Effi passt einfach nicht in diese Gesellschaft und ich finde es sehr bemerkenswert, dass sie dies auch zugibt und sich eingesteht, denn sie hat ja auch Momente, in denen sie ihr prunkvolles Leben in Kessin sehr lobend beschreibt (auch wenn es mir so scheint, als wolle sie es einfach mögen, auch wenn es nicht so ist!).
Das sehe ich auch so. Effi gibt sich Mühe, die Stadt und die Leute zu mögen, aber tief in ihrem Herzen vermisst sie ihre alte Umgebung, ihre Familie. Das merkt man auch im elften Kapitel:
Zitat"Sechs Uhr fünfzig ist er in Berlin", sagte Innstetten, "und noch eine Stunde später, so können ihn die Hohen-Cremmner, wenn der Wind so steht, in der Ferne vorbeiklappern hören. Möchtest du mit, Effi?"
Sie sagte nichts. Als er aber zu ihr hinüberblickte, sah er, dass eine Träne in ihrem Auge stand. (S. 81)
Immerhin hat sie kurz danach etwas Ablenkung durch den schönen Abend und die Musik.
Und dann der herzzerreißende Brief im zwölften Kapitel:
Zitat"..., aber ich fühlte mich doch ein wenig einsam und bangte mich nach euch. Überhaupt, so viel Ursache ich habe, zu danken und froh und glücklich zu sein, ich kann ein Gefühl des Alleinseins nicht ganz loswerden, ..." (S.90)
Gewundert habe ich mich aber über dieses im Brief:
Zitat"..., wie das Kind die Hände danach streckt, denn es wird doch wohl fühlen, dass es eigentlich da zu Hause ist. ..., dass ich mit dem Kinde nach Hohen-Cremmen will und mich heute schon anmelde, ..." (S.91)
Dem Kinde? Ganz plötzlich ist von einem Kind die Rede. Zuerst war ich etwas verwrrit, aber eigentlich kann das ja nur eines bedeuten.