Leo Tolstoi - Anna Karenina (ab 20.04.2009)

  • Wer ist denn eigentlich der Übersetzer bei euren Ausgaben? Bei mir ist es Hermann Röhl. Ich denke, er macht seine Aufgabe ganz gut. :wink: Hattet ihr auf eurem Vorsatzblatt auch dieses Zitat:


    Ich such und such und such - in meiner Ausgabe steht kein Übersetzer :scratch: Da steht bloß herausgegeben von Gisela Drohla, aber das ist ja was anderes. Hinten im Buch steht dann noch, dass der Text meiner Ausgabe dem Inseltaschenbuch Nr. Soundso folgt - vielleicht steht da der Übersetzer drin? :scratch:
    Das Zitat gibt es in meiner Ausgabe auch nicht.

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Da steht bloß herausgegeben von Gisela Drohla, aber das ist ja was anderes. Hinten im Buch steht dann noch, dass der Text meiner Ausgabe dem Inseltaschenbuch Nr. Soundso folgt - vielleicht steht da der Übersetzer drin?

    Das steht bei mir auch und das Zitat, das gaensebluemche hat, habe ich auch nicht. Komisch! Sowas muss doch gleich sein! :-s

  • Wer ist denn eigentlich der Übersetzer bei euren Ausgaben?


    Die dtv-Ausgabe wurde von Fred Ottow übersetzt.


    Zitat

    Die Rache ist mein, ich will vergelten.


    Habe ich auch vorne stehen. Ich bin auch schon gespannt, wer diese Aussage trifft.


    Zitat

    Das gibt es bei meiner Ausgabe leider nicht. Vielleicht kannst du dann ja ab und zu mal ein paar nützliche Informationen einstreuen. :wink:


    Mache ich gerne. Manche Sachen sind in den Anmerkungen erläutert, einfach fragen.


    Ich finde Stepan gegenüber seinen Freund Lewin sehr nett. Er bemerkt Lewins Unruhe als dieser in die Behörde kam und Stepan mit seinen Mitarbeitern dort stehen sieht und versucht ihm darüber hinweg zu helfen. Besonders amüsiert hat mich Lewins Verhalten als er die Fingernägel des einen Mitarbeiters sah und er es später beim Essen mit Stepan im Restaurant anspricht. Tolstoi bringt dort den Unterschied zwischen der Landbevölkerung und der Elite zum Ausdruck. Denn für Lewin sind die Hände zum Arbeiten da.

    Zitat

    Kapitel 10
    "Zu diesem Zweck schneiden wir uns die Nägel, krempeln zu weilen die Ärmel auf. Hier lässt man sich die Nägel wachsen, so lang, wie das überhaupt nur möglich ist, und trägt Manschettenknöpfe, groß wie Frühstücksteller, damit die Hände zu jeder Arbeit unbrauchbar werden."


    Ihm ist ja auch die Arbeit in der Semstwo zu viel, da nach seiner Ansicht nur beratschlagt wird und Posten sich zu geschoben werden.
    In den Anmerkungen steht eine Erläuterung zur Semstwo:

    Zitat

    Sie wurde 1864 in Russland eingeführt als ständische Selbstverwaltung und bestand aus Vertretern von Großgrundbesitzern, der Stadtbevölkerung und Bauern mit Verordnungs- und Besteuerungsrecht. Sie reformierten das Bildungs-, Gesundheits- und Verkehrswesen, Wohlfahrtspflege und Armenfürsorge.


    Sehr schön fand ich die Szene auf der Eislaufbahn als Lewin Stepans Schwägerin Kitty wieder sah. Er war direkt verlegen und wusste gar nicht wie er mit ihr umgehen sollte und wie er sich selbst wieder runterzieht, denn er stellt Kitty auf ein Podest.

    Zitat

    Kapitel 6:
    "Die entzückende und geheimnisvolle Kitty konnte einen so hässlichen Menschen - für den er sich hielt -, ein so gewöhnliches Subjekt, das sich durch gar nichts hervortrat, natürlich nicht lieben."


    Dies kann ihm auch Stepan nicht ausreden.

    Zitat

    Kapitel 11
    "Du willst sogar, daß die Bestätigung jedes einzeln Menschen immer einem gewissen Ziel dienen soll, daß Leben und Eheleben beständig im Einklang miteinander stehen sollen, und auch das gibt es nicht; denn der Reiz, der Reichtum, die ganze Schönheit des Lebens entstehen aus dem Gegensatz von Licht und Schatten."

    Ich denke damit beschreibt er Lewin ganz gut.
    Wenn ich so an die Szene auf der Eislaufbahn nachdenke, wo er einen plumpen Annäherungsversuch gestartet hat und Kitty davonlief und dann mit ihrer Mutter verschwand.
    Glaube ich, dass er mit Schwierigkeiten


    Denn Kittys Mutter


    Ich bin schon gespannt wie die Liebesgeschichte von Lewin und Kitty weitergeht, denn auch die Ansicht der Eheanbahnung wandelt sich.

    Zitat

    Kapitel 12:
    "Heutzutage werden Ehen nicht mehr so geschlossen wie zu früheren Zeiten."


    Ich gehe mal wieder :study:


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Lewin und Kitty... das scheint eine sehr schöne, aber vielleicht auch tragische Geschichte zu werden, denke ich.
    Wie Tolstoi Lewins Gefühle beschreibt, finde ich richtig schön, wenn auch ein bisschen verkitscht. ;) Passt aber zum Buch und stört mich nicht.

