Wow! Bei dem Kapitel über "mehrere Liebesgeschichten" war ich erst enttäuscht, dass Kurt Tucholsky so kurz kommt und eigentlich nur am Rande erwähnt wird, und dann kommt er aber umso dicker. Ich habe mir sofort die "Politischen Briefe" geholt und diesen Brief vom 15.12.1935 gelesen und muß sagen, ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.
Ich meine, er spiegelt ja schon Tucholskys generelle Einstellung wider, die er immer wieder kund tat. - Nämlich "Es geht mich nichts mehr an", aber deshalb (als Jude) den Juden Mitschuld an ihrem Schicksal zu geben, finde ich dann doch etwas weit hergeholt und erschreckend. Ich kann diese Zeilen - wie auch MRR - nur darauf zurückführen, dass Tucholsky zu dem Zeitpunkt seelisch und körperlich schwer krank war. Und sich ja auch wenige Tage danach (am 21.12.) das Leben genommen hat.
Sehr hochgelobt dagegen wird Thomas Mann, den ich zwar als Auto sehr schätze ("Die Buddenbrooks" fand ich großartig), was man aber über ihn als Mensch so liest, war er wohl kein sehr angenehmer Zeitgenosse. Reich-Ranicki sieht das offensichtlich anders.