
    Conor

  • Ich stelle gerade fest, ich hinke etwas hinterher. Bin jetzt auf Seite 133, weiß noch nicht wieweit ich heute noch komme, weil ich einiges richten muß für den zweiten Anlauf zum Flohmarkt. (Und wieder müssen wir mit Regen rechnen :( - drück mir die Daumen).
    Isabel benimmt sich manchmal schon recht merkwürdig. Zuerst verfolgt sie Raffaele mit ihrem Mistrauen, dann lacht sie sich halb kaputt beim Anblick der Leichen vor lauter Erleichterung und nun sammelt sie Schachteln. Die Milchzähne meiner Söhne habe ich auch eine gewisse Zeit aufgehoben. :lol: Dass sie dafür hübsche Döschen zu kaufen sucht, ist ja in Ordnung,aber dann artet die Sammelleidenschaft für Schachteln doch ziemlich aus. Es kommt mir vor als würde sie ihr ganzes Leben am liebsten in Schachteln stecken.
    Nun gut dafür hat Raffaele einen Tick für Spiegel. Ich kann verstehen, dass Isabel sich dagegen wehrt. Ich wollte mich auch nicht in jedem Zimmer selbst im Spiegel beobachten können. Da fühlt man sich verfolgt.
    Seine geheimen Geschäfte - nun ja eine Hand wäscht die andere. So kann er seine Fabrik am Laufen halten. Seine Reaktion auf Paquito ist sehr traurig, da gebe ich dir recht. Nachdem seine Tochter auch schon geistig behindert war, vermute ich mal, dass er der erbliche Überträger ist. Um so schlimmer, dass er Mutter und Kind verlassen hat. Für Paqito schämt er sich. War das bei seiner Tochter auch so und das der wahre Grund warum er nicht zurück zu seiner Frau nach Italien gegangen ist? Was meinst du?
    Zum Schiff kann ich noch nichts sagen - ich muß erst weiterlesen. :) Mal sehen vielleicht kann ich mich später nochmals melden, wenn nicht dann morgen.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

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  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    War das bei seiner Tochter auch so und das der wahre Grund warum er nicht zurück zu seiner Frau nach Italien gegangen ist? Was meinst du?


    Das könnte ich mir auch gut als Grund vorstellen.


    Ich hatte heute nachmittag viel Zeit zum lesen, also hetze dich nur nicht :)
    Das Buch lässt sich aber auch leicht lesen, finde ich.
    Gerade bin ich auf S. 210.


    Wie findest du den Schreibstil?
    Ich finde, der Schreibstil ist einfach gehalten, das Buch lässt sich flott lesen und manches finde ich etwas merkwürdig oder gar unglaubwürdig :roll: -aber das schreibe ich später.
    Zumindestens kann ich mir das Betreffende nicht so recht vorstellen :-k
    Das schreibe ich, wenn du soweit bist, will ja nicht vorgreifen...


    Interessant ist auf jeden Fall der geschichtliche Hintergrund.


    Liebe Grüße
    Conor
    :pray: es wird nicht regnen! :)

  • Interessant ist auf jeden Fall der geschichtliche Hintergrund.


    ja das ist schon richtig, aber ansonsten finde ich das Buch ein wenig leidenschaftslos - weiß nicht wie ich es ansonsten nennen könnte. Keiner der Personen kommt mir wirklich nahe. Manches wirkt dadurch abstrakt.
    Ich bin gestern noch bis Seite 2o7 gekommen. Reagiert man so, wenn man erfährt, dass der Vater bereits eine andere Familie hatte? Irgendwie merkwürdig. Rein rechtlich gesehen müßte doch die zweite Ehe anulliert werden, doch davon ist nicht die Rede. Raffaeles Sohn mokiert sich nur darüber, dass dieser die geistig zurückgebliebene Tochter im Stich gelassen hat.
    Als nächstes wird das Kennenlernen von Elisa und Alberto erzählt. Hm :-k kann man sich tatsächlich in einen Namen verlieben? Zumindest außergewöhnlich würde ich sagen. Ich lese gleich mal weiter.


    Wetter hat gerade so lange gehalten bis wir in die Autos stiegen (so gegen 13 Uhr), dann gewitterte es heftig. Dein Daumen drücken hat geholfen. :lol: Verkauf - ich bin zufrieden, aber es hätte besser laufen können. Egal es hat spaß gemacht.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

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  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    ja das ist schon richtig, aber ansonsten finde ich das Buch ein wenig leidenschaftslos - weiß nicht wie ich es ansonsten nennen könnte. Keiner der Personen kommt mir wirklich nahe. Manches wirkt dadurch abstrakt.


    Mir geht es genauso: etwas leidenschaftslos. Die Reaktion von Rafael fand ich auch sehr merkwürdig.
    So manch anderes ist für mich unverständlich oder auch unglaubwürdig.
    Zum Beispiel auf S. 210:
    Die Liebeserklärung von Elisa finde ich unglaubwürdig. Sie kennt ihn gerade erst sehr kurze Zeit. Selbstverständlich auch, dass sie sich schon vorher in den Namen verliebt hat, wie sie ihn gehört hat. [-(
    Oder noch extremer:
    S.221:
    Alberto will mit Paquito ins Bordell und will Elisa mitnehmen, damit sie helfen soll. Auf S. 224 fragt Elisa:" Hast du etwa hier angerufen und einen Termin vereinbart?" und er: " Ich weiß auch nicht, wie sowas funktioniert. Was glaubst du, warum ich dich um deine Hilfe gebeten habe."
    Woher soll denn Elisa wissen, wie das geht mit einem Bordell - wer geht denn üblicherweise dahin?


    Es gibt einige Stellen, die unrealistisch und auch unglaubwürdig sind und m.E. lässt der Roman in der 2. Hälfte nach.
    Die Personen sind zumindestens zum Teil auch nur oberflächlich gezeichnet.


    Ich bin jetzt auf S. 319, warte aber jetzt ab und heute abend schaue ich mir "Die seltsamen Fälle des Benjamin Button" auf DVD an.
    und jetzt wird gegrillt. Morgen schreibe ich dann mehr.


    Liebe Grüße
    Conor

  • Richtig, das Bordell ist auch so eine "gebastelte" Stelle. Wir kommt Alberto auf die absurde Idee Elisa könne die geeignete Verstärkung für sein Vorhaben sein.
    Überhaupt deren Beziehung - sehr unromantisch. Aber die Ehe scheint zumindest zu funktionieren. Dass Paquito sich allerdings an den Vater klammert und bei ihm bleiben will, begreife ich nicht. Schließlich ist es doch Paquito, der sich liebevoll um ihn kümmert. Der Vater wäre ihn zu gern losgeworden. Doch das ist ihm dann durch die Schildkröte endgültig gelungen. Ich bin entsetzt wie konnte er nur!!! Bis jetzt hatte ich Raffaele "nur" als sehr egoistischen Menschen gesehen und das Entfernen der Milchzähne hielt ich fast für ein Versehen, habe es somit eher belächelt. Aber nun hat sich mein persönliches Bild von ihm gewandelt - er ist auch noch extrem boshaft. So ganz stimmig finde ich das nicht, das dargestellte Charakterbild ist unverständlich und wenig durchdacht.
    In dieser ganzen Zeit ist der älteste Sohn Raffael ausgeklammert. Ich hoffe mehr von ihm lesen.
    Ich bin jetzt auf Seite 275 und habe den Sonntag über wohl kaum Zeit zum Lesen (meine Enkelkinder kommen), aber dann geht es weiter.


    Den Film fand ich super! :thumright:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

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  • Stimmt, dass was Raffaele der Schildkröte und damit Paquito angetan hat, finde ich auch ziemlich grausam.
    S. 242:
    Das Verhältnis Albertos zu seinem Vater ist auf Angst aufgebaut, vielleicht ist das mit ein Grund, warum Alberto so "schwach" Raffaele gegenüber ist und es zulässt, dass Raffaele seinem Enkel eine faschistische Uniform schneidern lässt und seinen Enkel auf die Feier mitnimmt.
    Zwar ärgert sich Alberto, wehrt sich aber nicht.
    Er hat erst dann das Gefühl, "frei" zu sein, als er verheiratet ist und in den eigenen 4 Wänden wohnt.
    Was ich auch unmöglich finde, ist, dass Raffaele sich erlaubt, Hochzeitsgäste einzuladen, die natürlich zu den Falangisten gehören.
    Allerdings begibt sich Alberto wieder in Abhängigkeit, als er in der Firma seines Vaters zu arbeiten anfängt. Trotzdem ist die Beziehung in jener Zeit harmonischer.
    ab S.270:
    Rafael dagegen hat sich ganz anders entwickelt - er ist gegen Franco eingestellt, hatte sogar Verbindung zu antifranquistischen Oppositionszellen. Für ihn ist der Sturz Franqos eine persönliche Sache: damit könnte er die offene Rechnung zwischen ihm und seinem Vater begleichen.
    S. 277:
    Rafael trifft auf eine Gruppe junger Kommunisten - ich finde, sie haben zu schnell Vertrauen zu Rafael, wie siehst du das?
    Andererseits sind sie ja ziemlich dilletantisch...
    S. 290:
    Endlich löst sich Alberto auch beruflich vom Vater - er wechselt die Firma und somit verschwindet die Feindseligkeit Albertos gegenüber Raffaele.
    S. 300:
    Raffaele hat Juan mit zum Militärschneider genommen und Alberto fragt Elisa, wieso sie nichts gesagt hat.
    Elisa: " Es ist dein Vater!"
    Ich kann ihre Reaktion nicht verstehen, wie kann man so gleichgültig sein? Ich ärgere mich da über Elisa.
    S. 304:
    Alberto ist an der Vergangenheit nie interessiert im Gegensatz zu Rafael. Allerdings finde ich die Rache Rafaels an El Rubio/Apotheker ziemlich kindisch.


    Ich werde sicher heute mit dem Buch fertig -aber ich mache mir ja viele Notizen. :wink:
    Der Film hat mir schon gefallen, aber ich glaube, ein paar Kürzungen hätten ihm ganz gut getan.
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
    conor

  • Allerdings finde ich die Rache Rafaels an El Rubio/Apotheker ziemlich kindisch.


    So empfinde ich das auch. Später erklärt er, dass er ihm lediglich einen Schrecken einjagen wollte. :roll:
    Von Tante Milagros erbt er nach deren Tod die Wohnung unter der Bedingung, dass er sich um Paquito kümmert. Es fällt ihm nicht schwer Paquito für sich zu gewinnen. Alle treffen sich in einem Restaurant um den Tag vor neunzehn (21) Jahren zu feiern, an dem die Mutter ihren Vater verlassen hat. Ziemlich unpassend dies zu feiern. Es war vorauszusehen, dass dieser Abend nicht sehr harmonisch verlaufen würde.
    Ein Satz haftet mir im Gedächtnis: Wenn unsere Mutter ihn geliebt hat, kann er nicht so ein Monster gewesen sein, wie du behauptest. Als Alberto Raffaele auf dem Friedhof begegnete bestätigt sich das für mich. Er legte dort jedes Jahr Blumen nieder. Doch mir ist immer noch nicht klar, ob Alberto von der Ehefrau und Tochter in Italien weiß. Sollte es Rafael tatsächlich für sich behalten haben? Dann taucht sie beim jährlichen Treffen zur Ehrung der Gefallenen auf....... Ich bin gespannt wie es weitergeht.
    Bin inzwischen auf Seite 330 und werde die letzten 50 Seiten morgen fertig lesen.
    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









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  • Hallo zusammen,
    Ich lese zwar das Buch gerade nicht, bin aber bei eure Mini-Leserunde "stiller Mitleser". :study:
    Mich hat das Bild auf dem Cover so sehr bewegt, dass ich an dem Thread nicht vorbei komme, muss ich mir immer wieder anschauen.
    Irgendwie hat das Bild auf mich eine enorme Wirkung. Bin gespannt auf Rezensionen.
    Viel Spaß noch allen
    Emi