    Sehr schön fand ich die Szene auf der Eislaufbahn als Lewin Stepans Schwägerin Kitty wieder sah. Er war direkt verlegen und wusste gar nicht wie er mit ihr umgehen sollte und wie er sich selbst wieder runterzieht, denn er stellt Kitty auf ein Podest.

    Mir hat in dem Zusammenhang besonders die Beschreibung davon gefallen, wie er sie sofort entdeckt:

    Zitat

    Weder an ihrer Kleidung noch an ihrer Haltung war etwas Auffallendes, aber für Lewin war es ebenso leicht, sie in diesem Menschenschwarm zu erkennen wie einen Rosenstrauch unter Nesseln. (S. 47)

    Ich denke auch, dass es mit dem Antrag schwierig werden wird - noch ist auch schwer abzusehen, ob er sie überhaupt fragen wird, finde ich, denn gerade durch das Verhalten der Mutter, aber auch durch die indirekte Abfuhr von Kitty ist Lewin natürlich verunsichert.

    Besonders amüsiert hat mich Lewins Verhalten als er die Fingernägel des einen Mitarbeiters sah und er es später beim Essen mit Stepan im Restaurant anspricht.

    Da wird wirklich der Unterschied deutlich. Deswegen wird er auch solche Schwierigkeiten mit Kittys Mutter haben. Sicher möchte diese nicht, dass ihre Tochter aufs Land geht und ein "einfaches" Leben führt.
    Jetzt, wo man immer mit dem Unterschied zwischen Lewin und Stepan konfrontiert wird, wird mir Stepan suspekter. Er geht mit Lewin in das Restaurant, in dem er die meisten Schulden hat, er hat also überall welche. Er bestellt möglichst teure Speisen und gibt sich selbstbewusst als Mann von Welt. Lewin ist das genaue Gegenteil und sagt ja auch, er würde am liebsten Kohlsuppe und Grützwurst essen (S.55), was es dort natürlich nicht gibt. ;)
    Zumindest benimmt Stepan sich Lewin gegenüber sehr nett, er scheint ihn wirklich zu mögen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass er Lewins offenbar tiefe Gefühle für Kitty nachvollziehen kann.

  • Wer ist denn eigentlich der Übersetzer bei euren Ausgaben?


    Meine Ausgabe wurde ebenfalls von Fred Ottow übersetzt und das kleine Zitat ist zu Beginn des Buches auch zu finden. :)


    Viele meiner Eindrücke überschneiden sich mit euren. Auch ich fand das erste Zusammentreffen zwischen Kitty und Lewin auf der Eislaufbahn sehr schön beschrieben und dieses jungenhafte Auftreten Lewins, macht auf mich einen sympathischen Eindruck. Auch finde ich es schön, dass er seine Schüchternheit stellenweise bezwingen kann und trotz seiner vielen Zweifel ein Gespräch mit ihr wagt.
    Ich denke aber auch, dass diese Geschichte noch einiges an Dramatik zu bieten haben könnte.


    Vor allem,


    Kapitel 11
    "Du willst sogar, daß die Bestätigung jedes einzeln Menschen immer einem gewissen Ziel dienen soll, daß Leben und Eheleben beständig im Einklang miteinander stehen sollen, und auch das gibt es nicht; denn der Reiz, der Reichtum, die ganze Schönheit des Lebens entstehen aus dem Gegensatz von Licht und Schatten."


    Diese Passage beschreibt Lewin wirklich sehr gut. Ich finde ihn außerordentlich sympathisch und hoffe, dass er seinen Weg finden wird.


    Auch, dass er seinen leiblichen Bruder, dessen Leben augenscheinlich aus den Fugen geraten ist, unbedingt besuchen möchte, spricht für ihn. Gerade weil sein Stiefbruder ihn davon abhalten möchte und er dennoch an seinem Vorhaben festhält. Er mag schüchtern sein und dennoch blitzt hier kurzzeitig ein kleiner Funke von Entschlossenheit auf. Besonders schön finde ich in diesem Zusammenhang diese Aussage:

    Zitat

    "Kann sein, dass es unmöglich ist ihm zu helfen, doch ich fühle, und besonders in diesem Augenblick - aber das steht auf einem andern Blatt -, ich fühle, dass ich sonst keine Ruhe finden würde."


    Von Stepan war ich während des Essens mit Lewin recht überrascht. Er wirkte tatsächlich sehr nett und beinahe einfühlsam seinem Freund gegenüber. Zwar scheinen die beiden oftmals aneinander vorbei zu reden, dennoch scheint Stepan wirklich bemüht zu sein, sich seinem Freund anzunehmen.
    Vor allem erfahren wir in diesem Abschnitt,


    Jetzt, wo man immer mit dem Unterschied zwischen Lewin und Stepan konfrontiert wird, wird mir Stepan suspekter. Er geht mit Lewin in das Restaurant, in dem er die meisten Schulden hat, er hat also überall welche. Er bestellt möglichst teure Speisen und gibt sich selbstbewusst als Mann von Welt.


    Genau dieser Umstand hat ihm, bei mir, auch wieder Minuspunkte eingebracht. Stepan scheint sich wirklich keinerlei Gedanken über seine Handlungsweisen zu machen!


    Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Entwicklungen und hätte gar nicht gedacht, dass mir "Anna Karenina" so gut gefällt! :D

    :study:
    Monika Felten ~ "Die Nebelsängerin"
    Leo Tolstoi ~ "Anna Karenina"


    ~~"Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer."~~ (Konfuzius)

    2 Mal editiert, zuletzt von Sonsee ()

  • So, ich bin ein Stückchen weitergekommen. :) Es macht wirklich Spaß. Ich hätte, genau wie du, Sonsee, nicht gedacht, dass mir das Buch so sehr gefallen würde. Und mit euch macht das Lesen wirklich Spaß! :friends:


    Das Treffen von Stepan und Lewin geht bereits dem Ende entgegen, als wirklich sehr deutlich wird, wie unterschiedlich die beiden sind, weil Stepan nun seinerseits Lewin um Rat fragt, nämlich darüber, was er machen würde, wenn er verheiratet wäre und sich in eine andere Frau verliebe. Darüber ist Lewin dann sehr empört und kann sich das gar nicht vorstellen... hier prallen wirklich Welten aufeinander, Stadt und Land, Liebeleien und Liebe... und Stepan sinkt in meinen Augen, weil er ganz offensichtlich die Sache sehr leicht nimmt, als sei das eine Sache, die jedem mal so nebenbei passieren kann. :roll: Daran zeigt sich auch, dass Stepan das große Drama mit seiner Frau wohl nur gespielt hat, echte Gefühle scheint er nicht zu haben. Am Anfang hatte ich ihn wirklich anders eingeschätzt. Ich habe mich wirklich von ihm blenden lassen.


    Die Situation mit Kitty und Lewin ist dann wirklich unangenehm. Und ich muss sagen, dass mir die Beschreibung der Szene sehr gefallen hat. Tolstoi zeigt das Unbehagen der beiden sehr gut, wobei auch Kitty wirklich sehr liebenswert erscheint - zumindest mir. Sie ist selbst hin- und hergerissen und einfach sehr jung und unerfahren. Wronskij reizt sie natürlich und es fällt ihr leicht, sich ein Leben an seiner Seite vorzustellen, aber Lewin gibt ihr ein Gefühl von Geborgenheit und irgendwas empfindet sie ja auch für ihn. Vielleicht deute ich es auch falsch, aber es scheint mir, als hätte sie Gefühle für Lewin, doch sie weiß, dass sie eine "bessere Partie" machen kann. Ihre Mutter wird ihr da ja einiges zu gesagt haben...
    Und Lewin geht es auch nicht gerade gut an. Vor lauter Aufregung stottert er herum und bringt kein Wort heraus, bis er dann mit dem Satz quasi ins Haus fällt:

    Zitat

    "Ich wollte sagen... ich wollte sagen... Ich bin gekommen, um... um... Werden Sie meine Frau!" (S. 76)

    In der Gesellschaft der anderen, in der Lewin sich später befindet, kommt er aber gut mit. Er ist überhaupt nicht der typische Mann vom Land, er hat Ahnung und die anderen hören ihm auch zu und nehmen ihn ernst - von Kittys Freundin vielleicht mal abgesehen. ;)
    Bei Wronskij habe ich auch gehofft, dass ich ihn nicht mögen würde, aber auch mir erscheint er zunächst sehr nett. Das denkt ja auch Lewin - und die Fürstin ist ja auch dieser Ansicht. Genau wie es bei Stepan war, gerate ich aber auch bei Wronskij schnell wieder ins Schwanken, denn als der Fürst später seiner Frau sagt, Wronskij erscheine ihm unehrlich, da war ich fast so erstaunt wie sie. Tolstoi stellt einem offenbar die Figuren immer erst so vor, wie die anderen Charaktere sie sehen, und man braucht dann eine Weile, um sich ein eigenes Bild zu machen. Mal sehen, wie das weitergeht.


    Von dem, was gesagt wird, scheint die Situation mit Darja und Stepan aber doch ernster zu sein, da das Fürstenehepaar an einer Stelle meint, es müsse sich eingestehen, bei Darja einen Fehler gemacht zu haben.
    Etwas Mitleid habe ich sogar mit Kittys Mutter, denn sie liebt ihr Kind wirklich und will nur das Beste für sie. Doch durch die gesellschaftlichen Veränderungen ist sie unsicher, welchen Einfluss sie auf die Wahl ihrer Tochter nehmen soll. Somit ist das Ganze wirklich eine komplizierte Situation. Für alle Beteiligten.
    Ob Kitty sich am Ende doch für Lewin entscheidet? Und ob er sie dann noch will? ;)

  • Zumindest benimmt Stepan sich Lewin gegenüber sehr nett, er scheint ihn wirklich zu mögen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass er Lewins offenbar tiefe Gefühle für Kitty nachvollziehen kann.


    Den Eindruck habe ich auch. Irgendwie macht sich Stepan ja eh nie tief schürfende Gedanken. Dies haben wir ja schon zu Beginn erfahren, dass er immer die Meinung der Mehrheit vertritt und seine Meinung jederzeit ändert, wenn es ihm gerade zu pass kommt.

    Jetzt, wo man immer mit dem Unterschied zwischen Lewin und Stepan konfrontiert wird, wird mir Stepan suspekter. Er geht mit Lewin in das Restaurant, in dem er die meisten Schulden hat, er hat also überall welche. Er bestellt möglichst teure Speisen und gibt sich selbstbewusst als Mann von Welt. Lewin ist das genaue Gegenteil und sagt ja auch, er würde am liebsten Kohlsuppe und Grützwurst essen (S.55), was es dort natürlich nicht gibt


    War es nicht so, dass sogar Lewin bezahlt hat? Habe so etwas in Erinnerung.

