Ungekürztes Hörbuch gelesen von Rufus Beck, 4 CDs, 263 Minuten
Klappentext:
Privatdetektiv Kemal Kayankaya versucht gerade, eine Wespe aus seinem Büro zu vertreiben, als es an der Tür klingelt. Herein tritt eine kleine Türkin in Trauerkleidung. Ihr Mann ist vor ein paar Tagen in einem Bordell ermordet worden, und die Polizei kümmert sich nicht gerade eifrig darum, den Mörder zu finden. Ein neuer Fall und dringend gebrauchtes Kleingeld - für Kayankaya.
Das Buch erschien erstmals 1985, war also eins der ersten Bücher, die man als deutsche Regionalkrimis bezeichnet - Detektiv Kayanka lebt und arbeitet wie sein Erschaffer Arjouni in Frankfurt a.M. (jedenfalls 1985 noch).
Ich erinnere mich an die Begeisterung, die vor 25 Jahren ein spannender deutscher Krimi auslöste, der sich an amerikanischen Detektivromanen orientierte. Tatsächlich entspricht Kayankaya dem Bild des amerikanischen Privatdetektivs: In einem einsamen Büro hausend, selten eingedeckt mit lukrativen Fällen, nicht immer im Einklang mit dem Gesetz, aber schnell mit Faust und Pistole. Er betrachtet sein Leben, seine Arbeit mit einer ironischen Distanz und nimmt sich selbst nicht übermäßig wichtig.
Was ihn so besonders macht, ist seine türkische Herkunft: Er wuchs als Adoptivsohn eines deutschen Ehepaares auf und wird des öfteren mit dem alltägliche Rassismus konfrontiert, dem er mit einer frechen Schnauze und schlagfertig begegnet.
Achmed Hamul, der Ermordete, führte ein Doppelleben, wie Kayankaya schnell herausfindet. Passend zur Erscheinungszeit des Buches ist Drogenmissbrauch das zentrale Thema. Darüber hinaus geht es um Korruption, Ämtermissbrauch und Seilschaften. Passagenweise prügelt sich Kayankaya durch den Fall (bzw. wird hindurchgeprügelt). Ein amüsanter, spannender Krimi, der, auch wenn man diesen Typ des Detektivs schon kennt, nicht verbraucht oder kopiert wirkt.
Irgendwo habe ich gelesen, dass Rufus Beck zu den bestern Vorlesern von Hörbüchern in Deutschland gehört, was ich, auch wenn ich noch ein Hörbuch-Neuling bin, unterschreiben kann. Während des Hörens fühlt man sich wie in einem Film (bei Bildstörung). Beck spricht tatsächlich mit mehreren Stimmen. Es ist nicht so, dass er seine Stimme bei Dialogen je nach Person verstellt, was unecht oder gekünstelt wirken würde. Mal ahmt er einen Dialekt nach, mal redet er schneller, dann wieder mit langgezogenen Silben; sogar Szenen, in denen drei, vier Personen miteinander sprechen, kann man mühelos folgen, auch ohne das die sprechende Person im einzelnen benannt wird.
Marie