Theodor Fontane: Effi Briest (KLR, ab 01.04.2009)

  • Effi passt einfach nicht in diese Gesellschaft und ich finde es sehr bemerkenswert, dass sie dies auch zugibt und sich eingesteht, denn sie hat ja auch Momente, in denen sie ihr prunkvolles Leben in Kessin sehr lobend beschreibt (auch wenn es mir so scheint, als wolle sie es einfach mögen, auch wenn es nicht so ist!).


    Das sehe ich auch so. Effi gibt sich Mühe, die Stadt und die Leute zu mögen, aber tief in ihrem Herzen vermisst sie ihre alte Umgebung, ihre Familie. Das merkt man auch im elften Kapitel:


    Zitat

    "Sechs Uhr fünfzig ist er in Berlin", sagte Innstetten, "und noch eine Stunde später, so können ihn die Hohen-Cremmner, wenn der Wind so steht, in der Ferne vorbeiklappern hören. Möchtest du mit, Effi?"
    Sie sagte nichts. Als er aber zu ihr hinüberblickte, sah er, dass eine Träne in ihrem Auge stand. (S. 81)


    Immerhin hat sie kurz danach etwas Ablenkung durch den schönen Abend und die Musik.


    Und dann der herzzerreißende Brief im zwölften Kapitel:


    Zitat

    "..., aber ich fühlte mich doch ein wenig einsam und bangte mich nach euch. Überhaupt, so viel Ursache ich habe, zu danken und froh und glücklich zu sein, ich kann ein Gefühl des Alleinseins nicht ganz loswerden, ..." (S.90)


    Gewundert habe ich mich aber über dieses im Brief:


    Zitat

    "..., wie das Kind die Hände danach streckt, denn es wird doch wohl fühlen, dass es eigentlich da zu Hause ist. ..., dass ich mit dem Kinde nach Hohen-Cremmen will und mich heute schon anmelde, ..." (S.91)


    Dem Kinde? Ganz plötzlich ist von einem Kind die Rede. Zuerst war ich etwas verwrrit, aber eigentlich kann das ja nur eines bedeuten. :love:

  • Für mich ist es zurzeit eine Tortour, aber ich komme wenigstens etwas voran. :wink:


    Man spürt in diesen Kapiteln deutlich Effis Heimweh und ich kann es auch verstehen, sie ist nicht älter als ich und schon verheiratet.... :shock: Aber, egal, es ist eben eine andere Zeit. :wink:


    Die Spuknacht fand ich klasse, vor allem die Geschichte mit der weißen Frau. Leider hat sie nicht weitergelesen. Das hat mich nämlich wirklich interessiert und ich war an diesem Punkt richtig gefesselt.


    Schön fand ich auch, dass Effi jetzt schwanger ist. Auch wenn es nur eine kleine Andeutung war, kann man es sich ja zusammenreimen. :wink: lg :winken:

  • Ich bin genausoweit wie ihr. :)

    Das sehe ich auch so. Effi gibt sich Mühe, die Stadt und die Leute zu mögen, aber tief in ihrem Herzen vermisst sie ihre alte Umgebung, ihre Familie. Das merkt man auch im elften Kapitel:

    Ja, die Szene mit dem Zug fand ich sehr traurig, ich konnte ihr das Heimweh nachfühlen...

    Dem Kinde? Ganz plötzlich ist von einem Kind die Rede. Zuerst war ich etwas verwrrit, aber eigentlich kann das ja nur eines bedeuten.

    Die erste Andeutung darauf, dass Effi schwanger ist, kommt schon eher, nämlich Heiligabend:

    Zitat

    Instetten srlbst baute auf für seine junge Frau, der Baum brannte, und ein kleiner Engel schwebte oben in Lüften. Auch eine Krippe war da mit hübschen Transparenten und Inschriften, deren eine sich, in leider Andeutung, auf ein dem Instettenschen Hause für nächstes Jahr bevorstehendes Ereignis bezog. Effi las es und errötete. (S.102)

    Bei der Krippe und der Zukunftsanspielung war ich schon gespannt, ob ich das mit Effis Schwangerschaft richtig verstanden habe.
    Aber da ist Fontane ja wirklich sehr keusch, ich hatte nicht das Gefühl bisher, dass Effi und Instetten sich so nahe waren. ;)

  • Für mich ist es zurzeit eine Tortour, aber ich komme wenigstens etwas voran.


    Wieso denn? Hast Du noch Probleme mit dem Schreibstil? Mir ging es am Anfang des Buches so, aber mittlerweile komme ich zum Glück besser zurecht. Ich bin nur froh, dass Buch nicht alleine lesen zu müssen. Alleine hätte ich auf den ersten Seiten schon wieder aufgegeben und das Buch beiseite gelegt, aber jetzt bin ich sicher, dass ich es zuende lesen werde.