    Die Situation mit Kitty und Lewin ist dann wirklich unangenehm. Und ich muss sagen, dass mir die Beschreibung der Szene sehr gefallen hat. Tolstoi zeigt das Unbehagen der beiden sehr gut, wobei auch Kitty wirklich sehr liebenswert erscheint - zumindest mir. Sie ist selbst hin- und hergerissen und einfach sehr jung und unerfahren. Wronskij reizt sie natürlich und es fällt ihr leicht, sich ein Leben an seiner Seite vorzustellen, aber Lewin gibt ihr ein Gefühl von Geborgenheit und irgendwas empfindet sie ja auch für ihn. Vielleicht deute ich es auch falsch, aber es scheint mir, als hätte sie Gefühle für Lewin, doch sie weiß, dass sie eine "bessere Partie" machen kann. Ihre Mutter wird ihr da ja einiges zu gesagt haben...


    Ich habe richtig mit den beiden gefühlt. So wohl Lewins Angst vor dem eigentlichen Antrag und auch Kittys Unbehagen, als sie vom Diener erfährt, dass Lewin erschienen ist und sie noch mit ihm allein im Salon sein wird. Einerseits scheint sie Gefühle für ihn zu haben, andererseits hat sie Angst unter Wert verheiratet zu werden. Ich denke die Position ihrer Mutter, zu Lewin und Wronskij, spielt dabei eine große Rolle.


    Ich werde noch ein bisschen weiterlesen und dann morgen mich wieder zu Wort melden. Es macht mir richtig viel Freude, dieses Buch zu lesen und dann noch mit Euch! :friends:


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

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    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • War es nicht so, dass sogar Lewin bezahlt hat?

    Doch, das stimmt. Stepan verlässt den Raum um sich mit einigen der Angestellten zu unterhalten und Lewin bleibt mit der Rechnung zurück. Dabei nutzt Stepan es aus, dass seine Freund so aufgewühlt ist, denn trotz des hohen Betrages kümmert es Lewin in dem Moment nicht - ihm geht zu viel Anderes durch den Kopf.

  • Macht ihr euch beim Lesen eigentlich auch Notizen? Ich schreibe mir immer ein paar Stichwörter zu jedem Absatz auf, damit ich dann ordentlich mit euch diskutieren kann. :wink:


    Ich finde es übrigens sehr komisch, dass bei manchen von euch das Zitat am Anfang fehlt. :scratch: Aber ihr kennt es ja jetzt auch.


    Besonders amüsiert hat mich Lewins Verhalten als er die Fingernägel des einen Mitarbeiters sah und er es später beim Essen mit Stepan im Restaurant anspricht.


    Mich hat die Szene in dem Restaurant insgesamt sehr amüsiert. Ljewin muss das ja alles sehr übertrieben vorgekommen sein und ich denke, er hat das Geschehen etwas mitleidig belächelt. Dass Oblonski ihn die Rechnung hat bezahlen lassen, ist natürlich sehr dreist und lässt mich meine Meinung über ihn auch etwas überdenken. Bisher ist mir Ljewin als sein engster Freund vorgekommen, aber Oblonski scheint das nicht so zu sehen.


    Zu Absatz 11: Interessant fand ich es hier auch zu erfahren, dass Kitty noch einen zweiten Verehrer hat. Ich bin sehr gespannt, wie sich ihre Beziehung zu Ljewin und Wronski entwickeln wird. Mein Klappentext verrät auch etwas über die Rolle von Anna, die an dem Ganzen später nicht ganz unbeteiligt sein wird...


    Vielleicht deute ich es auch falsch, aber es scheint mir, als hätte sie Gefühle für Lewin, doch sie weiß, dass sie eine "bessere Partie" machen kann.


    Kitty hat sich zwar über den Antrag gefreut, aber ihr ist bewusst, dass sie wirklich "eine bessere Partie machen kann", wie du es sagst, Strandläuferin. Ihre Mutter wird ihr die Sache mit Ljewin sicher ausgeredet haben, aber ich hatte den Eindruck, dass sie sowieso nicht mehr als freundschaftliche Gefühle für ihn entwickelt hat. Das hat sich schon beim Eislaufen angedeutet, als sie schnell auf eine andere Freundin aufmerksam gemacht hat, als Ljewin sie versehentlich darauf hingewiesen hat, dass sie ihm etwas bedeuten könnte.


    Übrigens erinnert mich Kittys Mutter schwer an meine Mutter, die auch schon mal sehr vehement versucht hat, mir einen Freund auszureden. :wink:


    In Absatz 14, als Wronski vorgestellt wird, hatte ich zunächst auch einen positiven Eindruck von ihm, aber in


    Absatz 16 wird schnell deutlich, dass Lewin eigentlich gar nicht die Absicht hat, Kitty zu heiraten. Es bereitet ihm einfach "Freude" zu sehen, dass sie etwas für ihn empfindet und er spielt ein bisschen mit ihr. Mh, nicht gerade die feine englische Art.


    In Absatz 17 konnte ich kaum fassen,


    In Absatz 18 lernen wir dann auch Anna kennen.


