Klappentext:
Geld verdienen kann man mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten. Zum Beispiel, indem einer seinem Bedürfnis nach distanzierter Betrachtung der Welt folgt, als Probeläufer für Luxusschuhe. Er durchstreift die Stadt mit englischem Schuhwerk, trifft dabei zwangsläufig auf eine seiner offenbar zahlreichen früheren Freundinnen, verfaßt Gutachten, für die er 200 Mark bekommt. Doch das Arrangement bröckelt. Seine letzte Freundin, Lisa, verläßt ihn, weil sie seine Weigerung, an der Welt mehr als nur flaneurhaften Anteil zu nehmen, nicht mehr erträgt. Und als das englische Schuhhonorar auf 50 Mark herabgesetzt wird, ist Not am Mann.
Ein namenloser Ich-Erzähler geht durch die Straßen. Er macht sich Gedanken zu merkwürdigen Beobachtungen, er fühlt sich weder unter anderen Menschen, noch in seinem eigenen Leben daheim, er seziert jede kleine Begebenheit, jede noch so unbedeutende Begegnung im Hinblick auf seine eigene Befindlichkeit.
Ich würde den Protagonist nicht mit dem neudeutschen Wort "Loser" charakterisieren. Das Wort klingt nach schicksalhafter Depression, nach unverschuldetem Abstieg. Nein, der Mann ist einfach ein Faulenzer. Ein hochintelligenter, ein Wort- und Ideenschöpfer, ein Möchtegern-Philosoph, ein Voyeur, der sich bei den banalsten Alltäglichkeiten aufhält und sie zum Mittelpunkt seines Denkens macht. - Wer kommt schon auf die haarsträubende Idee, seiner Schwermut einen Vornamen zu geben? - Gertrud nennt er sie.
Handlung des Buches? Keine.
Das könnte natürlich ins Auge gehen, sprich: den Leser langweilen, nerven (würde ich sogar verstehen). Aber mir gefiel das pausenlose Selbstgespräch mit ständigem ironischem Blick auf all das, was den Leuten so wichtig und bedeutsam scheint (Liebe, Beruf, Arbeit, Feiern). Oder so unwichtig, dass sie keinen Gedanken an ihr Tun verschwenden (Wäsche aufhängen, Sex haben, Apfel essen). Unter den Blicken des Schuhtesters bekommt dies alles eine zusätzliche Dimension. "Guter Gott, wie mir dieser Zwang zum bedeutungsvollen Sehen auf die Nerven geht. Beinahe kann ich mir zuhören, wie ich mich selbst ermahne: Ein Kahn ist ein Kahn und sonst nichts. Kurz darauf ... "(S. 158 ) gehts natürlich mit dem beudetungsvollen Sehen weiter.
Lesenswert. Ironisch-witzig. Originell.
Marie