Thomas Keneally - Schindlers Liste (ab 04.04.2009)

  • Ich habe genau die zu oberst im Thread abgebildete Ausgabe mit dem abgebildeten Buchcover.


    Da ich heute ziemlich viel zu tun hatte und dann noch ein Buch zu Ende gelesen habe, konnte ich heute Abend erst mit Schindlers Liste anfangen.
    Zugegeben hat mich die Dicke des Buches verbunden mit der kleinen Schrift doch im ersten Moment etwas abgeschreckt, aber ich denke die Motivation findet sich hier in der Leserunde mit euch. :)


    Da ich, wie bereits geschrieben, den Film schon mehrmals gesehen habe, sind mir die Bilder und sogar die im Film gesprochenen Sätze fast noch bekannt. Mir fällt auf, dass ich ziemlich viel zwischen Film und Buch vergleiche und habe jetzt beim Lesen des Buches natürlich die Schauspieler vom Film dazu im Kopf. Das finde ich einerseits ganz gut. Andererseits weiß ich noch nicht, ob dieses ständige Vergleichen nicht auf Dauer lästig wird. Aber es passiert ganz automatisch. Einiges wurde im Film ausgebaut, anderes natürlich weggelassen, klar.


    Der Prolog hat mich anfangs etwas verwirrt, da dieser mit Teilen der Geschichte anfängt, die im Film erst viel später auftauchen. Da ist schon dieses Vergleichen.....
    Ich vermeide es eigentlich Bücher nach dem Film zu lesen, aber bei Schindlers Liste muss ich es einfach machen, denn der Film bedeutet mir unendlich viel und jetzt will ich auch wissen, ob ich noch etwas "verpasst" habe, was im Buch dann beschrieben wird.
    Mit Göth muss ich allerdings aufpassen. Im Film fand ich ihn ziemlich sympathisch, soweit man das natürlich sagen kann. Das lag aber wohl vielmehr am Schauspieler (ich mag Ralph Fiennes einfach unheimlich gerne sehen). Also bitte nicht falsch verstehen. Jetzt im Buch sehe ich ihn beim Lesen natürlich vor mir und für mich spielt er deshalb jetzt eine wichtige Rolle.


    Was den Schreibstil des Autors anbelangt, so hab ich mich anfangs etwas schwer getan. Die Sätze sind zum Teil unheimlich lang und darin sind viel Informationen gepackt. Eine leichte Lektüre ist es mit Sicherheit nicht, aber ich werde mal schauen, ob ich mit dem Schreibstil des Autors noch warm werde. Dazu muss ich einfach noch weiter lesen, um das entscheiden zu können.


    So, heute werde ich wohl nicht mehr weiter kommen, aber morgen dann wieder.
    Ich freue mich, die Leserunde hier mit euch zu machen und bin gespannt auf eure weiteren Beiträge zum Buch! :D

  • Meine Ausgabe ist schon etwas älter; bei amazon habe ich diese Ausgabe vergeblich gesucht.


    @ Christinale: Du hast recht, Schindler wird nicht als tugendhafter Mensch dargestellt, der Autor lästert etwas über ihn, doch das macht mir Schindler nicht unsympathischer, dass er nicht so ein überragender Gut-Mensch ist und es verleiht der Geschichte wahrscheinlich auch etwas mehr Glaubwürdigkeit.


    Das macht Schindler überhaupt nicht unsympathischer; im Gegenteil: Ich glaube, es hätte mir nicht gefallen, wenn der Autor nur Lobeshymnen bezüglich Schindler geschrieben hätte.


    Mir fällt auf, dass ich ziemlich viel zwischen Film und Buch vergleiche und habe jetzt beim Lesen des Buches natürlich die Schauspieler vom Film dazu im Kopf.


    Das kann ich auch nicht abschalten.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Das macht Schindler überhaupt nicht unsympathischer; im Gegenteil: Ich glaube, es hätte mir nicht gefallen, wenn der Autor nur Lobeshymnen bezüglich Schindler geschrieben hätte.

    Ich denke auch, es tut so einem Menschen auch keinen Abbruch, wenn man sieht, dass er nicht perfekt war. Ist ja schließlich niemand. Und das Ganze soll ja nun auch historisch korrekt sein. Keneally plaudert hier ja wahrscheinlich nicht mal ein Geheimnis aus, jeder schien das über Schindler zu wissen!