    Überrascht war ich über folgendes Zitat:



    Zitat

    Dann verließ sie das Abteil mit dem raschen Gange, der ihren ziemlich vollen Körper mit so erstaunlicher Leichtigkeit trug.


    SO habe ich mir Anna irgendwie nicht vorgestellt. :-?


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Kapitel 1 - 5


    Nun habe ich es endlich zu dem Buch geschafft. "Madame Bovary" hat mich doch noch ein paar Tage länger gefesselt. Mein erster Eindruck von "Anna Karenina" ist dementsprechend auch noch von dem Übergang von einem Werk zum anderen geprägt. Was mich sehr überrascht hat, manche haben es auch schon geschrieben, ist der rasante Einstieg in die Geschichte. Gerade weil es bei "Madame Bovary" einen sehr gemächlichen, und eher an eine Rahmenerzählung erinnernden, Einstieg in die eigentliche Geschichte gibt, fand ich dieses "Mitten-im-Geschehen-Sein" sehr angenehm.


    Auch ich schwanke in meiner Meinung, was ich von Stepan halten soll, noch hin und her. Mir ist beim Lesen ebenfalls sein Wankelmut aufgefallen. Die Textstelle


    Zitat

    Stepan Arkadjewitsch wählte seine Richtung und seine Ansichten nicht, sondern diese Richtung und diese Ansichten kamen von selbst zu ihm [...]


    hatte ich mir markiert, weil sie mir so typisch für sein Verhalten erscheint. Amüsiert hat mich die Begründung, warum er u.a. eher liberaler Gesinnung ist.


    Zitat

    Die liberale Partei behauptete, die Ehe sei eine überlebte Einrichtung und müsse unbedingt reformiert werden, und in der Tat bereitete das Familienleben Stepan Arkadjewitsch nur sehr wenig Freude und zwang ihn zu Lüge und Verstellung, was seiner Natur im höchsten Grade zuwider war.


    Ich bin nun sehr gespannt, wie meine Meinung sich weiterentwicklen wird. Ich entdecke sehr liebenswerte Züge und dann aber auch Züge, die ich nicht sonderlich mag. Generell gefällt mir der Schreibstil sehr gut. Es liest sich alles leicht und flüssig. Die Namen sind anfangs ungewohnt, aber ich werde mich daran gewöhnen.


  • Genau dieser Umstand hat ihm, bei mir, auch wieder Minuspunkte eingebracht. Stepan scheint sich wirklich keinerlei Gedanken über seine Handlungsweisen zu machen!


    Dem schließe ich mich an, und es deckt sich ja auch mit meiner ersten Einschätzung. Stepan ist in einigen Punkten offenbar nie erwachsen geworden, er macht sich keine Gedanken um die Konsequenzen seiner Handlungen, bereut sie aber auch nicht und lernt auch nichts aus Fehlern. Stattdessen ist es ihm einfach nur unangenehm, weil er sich plötzlich in einer blöden Situation befindet und Leute möglicherweise auf ihn böse sind.

    Das Treffen von Stepan und Lewin geht bereits dem Ende entgegen, als wirklich sehr deutlich wird, wie unterschiedlich die beiden sind, weil Stepan nun seinerseits Lewin um Rat fragt, nämlich darüber, was er machen würde, wenn er verheiratet wäre und sich in eine andere Frau verliebe. Darüber ist Lewin dann sehr empört und kann sich das gar nicht vorstellen... hier prallen wirklich Welten aufeinander, Stadt und Land, Liebeleien und Liebe... und Stepan sinkt in meinen Augen, weil er ganz offensichtlich die Sache sehr leicht nimmt, als sei das eine Sache, die jedem mal so nebenbei passieren kann. :roll: Daran zeigt sich auch, dass Stepan das große Drama mit seiner Frau wohl nur gespielt hat, echte Gefühle scheint er nicht zu haben. Am Anfang hatte ich ihn wirklich anders eingeschätzt. Ich habe mich wirklich von ihm blenden lassen.


    Im Zusammenhang mit Stepans Charakter wird gerade in der Gegenüberstellung mit Lewin deutlich, dass er sich tatsächlich nur äußerst geringfügig mit moralischen Bedenken belastet, während Lewin von tiefstem Moralgefühl erfüllt ist. Während Stepan die Sache eben sehr leicht nimmt, ist Lewin zutiefst entsetzt und lässt sich zu einem – meiner Meinung nach – doch sehr überzogenen Werturteil hinreißen, als er „gefallene Frauen“ als „Geschmeiß“ bezeichnet, vor dem er sich geradezu ekelt. Ich denke, dass hier auch der Ton vorgegeben wird für die späteren Ereignisse und dass in dem Gegensatz Lewin – Stepan sich bereits einer der Grundkonflikte auf moralischer Ebene widerspiegelt.

    Bei Wronskij habe ich auch gehofft, dass ich ihn nicht mögen würde, aber auch mir erscheint er zunächst sehr nett. Das denkt ja auch Lewin - und die Fürstin ist ja auch dieser Ansicht. Genau wie es bei Stepan war, gerate ich aber auch bei Wronskij schnell wieder ins Schwanken, denn als der Fürst später seiner Frau sagt, Wronskij erscheine ihm unehrlich, da war ich fast so erstaunt wie sie. Tolstoi stellt einem offenbar die Figuren immer erst so vor, wie die anderen Charaktere sie sehen, und man braucht dann eine Weile, um sich ein eigenes Bild zu machen. Mal sehen, wie das weitergeht.