    Die erste Andeutung darauf, dass Effi schwanger ist, kommt schon eher, nämlich Heiligabend:


    Oh, danke für das Zitat. An dieser Stelle hätte man wirklich schon auf den Gedanken kommen können, aber mir ist ehrlich gesagt nichts aufgefallen.


    Aber da ist Fontane ja wirklich sehr keusch, ich hatte nicht das Gefühl bisher, dass Effi und Instetten sich so nahe waren.


    Ja, deswegen war ich auch etwas verwundert. Aber eigentlich bin ich auch ganz froh drum, dass Fontane nicht näher auf diese Art der "Nähe" eingeht.

  • Ich habe heute Morgen auch schon wieder vier Kapitel gelesen. Ich hoffe, dass ich nicht zu schnell bin, aber momentan fesselt mich die Geschichte rund um Effi einfach. Sie ist auch ein guter Ausgleich zu der anderen Leserunde (Schindlers Liste). Nahezu immer, wenn ich Schindlers Liste gelesen habe, muss ich danach auch ein wenig bei Effi Briest weiterlesen, um auf andere Gedanken zu kommen.


    Hier stellte sich dann auch endlich raus, dass Effi wirklich schwanger ist. Und noch etwas Gutes: Sie traf Roswitha. Aber ein wenig hat es mich doch verwundert, denn eben war Effi noch schwanger, und beinahe zugleich war das Kind dann auch schon auf der Welt. Und beinahe habe ich das Gefühl, dass Roswitha sich mehr um das Baby kümmert, als Effi selbst?!


    Zitat

    "Immer Rollo", lachte Briest. "Wenn man's nicht anders wüsste, so sollte man beinah glauben, Rollo sei dir mehr ans Herz gewachsen als Mann und Kind."
    "Ach, Papa, das wäre ja schrecklich, wenn's auch freilich - so viel muss ich zugeben - eine Zeit gegeben hat, wo's ohne Rollo gar nicht gegangen wäre. ... Aber er ist doch bloß ein Hund. Und erst kommen doch natürlich die Menschen."
    "Ja, das sagt man immer, aber ich habe da doch so meine Zweifel. ..." (S. 110)


    Und dann die erste Annäherung an Crampas:


    Zitat

    Dabei zu sprechen war fast unmöglich; wenn man dann aber, vom Meere fort, in die Schutz gebenden Dünen oder noch besser in den weiter zurückgelegenen Kiefernwald einlenkte, so wurd es still, Effis Schleier flatterte nicht mehr, und die Enge des Wegs zwang die beiden Reiter dicht nebeneinander. (S. 119)


    Sie sprechen ja auch ziemlich vertraut miteinander. Vor allem über Innstetten.

  • Wieso denn? Hast Du noch Probleme mit dem Schreibstil? Mir ging es am Anfang des Buches so, aber mittlerweile komme ich zum Glück besser zurecht. Ich bin nur froh, dass Buch nicht alleine lesen zu müssen. Alleine hätte ich auf den ersten Seiten schon wieder aufgegeben und das Buch beiseite gelegt, aber jetzt bin ich sicher, dass ich es zuende lesen werde.

    Ja, es ist noch etwas anstrengend, aber wenn ich es allein lesen müsste, hätte ich schon längst abgebrochen....

  • Aber eigentlich bin ich auch ganz froh drum, dass Fontane nicht näher auf diese Art der "Nähe" eingeht.

    Ich auch, es würde auch gar nicht passen. Ich finde, man kann sich Effi und Instetten sowieso gar nicht so miteinander vorstellen, aber Effi wird ihren "ehelichen Pflichten" in dieser Hinsicht wahrscheinlich ebenso nachgegangen sein, wie allen anderen. Tun, was sie tun muss. ;)

    Ich habe heute Morgen auch schon wieder vier Kapitel gelesen. Ich hoffe, dass ich nicht zu schnell bin, aber momentan fesselt mich die Geschichte rund um Effi einfach.

    Also, da es bei uns dreien zu bleiben scheint, finde ich das unproblematisch und ich würde auch schneller lesen. ;)

    Aber ein wenig hat es mich doch verwundert, denn eben war Effi noch schwanger, und beinahe zugleich war das Kind dann auch schon auf der Welt.

    Ich glaube, das liegt auch daran, dass Männer sich zu dieser Zeit so gut wie gar nicht mit Schwangerschaften auskannten. Fontane hätte schwerlich beschreiben können, wie es Effi in dieser Zeit erging. Und deswegen wird er es einfach gekürzt haben. ;)
    Ich werde heute dann auch noch bis Kapitel 16 lesen. :)
    hasewue, schaffst du das auch?