  • Keneally plaudert hier ja wahrscheinlich nicht mal ein Geheimnis aus, jeder schien das über Schindler zu wissen!


    Sogar seine eigene Frau. :wink:


    aber auch einen Ausblick auf das zukünftige Geschehen gibt


    Hier habe ich nun bewusst aufgepasst; auch am Ende des 5. Kapitels gibt es diesen Ausblick.


    Zitat

    ..., ein Judenfeind war er nicht. Das war keiner der Anwesenden.


    Mir gefällt es, wie der Autor dem Leser deutlich macht, mit welchen Leuten man es zu tun hat bzw. in welcher Gesellschaft sich Schindler gerade befindet. Ich nenne es jetzt einmal mit "Gut" oder "Böse".


    Im 6. Kapitel geht es um die Fabrik von Schindler. Die dort arbeitenden Juden werden immer häufiger zum zwangsweisen Schneeräumen beordert. Und in Schindlers Fabrik fehlt dann für diese Tage die Arbeitskraft. Hier kommt ganz deutlich der Geschäftsmann Schindler zum Vorschein, der sich ja über die fehlenden Arbeitskräfte beschwert.

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  • Im ersten Kapitel ist es mir erstmal gelungen, mein Bild von Schindler etwas zu erweitern. Ich finde es interessant zu erfahren, dass er politisch eigentlich überhaupt nicht interessiert war, sondern eigentlich nur aus geschäftlichen Gründen in die Partei eintrat (was ja viele machten). Auch die Geschichte um seine Ehe und die Ehe seiner Eltern ist interessant, auch wenn ich mich frage, ob die Beteiligten selbst wirklich die Parallelen gesehen haben, die Keneally jetzt aufdeckt. Wenn man in einer Situation drinnen ist, merkt man das vielleicht nicht unbedingt. Schön fand ich jedenfalls, dass Schindler seine Frau aus Liebe heiratete (egal, was es später für ein Ende mit ihnen nahm).


    Schindler ist eine total spannende Person, finde ich. Jedem der Menschen, die sich an ihn erinnern, fällt immer auf, dass er sich sehr offen zur Partei bekannte. Er trug nie nur das kleine Abzeichen oder ließ es ganz weg. Natürlich war das als Tarnung genial ;), aber das zeigt, dass er das wirklich durchdacht haben muss. Denn erstmal wäre es ja logisch, als Zeichen des Protests auf diese äußeren Abzeichen zu verzichten.
    Seine Art zu helfen, finde ich richtig schön. Als Stern zu ihm sagt: "Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt", hatte ich richtig Gänsehaut. Auch wenn man natürlich nur darüber spekulieren kann, ob diese Worte für Schindler ausschlaggebend waren zu helfen (und wenn, waren sie es sicher nicht allein), aber die Vorstellung finde ich trotzdem schön.
    Man merkt an den Beschreibungen der Situationen auch, wie präsent den Zeitzeugen die Erinnerungen an Schindler und die Begegnungen mit ihm sind. Das verstärkt für mich noch das Bild des Mannes, der ein richtiger Hoffnungsschimmer war - und zwar von Anfang an.

  • Ich habe inzwischen auch die ersten drei Kapitel gelesen, heute Abend lese ich vielleicht noch etwas weiter.


    Er trug nie nur das kleine Abzeichen oder ließ es ganz weg. Natürlich war das als Tarnung genial , aber das zeigt, dass er das wirklich durchdacht haben muss. Denn erstmal wäre es ja logisch, als Zeichen des Protests auf diese äußeren Abzeichen zu verzichten.


    Ja, genau das habe ich mir auch schon gedacht. Es ist ihm sicher nicht immer leicht gefallen, nach außen den Schein eines überzeugten Parteimitglieds zu wahren. Ich bin gespannt, ob er im weitern Verlauf des Buches noch in gefährliche Situationen deswegen kommen wird.


    Seine Art zu helfen, finde ich richtig schön. Als Stern zu ihm sagt: "Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt", hatte ich richtig Gänsehaut.