    Auch ich wollte Wronskij eigentlich nicht mögen und fand ihn dann aber zunächst sehr sympathisch – was aber direkt gekippt ist, als der Fürst den Raum betritt und klar ist, dass er Lewin viel lieber mag. Später wird das ja auch noch deutlich, dass Wronskij zumindest kein Mann mit ernsthaften Absichten und insofern wohl eher ungeeignet für eine Ehe mit Kitty ist:

    Zitat

    Er konnte nicht glauben, daß das, was für ihn und besonders für sie ein so großes, schönes Vergnügen war, etwas Schlechtes sein könne. Und noch weniger hätte er glauben können, daß er sie heiraten müsse. (S. 89)


    Gegenüber Lewin hat er aber den Vorteil, dass er so freundlich und ungezwungen wirkt, Lewin ist bei dem Zusammentreffen ja sehr steif und steht sich irgendwie selbst im Weg (was zwar nach seinem gescheiterten Antrag auch erstmal kein Wunder ist, aber er wirkte ja auch vorher schon sehr ernst), besonders deutlich wird das in seinem Verhalten gegenüber Gräfin Northstone:

    Zitat

    „Meine Worte müssen einen großen Eindruck auf Sie machen, da Sie sich so gut daran erinnern“, sagte Lewin, errötete aber sofort, weil ihm einfiel, daß er das schon einmal gesagt hatte. (S. 80)


    Mir macht es auch viel Spaß bisher, das Buch mit euch zu lesen, und ich bin froh, dass ich mich dieser Leserunde angeschlossen habe :D

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)

  • Macht ihr euch beim Lesen eigentlich auch Notizen?

    Ich schreibe mir auch was auf, meistens auf ein Post-It, das ich auf die Seiten klebe.
    Übrigens, da wir zum Teil auch unterschiedliche Schreibweisen der Namen verwenden, unterscheiden sich unsere Fassungen dort offenbar!
    Zu Wronski:

    Es bereitet ihm einfach "Freude" zu sehen, dass sie etwas für ihn empfindet und er spielt ein bisschen mit ihr. Mh, nicht gerade die feine englische Art.

    Das fand ich irgendwie noch gar nicht so unsympathisch, denn es wurde ja deutlich, dass Wronskij das nicht bewusst macht. Er spielt nicht mit Kittys Gefühlen aus böser Absicht heraus, sondern er ist eigentlich sehr naiv und weiß nicht, was sein Verhalten für Konsequenzen haben könnte. Das macht es natürlich insgesamt nicht besser, aber es macht ihn - zumindest für mich - deswegen erstmal nicht unsympathischer. Ich finde es auch sehr interessant, dass Tolstoi hier nicht zwei Klischees gegenüberstellt, der böse, reiche Mann, der nur das Eine von den Mädchen will und keine ernsten Absichten hat... sondern auch Wronskij ist ein Charakter, der ernstzunehmen ist, der eine richtige Persönlichkeit hat.

  • Macht ihr euch beim Lesen eigentlich auch Notizen?


    Ich klebe mir Post-It an die betreffenden Stellen im Buch und schreibe dort eine Anmerkung drauf.
    Ich bin jetzt am Ende des 19. Kapitels angelangt. Der Schreibstil von Tolstoi gefällt mir immer besser. Ich finde, dass Lewin sich ganz gut auf der Abendgesellschaft geschlagen hat, besonders dann, wenn Kittys Freundin ihn provoziert. Aber mit Sicherheit war für ihn der Abend enttäuschend, als er gesehen, wer Kittys Favorit ist. Aber Kittys Vater kann so gar nichts mit

    anfangen, ihm ist Lewin lieber. Dies merkt man auch im Streitgespräch mit seiner Gattin. Kittys Mutter wird mir immer unsympathischer.
    Wronskij ist für mich ein Mensch, dem nichts ernst, denn binden will er sich ja offensichtlich nicht.


    Stepan ist ja auch so ein Fall, dass er nicht nachdenkt, haben wir ja schon vorher festgestellt, was er sich auf dem Bahnhof geleistet hat, fand ich schon allerhand (allein wegen Lewin).
    In diesem Kapitel kam ja nun auch Anna Karenina zum ersten Mal vor.

    Zitat Dann verließ sie das Abteil mit dem raschen Gange, der ihren ziemlich vollen Körper mit so erstaunlicher Leichtigkeit trug. SO habe ich mir Anna irgendwie nicht vorgestellt. :-?


    Ich habe, wenn ich an Anna Karenina denke, immer Sophie Marceau im Kopf, seit dem ich die Literaturverfilmung vor einigen Jahren gesehen habe.
    Die Begegnung zwischen Anna und ihrem Bruder war ja sehr herzlich. Sehr toll fand ich,


    Ich gehe mal wieder :study:


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


    Kein Schiff trägt uns besser in ferne Länder als ein Buch!
    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

    2 Mal editiert, zuletzt von buechereule ()

  • Hallo ihr Lieben,
    ich sehe gerade, dass ich Quatsch gemacht habe... mein letzter Spoiler hätte ein Zitat sein müssen... :roll: Also macht ihn ruhig auf! :loool: Dahinter versteckt sich nämlich die zweite Hälfte meines Beitrags... :-$ ;)


    buechereule: Wie lang geht denn die Verfilmung? Ist ja wahrscheinlich von der Handlung her stark gekürzt, oder?

