Theodor Fontane: Effi Briest (KLR, ab 01.04.2009)

  • Hallo zusammen! ;)
    Wie in den anderen Mini-LRs möchte ich vorschlagen, dass ihr in die Überschriftzeile schreibt, um welche Kapitel es bei euch geht. Dann muss nicht immer so viel gespoilert werden, nur wirkliche Schlüsselhandlungen.
    Ich hab es schon im Ankündigungsthread gesagt, mache es aber gern noch mal hier: ich freu mich auf Effi mit euch! :friends:

  • Hallo, ihr Lieben! :winken:


    Ich wünsche euch viel Freude bei eurer KLR mit diesem Buch.


    Es ist mein unangefochtenes Lieblingsbuch. Habe es ja letztes Jahr verschlungen und bin noch immer hin und weg.


    Euch allen ganz viel Spaß mit der tollen Effi! :cheers:


    LG Tanni :love:

    Liebe Grüße von Tanni

    "Nur noch ein einziges Kapitel" (Tanni um 2 Uhr nachts)


  • So, ihr Lieben,
    ich kenne "Effi" ja schon, aber das ist wirklich ein Roman, den ich sehr mag, und deswegen habe ich auch ganz pünktlich angefangen zu lesen.
    Der Anfang des Romans gefällt mir schon sehr gut. Das wunderschöne Haus der Briests kann man sich richtig gut vorstellen und dann lenkt Fontane auch gleich den Blick auf Effi und ihre Mutter, die das schöne Wetter im Garten genießen. Man merkt ihrem Verhalten gleich an, dass sie ein sehr gutes Verhältnis haben und dass Frau von Briest an ihrer Tochter eigentlich gerade schätzt, dass sie noch sehr kindlich und ungestüm ist. Ich stelle mir das sehr lustig vor, wie Effi immer wieder von ihrer Handarbeit aufspringt und ihre Turnübungen macht. Dennoch macht ihrer Mutter ja auch gerade das Angst, denn als junge Dame der guten Gesellschaft müsste Effi eigentlich viel zurückhaltender sein und ihre Gefühle - zumindest nach außen hin - besser im Griff haben.

    Zitat

    "Nicht so wild, Effi, nicht so leidenschaftlich. Ich beunruhige mich immer, wenn ich dich so sehe..." Und die Mama schien ernstlich willens, in Äußerung ihrer Sorgen und Ängste fortzufahren. (S. 7)

    Sie weiß ja zu dem Zeitpunkt - im Gegensatz zu Effi - schon, was Instetten bei ihnen will.
    Das ist auch ein heftiger Kontrast, finde ich. Effi spielt mit ihren Freundinnen sehr kindlich, zum Teil sogar ein bisschen albern (wie bei der Beerdigung der Stachelbeeren ;))... und dann das!
    Unglaublich ja eigentlich auch, dass Instetten nun, da er Effis Mutter nicht haben konnte,

  • Wie ich es mir schon dachte, geht es Frau von Briest wegen Effis Verlobung mit Instetten nicht schlecht. Sie gibt ihn wirklich sozusagen an ihre Tochter weiter:

    Zitat

    Sie hatte es nicht sein können, nun war es statt ihrer die Tochter - alles in allem ebensogut oder vielleicht noch besser. Denn mit Briest ließ sich leben, trotzdem er ein wenig prosaisch war und dann und wann einen kleinen frivolen Zug hatte. (S. 18 )

    Instetten und Luise sind ja in etwa gleich alt, da hätte er ihr wahrscheinlich einfach nicht das bieten können, was sie von Briest bekommt.
    Dennoch merkt man ja deutlich, dass sich Effis Mutter weit mehr für die Hochzeit interessiert als Effi selbst. Sie trifft alle Entscheidungen und möchte sogar die Briefe lesen, die Effi von ihrem Verlobten bekommt. Wahrscheinlich sieht sie doch sich selbst in ihrer Tochter. Effi hingegen ist das Ganze eigentlich ziemlich egal, sie nimmt keinerlei Anteil an den Vorbereitungen und ist sich auch nicht im klaren darüber, was eine Ehe für sie bedeuten wird. Instetten bedeutet ihr nicht mehr oder weniger als ihre Freundinnen:

    Zitat

    Warum soll ich ihn nicht lieben? Ich liebe Hulda, und ich liebe Bertha, und ich liebe Hertha. Und ich liebe auch den alten Niemeyer. Und daß ich euch liebe, davon spreche ich gar nicht erst. Ich liebe alle, die's gut mit mir meinen und gütig gegen mich sind und mich verwöhnen. Und Geert wird mich auch wohl verwöhnen. (S. 34)