    Diese Szene fand ich auch sehr ergreifend. Ich finde es auch hier wieder gut, wie der Autor an die Geschichte heranführt. Dass er zunächst erst einmal zeigt, was die anderen Menschen für ein Bild von Schindler hatten. Dass sie sich dabei an so viele Kleinigkeiten erinnern, zeigt doch nur, was für ein Ideal Schindler für sie gewesen sein muss und welche Hoffnung er den Menschen gemacht hat. Mittlerweile bin ich mit dem Schreibstil auch so richtig warm geworden und freue mich auf dieses Buch. Ich bin mir aber auch sicher, dass es an manchen Stellen recht erschütternd sein wird und dass uns das Geschehen sicher nicht kalt lässt. Daher ist es wirklich gut, dass wir das Buch gemeinsam lesen. :friends:


    :flower:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Ich habe immer noch ein wenig Probleme mit dem Schreibstil des Autors. Erst wird die Geschichte erzählt dann folgen viele Hintergrundinformationen. Bis es dann mit der eigentlichen Geschichte weitergeht. Das macht mir manchmal etwas Probleme. Da die Hintergrundinformationen so derart intensiv sind, dass ich dann bald nicht mehr weiß, wo wir jetzt in der eigentlichen Geschichte stehengeblieben sind. Das ist für mich so ein hin und her gleiten. Damit hab ich halt noch so meine Probleme. Der Autor beleuchtet Schindler intensiv und es werden zum Teil Vermutungen angestellt, warum er dies und das gesagt oder getan hat. Na ja, so ganz werd ich damit noch nicht warm. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass ich den Film bereits schon gesehen habe.
    Ich weiß noch nicht, ob ich es schaffe morgen weiterzulesen. Aber spätestens Dienstag dann.

  • Erst wird die Geschichte erzählt dann folgen viele Hintergrundinformationen. Bis es dann mit der eigentlichen Geschichte weitergeht. Das macht mir manchmal etwas Probleme. Da die Hintergrundinformationen so derart intensiv sind, dass ich dann bald nicht mehr weiß, wo wir jetzt in der eigentlichen Geschichte stehengeblieben sind.

    Es mag daran liegen, dass ich den Film nicht gesehen habe, aber ich habe gar keine durchgehende Handlung erwartet. :-k Ich empfinde das Ganze eher so wie kurze Episoden oder Eindrücke aus seinem Leben, die erzählt werden, ohne dass die Handlungen unbedingt zusammenhängen müssen. Und das finde ich eigentlich ganz schön. :)

  • Ich habe immer noch ein wenig Probleme mit dem Schreibstil des Autors. Erst wird die Geschichte erzählt dann folgen viele Hintergrundinformationen. Bis es dann mit der eigentlichen Geschichte weitergeht.


    Ja, das ist mir auch aufgefallen. Das Buch liest sich nicht wie ein Roman. Eher wie ein Geschichtsbuch oder eine Biographie. Die vielen Personen, die beschrieben und vorgestellt werden, kann ich teilweise nur schwer auseinander halten und mich stören auch die vielen Szenenwechsel etwas. Kaum hat man sich mit einer Szene vertraut gemacht, ist aus der Sicht des Autors dazu alles gesagt und er springt zum nächsten Ereignis, was mit dem vorhergehenden nicht viel zu tun hat.


    Ein bisschen frage ich mich auch, woher der Autor seine Informationen bezogen hat. Zum Beispiel das Geschehen um Max Redlicht. Wenn keiner der Anwesenden lebend aus der Synagoge rausgekommen ist, wer konnte ihm dann darüber berichten?


    Schlimm finde ich auch, wie nüchtern der Autor die Greueltaten, die die Juden erleben mussten, schildert. Ich habe darüber zwar schon viel gesehen und gelesen, aber es erschreckt doch immer wieder.


    :flower:

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  • Schlimm finde ich auch, wie nüchtern der Autor die Greueltaten, die die Juden erleben mussten, schildert. Ich habe darüber zwar schon viel gesehen und gelesen, aber es erschreckt doch immer wieder.


    Auch Schindler kommt für mich sehr "nüchtern" rüber. Ich meine, es gibt keine große Gefühlsduselei; er hilft vielen Leuten und punkt aus. Ich denke an die eine Szene (und weiß leider nicht mehr, in welchem Kapitel es war), als Schindler neue Arbeiterinnen (Juden) einstellt


    Die vielen Personen kann ich auch nur schwer auseinanderhalten.

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  • Als Stern zu ihm sagt: "Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt", hatte ich richtig Gänsehaut. Auch wenn man natürlich nur darüber spekulieren kann, ob diese Worte für Schindler ausschlaggebend waren zu helfen (und wenn, waren sie es sicher nicht allein), aber die Vorstellung finde ich trotzdem schön.


    Ich mag die Vorstellung auch, und in dem Satz: "Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt" steckt schließlich so viel wahres.


    Ich habe immer noch ein wenig Probleme mit dem Schreibstil des Autors. Erst wird die Geschichte erzählt dann folgen viele Hintergrundinformationen. Bis es dann mit der eigentlichen Geschichte weitergeht. Das macht mir manchmal etwas Probleme. Da die Hintergrundinformationen so derart intensiv sind, dass ich dann bald nicht mehr weiß, wo wir jetzt in der eigentlichen Geschichte stehengeblieben sind.


    Das geht mir haargenau so. Ich muss meine ganze Konzentration für das Buch aufbringen, aber selbst dann steige ich manchmal nicht mehr richtig durch die Geschichte durch. Ehrlich gesagt bin ich froh zu lesen, dass es mir nicht als Einzige so ergeht. :friends:


    Trotzdem werde ich natürlich weiterlesen. :study:

  • Trotzdem werde ich natürlich weiterlesen.

    Ich auch, ganz klar. Bin ja gerade deshalb froh, dass wir es gemeinsam lesen, da es doch kein leichtes Buch ist.


    Im 6. Kapitel geht es um die Fabrik von Schindler. Die dort arbeitenden Juden werden immer häufiger zum zwangsweisen Schneeräumen beordert. Und in Schindlers Fabrik fehlt dann für diese Tage die Arbeitskraft. Hier kommt ganz deutlich der Geschäftsmann Schindler zum Vorschein, der sich ja über die fehlenden Arbeitskräfte beschwert.

    Kapitel 6 finde ich schon wesentlich angenehmer zu lesen. Habe einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass es nur besser werden kann mit dem Buch. :D
    Kapitel 6 erwähnt auch, dass die DEF des Herrn Schindler unter den Juden schon als Zufluchtsort gilt und er immer mehr jüdische Arbeitskräfte in seiner Firma "beschäftigt".
    Bin schon gespannt, wie es weitergeht.

  • In Kapitel 7 wird erwähnt, dass Schindler anstrebt, reicher zu sein als sein Vater. Was genau hat den Bruch mit seinem Vater verursacht? Die Tatsache, dass sein Vater die Familie verlassen hat und (wenn ich mich recht erinnere) andere Frauen hatte? Schon komisch in Anbetracht der Tatsache, dass Schindler in diesem Punkt dem Vater sehr ähnlich war.
    Schön für Schindler, dass dann später doch noch eine Versöhnung mit seinem Vater zu Stande kam.


    In Kapitel 12 geht es ua um die Geburtstagsfeier von Schindler in seiner Fabrik. Voller Freude küsst er eine jüdische Arbeiterin. Und wird bei der SS verraten. Ich frage mich, wer dies getan hat? Anscheinend gab es jemanden in Schindlers Firma, der ihn nicht leiden konnte.


    In meiner Ausgabe befinden sich am Anfang mancher Kapitel Fotos. Ist das bei euch auch so? Eines zeigt den beschriebenen Eingang des Gettos.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Zu der Geschichte um Max Redlicht: Ich könnte mir vorstellen, dass einer derjenigen, die Zeugen dieser Tat waren, davon später erzählten. Das kann ja auch einer der Deutschen gewesen sein, der sich entweder darüber empörte oder das mutig fand... auf jeden Fall hat mich diese Geschichte sehr beeindruckt. So viele Menschen haben in dieser Zeit unglaublichen Mut bewiesen und sich eben nicht unterkriegen lassen. Da bekomme ich wirklich eine Gänsehaut.
    Die bekomme ich auch - wenn auch aus anderen Gründen - an manchen anderen Textstellen. Die distanzierte Schreibweise des Autors ist manchmal sehr heftig, weil einen Bemerkungen so unerwartet treffen. Keneally wertet ja selber nicht wirklich, sondern berichtet nur. Und so steht man dann plötzlich vor solchen Sätzen wie diesen:

    Zitat

    Seit Wochen beklagte er [Hans Frank] sich darüber, daß die Behörden sein Generalgouverment und insbesondere Krakau, seiner Bahnverbindungen wegen, sozusagen als Müllhalde für Juden benutzten. (S. 51)

    Dieses Bild sorgt echt dafür, dass sich mir fast der Magen umdreht. Schrecklich. :pale:
    Ich finde es schön, wie deutlich wird, wie klug Schindler seine Hilfsaktionen immer angeht. Es widerstrebt ihm, dass seine Arbeiter gezwungen werden, den Schnee zu schippen, und er begründet das mit der Produktion, auch wenn es ihm sicher nicht nur darum ging. Er - und gerade das finde ich so bewundernswert - sorgt immer dafür, dass die Würde der Menschen gewahrt wird. Er hilft nicht, um sich zu bereichern.

  • Es widerstrebt ihm, dass seine Arbeiter gezwungen werden, den Schnee zu schippen, und er begründet das mit der Produktion, auch wenn es ihm sicher nicht nur darum ging.


    Aber der Autor weist darauf hin, dass hier das "Geschäftliche" in Schindler deutlich wird. Obwohl auch ich nicht glaube, dass dies im Vordergrund steht. Schindler muss gegenüber den Nazis aber immer den Schein wahren. Vorallem gegenüber Göth. Und dies gelingt ihm sehr gut und ich denke auch, wie schwergefallen muss Schindler diese "Maskerade" sein. Wie schwer "gut Freund zu sein", obwohl man diesen Menschen zutiefst verachtete.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

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  • In meiner Ausgabe befinden sich am Anfang mancher Kapitel Fotos. Ist das bei euch auch so? Eines zeigt den beschriebenen Eingang des Gettos.


    Ja, das ist in meiner Ausgabe auch so. Ich wünschte sogar, dass es noch mehr Fotos gäbe, denn sie helfen mir oft, mir ein noch besseres Bild von allem machen zu können.


    Ich bekam vor allem an dieser Stelle, im achten Kapitel, eine Gänsehaut:


    Zitat

    "Wenn Sie hier arbeiten, wird Ihnen nichts geschehen. Wenn Sie hier arbeiten, werden Sie den Krieg überleben. Guten Abend." Und damit ging er hinaus. ... Sein Versprechen hatte allen den Atem verschlagen. Er hatte gesprochen wie ein Gott. Konnte ein Sterblicher denn eine solche Zusage geben? Und doch stellte Edith Liebgold fest, daß sie ihm aufs Wort glaubte. (S. 83/84)


    Oder als es im zehnten Kapitel hieß:


    Zitat

    An den Hausmauern, in der Straßenbahn las er (Pfefferberg) die neusten Anschläge und Plakate: Reklame für Rasierklingen; eine Warnung, Partisanen aufzunehmen; die Parole JUDEN - LÄUSE - TYPHUS; sah das Bild einer jungfräulichen Polin, die einem Juden, dessen Schatten ein Abbild des Teufels ist, ein Stück Brot reicht und darunter WER EINEM JUDEN HILFT, HILFT SATAN. Vor Lebensmittelgeschäften hingen Darstellungen von Juden, die Wasser in die Milch, Läuse unters Mehl, gehackte Ratten unters Fleisch mischen und Teig mit dreckigen Füßen kneten.


    Mir wird bei solchen Beschreibung immer ganz seltsam zumute.


    Dieses Bild sorgt echt dafür, dass sich mir fast der Magen umdreht.


    Dieser Satz beschreibt meine Gefühle schon ganz gut.
    Ich kann noch so viele Bücher über den Holocaust lesen, für mich bleibt es trotzdem immer unbegreiflich. Das solch schreckliche Taten in dem Land vorgegangen sind, in ich geboren und aufgewachsen bin, in dem ich lebe, wenn auch Jahrzehnte vor meiner Zeit.


    In Kapitel 12 geht es ua um die Geburtstagsfeier von Schindler in seiner Fabrik. Voller Freude küsst er eine jüdische Arbeiterin. Und wird bei der SS verraten. Ich frage mich, wer dies getan hat?


    Das frag ich mich allerdings auch! ](*,)

  • Ja, das ist in meiner Ausgabe auch so. Ich wünschte sogar, dass es noch mehr Fotos gäbe, denn sie helfen mir oft, mir ein noch besseres Bild von allem machen zu können.