  • buechereule: Wie lang geht denn die Verfilmung? Ist ja wahrscheinlich von der Handlung her stark gekürzt, oder?


    Der Film geht etwas mehr als 100 Minuten. Wenn ich mich richtig erinnere waren die ersten 15 Kapitel nicht drinnen. Ich glaube lediglich die Szene beim Eislaufen und dann ging es über zur Ankunft von Anna Karenina am Bahnhof. Oh je, dass ist schon so lange her, wo ich den gesehen habe. Jedenfalls habe ich den Film sehr genossen.
    Sophie Marceau spielt die Anna Karenina und jetzt habe ich immer dieses Gesicht im Kopf sobald Anna in dem Buch erwähnt wird.


    Liebe Grüße von der buechereule :winken:

    Liebe Grüße von der buechereule :winken:


    Im Lesesessel


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    (Emily Dickinson)



    2024: 010/03.045 SuB: 4.302

    (P/E/H: 2.267/1.957/78)

  • Übrigens, da wir zum Teil auch unterschiedliche Schreibweisen der Namen verwenden, unterscheiden sich unsere Fassungen dort offenbar!


    Ich denke, es war für die Übersetzer einfach sehr schwer, die Namen richtig zu schreiben. Hattet ihr denn Russisch in der Schule? Es gibt da ein paar Buchstaben, die kann man einfach nicht übersetzen. Deswegen sicherlich auch die verschiedenen Schreibweisen. :wink:



    Da hast du sicher Recht, Lewin und Stepan sind Gegenpole. Wronskij steht für mich im Moment irgendwie dazwischen. Bei dem Unglück am Bahnhof gibt er ja immerhin einen Geldbetrag für die Witwe des Opfers, während Stepan das Unglück in sekundenschnelle wieder vergisst und wieder von etwas anderem redet.


    Aber hier handelt Wronski nur so, um Anna zu beeindrucken. Aus freien Stücken wäre er sicherlich nicht auf die Idee gekommen. Überhaupt bin ich mir bezüglich meiner Meinung über Wronski sehr unsicher.


    In Absatz 19 wird Anna dem Leser als sehr herzliche Person vorgestellt. Verwundert hat mich allerdings, wie sehr sie mit ihrer Schwägerin mitleidet und wie entsetzlich sie es findet, dass diese betrogen wurde, wo sie doch später selbst zur Ehebrecherin werden soll. :wink: Außerdem habe ich mir noch gedacht, dass Oblonski sicher sehr auf seine Schwester eingeredet hat, um sie von seinem angeblichen Schmerz und Bedauern zu überzeugen. So hat er nicht nur Anna dazu gebracht, dies zu denken, sondern diese weist auch später ihre Schwägerin daraufhin, so dass eine Versöhnung eingeleitet werden kann. Auffällig fand ich auch, dass sich Kitty zunächst gar nicht Anna anvertrauen wollte:


    Zitat

    Und bald freute sie der Gedanke daran, wie sie alles aussprechen werde, bald war es ihr kränkend, dass sie über ihre Demütigung mit ihr, seiner Schwester, sprechen und von ihr billige tröstende und ermahnende Redensarten werde anhören müssen.


    Ihr darauf folgender Gefühls- und Wutausbruch ist dafür umso heftiger.


    In den Absätzen 20 und 21 werden wir dann Zeuge einer schnellen Versöhnung von Kitty und Oblonski und es zeigt sich, was für ein familiärer und geselliger Mensch Anna ist (die sich nach der Liebe ihres Sohnes sehnt und eine Gelegenheit sucht, dessen Foto zu betrachten).


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich denke, es war für die Übersetzer einfach sehr schwer, die Namen richtig zu schreiben. Hattet ihr denn Russisch in der Schule? Es gibt da ein paar Buchstaben, die kann man einfach nicht übersetzen. Deswegen sicherlich auch die verschiedenen Schreibweisen.

    Das ist mal interessant zu wissen. Mich hat dieser Unterschied auch schon verwundert.

  • Hattet ihr denn Russisch in der Schule?

    Nein, nur ein Jahr lang als AG. Aber das war nur einmal in der Woche, sodass da nicht wirklich was bei 'rumkam. ;)

    Überhaupt bin ich mir bezüglich meiner Meinung über Wronski sehr unsicher.

    Ja, das geht mir ebenso. Ich habe inzwischen den 24. Abschnitt schon gelesen (poste später noch dazu) und es wird immer schwieriger, ihn einzuschätzen. ;) Mal sehen...

  • Hattet ihr denn Russisch in der Schule?


    Nein, Russisch wird bei uns nur sehr selten in den Schulen angeboten. Deshalb hatte ich anfangs auch so Schwierigkeiten mit den Nachnamen.
    Dass es zu diesem Werk eine Verfilmung gibt, wusste ich gar nicht. Es wäre aber sicher interessant, diese im nachhinein mal anzusehen. :flower:
    Zu Wronskij:

    In Absatz 14, als Wronski vorgestellt wird, hatte ich zunächst auch einen positiven Eindruck von ihm, aber in Absatz 16 wird schnell deutlich, dass Lewin eigentlich gar nicht die Absicht hat, Kitty zu heiraten. Es bereitet ihm einfach "Freude" zu sehen, dass sie etwas für ihn empfindet und er spielt ein bisschen mit ihr. Mh, nicht gerade die feine englische Art.