  • Nur keine Eile.
    Ich stehe immer noch bei Kapitel 17, und werde dann erst mal nicht weiterlesen. Mich stört das nicht. :friends:

  • Bin ja auch schon bei Kapitel 15.

    Dann bin ich dir eh nur eins voraus. ;)


    Ich mag Instetten einfach nicht. Von Anfang an kam er mir komisch vor, und dass er Effi jetzt alleine fahren lässt, als sie zu ihren Eltern will... nee, das geht nicht. Wenigstens mit ihrem Vater kann Effi über das sprechen, was das Problem in ihrer Ehe ist. Das fand ich sehr, sehr schön, denn ich denke, es war nicht an der Tagesordnung, dass junge Frauen mit ihren Vätern solche Gespräche führten. Das, was du in Bezug auf Rollo zitiert hast, Gänseblümchen, ist mir genauso vorgekommen. Rollo ersetzt ihr einen echten Freund...
    Diese Sätze haben mich auch sehr mit Effi mitleiden lassen. Es geht darum, dass die Mutter Effi neckt, weil sie sich immer so über die Aufmerksamkeiten vom Gieslhüber freut,

    Zitat

    [...] weil ihr, wenn auch unklar, dabei zum Bewußtsein kam, was ihr in ihrer Ehe eigentlich fehlte: Huldigungen, Anregungen, kleine Aufmerksamkeiten. Instetten war lieb und gut, aber ein Liebhaber war er nicht. Er hatte das Gefühl, Effi zu lieben, und das gute Gewissen, daß es so sei, ließ ihn von besonderen Anstrengungen absehen. (S. 109)

    Wie schrecklich für sie.
    Erst durch Crampas hat Effi jemanden in ihrer Nähe, mit dem sie reden kann. Und mit dem sie vor allem auch über Instetten reden kann. Diese Geschichten, dass er schon immer in der Armee mit Spukgeschichten auf sich aufmerksam machen wollte... hm. Aber endlich hat Effi jemanden, der sie versteht und der sich für sie interessiert. Bei ihren Eltern war sie ja immer von vielen Menschen umgeben, erst jetzt, wo sie in Kessin Roswitha und von Crampas kennen lernt, merkt man richtig, dass sie vorher doch sehr isoliert war.
    Das Kind wird ja sehr wenig erwähnt, auch die Namensgebung zeigt für mich schon das eigentliche Desinteresse Effis an ihrem Nachwuchs. ;) Ich glaube, so pragmatisch würde keine Mutter einen Namen für ihr Kind wählen. Auch die Tatsache, dass Annie ja eigentlich nie erwähnt wird, zeigt, dass Effis Interesse nicht unbedingt bei dem Kind liegt. Kein Wunder, sie ist erst siebzehn, selbst für damalige Verhältnisse eine junge Mutter (oder?) und sie ist nun mal auch gar kein mütterlicher Typ.

  • So, ich bin jetzt mit dem 20. Kapitel durch. Jetzt wird es richtig spannend, finde ich.


    Effi verbringt immer mehr Zeit mit Crampas. Ich weiß nicht, wie es euch ging, aber diese Szene mit dem Picknick am Strand fand ich sehr romantisch. :love: Effi führt ja auch ein sehr schönes Gespräch mit Crampas. Auch wenn sie unsicher ist, und sich sicher auch nicht so ganz wohlfühlt, merkt man schon bei diesem Gespräch, dass sie zu Crampas ein ganz anderes Verhältnis hat als zu ihrem Mann. Und Crampas schürt das ja auch durchaus, er könnte sich ja auch seine Kommentare über Instetten verkneifen. ;)
    Ich kannte das Heine-Gedicht nur vom Namen, deswegen habe ich das "Seegespenst", von dem Crampas erzählt, mal 'rausgesucht. Vielleicht kanntet ihr es ja auch nicht!?


    Als Instetten später eifersüchtig wird, frage ich mich, ob er ahnt, dass Crampas

    Effi selbst ist ja total aufgewühlt, was man nur zu gut verstehen kann. Mal davon abgesehen, dass sie von Crampas auch als Menschen interessant und sicher auch attraktiv findet, bekommt sie von ihm Aufmerksamkeit, die sie von ihrem Ehemann nicht bekommt, für den sie nur ein Vorzeigepüppchen ist. Das Ganze scheint sie ja so zu verwirren, dass sie ihre Spaziergänge beginnt... ;)


    Weder Instetten noch Effi scheinen übrigens ein herzliches Verhältnis oder zumindest Interesse an ihrem Kind zu haben. Annie wird kaum erwähnt, und wenn dann in Verbindung damit, dass Roswitha irgendwas mit ihr machen soll. Das Kind kann einem wirklich leid tun. Und Effi selbst hatte so eine schöne Kindheit, dass es umso schlimmer ist, dass sie nicht merkt, was ihrer Tochter fehlen könnte.