    Hier wird der Kontrast zu ihrer Mutter sehr deutlich, denn diese dachte ja zum Beispiel, dass Effi sich in Instettens Briefen über mangelnde Zärtlichkeit beklage. Sie ahnt nicht einmal, dass es ihrer Tochter nur darum geht, Post zu bekommen! :loool:
    Effi selbst sehe ich als eine Art Pippi Langstrumpf vor mir. Ein freches, aufgewecktes Mädchen, das ganz genau weiß, was es will. Und vor allem eins, das keine Furcht kennt und sich gar nicht so damenhaft benehmen will oder kann, wie es ihrer Situation eigentlich entspräche:

    Zitat

    Ich klettre lieber, und ich schaukle mich lieber, und am liebsten immer in der Furcht, daß es irgendwo reißen oder brechen und ich niederstürzen könnte. Den Kopf wird es ja nicht gleich kosten. (S. 34)

  • Unglaublich ja eigentlich auch, dass Instetten nun, da er Effis Mutter nicht haben konnte,


    Ich fand diese Angelegenheit auch sehr sehr strange. So nach dem Motto

    :roll:


    Die Beschreibung am Anfang des Buches über das Briestsche Anwesen fand ich wirklich sehr schön und ich konnte es mir auch auf Anhieb vorstellen. Diese Stelle ist Fontane wirklich gelungen! :thumleft:


    Effi wirkt auf mich sehr kindlich und ich glaube, dass sie die Ehe nur als großes Abenteuer sieht, welches doch mal eine hübsche Abwechslung ist. Sehr naiv.


    Dennoch sehe ich einige Gemeinsamkeiten, die ich mit ihr teile: zum Beispiel die Gemeinsamkeit gerne Post zu erhalten. :wink:

  • Ich hatte auf den ersten Seiten wirklich meine Probleme mit dem Buch.
    Vor allem diese furchtbar langen Sätze. Auf der ersten Seite findet sich schon ein Beispiel dafür: ein Satz zieht sich über acht Zeilen. Es fällt mir sehr schwer, bei diesen Sätzen nicht meine Konzentration zu verlieren. Mittlerweile habe ich mich in der Geschichte und in dem Schreibstil recht gut zurechtgefunden, wenn ich auch die erste Seite sicher vier oder fünf Mal gelesen habe.


    Effi selbst sehe ich als eine Art Pippi Langstrumpf vor mir.


    So in der Art sehe ich sie auch vor mir. Mit einem verknitterten Kleid, unordentlichen Haaren und einem verspielten Blick.


    Mir ist es aber schon etwas seltsam, dass Effi der Ehe einfach so zugestimmt hat. Ich hätte gedacht, dass sich dagegen auflehnen würde.

  • Mir ist es aber schon etwas seltsam, dass Effi der Ehe einfach so zugestimmt hat. Ich hätte gedacht, dass sich dagegen auflehnen würde.

    Ihr ist glaub ich wirklich nicht klar, was das bedeutet. Dass sie irgendwann verheiratet wird, wusste sie, und nun ist es eben so weit. Mehr scheint sie der Geschichte nicht beizumessen. Sie sieht das eher als eine Art Wettstreit mit ihren Freundinnen, das kann sie der Sache noch am ehesten abgewinnen:

    Zitat

    Ich glaube, Hulda wird sich ärgern. Nun bin ich ihr doch zuvorgekommen - sie war immer zu eitel und eingebildet. (S. 18f.)

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe euch NICHT vergessen! Aber leider ergeben sich Dinge manchmal anders als man denkt. :roll:
    Ich werde vor Montag wahrscheinlich nicht zum lesen kommen und ich befürchte, ihr seid dann schon so weit, dass ich euch nicht mehr aufholen kann :-?
    Ist mir ja schon ein bisschen unangenehm, meine erste(!) Leserunde gleich absagen zu müssen, zumal ich wirklich gerne mitgelesen hätte, aber es geht leider nicht anders.
    Am Montag (sollte sich das Chaos hier gelegt haben) schaue ich nochmal rein, wenn ihr dann doch noch nicht all zu weit seid, werde ich mich vielleicht noch einklinken - wäre das ok?


    Ansonsten wünsche ich euch weiterhin viel Spaß mit Effi. :flower:


    Und nicht böse sein, ja? :uups:

  • Am Montag (sollte sich das Chaos hier gelegt haben) schaue ich nochmal rein, wenn ihr dann doch noch nicht all zu weit seid, werde ich mich vielleicht noch einklinken - wäre das ok?

    Was auch immer das Chaos ist, hoffentlich legt sich das! Mach dir mal keine Gedanken, es fehlen außerdem noch einige angemeldete Mitleser, sodass du sicher noch später einsteigen kannst, wenn du magst. :friends: Mach dir jetzt bloß keinen Stress! [-X

  • Wie weit seid Ihr mit dem Lesen?


    Nach meinen anfänglichen Schwieigkeiten komme ich mittlerweile immer besser mit dem Buch zurecht.
    Effis Vater scheint im fünften Kapitel ja zu merken, dass seine Tochter nicht mit besonders viel Herz an die Hochzeit gegangen ist:


    Zitat

    "Gefiel dir Effi? Gefiel dir die ganze Geschichte? Sie war so sonderbar, halb wie ein Kind und dann wieder sehr selbstbewusst und durchaus nicht so bescheiden, wie sie's solchem Manne gegenüber sein müsste. ... Oder ist es einfach, dass sie ihn nicht recht liebt? (S. 35)


    Es ist wohl wirklich so, wie Du sagtest, Strandläuferin. Effi scheint die Hochzweit wie ein Abenteuer, einen Wettstreit zu sehen.
    Aber Effis Mutter erkennt ja schon:


    Zitat

    "Ihr Ehrgeig wird befriedigt werden, aber ob auch ihr Hang nach Spiel und Abenteuer? Ich bezweifle. ... Er wird sie nicht in einer geistigen Öde lassen, dazu ist er zu klug und zu weltmännisch, aber er wird sie auch nicht sonderlich amüsieren. ... Das wird eine Weile so gehen, ohne viel Schaden anzurichten, aber zuletzt wird sie's merken, und dann wird es sie beleidigen. Und dann weiß ich nicht, was geschieht. (S. 37)


    Die Hochzeitsreise scheint für Effi auch eher eine lästige Pflicht zu sein, oder? Sie versucht Interesse an den kulturellen Dingen zu zeigen, aber mir scheint es eher, dass sie müde und gelangweilt ist.


    Und was hat das eigentlich mit dem Saal oben im Haus auf sich? Effi möchte dort ja am Liebsten alles verändern, aber Innstetten stellt sich quer, als würde doch irgendein Geheimnis in diesem Raum warten. Die ganze Geschichte mit dem Chinesen ist mir auch etwas seltsam. :-s

  • Wie weit seid Ihr mit dem Lesen?

    Ich bin jetzt auch mit dem 8. Kapitel fertig und habe vor, jeden Tag so um die zwei oder drei Kapitel zu lesen, wenn ihr das auch macht. ;)

    Die Hochzeitsreise scheint für Effi auch eher eine lästige Pflicht zu sein, oder? Sie versucht Interesse an den kulturellen Dingen zu zeigen, aber mir scheint es eher, dass sie müde und gelangweilt ist.

    Ja, das fand ich auch. Sie schreibt pflichtschuldig ihre Karten und steht sich die Füße in den Galerien platt, mehr bedeutet ihr das aber überhaupt nicht. Ich finde es auch sehr bezeichnend, dass sie später mit Instetten über die Reise spricht und dabei diesen und jenen Kaffee erwähnt, der offenbar viel mehr Eindruck auf sie gemacht hat.
    Effis Vater hat schon Recht, dass Instetten besser zu Effis Mutter als zu ihr selbst gepasst hätte. Er überspielt das dann ja als Scherz, aber einen wahren Kern hat ja die Sache.
    Schlimm eigentlich, dass dem Vater (nun erst?) klar ist, dass Effi und ihr Ehemann so verschieden sind:

    Zitat

    Instetten ist ein vorzüglicher Kerl, aber er hat so was von einem Kunstfex, und Effi, Gott, unsere arme Effi, ist ein Naturkind. (S. 38 )


    Die Rückkehr nach Kessin ist ja auch etwas merkwürdig. Effi hat ja beschlossen, den Ort sehr nördlich und exotisch zu finden, und dass sie sich von Anfang an immer wieder gruselt und unwohl fühlt, ist sicher kein gutes Zeichen. Als sie nachts immer diese Geräusche gehört hat, als ob im Saal über ihr getanzt würde... da hätte ich wirklich kein Auge zutun können. :pale:
    Instetten ist so ein ganz merkwürdiger Mensch. Einerseits ist er immer sehr liebevoll zu Effi und man hat das Gefühl, dass er ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen will und dass er sich wünscht, dass sie dies erwidern würde, so wie hier:

    Zitat

    Und sie lachte und schmiegte sich an ihn und wollte ihm die Hand küssen.
    "Nein, Effi, um Himmels willen nicht, nicht so. Mir liegt nicht daran, die Respektsperson zu sein, das bin ich für die Kessiner. Für dich bin ich..."
    "Nun was?"
    "Ach laß. Ich werde mich hüten, es zu sagen." (S. 53)

    Aber dann wieder ist er so distanziert und geht überhaupt nicht auf sie ein.

    Und was hat das eigentlich mit dem Saal oben im Haus auf sich? Effi möchte dort ja am Liebsten alles verändern, aber Innstetten stellt sich quer, als würde doch irgendein Geheimnis in diesem Raum warten. Die ganze Geschichte mit dem Chinesen ist mir auch etwas seltsam.

    Das fand ich auch. Ich muss auch gestehen, dass ich mich daran nicht mehr erinnern konnte. Ich habe das Buch vor 5 Jahren schon mal gelesen und grob kenne ich die Handlung natürlich noch, aber das... :-k Ich fand es aber auch nicht in Ordnung, dass Effis Mutter im Landratshaus untergebracht werden soll. Wirkt doch sehr so, als brächte Instetten sie schön in seine Nähe...
    Die Geschichte mit Gieshübler fand ich sehr rührend. Effi ist wirklich eine gute Seele und es ist kein Wunder, dass sie das Herz des Apothekers erobert hat. ;)

  • Ich finde die Geschichte sehr zäh und Fontanes Schreibstil etwas langatmig. Ich hoffe, dass sich das im Laufe der Geschichte ändert.


    Effis Hochzeitsreise war ja nicht so ein Highlight für sie und hier sieht man auch, dass sie sich doch Instetten soweit "unterordnet" indem sie alles einfach mitmacht. Ich glaube auch, dass sie alles so anständig wie möglich machen will um ihre Eltern und Instetten nicht zu enttäuschen.


    Die Sache mit dem Chinesen finde ich dagegen sehr interessant und ich bin schon gespannt, wie es mit diesem weitergeht und was die Hintergründe sind.

  • hier sieht man auch, dass sie sich doch Instetten soweit "unterordnet" indem sie alles einfach mitmacht.

    Da hat sie ja auch keine Wahl. ;) Aber ich denke, dass Effi jemand ist, der auch gern hinterher darüber berichtet, was er alles gesehen / mitgemacht hat. Für sie ist es ganz normal, dass sie mitgeht. Ihre Mutter sagt ja an einer Stelle auch zu Effis Vater, jede Frau habe von ihrem Ehemann irgendwas zu ertragen und bei Effi sei es eben, dass Instetten so kunstbegeistert sei. ;)


    Erinnert sie dich auch ein bisschen an Tony Buddenbrook, hasewue? Als sie so mit Instetten durchs Haus geht und feststellt, wie viel prunkvoller als zu Hause alles ist und sieht, was sie ändern will, musste ich an Tony denken! ;)

  • In diesen beiden Kapiteln erleben wir nun erstmal Effis Anstandsbesuche bei der Gesellschaft Kessins mit und schließlich beginnt der "Alltag" bei den Instettens.


    Schnell wird deutlich, dass Instetten und Effi einander zwar mögen, dass aber beide auch bestimmte Erwartungen aneinander haben, vor allem natürlich Instetten an seine Frau. Nachdem all diese Besuche beendet sind, die für Effi sicher sehr anstrengend waren, will er unbedingt ihre Meinung zu den Leuten hören - und am besten natürlich, dass sie sich mit einigen der Frauen dort anfreundet, auch wenn diese irgendwie so gar nicht zu Effi zu passen scheinen. Instetten denkt dabei ja vor allem an seinen Posten:

    Zitat

    Wirst du dich einleben? Wirst du populär werden und mir die Majorität sichern, wenn ich in den Reichstag will? Oder bist du für das Einsiedlertum, für Abschluß von der Kessiner Menschheit, so Stadt wie Land? (S. 71)

    Effi passt einfach nicht in diese Gesellschaft und ich finde es sehr bemerkenswert, dass sie dies auch zugibt und sich eingesteht, denn sie hat ja auch Momente, in denen sie ihr prunkvolles Leben in Kessin sehr lobend beschreibt (auch wenn es mir so scheint, als wolle sie es einfach mögen, auch wenn es nicht so ist!).


    Die Spuknacht war wirklich unheimlich - Effi tat mir so leid, vor allem, weil Instetten hinterher so abweisend reagiert, auch wenn er selbst ebenfalls an den Spuk glaubt!
    Und später bekommt man ja auch die Geschichte um den Chinesen geliefert. ;)

  • Erinnert sie dich auch ein bisschen an Tony Buddenbrook, hasewue? Als sie so mit Instetten durchs Haus geht und feststellt, wie viel prunkvoller als zu Hause alles ist und sieht, was sie ändern will, musste ich an Tony denken! ;)

    Stimmt, der Gedanke kam mir auch des öfteren. Wobei mich die ganze Geschichte sehr an die Buddenbrooks erinnert. :scratch: Tony hat Grünlich ja auch ihren Eltern zu liebe geheiratet. Mal sehen was noch passiert. Ich werde heute noch ein Stückchen lesen. lg :winken: