Das Haus Gottes: Teil 3 (S.144) - Teil 5 (S.346)

  • Auf Seite 176 wird flüchtig Bezug auf meinen geliebten Roger Bacon genommen, das hätte gern ausführlicher sein dürfen. ;)
    Aber dass Aimery in gewisser Weise mit ihm verglichen wird, sagt schon einiges über seine Person aus.


    Ist Aimery eigentlich nach irgendeinem historischen Vorbild geschneidert?

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • War die Spannung im ersten und zweiten Teil eher subtil, so geht es im dritten und vierten Teil richtig zur Sache. Die katastrophale Nacht finde ich sehr gut (anschaulich, aber eben auch abstoßend) beschrieben.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
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  • Es war sehr schwer, das zu beschreiben. Es war auch sehr schwer, es zu recherchieren.
    Wenn es den Ereignissen andeutungsweise gerecht wird, freut es mich sehr.


    Aimery ist schon einer historischen Figur (sowie Elementen von anderen) nachempfunden. Aber welche, das moecht' ich bitte fuer mich behalten. In der Zusammensetzung ist er fiktiv.


    Alles Liebe von Charlie

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
    www.charlotte-lyne.com

  • Fand ich Gilbert im ersten Teil schon eine so was von widerliche Person, wird er im zweiten Teil ( also Teil 3-5) so richtig zur Antiperson. Alleine seine Träume verraten schon viel über ihn,
    dem Mann würde ich im Dunkeln nicht alleine begegnen wollen *rennnn*

    Sub: ungezählt, aber ein Berg der Träume, Sehnsüchte, Abenteuer und Erlebnisse.


    "Wir leben in einer Schattenwelt und Magie ist ein rares Gut. Dieser Roman hat mich gelehrt, daß ich durch das Lesen mehr und intensiver leben, daß Lesen mir das verlorene Sehen wiedergeben konnte."

    Der Schatten des Windes - Carlos Ruiz Zafón

  • Ich muss zugeben, dass der arme Gilbert sich bisher unter den Lesern insgesamt nicht viele Freunde erobern konnte ...


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  • Teil 3 hab ich gestern Abend beendet. Langsam wirds wirklich richtig spannend, vor allem gegen Ende dieses Abschnitts geht es Schlag auf Schlag.

    Es war sehr schwer, das zu beschreiben. Es war auch sehr schwer, es zu recherchieren.
    Wenn es den Ereignissen andeutungsweise gerecht wird, freut es mich sehr.

    Also ich finde auch, dass dir die Schilderungen des Unglücks sehr gut gelungen sind, du zeichnest ein ganz albtraumhaftes und verstörendes Bild.



    Mittlerweile wird ganz deutlich, wie sehr sich Aimery mit Schuldgefühlen plagt, („Ein Totmacher bist du, ein Fluch aus Fleisch“), die Mutter, Helewise und Agnes ins Unglück gestürzt zu haben. Doch er gefällt sich ja auch in der Rolle des sündigen Außenseiters, über den alle Tuscheln. Mit unbedachten Äußerungen wie „Ich habe vor siebzehn Jahren meine Frau getötet“ besiegelt er sein Schicksal nur noch mehr. Anscheinend fühlt er sich indirekt schuldig am Tod seiner Frau, auch wenn er sie nicht selbst getötet hat. Langsam sollte er aber die Kurve kriegen, sonst nutzt sich das kantige Image des wortkargen Eigenbrödlers ab und zurück bleibt ein ewig selbstmitleidiger Schiffbauer, der sich nicht zu verteidigen weiß und alles mit sich machen lässt. Die dramatischen Geschehnisse am Ende des dritten Teils lassen aber schon darauf schließen, dass sich einiges verändern wird – auch im Verhältnis zwischen Aimery und Dorothy.


    Niedertracht und fanatischer Hass lassen Gilbert zum intriganten Super-Bösewicht mutieren. Seine Rolle ist eher einseitig angelegt, aber als Gegenspieler sorgt er für die nötige Spannung. Hetfends Attacke gegen Aimery fand ich ziemlich überzogen – ich frage mich, ob seine hysterische Reaktion am Ende nicht daher herrührt, dass er selber Neigungen zu dieser „säuischen Sünde“ hegt und diese aber mit aller Macht verdrängen will ;)


    Das große Donnerwetter, nachdem Dorothy entdeckt hat, mit wem ihr Gatte die Nächte verbringt, blieb überraschenderweise aus. Ungewöhnlich schnell wird zur Tagesordnung übergegangen und erst spät findet eine Aussprache zwischen den Eheleuten statt. Ihre Assoziation von einer „bleichen Larve, die unter der Haut verfault und schon stinkt“ fand ich ganz schaurig und hat mir eine richtige Gänsehaut beschert. Symond hat schon so was Dorian-Gray-mäßiges an sich. In der Hinsicht versteh ich aber Dorothys sanfte Nachsicht nicht, statt unbeherrscht auf Isemey einzudreschen, hätte sie lieber mal ihrem Mann eins überziehen sollen. ;)


    Ich bin gespannt wie sich der nächste Teil entwickelt, bisher wusste man aufgrund des Klappentextes in etwa wohin die Reise geht - jetzt fängt ein neuer, unbekannter Abschnitt an.

  • Anscheinend fühlt er sich indirekt schuldig am Tod seiner Frau, auch wenn er sie nicht selbst getötet hat.


    Genau das habe ich auch gedacht, wahrscheinlich denkt er , er hätte es verhindern können bzw. müssen.
    Habe jetzt den 5. Teil beendet und lese jetzt zwischendurch ein anderes Buch, damit ich nicht so weit vorauseile!
    Schreibe morgen noch mal was in Ruhe zu dem 4. und 5 Teil

    Verstehst du, was es heißt, irgendein bescheuertes kleines Musikstück oder eine Band so maßlos zu lieben, dass es wehtut?
    (Almost Famous)

  • Ich muss zugeben, dass der arme Gilbert sich bisher unter den Lesern insgesamt nicht viele Freunde erobern konnte ...


    Mein Busenfreund wird er sicher nicht werden. Aber ich freue mich immer, wenn er imBuch wieder auftaucht. Er ist so gut beschrieben und in seiner Wut und seinem Hass so nachvollziehbar. Ich erwarte zwischen Gilbert und Aimery noch eine große direkte Auseinandersetzung.


    Eine Figur, mit der ich mich nicht so anfreunden kann, ist leider Dorothy. Würde ich sie im realen Leben kennen, könnte ich mit ihr ledig auf sachlich nüchterner Basis umgehen. So lese ich ihren Part auch. Ohne Sympathie , aber auch ohne Antipathie.

  • Also ich finde auch, dass dir die Schilderungen des Unglücks sehr gut gelungen sind, du zeichnest ein ganz albtraumhaftes und verstörendes Bild.
    [


    Vielen Dank, Zora. Das macht mir heute den Morgen schoen.
    Ich lese sehr gern, was Du ueber mein Buch schreibst.


    Die Kritik, Gilbert mutiere zum Super-Boesewicht, muss ich mir wohl anziehen. Er war als solcher nicht gemeint (und ich bin sehr erleichtert, dass Karthause die Stimme erhebt und ihn nachvollziehbar findet), aber aus den bisherigen Leserreaktionen, aus denen so gut wie keine Sympathie, kaum Mitleid und auch kaum Verstaendnis spricht, muss ich schliessen, dass ich das Ziel, ihn in seinen Motiven verstaendlich zu gestalten, nicht erreicht habe (und auch wenn das natuerlich wehtut, kommt es im richtigen Augenblick, da ich gerade an einer nicht ganz unaehnlichen Figur arbeite. Ich werde Euch also weiterhin so scharf wie moeglich zuhoeren), dass ich da mehr oder anderes haette geben muessen.
    Mir selbst hat beim Wiederlesen uebrigens am wenigsten gefallen, dass ich den Hetfend so einseitig gestaltet habe. (Sowas zuzugeben, ist vermutlich nicht so besonders schlau, aber ...) Es ist eine Nebenfigur, so sehr viel Platz durfte er nicht einnehmen, aber er waere wichtig genug gewesen, ihn differenzierter zu zeichnen. Da hilft nun nichts mehr, nur: Merken fuers naechste Mal.


    Wie gesagt, Karthause, Dir herzlichen Dank fuer Deine Stimme fuer meinen Gilbert. Ich gebe zu, ich mochte ihn ganz gern.


    Freue mich, dass es hier weitergeht und bin schon gespannt auf Eure Eindruecke von den naechsten Teilen.


    Alles Liebe von Charlie

    "Der soll was anderes kaufen. Kann der nicht Paris kaufen? Ach nee, in Paris regnet's ja jetzt auch." Ararat - "Und sie werden nicht vergessen sein" Knaur, 1. März 2016
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  • Die Kritik, Gilbert mutiere zum Super-Boesewicht, muss ich mir wohl anziehen. Er war als solcher nicht gemeint (und ich bin sehr erleichtert, dass Karthause die Stimme erhebt und ihn nachvollziehbar findet), aber aus den bisherigen Leserreaktionen, aus denen so gut wie keine Sympathie, kaum Mitleid und auch kaum Verstaendnis spricht, muss ich schliessen, dass ich das Ziel, ihn in seinen Motiven verstaendlich zu gestalten, nicht erreicht habe.

    Ich bin gerade an der Stelle im dritten Teil, als Gilbert Clement und Agnes zusammen sieht. Und ich muß sagen,


    Ich finde das sehr verständlich, obwohl ich natürlich seine Methoden nicht gut heiße! [-(


    Lieben Gruß, Frauke :study:

    Ich :study: gerade:
    "Das Lied von Eis und Feuer 4 - Die Saat des goldenen Löwen" von George R.R. Martin (Kindle)




  • Also ich finde auch, dass dir die Schilderungen des Unglücks sehr gut gelungen sind, du zeichnest ein ganz albtraumhaftes und verstörendes Bild.

    Wow! Habe dieses grauenhafte Inferno gerade hinter mir! :shock:
    Es hat mich absolut gefesselt, zum Teil haben sich mir echt die Nackenhaare aufgestellt! :pale:
    Überwältigend, Charlie, Hut ab! :applause:


    Gruß, Frauke

    Ich :study: gerade:
    "Das Lied von Eis und Feuer 4 - Die Saat des goldenen Löwen" von George R.R. Martin (Kindle)




  • Genau das, was Du in Deinem Spoiler schreibst, wollte ich ihm mitgeben - er ist auch ein Weggestossener, Alleingelassener, unsaeglich Enttaeuschter.
    Vielleicht haette ich da staerker, deutlicher zeichnen muessen.


    Vielen Dank fuer Deine netten Worte - freue mich sehr!
    Ich hatte hier tagelang Feuerwehrleute interviewt und Brandberichte gelesen, in meinem Kopf brannte es schon, aber bis ich mich endlich getraut habe, die Szene zu schreiben, hat es noch ewig gedauert.
    Der Schluss war das Schlimmste.


    Alles Liebe von Charlie

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  • Der Schluss war das Schlimmste.

    Besonders wenn man selber Kinder hat, geht einem das einfach durch und durch! :pale:


    Liebe Grüße, Frauke

    Ich :study: gerade:
    "Das Lied von Eis und Feuer 4 - Die Saat des goldenen Löwen" von George R.R. Martin (Kindle)




  • Hetfends Attacke gegen Aimery fand ich ziemlich überzogen – ich frage mich, ob seine hysterische Reaktion am Ende nicht daher herrührt, dass er selber Neigungen zu dieser „säuischen Sünde“ hegt und diese aber mit aller Macht verdrängen will ;)

    Er muss durchaus nicht unbedingt selbst zu dieser "Sünde" tendieren. Ich kenne in meinem Familienkreis einige Männer, die geradezu homophob sind, aber selbst mit Sicherheit keine solchen Neigungen haben. Damals galt Homosexualität als etwas ganz Schreckliches, noch bis in die 60er Jahre des 20.Jahrhunderts war sie unter Männern strafbar (bei Frauen seltsamerweise nicht).







    herzlichen Dank fuer Deine Stimme fuer meinen Gilbert. Ich gebe zu, ich mochte ihn ganz gern.

    Man kann zwar nachvollziehen, dass Gilbert sich Aimery gegenüber benachteiligt fühlt und ihm deshalb nicht wohlgesonnen ist, trotzdem ist er ein äußerst fieser Typ, der sogar Aimerys Leben in Gefahr bringt, indem er ihn als Homosexuellen verleumdet, in einer Zeit, als das lebensgefährlich sein konnte.Dass ich ihn mag, kann ich beim besten Willen nicht behaupten...


    zu Fraukes Spoiler:

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  • "Minuskavalier" - mein Wort des Tages! Koestlich.


    In England zumindest wurden Frauen in das von Queen Victoria abgezeichnete Anti-Homosexuellen-Gesetz auf ihr ausdrueckliches Betreiben NICHT mit aufgenommen, weil Queen Victoria felsenfest davon ueberzeugt war, dass "so etwas" unter Frauen nicht existierte.
    Amuesant, oder?


    Enigma kann ich nur zustimmen: Die Homophobie war zu jener Zeit (wie ja oft in krisenhaften, von wirtschaftlichen Noeten und politischen Unsicherheiten gepraegten Epochen) auf einem sehr traurigen Hoehepunkt, auch wenn es zu echten Strafverfolgungen ueberraschend selten kam. Die offizielle Linie der Kirche berief sich auf Thomas von Aquin, der sich klar zur Suendhaftigkeit der Sodomie und der schlimmen Folgen fuer die Menschheit geaeussert hatte (damit moechte ich bitte KEINE Anti-Thomas-von-Aquin-Diskussion in Gang gesetzt haben. Natuerlich muss man diese Abschnitte des immensen Gesamtwerks - dem nicht nur die Theologie unermessliches zu verdanken hat und das eine Bereicherung darstellt - innerhalb ihrer Zeit und Tradition lesen. Thomas von Aquin als schwarzen Schwulenhasser darzustellen, waere ahistorisch und toericht und liegt beileibe nicht in meiner Absicht!). Vielleicht sprechen wir an spaeterer Stelle ueber dieses Thema noch einmal?


    Wie gesagt, Enigma, Leser, die Gilbert mochten, hab ich bisher kaum gefunden. (Aber ich versichere Euch, er hat auch liebenswerte Seiten ... sein doofer Autor hat die nur nicht so richtig zur Geltung gebracht.)


    Alles Liebe von Charlie

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  • (Aber ich versichere Euch, er hat auch liebenswerte Seiten .


    Er ist eben ein armer, frühkindlich traumatisierter Teufel, dessen Vater offenbar kein Pädagogik-Seminar belegt hatte. ;) Es ist nicht angenehm, wenn einem Kind ständig andere Kinder als leuchtendes Vorbild vorgehalten werden. Heutzutage wäre er vielleicht mit einem Amoklauf an seiner Schule auffällig geworden.

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