    2024: Bücher: 87/Seiten: 38 703

    2023: Bücher: 189/Seiten: 73 404

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    Mein Blog: Zauberwelt des Lesens
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    "Das Nicht-Wahrnehmen von Etwas beweist nicht dessen Nicht-Existenz "

    Dalai Lama

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    Lese gerade:

    Newman, T. J. - Absturz

    Müller, Asta - Kairra

  • Zitat

    Zitat Wirbelwind:
    Ein Satz haftet mir im Gedächtnis: Wenn unsere Mutter ihn geliebt hat, kann er nicht so ein Monster gewesen sein, wie du behauptest. Als Alberto Raffaele auf dem Friedhof begegnete bestätigt sich das für mich. Er legte dort jedes Jahr Blumen nieder.


    Raffaele hat sicher seine guten Seiten, aber auch schlechte. Da brauche ich nur daran zu denken, wie er mit Paquito und der Schildkröte umgegangen ist. Die gute Seite ist, dass er z.B. Alberto zu einer Stelle verhilft.
    Aber er hat wohl auch ein Gewissen, immerhin kann er nicht mehr ohne Selbsthass in den Spiegel schauen, zumindestens behauptet er das Elisa gegenüber.(S. 346)


    Während Rafael sich mehr oder weniger von seinem Vater - auch in den politischen Ansichten - gelöst hat, ist Alberto irgendwie abhängig von seinem Vater.
    Möglicherweise verbindet Alberto eine Hassliebe zu seinem Vater. Was denkst du?


    S. 331:
    Wie fandest du die Sache mit Giulia und Margherita? Ihre Ankunft in Spanien und Raffaeles Flucht :?:
    Ich persönlich finde es unglaubwürdig -woher sollen die zwei Frauen das Geld haben, um von Italien nach Spanien reisen zu können.
    Und wie albern die Flucht von Raffaele....
    S. 336/337:
    Ich glaube, erst hier erfährt Alberto von der italienischen Frau und Tochter seines Vaters.
    Da sind die Frauen schon in Spanien und Raffaele hat mehrfach versucht, bei Alberto anzurufen. Dieser war jedoch nicht erreichbar.
    Alberto ist wütend und will Raffaele nicht verzeihen. Elisa wird zur Vermittlerin.
    Raffaele sagt Elisa,dass es damals keine Möglichkeit zur Scheidung gab.
    Er will seinen Fehler wiedergutmachen und geht zur Polizei, um sich der Bigamie zu beschuldigen - hat aber keinen Erfolg. Daraufhin ändert er seine Pläne und will nach Italien.
    Hier geht es mir ein wenig schnell -erst will er verhaftet werden und dann plötzlich will er nach Italien, zu seiner Familie. Von diesen Plänen,bzw. Gedanken hat man vorher noch nie was gehört.
    Warum er nicht mehr der Bigamie bezichtigt wird, wird später erklärt.
    S.363:
    Raffaele taucht bei dem familiären Weihnachtsessen vor dem Restaurant auf, um sich zu verabschieden. Während seine Söhne nicht rauskommen, um sich zu verabschieden, sprechen Elisa und Juan mit Raffaele.
    Raffaele scheint seinen Frieden gefunden zu haben -er weiß, was er tun muss.
    Aber das er sagt: "Ich nehme an, sie wollen nicht herauskommen. Na schön, ist auch egal." kann ich mir auch nicht so vorstellen, schließlich sind die 3 seine Söhne, die er verlässt und möglicherweise nie wiedersehen wird.
    Obwohl - man könnte es auch als Resignation interpretieren. :-k
    Paquito läuft Raffaele hinterher und jetzt nimmt Raffaele ihn in den Arm, er ist gerührt.
    Das Verhalten Albertos bringt Elisa und Juan dazu, dass die beiden bei ihren Eltern schlafen. Alberto bleibt im Restaurant zurück und fühlt sich nun endgültig allein.
    Was muss diese Szene vor dem Restaurant für eine Show gewesen sein....
    Alberto scheint am meisten Probleme mit seinem Vater zu haben, er zweifelt an sich:
    Auf S. 358:
    "Das Problem war nur, dass die Dinge gar nicht so eindeutig waren, wenn er sie in Ruhe betrachtete. Opfer eines Alten, der um Verzeihung bitten wollte? Opfer einer Frau, die nur Verständnis verlangte, und das nicht einmal für sich selbst? War er nicht doch ein wenig ungerecht?"