    Mein erster Eindruck von Wronskij war eigentlich eher neutral. Ich fand ihn nicht sonderlich sympathisch, aber er war mir auch nicht gleich so suspekt wie Stepan.
    Als allerdings angedeutet wird, dass er nur seine "Freude" daran hat Kitty zu umwerben wurde er mir auch schnell unsympathisch. Auch wenn er sie nicht bewusst verletzen will, scheint er auf seine "kurzfristige Erheiterung" größeren Wert zu legen als auf ihre Gefühle. Zudem scheint er nicht einmal den Mut zu besitzen ihr ausdrücklich zu sagen, dass er gar nicht heiraten möchte.


    Ich habe richtig mit den beiden gefühlt. So wohl Lewins Angst vor dem eigentlichen Antrag und auch Kittys Unbehagen, als sie vom Diener erfährt, dass Lewin erschienen ist und sie noch mit ihm allein im Salon sein wird.


    Diese Situation war wirklich toll beschrieben und mir taten beide auf ganz unterschiedliche Art und Weise leid. Trotzdem hat sich Lewin nach diesem Misserfolg anschließend überraschend gut in der kleinen abendlichen Runde behaupten können.


    SO habe ich mir Anna irgendwie nicht vorgestellt.


    Ich fand Anna, genau wie Strandläuferin, gerade durch diese Beschreibung sehr sympathisch. Ich finde es gut, dass sie nicht als "perfekte Schönheit" beschrieben wird, sondern dass ihre Ausstrahlung und ihre Natürlichkeit ihre wahre Schönheit ausmachen. Die erste Begegnung Wronskijs mit Anna hat mir sehr gut gefallen und gehörte zu den Stellen, die besonders schön beschrieben waren. Hier hat mich Tolstois Schreibstil wieder einmal sehr beeindruckt, ich glaube intensiver kann man eine derartige, flüchtige Begegnung kaum beschreiben.


    Zitat

    Abschnitt 18:
    "Als er sich umsah, wandte auch sie den Kopf. Der Blick ihrer blitzenden grauen Augen, die unter den dichten Wimpern dunkel schienen, ruhte warm und aufmerksam auf ihm, als sähe sie in ihm einen Bekannten, dann schweifte er suchend über die vorbeiströmende Menschenmenge. In diesem schnellen Blick spürte er ein nur mühsam verhaltenes lebhaftes Temperament, dass in ihren Zügen, ihren blitzenden Augen und in einem kaum merklichen Lächeln zuckte und ihre schön gebogenen Lippen umspielte.“


    Auf dem Ball tat Kitty mir sehr leid. Immerhin hat sie scheinbar unzählige Verehrer, aber wiegelt sie alle nur für den einen ab. Es wird deutlich, dass es für sie sehr schmerzhaft ist zu sehen,


    Zu Lewin:
    In den nächsten Abschnitten wird nun Lewins Leben näher betrachtet, dieser kleine Ausflug hat mir sehr gefallen und ich fand es interessant auch seinen Bruder näher kennen zu lernen.
    Die innere Zerissenheit Lewins wird nun besonders bei seiner Heimkehr deutlich:

    Zitat

    Abschnitt 26:
    "Es war, als rissen ihn alle diese vertrauten Gegenstände seines bisherigen Lebens zurück und riefen: Nein, du kannst dich nicht von uns frei machen und wirst kein andererer Mensch; du bleibst, der du warst mit deinen Zweifeln, deiner ewigen Unzufriedenheit mit dir selbst, deinen Versuchen, dich zu bessern, deinen Rückfällen in Sünde, deiner ständigen Hoffnung auf ein Glück, das dir nicht in den Schoß fällt und dir nicht bestimmt ist."


    Doch er schafft es sich von diesen trübseligen Gedanken zu befreien:

    Zitat

    Abschnitt 26
    "Das riefen ihm die Gegenstände zu, aber eine innere Stimme sagte ihm etwas anderes: dass man sich nicht von der Vergangenheit überwältigen lassen dürfe und dass man alles aus sich selbst könne."


    Hier wird deutlich, dass Lewin für ein besseres, glücklicheres Leben kämpft und sich nichts mehr wünscht als sich von seiner Vergangenheit und seinen Ängsten zu lösen.
    Ich hoffe sehr, dass es ihm gelingt und er sein Glück findet :!:

    :study:
    Monika Felten ~ "Die Nebelsängerin"
    Leo Tolstoi ~ "Anna Karenina"


    ~~"Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer."~~ (Konfuzius)

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  • Dass es zu diesem Werk eine Verfilmung gibt, wusste ich gar nicht. Es wäre aber sicher interessant, diese im nachhinein mal anzusehen.


    Oh ja, das stimmt! Auf die Verflimung bin ich auch sehr neugierig. Ich denke, sie könnte mir genauso gut gefallen wie das Buch. :thumleft:


    Bei der Vielzahl der Personen und da ihr kein Russisch ín der Schule hattet, helfen euch vielleicht diese Hinweise:


    Die Frau trägt immer die weibliche Form des Nachnamens ihres Mannes. Beispiel:
    Oblonski - Oblonskaja
    Karenin - Karenina
    Wronski - Wronskaja


    Problematisch ist nur, dass auch die Kinder den Namen ihres Vaters bzw. ihrer Mutter tragen. Der Sohn der Oblonskis heißt demnach Nikolai Oblonski, während die Tochter Tanja Oblonskaja heißt. Vielleicht hilft euch das ja etwas weiter. :wink:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de