    Also ich habe auch Fotos in meiner Ausgabe (übrigens eine Club-Ausgabe von Bertelsmann aus den Neunzigern), aber die Qualität vieler dieser Bilder ist grauenhaft. Manche sehen aus, als ob man sie mit einem schlechten Schwarz/Weiß-Kopierer kopiert hätte. :x

    Ich kann noch so viele Bücher über den Holocaust lesen, für mich bleibt es trotzdem immer unbegreiflich. Das solch schreckliche Taten in dem Land vorgegangen sind, in ich geboren und aufgewachsen bin, in dem ich lebe, wenn auch Jahrzehnte vor meiner Zeit.

    Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen. Immer wieder gibt es solche Momente - gerade beim Lesen dieses Buches. Auch die Stelle, als die Frauen, denen Schindler dann das Überleben verspricht, wenn sie beim ihm arbeiten, erfahren, dass man bei Schindler im Betrieb nicht geschlagen wird... :shock: Da läuft es mir immer eiskalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, dass das in anderen Betrieben normal war und man sich nicht wehren konnte...

  • Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen. Immer wieder gibt es solche Momente - gerade beim Lesen dieses Buches. Auch die Stelle, als die Frauen, denen Schindler dann das Überleben verspricht, wenn sie beim ihm arbeiten, erfahren, dass man bei Schindler im Betrieb nicht geschlagen wird... :shock: Da läuft es mir immer eiskalt den Rücken herunter, wenn ich mir vorstelle, dass das in anderen Betrieben normal war und man sich nicht wehren konnte...


    Ich dachte eigentlich, dass das Buch in dieser Hinsicht nicht so "schlimm" sein wird - ich meine im Gegensatz zum Film (also ich dachte, das Sehen sei schlimmer). Aber mir läuft es auch häufig eiskalt den Rücken herunter. Schrecklich finde ich vor allem Göth mit seinem Gefallen an dem willkürlichen Erschießen von Gefangenen.

    Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. (Chinesisches Sprichwort)

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere. (Erich Kästner)

  • Also ich habe auch Fotos in meiner Ausgabe (übrigens eine Club-Ausgabe von Bertelsmann aus den Neunzigern), aber die Qualität vieler dieser Bilder ist grauenhaft. Manche sehen aus, als ob man sie mit einem schlechten Schwarz/Weiß-Kopierer kopiert hätte. :x

    Also in meiner Ausgabe sind auch die Bilder. Und die Qualität der Bilder ist in der Tat sehr schlecht. Aber ich verbinde das damit, dass die Bilder halt schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben und die Qualität der Fotos von damals natürlich auch nicht mit der heutigen Zeit mithalten kann. Wenn die dann noch im Buch abgedruckt werden, ist da natürlich ein erheblicher Qualitätsverlust. Das wundert mich nicht.


    Ich dachte eigentlich, dass das Buch in dieser Hinsicht nicht so "schlimm" sein wird - ich meine im Gegensatz zum Film (also ich dachte, das Sehen sei schlimmer). Aber mir läuft es auch häufig eiskalt den Rücken herunter. Schrecklich finde ich vor allem Göth mit seinem Gefallen an dem willkürlichen Erschießen von Gefangenen.

    Also entweder hab ich schon zuviel über den Holocaust gelesen oder ich lasse es nicht an mich ran, aber bis jetzt hat mir da noch keine Stelle im Buch einen kalten Schauer den Rücken runterlaufen lassen.
    Ok, ich muss dazu sagen, dass ich über die Zeit des Holocaust schon sehr viel und lange lese. Früher hab ich mich da richtig "reingesteigert" und mich aufgeregt, mitgefühlt und mitgelitten und mich auch zum Teil schuldig gefühlt. Aber das war eine andere Zeit. Wir gehören nicht zu dieser Zeit und brauchen uns somit auch nicht schuldig fühlen, das hab ich dann begriffen. Und dann hab ich es auch nicht mehr so herankommen lassen, zumindest bei den Büchern. Die Filme sind noch was anderes. Wie Christinale schon sagt...auch für mich ist das Sehen schlimmer als das Lesen. Wahrscheinlich empfinde ich es deshalb auch bei diesem Buch wieder so.