    Ich denke, in dem Roman gibt es einiges, was nicht so ganz stimmig ist und auch konstruiert wirkt.


    Emili:
    Rezis werden folgen :wink:
    :winken:

  • Das spoilere ich mal, ist ja das Ende.

  • Soeben habe ich das Buch fertig gelesen und nun sitze ich ziemlich ratlos davor.
    Ob Alberto eine Hassliebe zum Vater entwickelte - mag sein. Was ich deutlich spüre ist die maßlose Enttäuschung aller Familienmitglieder.
    Giulia und Margherita in Spanien. Natürlich war Raffaele entsetzt auf seine Vergangenheit zu treffen und das noch zu diesem Zeitpunkt. Seine Reaktion erst mal wegzulaufen fand ich ausnahmsweise nachvollziehbar. Er war schockiert und wurde sich langsam bewußt welche Folgen das auf seine spanische Familie haben würde. Besser wäre gewesen, er hätte Alberto erreicht und hätte ihm alles selbst erklären können, aber dazu kam es ja nicht.
    Eine Scheidung war damals nicht möglich, dennoch die Frau im Glauben zu lassen er sei tot ist unverzeihlich. Um so mehr wundert mich das Ende. Giulia hat alles so akzeptiert? Für mich unfassbar und somit unrealistsisch. Über deren Gefühle lässt sich der Autor nicht aus. Auch ecke ich an der Bezeichnung "Meine Familie" an. Bisher hatte er doch auch in Gedanken "nur" die Familie in Spanien. Klingt wie - man tauscht die Familien aus und macht da weiter, wo man vor Jahrzehnten aufgehört hat. Ich bezweifle sehr, dass dies möglich ist!
    Die Szene im Restaurant - von Elisa wissen wir, dass ihr Raffaele leid tut und sie gegen den Willen ihres Mannes sich regelmäßig mit dem Schwiegervater trifft. Dadurch gefährdet sie ihre Ehe, aber sie vertritt ihre Meinung ganz deutlich. Ein Werturteil möchte ich darüber nicht abgeben, weil ich glaube hier gibt es kein richtig oder falsch. Es ist ihr persönliches Empfinden und die Bereitschaft zu verzeihen. Die Söhne sind von diesem Verrat weit mehr getroffen und so kann ich auch ihre starre Haltung irgendwie verstehen. Sie sind sehr verletzt. Um so erstaunlicher, dass ausgerechnet Paquito zum Balkon läuft um dem Vater zuzuschreien er sei auch sein Sohn und er käme gerne mit. Er war wohl durch Rafael sehr beeinflußt. Diesen Moment fand ich anrührend, was man in diesem Buch ansonsten kaum vorfindet.
    Ob Giulia und Margherita sich die Fahrt nach Spanien leisten konnten? Wahrscheinlich nicht. Ich denke da hatte Rafael seine Hände im Spiel. Es war seine persönliche Rache.
    Was vermittelt nun das Ende? Trost, Erfüllung, Wiedergutmachung? Ich finde es unbefriedigend. Viel zu sehr an der Oberfläche. Juan verspricht Paquito eine Reise zu Raffaele und denkt sich gleich daraus wird nichts. Warum?
    Der eigentliche Schluß gibt mir dann so gar nichts, weil er nichts erklärt und auch nicht mal in mein Kästchen von Romantik zu packen ist.
    Ein Gesamturteil zum Buch muß ich noch überschlafen, aber so viel kann ich jetzt schon sagen - es entspricht nicht meinen Erwartungen.


    Ich warte gespannt was du dazu noch schreibst.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.