  • Instetten mag ich auch nicht. Wie er auch schon vorher auf alles reagierte, zum Beispiel auf den "Spuk" und Effis Angst. Es schien ihm nicht wirklich nahe gegangen zu sein. Auch dass er Effi allein zu ihren Eltern schickte, fand ich nicht ok von ihm.
    Aber Crampas finde ich ganz nett. Er hört Effi zu und versteht sie, im Gegensatz zu Instetten. Es scheint sich auch etwas zwischen den beiden anzubahnen....bin schon gespannt. :mrgreen:


    Aber wieso bevorzugt Effi ältere Männer?! :)


    Bin übrigens mit Kapitel 18 fertig, werde aber bis 20 lesen und dann diesen Teil posten. :winken:

  • Jetzt passiert endlich etwas. :wink:


    Instetten wird immer eifersüchtiger auf Crampas, da er sich mit Effi sehr gut versteht und auch sehr viel Zeit mit ihr verbringt. Das Picknick am Strand fand ich auch sehr romantisch, genau so wie die Kutschfahrt. Aber Sidonie finde ich nur unausstehlich. Effis Gefühle werden auch gut beschrieben, z.B. als sich Crampas mal nicht um sie kümmert, ist sie sauer. Das fand ich schon süß. :wink:


    Instetten wird immer unsympathischer. Nicht zuletzt durch seine "Erziehungsmaßnahmen". ](*,)


    Auf alle Fälle bin ich gespannt, was sich da noch entwickelt. lg :winken:

  • Ich bin immer noch im Kapitel 17, bin nicht mehr zum Lesen gekommen, werde mich heute aber wieder dran geben. :D

  • Nun bin ich auch soweit und habe direkt Eure Beiträge gelesen.


    Als Instetten später eifersüchtig wird, frage ich mich, ob er ahnt, dass Crampas


    Das habe ich mich auch sofort gefragt. Zumindest liest es sich so, als würde er wissen, was im Schlitten vor sich gegangen ist. Obwohl er das ja eigentlich gar nicht wissen dürfte, aber erste Ahnungen scheinen ihn schon zu beschleichen.


    Weder Instetten noch Effi scheinen übrigens ein herzliches Verhältnis oder zumindest Interesse an ihrem Kind zu haben. Annie wird kaum erwähnt, und wenn dann in Verbindung damit, dass Roswitha irgendwas mit ihr machen soll.


    Außer zu Weihnachten:


    Zitat

    Innstetten, unbefangen und heiter, schien sich seines häuslichen Glücks zu freuen und beschäftigte sich viel mit dem Kinde. Roswitha war erstaunt, den gnädigen Herrn so zärtlich und zugleich so aufgeräumt zu sehen. (S. 136)


    Aber an dieser Stelle merkt man nur noch mehr, dass sich die Eltern sonst nicht besonders viel mit ihrem Kind beschäftigen. Wenn sogar Roswitha erstaunt war...


    Aber Sidonie finde ich nur unausstehlich.


    Ja, Sidonie finde ich auch ganz furchtbar. Sie sollte sich besser um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, anstatt andere Menschen zu verurteilen. ](*,)


    Ich kannte das Heine-Gedicht nur vom Namen, deswegen habe ich das "Seegespenst", von dem Crampas erzählt, mal 'rausgesucht. Vielleicht kanntet ihr es ja auch nicht!?


    Ich kannte das Gedicht auch noch nicht. Danke für den Link! :thumleft:

  • Das habe ich mich auch sofort gefragt. Zumindest liest es sich so, als würde er wissen, was im Schlitten vor sich gegangen ist. Obwohl er das ja eigentlich gar nicht wissen dürfte, aber erste Ahnungen scheinen ihn schon zu beschleichen.

    Das Gefühl hatte ich auch. Oder hat er doch etwas gesehen? :-k


    Ich habe das Buch zu Hause vergessen! :roll: Zum Glück gibt es den Text online beim Projekt Gutenberg, da werde ich nachher weiterlesen!

  • Wie weit seit ihr?


    Ich bin jetzt bei Kapitel 27, aber ich werde das Buch heute Abend oder spätestens morgen zuende lesen und dann meine weiteren Eindrücke schildern. :wink: